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Das Handgelenk, bei Tieren Vorderfußwurzelgelenk, (lat. Articulatio carpi oder auch Articulatio manus) bezeichnet das aus mehreren Teilgelenken zusammengesetzte Gelenk (Articulatio composita) an der Hand. Es besteht aus zwei Hauptgelenken, den Handwurzelgelenken und den Mittelhandgelenken. Die Handgelenke gehören neben den Fingergelenken zu den Gelenken der Hand. (In der Literatur bestehen Unterschiede in der Definition, wonach die Mittelhandgelenke teilweise zu den Handgelenken und teilweise zu den Gelenken der Hand gezählt werden.)
Alle Teilgelenke wirken gemeinsam als funktionelle Einheit und ermöglichen Beugung (Flexion) Richtung Handinnenfläche (Palmarflexion), Streckung (Extension) Richtung Handrückseite (Dorsalextension) sowie Abspreizbewegungen (Abduktion) Richtung Daumen (Radial(ab)duktion) und Richtung Kleinfinger (Ulnar(ab)duktion).
Unterschied zwischen Mensch und Tier
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um eine rasche Übersicht über die groben Unterschiede des Handgelenkes beim Menschen und bei Tieren zu ermöglichen, benutzen sie bitte die folgende Tabelle. Nähere Erläuterungen finden sich im Fließtext.
Übersicht Handgelenke | ||||
---|---|---|---|---|
Mensch (Humanmedizin) | Tiere (Veterinärmedizin) | |||
lat. Names des Gelenkes | dt. Name des Gelenkes | Bezeichnung | dt. Name des Gelenkes | Bezeichnung |
Articulatio radiocarpalis | Proximales Hand(wurzel)gelenk, Speichen-Hand(wurzel)-Gelenk |
Verbindung zwischen der Speiche und der der Körpermitte näher gelegenen Reihe der Handwurzelknochen (Ossa carpalia) der Handwurzel (Carpus) | ||
Articulatio ulnocarpalis / bei Tieren Articulatio ulnocarpea |
Proximales Hand(wurzel)gelenk, Ellen-Hand(wurzel)-Gelenk |
Verbindung zwischen der Elle und der der Körpermitte näher gelegenen Reihe der Handwurzelknochen, vermittelt durch eine Zwischengelenkscheibe (Discus articularis) | ||
Articulatio mediocarpalis | Distales Hand(wurzel)gelenk | Verbindung zwischen den beiden Reihen der Handwurzelknochen | ||
Articulationes intercarpales | Interkarpalgelenke | Verbindungen zwischen den Handwurzelknochen einer Reihe | ||
Articulatio intercarpalis ossis pisiforme | Erbsenbeingelenk | Verbindung zwischen dem Erbsenbein (Os pisiforme) und dem Dreiecksbein (Os triquetrum) | ||
Articulationes carpometacarpales II-V | Karpometakarpalgelenke | Verbindung zwischen der der Körpermitte entfernter gelegenen Reihe der Handwurzelknochen und den Mittelhandknochen (Ossa metacarpalia) der Mittelhand (Metacarpus) | ||
Articulatio carpometacarpale pollicis | Daumensattelgelenk | Verbindung zwischen dem großen Vieleckbein (Os trapezium) und dem Mittelhandknochen des Daumens | ||
Articulationes intermetacarpales | Intermetakarpalgelenke | Verbindungen zwischen den Mittelhandknochen einer Reihe |
Handwurzelgelenke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Proximales Handwurzelgelenk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das der Körpermitte näher gelegene (proximale) Handwurzelgelenk (Articulatio radiocarpalis) bezeichnet beim Menschen die gelenkige Verbindung zwischen dem der Körpermitte entfernten gelegenen (distalen) Ende der Speiche (Facies articularis carpi radialis) und drei der proximalen Reihe der Handwurzelknochen (Ossa carpalia), dem Kahnbein (Os scaphoideum), dem Mondbein (Os lunatum) und dem Dreiecksbein (Os triquetrum) an der Handwurzel (Carpus). Es ist eine Zwischengelenkscheibe (Discus articularis) des distalen Speichen-Ellen-Gelenkes (Articulatio radioulnaris distalis) an der Gelenkbildung beteiligt, die zwischen den Handwurzelknochen und der Elle vermittelt und somit ein zusätzliches Gelenk bildet (Articulatio ulnocarpalis). Bei den meisten Wirbeltieren existiert diese Zwischengelenkscheibe nicht und somit besteht ein direkter Kontakt zwischen der Elle und den eben genannten Handwurzelknochen (Articulatio ulnocarpea). An den Knorpelrändern der Knochen und an der Zwischengelenkscheibe ist eine dünne, schlaffe Gelenkkapsel befestigt, die durch zahlreiche einstrahlende Bänder verstärkt wird. Der Gelenkspalt ist unverzweigt und enthält manchmal Fettfalten (Plicae synoviles).
