Benutzer:Suit/Recycling Fabrik
Recycling Fabrik | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | April 2021 [1] |
Sitz | Braunschweig |
Leitung | Rudolf Leue, Jörn van Leeuwen |
Mitarbeiterzahl | 12 |
Branche | Rückgewinnung sortierter Werkstoffe[2] |
Website | https://recyclingfabrik.com/ |
Die Recycling Fabrik GmbH ist ein deutsches Start-up-Unternehmen mit Sitz in Braunschweig. Das Unternehmen hat sich auf das Recycling von Kunststoffabfällen aus dem 3D-Druck spezialisiert und bietet ausschließlich Filament für den FDM-3D-Druck aus 100 % recyceltem Material an.
Geschäftsmodell
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Recycling Fabrik sammelt und recycelt hauptsächlich PLA und PETG, die häufigsten Kunststoffe im 3D-Druck.[1] Die Abfälle stammen vorwiegend aus Fehldrucken, Stützstrukturen und abgenutzten Prototypen aus dem 3D-Druck. Hinzu kommen Abfälle aus der Industrie, wie z.B. Verpackungsmaterial oder Einweg-Besteck, welches ebenfalls häufig aus PLA hergestellt wird. Unter anderem werden auf dem Rockharz Open Air seit 2023 Einweg-Becher gesammelt und zu Filament verarbeitet.[3][4] Das Unternehmen ermöglicht es sowohl Privatpersonen als auch Schulen, Vereinen oder B2B-Kunden, ihre 3D-Druck-Abfälle an das Unternehmen zu senden. Zum Versand können Kunden auf der Website der Recycling Fabrik ein kostenloses Versandlabel anfordern, sofern sie bereits Filament gekauft haben. Der Versand erfolgt klimaneutral mit dem DHL-Service „GoGreen“.[5] Über ein Belohnungssystem erhalten Kunden für die eingesendeten Abfälle je nach Beschaffenheit Punkte, die in Form eines Rabatts im Online-Shop für den Kauf von recyceltem 3D-Druck-Filament genutzt werden können.
Ein Alleinstellungsmerkmal der Recycling Fabrik in ist ihr bisher weltweit einzigartiger Recyclingansatz[6][7][8][9], welche auf die Vision des Unternehmens, einen perfekten Rohstoff-Kreislauf („Cradle to Cradle“) zu erreichen, zurückzuführen ist.[10] Die Recycling Fabrik ist bislang das einzige Unternehmen, das systematisch die Reste von kunststoffbasierten 3D-Drucken sammelt, recycelt und ausschließlich daraus neues Filament herstellt. Hierbei ist es möglich, ohne den Einsatz von zusätzliche Hilfsstoffe wie Pigmenten oder neue hergestelltem Kunststoffgranulat die bestehende Farbpalette zu reproduzieren und Filament ohne signifikanten Verlust der Materialeigenschaften herzustellen. [10]
Bei anderen Marktteilnehmern, die mit 100 % recyceltem Filament werben, sind häufig einige dieser Aspekte nicht berücksichtigt. Dabei wird oft nur einen kleinen Teil der Produktpalette aus recyceltem Material hergestellt bzw. wird im Rahmen der Produktion eigene Ausschussware erneut aufgearbeitet. Oft entsprechen auch die Farben der so recycelten Filamenten einem unansehnlichen grau- oder grünton.[11] Ein Beispiel hierfür ist Prusa Research, die zwar eigene Produktionsabfälle und Ausschuss recyceln, aber z.B. eine Abfälle Dritter annehmen und vorwiegend neues Filament aus Rohgranulat herstellen [12]
Unternehmensgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Idee zur Gründung der Recycling Fabrik entstand aus einem gemeinsamen Hobby - dem 3D-Druck - der Gründer Rudolf Leue, Jörn van Leeuwen und Jonas Kieserling. Während der Corona-Pandemie, als viele Menschen in Kurzarbeit waren, entwickelten die Gründer das Konzept weiter. Rudolf Leue hatte die ursprüngliche Idee, Abfälle aus dem 3D-Druck zu recyceln und in hochwertiges Filament umzuwandeln. Der Auslöser war hier das Projekt „Maker vs. Virus“.[8] Das Unternehmen wurde schließlich im April 2021 als GmbH gegründet.[1]
Die Recycling Fabrik war anfänglich auf 60 m² untergebracht und wurde bis Ende 2022 auf bereits auf 1.500 m² erweitert. [11] Per Ende 2022 wurden monatlich mehrere hundert kg Filament hergestellt und mehr als eine Tonne an an Materialien von Kunden eingesendet.[11]. im Juli 2024 betrug die monatliche Produktionsmenge rund 3 bis 3,5 Tonnen.[13]
Im November 2023 war Rudolf Leue als Sprecher auf der Formnext, der internationalen Leitmesse für Additive Fertigung, als Sprecher zu Gast.
