Benutzer:Scialfa/Gerd Staegemann

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Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Prothetische Zahnheilkunde Publikationen: Vorklinische Zahnersatzkunde. Leipzig 1964,21964 u. 31971 unter d. Titel: Vorklinische stomatologische Propädeutik; Praxisnahe Ausbildung als besonderes Kennzeichen der Stomatologie und deren Auswirkungen auf den Hochschulbau. Das stationäre und ambulante Gesundheitswesen, Planung, Organisation, Bau und Betrieb, Bd. 13. Berlin 1969, S. 135-140, Grundlagen der klinischen Stomatologie. Leipzig 1976, 21978 (Hrsg.); Einzelkronen- und Brückenersatz zur Stützzonensicherung. Stomatol. DDR 34 (1984), S. 655-659; Einführung in die Zahnheilkunde: 17 Tabellen. Leipzig 1990 (Mit einem Beitrag von G. Heidel und C.-P. Heidel) Aktive Mitarbeit in Gremien und Gesellschaften: 1963 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates für Zahnmedizin beim Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen; 1967 bis 1973 Präsident, 1973 bis 1976 Vizepräsident der Gesellschaft für Stomatologie der DDR; 1972 bis 1976 Stv. Vorsitzender des Koordinierungsrates der Medizinisch-Wissenschaftlichen Gesellschaften der DDR; 1984 bis 1986 Vorsitzender der Fachkommission für Allgemeine Stomatologie im Bezirk Dresden; bis 1990 Abgeordneter der Volkskammer der DDR Ehrungen und Auszeichnungen: 1972 Ehrenmitglied der Ungarischen Zahnärztegesellschaft; 1973 Verdienstmedaille der Purkyne-Gesellschaft der CSSR; 1974 Verdienter Arzt des Volkes; 1987 Fritz-Getzelt-Medaille; 1979 Vaterländischer Verdienstorden in Bronze; 1981 ObermedizinalratRückblick auf die Entwicklung der enossalen Implantologie an der Greifswalder Universität Die ersten Implantationsversuche an der Greifswalder Universität lassen sich bis in die 50er Jahre zurückverfolgen. Gerd Staegemann (Abb. 1) hat wesentliches zur Entwicklung der geschlossenen enossalen Implantationsverfahren in Greifswald beigetragen. Am 15. Januar 1927 in Stettin geboren, absolvierte er 1946 das so genannte Notabitur. Nach dem Studium der Zahnmedizin in Greifswald und Promotion zum Thema „Freie Transplantationen von Zahnkeimen im Hundeversuch“ (Staegemann 1950) war er von 1950 bis 1961 zunächst in der chirurgischen und später in der prothetischen Abteilung der Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten als Oberarzt tätig. Staegemann beschäftigte sich intensiv mit der Problematik der Fremdkörperwirkungen, worüber er 1956 habilitierte. Abb. 1 Prof. Dr. Gerd Staegemann (1927-1995) - 9 - Die Abb. 2 zeigt das Gebäude auf dem Gelände der Greifswalder Klinik, wo Gerd Staegemann seine Tierversuche Ende 40er/Anfang 50er Jahre durchführte. Abb. 2 Gebäude auf dem Gelände der Greifswalder Klinik, wo G. Staegemann seine Tierversuche durchführte Seine Methode der Stiftverbolzung gelockerter Zähne hat Staegemann zum ersten Mal 1957 publiziert (Abb. 3). Dieses Verfahren baut auf den Erfahrungen auf, die von Hammer (1955) bei den Zahnreimplantationen gesammelt wurden. Hammer beobachtete bei seinen Versuchen, dass der im Wurzelkanal einzementierte Metallstift nach zunächst eintretender Wurzelresorption im Knochen verankert blieb und somit die Funktionstüchtigkeit des Zahnes erhielt. Er bezeichnete diesen Vorgang als „biologische Einheilung“. Während es sich bei den Versuchen von Hammer um Replantationen handelte, wurde das Verfahren der Stiftverbolzung nach Staegemann für die in ihrem natürlichen Verband verbleibenden, parodontal oder traumatisch geschädigten Zähne empfohlen. - 10 - Die Methode der geschlossenen Implantation fand Anwendung, um Zähne, die durch entzündlich-resorptive