Das proximale Handwurzelgelenk ist funktionell betrachtet ein Ellipsoid- oder Eigelenk (Articulatio ellipsoidea), das zwei Freiheitsgrade besitzt:
- Beugung (Palmarflexion) bis zu circa 80° und Streckung (Dorsalextension) bis zu circa 70°.
- Abspeizbewegungen (Abduktion) zur Speiche (Radial-) bis zu circa 20° bzw. zur Elle hin (Ulnar(ab)duktion) bis zu circa 40°.
Distales Handwurzelgelenk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das der Körpermitte entfernter gelegene (distale) - selten auch mittlere - Handwurzelgelenk (Articulatio mediocarpalis), bei Tieren die mittlere Gelenketage des Vorderfußwurzelgelenkes, bezeichnet einen in etwa s-förmigen Gelenkspalt zwischen der proximalen und distalen Reihe der Handwurzelknochen. Es setzt sich anatomisch aus den einzelnen Gelenken zwischen jeweils zwei benachbarten Knochen zusammen und wirkt funktionell mit den gelenkigen Verbindungen der Handwurzelknochen einer Reihe untereinander (Articulationes intercarpales) als Einheit. Die Gelenkkapsel ist auf der Handinnenfläche straff, hingegen auf der Handrückseite schlaff und bildet zahlreiche Fettfalten aus.
Das distale Handwurzelgelenk ist ein verzahntes Scharniergelenk (Articulatio ginglymus). Der schematische Verlauf ist auf Abbildung II als rote Line dargestellt. Es ist in seinem Bewegungsausmaß durch seine gebogene Form sowie durch Bänder und Gelenkkapseln stark eingeschränkt. Es wirkt zusammen mit dem proximalen Handgelenk als funktionelle Einheit.
Interkarpalgelenke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Interkarpalgelenke (Articulationes intercarpales) bezeichnen die gelenkigen Verbindungen der Handwurzelknochen einer Reihe untereinander.
Die Interkarpalgelenke sind – wie die Karpometakarpalgelenke – so genannte straffe Gelenke oder Wackelgelenke (Amphiarthrosen), die durch zahlreiche Bandzüge so versteift sind, dass sie kaum beweglich sind. Die Gelenkkapsel ist von proximal schlaff und von distal straff. Es handelt sich um so genannte Nebengelenke, welche die Verschieblichkeit der Handwurzelknochen untereinander erhöhen und damit die Beweglichkeit der benachbarten Hauptgelenke (proximales und distales Handwurzelgelenk) steigern.
Erbsenbeingelenk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Interkarpalgelenk zwischen dem Erbsenbein (Os pisiforme) und dem Dreiecksbein (Os triquetrum), das so genannte Erbsenbeingelenk (Articulatio ossis pisiforme oder Articulatio ossis carpi accessorii) ist ein eigenstängiges Gelenk mit einer unabhängigen Gelenkkapsel und unabhängigem Gelenkspalt.
