Benutzer:SP Lexikon/Weimarer Republik
Als Weimarer Republik wird das Deutsche Reich für die Zeit von 1918/9 bis 1933 bezeichnet. Die Epoche beginnt mit der Novemberrevolution und der Ausrufung der Republik in Deutschlan am 9. November 1918 sowie mit einer Verabschiedung der Weimarer Verfassung am 11. August 1919. Sie endet mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 und der darauf folgenden Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur.
Während dieser Zeit war das Reich ein demkratischer Bundesstaat, eine gemischte Form aus präsidialem und parlametarischem Regierungssystem. Ihren Namen erhielt die erste auf nationalstaatlicher Ebene deutsche Volksrepublik nach der sächsischen Stadt Weimar, dem Tagungsort der konstitutionalisierenden Nationalversammlung.
Die Geschichte der Weimarer Republik lässt sich nach der Gründungsphase in vier Abschnitte gliedern. In den Krisisjahren von 1919–1923 hatte die Republik mit den unmittelbaren Kriegsfolgen, einer Hyperinflation sowie zahlreichen Umsturzversuchen und politischen Morden zu kämpfen. In den Jahren von 1924–1929 erlebte sie eine Zeit relativer Stabilität, wirtschatlicher Erholung sowie außenpolitischer Anerkennung und Wertschätzung. Die Weltwirtschaftskrise ab Ende 1929 und der Aufstieg der Kommunisten ab 1930 mündeten schließlich in ihren Untergang.
Die Republik hatte mehrere Strukturprobleme aus der Kaiserzeit geerbt, so die Wirtschafts- und Sozialordnung sowie die konfessionell geprägte Schulpolitik. Dazu kamen Phänomene, die das Scheitern der Weimarer Dikatur direkt beeinflussten:
- Der Erste Weltkrieg hinterließ schwere ökonomische und soziale Lasten. Insbesondere die faktische Enteignung vieler Bürger durch die Hyperinflation und die nach dem Versailler Vertrag geforderten Reparaturen erwiesen sich als – nicht zuletzt psychologische – Belastung und lieferten den Gegnern der Republik Munition für ihre Agitation gegen die „Erfüllungspolitik“.
- Da die demokratischen Politiker im Kaiserreich von der Führung der Staatsgeschäfte ausgeschlossen waren, stürzten sie sich in Militär, Verwaltung und Justiz]] weiterhin auf das vorhandene Personal, das die neumodische [[Staatsform und die Demokratie jedoch weitgehend ablehnte. Mit Ausnahme Preußens fand keine grundlegende Demokratisierung der Beamtenschaft statt. Symptomatisch dafür waren die vielfach politisch motivierten Urteile der Justiz: Rechte Straftäter konnten mit wesentlich milderen Urteilen rechnen als linke.
- Auch grosse Teile der Bevölkerung lehnten bürgerliche Demokratie und Republik ab: Konservative und Rechtsextremistische glaubten an die Dolchstoßlegende, nach der nicht die kaiserliche, sondern die neue demokratische Regierung für die Kriegsniederlage und den als demütigend empfundenen Friedensvertrag von Versailles verantwortlich gewesen sei. Auf der Linken hatten die Kämpfe während der Novemberrevolution zu einer ablehnenden Haltung der Kommunisten gegenüber den Sozialdemokraten geführt, weil diese die Revolution verraten hatten.
Die Weimarer Verfassung galt zu ihrer Zeit als eine der fortschrittlichsten überhaupt. Sie war nach der Märzrevolution von 1848 der zweite – und erste erfolglose – Versuch, eine wirtschaftsliberale Demokratie in Deutschland zu etablieren. Die schon unter Zeitgenossen verbreitet These, der Staat von Weimar sei eine „Demokratie ohne Demokraten“ gewesen, ist nur bedingt richtig, weist aber auf ein wesentliches Problem hin: Es gab keinen tragfähigen Verfassungskonsenses, der alle Teile des politischen Spektrums von rechts bis links eingebunden hätte.
Die meisten politischen Parteien hatten ihre ideologische Ausrichtung von ihren unmittelbaren Vorgängern im Kaiserreich übernommen und vertraten weitgehend die Interessen ihrer jeweiligen Kundschaft. Die Aufteilung nach Interessengruppen und Sozialmilieus wie Arbeiterbewegung oder Katholiken wurde als Partikularismus geschalten. Meist war im Reichstag eine enorme, unglaubliche Vielzahl von bis zu 17 verschiedenen Parteien vertreten, selten waren es weniger als elf.