Recyclingprozess
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorsortierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vorgabe für eingesendete Abfälle ist eine möglichst sortenreine Trennung in die beiden Stoffgruppen PLA und PETG. Eine Sortierung nach Farben ist zwar nicht zwingend notwendig. Im Rahmen des Recycling-Prozesses werden die eingesendeten Abfälle manuell sortiert.
Während beschriftete Einsendungen nur in form von Stichproben überprüft werden, sind etwa 5 % der Einsendungen unbeschriftet und müssen mit einem Handheld-Gerät per Nahinfrarotspektroskopie überprüft werden. Hierbei werden auch nicht geeignete Kunststoffe sowie fasergefüllte Materialien (Kohlefaser, Glasfaser, Holzfaser etc.) aussortiert.[14][8] Die geeigneten Kunststoffe werden in bestimmte Farbgruppen wie z.B. Schwarz, Weiß und andere vorsortiert. Die Farbe Schwarz ist dabei am unempfindlichsten und kann problemlos mit kleinen Mengen anderer Farben vermischt werden, während Weiß besonders rein bleiben muss, um Farbabweichungen zu vermeiden. [10]Die Recycling Fabrik arbeitet hier bei der Sortierung mit der Mehrwerk gGmbH, die Menschen mit Handicap durch Qualifizierung und Beschäftigung in das Arbeitsleben intergiert. [1]
Granulatherstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die 3D-Druck-Abfälle werden in einem Zerkleinerungsprozess zuerst in einem Schredder vorzerkleinert und in einem weiteren Schritt feinzermahlen. Danach werden eventuell vorhandene Metallpartikel magnetisch abgetrennt. [15] Anschließend wird das Material in einem Peletzizer zu Pellets (Kunststoffgranulat) verarbeitet. Im Rahmen dieses Verarbeitungschritts werden etwaige Fremdkörper aus der Kunststoffschmelze gesiebt.[14]
Aus den so hergestellten, verschiedenfärbigen Granulaten wird nach definierten Rezepten für die jeweils herzustellenden Farben eine Mischung erstellt. Auf diese Weise können bereits in früheren Chargen hegestellte Farbmischungen erneut reproduziert werden. Der fertig gemischte Granulat-Charge wird in einem Trockner die Restfeuchtigkeit möglichst entzogen. Dies ist erforderlich, weil PLA oder PETG hygroskopisch sind und somit Wasser einlagern. Das Wasser führt langfristig dazu, dass die Polymerketten hydrolysieren und sich somit verkürzen und der Kunststoff versprödet. Zusätzlich wird der Kunststoff im Extrusionsprozess bei deutlich über dem Siedepunkt von Wasser aufgeschmolzen, was zu einem Verdampfen der eingelagerten Feuchtigkeit führt und somit das Produktionsergebnis nachteilig beeinflusst. [14]
Filament-Herstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Herzstück der Produktion ist die Extrusionsanlage, die das Regranulat in Filament verwandelt. Die Recycling Fabrik nutzt zwei 17 Meter lange Extrusionsmaschinen, die eine präzise Steuerung des Durchmessers des Filaments ermöglicht. Das Filament wird auf einen Durchmesser von 1,75 mm mit einer Toleranzgrenze von ±0,05 mm extrudiert. Diese Präzision ist entscheidend, um sicherzustellen, dass das Filament mit den Standards der 3D-Drucker kompatibel ist. Während der Extrusion wird das geschmolzene Granulat durch eine Düse gepresst und auf Spulen gewickelt. Die Maschinen sind darauf ausgelegt, eine gleichbleibend hohe Qualität des Filaments zu gewährleisten, wobei regelmäßige Qualitätskontrollen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass keine Mängel auftreten. Filament, welches diese Parameter nicht erfüllt (z.B. Tolernazüberschreitungen im Durchmesser, Fehler in der Wicklung oder einen inhomogene Farbe), ansonsten benutzbar ist werden als B-Ware zu einem reduzierten Preis angeboten.[1][10]