oder operative Vorgänge gelockert waren, durch apikale Metallstift-Implantation zu befestigen und so prothetisch nutzbar zu machen (Staegemann 1957). Die Stiftverbolzung der durch einen operativen Eingriff verkürzten Wurzeln diente dazu, das normale Längenverhältnis von Zahnkrone zur Wurzel wiederherzustellen und den über der Wurzelspitze liegenden Knochendefekt zu überbrücken. Das tiefe Eintreiben des Metallstiftes in den Knochen, wie von Orlay (1960) empfohlen, bezeichnete Staegemann (1971) als unbiologisch. Abb.3 Die Methode der Stiftverbolzung gelockerter Zähne nach Staegemann (1957). Schematische Darstellung der Operationstechnik zur Verbesserung von Brückenpfeilern mit reduzierter Wurzellänge. a: Ausgangssituation; b: Wurzelkanalaufbereitung intra operationem, der operative Eingriff entspricht dem einer Wurzelspitzenresektion; c: Ein 1,5 mm starker Stiftbolzen aus Wisil wird in den Kanal eingebracht und über das Foramen apicale hinausgeschoben; d: Ein Vorgehen, bei dem der Implantatstift gleichzeitig den Metallaufbau für den späteren Zahnersatz tragen soll: ein angepasster Kupferring zur Anfertigung eines Kunststoffaufbaus, der nach dem Gussverfahren in Metall überführt wird; e: Der Stiftbolzen mit Stumpfaufbau in situ. - 11 - Ferner beschrieb Staegemann (1960) weitere Indikationsbereiche wie das unabgeschlossene Wurzelwachstum nach Devitalisation im jugendlichen Alter und die so genannte prophylaktische Stiftverbolzung aus prothetischen Gründen. Bei traumatisch bedingten Wurzelfrakturen im apikalen und mittleren Drittel bei jungen Patienten und Nachresektionen bei Rezidiven hat Staegemann (1971) der Methode der Stiftverbolzung die besten Erfolgsaussichten bescheinigt. Die Befestigung der gekürzten Wurzel durch einen Stiftbolzen ermöglichte es, den chronisch-entzündlich veränderten Knochen im periapikalen Bereich gründlicher zu revidieren, was zu einer verbesserten knöchernen Ausheilung führte. Als Stiftmaterial verwendete Staegemann zunächst Wisil, eine Chrom-Kobalt-Molybdän-Legierung. Bei einer stark zerstörten Zahnkrone sollte der Wurzelaufbau an den Stiftbolzen angegossen werden. Es wurde jedoch festgestellt, dass die beim Umgussvorgang eintretende Kornvergröberung des Stiftmaterials zu einer Bruchgefährdung führen kann. Extrem niedrige pH-Werte, die unter bestimmten Umständen im Wurzelkanal auftreten, können im grobkörnigen Gefüge Spannungskorrosionen verursachen (Staegemann 1989). Diese ungeklärten problematischen Materialeigenschaften waren unter anderem die Ursache dafür, dass das Verfahren der Stiftverbolzung nach Staegemann mit seiner Berufung auf den Lehrstuhl nach Dresden 1961 in Greifswald nicht weiter verfolgt wurde. Unter Berücksichtigung der aufgetretenen Probleme hat Staegemann während seiner Lehrtätigkeit an der Klinik und Poliklinik für Stomatologie der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus“ in Dresden sein System weiterentwickelt und ein vollkonfektioniertes Aufbausystem aus Reintitan (Implantationsbesteck: MLW Medizinmechanik Suhl) bereitgestellt. Die vollkonfektionierten Implantataufbauten und die schematische Darstellung der Vorgehensweise mit dem vollkonfektionierten Stiftimplantat-Aufbau-System nach Staegemann (1989) sind in den Abbildungen 4 und 5 einzusehen. - 12 - Abb.4 Vollkonfektionierte Implantataufbauten aus Reintitan, Durchmesser 3,5 mm und 4,0 mm sowie Sitzfräser (links) und Kontrollaufbau (rechts) (aus Staegemann G. et al. 1989). Abb.5 Schematische Darstellung des vollkonfektionierten Stiftimplantat-Aufbau-Systems nach Staegemann (1989) a: Sitzfräser zur Anlage der normierten inneren Stufe vor dem