Mittelhandgelenke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karpometakarpalgelenke II–V
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Karpometakarpalgelenke des zweiten bis fünften Fingers (Articulationes carpometacarpales II–V) bezeichnen die gelenkigen Verbindungen zwischen der distalen Reihe der Handwurzelknochen der Handwurzel und den Mittelhandknochen (Ossa metacarpalia) der Mittelhand (Metacarpus). Beim Menschen werden sie nicht direkt dem Handgelenk zugeordnet (wohl aber den Gelenken der Hand), bei Tieren jedoch stets dem Vorderfußwurzelgelenk zugeordnet.
Die Karpometakarpalgelenke zwischen der Handwurzel und den Mittelhandknochen II–V sind – wie die Interkarpalgelenke – so genannte straffe Gelenke oder Wackelgelenke, die durch zahlreiche Bandzüge so versteift sind, dass sie kaum beweglich sind. Es handelt sich um so genannte Nebengelenke, welche die Verschieblichkeit zwischen den Handwurzelknochen und den Mittelhandknochen erhöhen und damit die Beweglichkeit der benachbarten Hauptgelenke (proximales und distales Handgelenk) steigern.
Daumensattelgelenk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Daumensattelgelenk (Articulatio carpometacarpalis pollicis oder auch Articulatio carpometacarpalis I) bildet eine Ausnahme der fünf Karpometakarpalgelenke, da es im Gegensatz zu ihnen kein straffes Gelenk bzw. Wackelgelenk, sondern ein echtes und somit frei bewegliches Gelenk bildet. Es bezeichnet die gelenkige Verbindung zwischen dem großen Vieleckbein (Os trapezium) und dem Mittelhandknochen des ersten Fingers, also des Daumens (Os metacarpale I oder Os metacarpale pollicis). Es handelt sich um ein Sattelgelenk (Articulatio sellaris) und wird vor allem für die Gegenüberstellung (Opposition) des Daumens gegenüber den anderen Fingern benötigt und hat daher eine zentrale Bedeutung für das Greifen.
Intermetakarpalgelenke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Intermetakarpalgelenke (Articulationes intermetacarpales) bezeichnen die gelenkigen Verbindungen zwischen den Mittelhandknochen einer Reihe untereinander.
Die Intermetakarpalgelenke sind - wie die Interkarpalgelenke und die Karpometakarpalgelenke - so genannte straffe Gelenke oder Wackelgelenke, die durch zahlreiche Bandzüge so versteift sind, dass sie kaum beweglich sind. Es handelt sich um so genannte Nebengelenke, welche die Verschieblichkeit der Mittelhandknochen untereinander erhöhen und damit die Beweglichkeit der benachbarten Hauptgelenke (proximales und distales Handwurzelgelenk) steigern.
Bänder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die einzelnen Gelenke des Handgelenkes werden durch eine Vielzahl von Bändern gestützt, die die Gelenkkapsel verstärken und Bewegungen führen. Für eine schematische Übersicht siehe Schemazeichnung II.
- Zwischen Unterarmknochen und der Körpermitte näher gelegenen Handwurzelknochen vermitteln
- Seitenbänder
- seitliches Ellenband (Ligamentum collaterale carpi ulnare) und
- seitliches Speichenband (Ligamentum collaterale carpi radiale),
- Speichen-Hand-Bänder
- Ellen-Hand-Band (Ligamentum ulnocarpale palmare).