Das extrudierte Filament wird sofort nach dem Verlassen der Düse in einem Wasserbad abgekühlt und danach entweder auf von Kunden eingesendete Spulen aufgerollt oder in Form von "Refills" (Filamentbündel, die vom Kunden selbst auf Wiederverwendbare zweiteilige Leerspulen gesteckt werden) gewickelt. Die Spulen oder Refills werden in Kunststoffbeuteln gemeinsam mit einem kleine Behälter mit regenerierbaren Silicagelkügelchen als Trockenstoff unter Vakuum verpackt. Die Behälter für den Trockenstoff werden hierbei von der Recycling Fabrik per 3D-Druck herstellt und können ebenfalls wieder dem Recycling zugeführt werden.[14][16]
Trotz einer minimalen Degradation (nach rund 10 vollständigen Recyclingzyklen degradiert das Material in seinen Eigenschaften um 5 bis 10 %) eignet sich das so recycelte Filament besonders für Prototyping und nicht-mechanisch belastete Druckobjekte.[7] In der Praxis sind für den Endnutzer idR. keine Unterschiede feststellbar. [16]
Communityaktivität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Recycling Fabrik engagiert sich aktiv in der Community und nutzt Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube, um ihre Mission und Produkte einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Auf TikTok zeigt das Team in kurzen, unterhaltsamen Videos den Recyclingprozess bzw. gibt einblicke in die Produktion. Diese Plattformen dienen nicht nur der Markenpräsenz, sondern auch der Aufklärung und Interaktion mit einer wachsenden Community von 3D-Druck-Enthusiasten. Durch regelmäßige Posts und informative Beiträge fördert die Recycling Fabrik das Bewusstsein für Nachhaltigkeit im 3D-Druck und inspiriert ihre Follower, aktiv an der Kreislaufwirtschaft teilzunehmen.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2021 wurde die Recycling Fabrik mit dem "Marketing Löwen" des Marketing-Club Braunschweig-Wolfsburg ausgezeichnet [17][18]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- offizielle Website
- Pitchnext Event: Material & Applications Vortrag von Rudolf Leue auf der formnext 2023
- So recycelt man Filament - Zu Besuch bei der Recycling Fabrik Make-o-Rama 3D Druck; Reportage auf YouTube; 01.05.2024; 36:17 Minuten
- Rudolf Leue of Recycling Fabrik on the Future of Filament Recycling Interview mit Rudolf Leue in "The Infill Podcast", Episode 29; The Next Layer; 21.12.2023
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e New Plastic Heroes: Recycling Fabrik | Vom Abfall zum hochwertigen Filament Melanie Ehrhardt; 12. September 2023; in Kunststoffe Ausgabe 09/2023; Seite 12 und 13
- ↑ Recycling Fabrik GmbH bei Creditreform
- ↑ Inklusion und Nachhaltigkeit werden beim ROCKHARZ groß geschrieben
- ↑ [ https://www.rockharz-festival.com/neues-vom-vorplatz-recycling-fabrik NEUES VOM VORPLATZ – RECYCLING FABRIK]
- ↑ Recycling Fabrik: Recyceltes Filament aus euren alten 3D-Drucken und Fehldrucken
- ↑ Impressive 3D Printing Technology at FORMNEXT 2022 Stefan Hermann; 21.01.2023; CNC Kitchen auf YouTube
- ↑ a b Rudolf Leue of Recycling Fabrik on the Future of Filament Recycling
- ↑ a b c Filament aus Müll | Recycling Fabrik | Rudolf Leue im Podcast
- ↑ Impressive 3D Printing Technology at FORMNEXT 2022
- ↑ a b c d Neues Leben für Reste aus dem 3D-Drucker: Die Recycling Fabrik in Braunschweig Miriam Grupe; 15.12.2022; die-region.de
- ↑ a b c Recycling YOUR Filament Waste into new Filament? Sign me up! FilamentStories; 22.11.2022
- ↑ Recycling Fabrik: Aus alten 3D-Drucken wird neues Filament Stella Risch; 05.04.2022; heise.de
- ↑ Produktionsmenge
- ↑ a b c d So recycelt man Filament - Zu Besuch bei der Recycling Fabrik Make-o-Rama 3D Druck, 01.05.2024
- ↑ https://www.tiktok.com/@recyclingrudi/video/7327705165845531936 Ausflug Teil 3]
- ↑ a b Die Umstellung auf Recycling-Filament für den 3D Druck ist abgeschlossen. Heiko Rech; Juli 2024
- ↑ https://www.die-marketingloewen.de/r%C3%BCckblick/r%C3%BCckblick-2022-1/
- ↑ https://regionalheute.de/braunschweig/marketing-loewen-vergeben-braunschweig-1662696990/