chirurgischen Eingriff; b: Mit dem Kontrollaufbau kann die Tiefe der inneren Stufe geprüft werden; c: Nach operativer Darstellung der Wurzelspitze wird der vollkonfektionierte Stiftimplantat-Aufbau zementiert; d: Bei alveolärer Abweichung muss der Implantatstift intra operationem nach palatinal abgebogen werden; e: Der normierte Titanaufbau wird durch Beschleifen in die gewünschte Form gebracht. - 13 - Die ersten Erfahrungen mit der offenen enossalen Implantologie wurden an der Greifswalder Klinik mit der Anwendung der Titanblattimplantate des Typs Leipzig seit 1983 durch J.-U. Möller und W. Sümnig gesammelt. Im Rahmen einer klinischen Studie wurden die Leipziger Blattimplantate hinsichtlich Unbedenklichkeit im Humaneinsatz, therapeutischer Relevanz und Indikation geprüft (Graf und Knöfler 1986). Seit seiner Entwicklung 1975 wurden an diesem Implantattyp verschiedene Veränderungen hinsichtlich der Implantatkörperform, -größe und der Oberflächenbeschaffenheit vorgenommen. Seit 1985 wurde das Titanblattimplantat Typ Leipzig mit Standardoberfläche (mit Edelkorund sandgestrahlt) hergestellt, das im Gegensatz zu seinem Vorgänger – Nullserientyp – über einen unten geschlossenen Implantatkörper und einen verlängerten, drehrunden Implantathals verfügte. Nach der politischen Wende in Deutschland und der damit verbundenen Erweiterung der Produktpalette in der enossalen Implantologie wurde das Leipziger Blattimplantat nur noch vereinzelt angewendet bzw. seit 1991 vollständig durch andere zylinder- und schraubenförmige Implantatsysteme ersetzt. In den letzten Jahren wird an der Greifswalder Klinik die ganze Breite der Indikationen mit schraubenförmigen Implantaten abgedeckt (z. B. ITI®-DENTAL IMPLANT SYSTEM, ANKYLOS®-Implantat-System). Wegen der positiven biomechanischen Eigenschaften einer Schraube wird diese Implantatform aus Sicherheitsgründen bevorzugt.

Zum Zwecke einer vergleichenden Untersuchung wurden die Daten der über einen Zeitraum von 1990 bis 1999 mit offenen und geschlossenen enossalen Implantaten versorgten Patienten entsprechend den Angaben aus den OP-Büchern der Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald erhoben. Anhand der Karteikarten konnten über beide Patientengruppen folgende Informationen dokumentiert werden: • Anzahl der versorgten Patienten bzw. der inserierten Implantate • Alter der Behandelten zum Zeitpunkt der Implantation • Geschlechtsverteilung der Patienten • Topographische Verteilung der Implantationen bzw. der transdentalen Fixationen • Art der Versorgung (Implantat- bzw. Transfixationssystem) • Indikationsbereiche für offene und geschlossene Implantationsverfahren • Postoperative Komplikationen • Liegedauer der Implantate • Entzündungsparameter (Lockerungsgrad, Sulkusblutungsindex, Sondierungstiefe) • Zustand des periapikalen/periimplantären Knochens anhand von Röntgenbildern. Ferner wurden Nachforschungen bis in die 50er Jahre unternommen, um die frühere Entwicklung der enossalen Implantologie an der Universität Greifswald nachvollziehen zu können. Durch Literaturrecherche (u. a. Einsicht in die Promotions- und Habilitationsschrift von Gerd Staegemann) und Kontaktaufnahme mit seinem Sohn, Herrn Dr. Stefan Staegemann, konnten die Entwicklung der Methode zur Stiftverbolzung/endodontischen Stiftimplantation nach Staegemann und seine berufliche Laufbahn verfolgt werden.

http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=972339361&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=972339361.pdf

http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=972406506&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=972406506.pdf