- Seitenbänder
- Zwischen benachbarten Handwurzelknochen vermitteln
- Binnenbänder
- Ligamentum carpi radiatum: Es bezeichnet einen Komplex aus Bändern (Ligamentum radiocarpale palmare, Ligamentum intercarpale palmare und Ligamentum carpometacarpale) auf der Handinnenfläche, die vom Höcker des Kopfbeines (Os capitatum) ausgehen und alle Beugersehnen mit dem Mittelarmnerv (Nervus medianus) beherbergen,
- Ligamentum pisohamatum und
- Flächenbänder (Ligamenta intercarpalia)
- Binnenbänder
- Zwischen Handwurzel- und Mittelhandknochen (Ligamenta carpometacarpalia)
- Zwischen benachbarten Mittelhandknochen (Ligamenta metacarpalia)
- Quer über die Handwurzelknochen spannt sich das Karpalband (Retinaculum flexorum oder auch Ligamentum carpi transversum), das vom Haken des Hakenbeines (Hamulus ossis hamati) und dem Erbsenbein (Os pisiforme) zu dem Höcker des großen Vieleckbeines (Tuberculum ossis trapezii) und des Kahnbeines (Tuberculum ossis scaphoidei) verläuft. Es schließt somit einen knöchern-bindegewebigen (osteofibrösen) Kanal, den Karpaltunnel (Canalis carpi).
- Auf der Handrückseite verlaufen die Streckersehnen in der Sehnenscheide (oder auch Sehnenfächer genannt).
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf den ersten Blick scheinen die oberen Extremitäten des Menschen wenig mit den Brustflossen der Fische gemeinsam zu haben, die Grundkonstruktion ist aber durchaus vergleichbar.
Wie in Abbildung III zu sehen ist, sind Elle (1) und Speiche (2) im Verlauf der Entwicklung fast unverändert erhalten geblieben. Ebenso die Mittelhandknochen (3). Eine deutliche Reduzierung der Handwurzelknochen hat stattgefunden. Die der Körpermitte näher gelegene Reihe der Handwurzelknochen ist punktiert. Die beim Menschen nicht mehr vorhandenen Centralia braun. Die proximalen Handwurzelknochen sind schraffiert.[1]
Bei Vögeln ist die Reduktion der Handwurzelknochen am weitesten fortgeschritten. Hier sind aus der proximalen Reihe lediglich Os carpi radiale und ulnare vorhanden, während die distale Reihe mit den Mittelhandknochen zum Carpometacarpus verwachsen ist (→ Vogelskelett). Daher kommen im Handgelenk bei Vögeln nur zwei Gelenketagen – zwischen Unterarm- und Karpalknochen sowie Karpalknochen und Carpometacarpus − vor.[2]
Erkrankungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine der häufigste Erkrankungen der Handgelenke ist das Carpaltunnelsyndrom (CTS). Dabei ist der Mittelarmnerv (Nervus medianus) meist durch Druck geschädigt. Ursache können vorausgegangene handgelenksnahe Knochenbrüche (Frakturen), rheumatische Erkrankungen oder Überbeanspruchung (Computermaus, Fahrradlenker etc.) sein. Allerdings findet sich oft auch keine bestimmbare Ursache. Die häufigste Schädigung durch Verletzungen (Traumata) ist ein gelenknaher Speichenbruch (distale Radiusfraktur). Weitere Erkrankungen sind eine Sehnenscheidenentzündung, ein RSI-Syndrom und ein Ganglion. Eine Arthrose des Daumensattelgelenkes kommt recht häufig vor und wird als Rhizarthrose bezeichnet.
Untersuchungsmöglichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine moderne Diagnoseform ist neben der Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT) die Handgelenksspiegelung (Arthroskopie), die in örtlicher Betäubung bzw. Arm-(Plexus-brachialis)-Betäubung stattfinden kann. Letztere sollte nur an Zentren durchgeführt werden, an denen auch sofort eine entsprechende Therapie durchgeführt werden kann, sonst wird oft eine zweite Operation unter Narkose mit allen Risiken notwendig.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Romer, Parson: Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere; Paul Parey Verlag, 5. Auflage.
- ↑ Franz-Viktor Salomon: Lehrbuch der Geflügelanatomie. Gustav Fischer Verlag Jena, 1993. ISBN 3-334-60403-9