Benutzer:Svendartsch/St. Stephan (Lindau) (erneuter Versuch)
Die evangelische Stadtpfarrkirche St. Stephan auf Lindau im Bodensee ist eine evangelische Predigtkirche. Ihr Ursprung geht auf das Jahr 1180 zurück. Sie liegt im östlichen Bereich der Insel direkt am Marktplatz.[1]
Geschichte [1]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ältesten Teile der Kirche sind nur noch im Bogen auf der Südseite des Chorraums sichtbar, sie stammen aus dem Jahr 1180 und bildeten damals den Beginn des Baus der neuen Kirche. Die Gemeinde versammelte sich zuvor in der zu klein gewordenen, aber immer noch erhaltenen Peterskirche am Schrannenplatz.
Mit dem Wachstum der Freien Reichsstadt wurde St. Stephan stetig erweitert, vergrößert und verändert. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich der Chorraum, 1506 wurden die beiden Seitenschiffe vergrößert und die Kirche zum Marktplatz hin verlängert - dies entspricht dem heutigen Grundriss.
1528 schloss sich der Rat der Freien Reichsstadt Lindau der Reformation an und ließ die alten Altäre entfernen.
1780 erhielt die Kirche die heutige Ausstattung durch Altar, Taufstein und Kanzel, auch das Gestühl stammt aus diesem Jahr.
1783 erhielt die Kirche Ihre Orgel, deren Gehäuse heute noch erhalten ist. Ursprünglich im Chorraum auf einem Podest stehend wurde 1860 die Empore erweitert und das Instrument dort aufgestellt.
Namensgebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kirche hat vor über 800 Jahren ihren Namen St. Stephan erhalten, lange vor der Reformation. Während der Reformation wurde der Name beibehalten, da die lutherischen Reformatoren die Heiligen nicht aus dem Glauben verbannten. Besonders der Heilige Stephanus kann als evangelischer Heiliger gesehen werden. Apostelgeschichte Kapitel 6 und 7 berichten wie er als einer der sieben Diakone der Jerusalemer Gemeinde die frohe Botschaft Jesu Christi allen verkündete.
Reformation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]St. Stephan ist seit der Reformation evangelisch-lutherische Stadtpfarrkirche. Ein Lutherbild erinnert in der Kirche an die Reformation. Mit der Predigt nach Luthers Lehre begann 1523 der Mönch Michael Hugo im Lindauer Barfüßerkloster und brachte so die Reformation nach Lindau. Mit Thomas Gassner kam der eigentliche Reformator in die Stadt. Gleichzeitig übernahm die Freie Reichsstadt Lindau die Verantwortung für die Kirche. Nachdem man auch kurze Zeit mit der schweizer Reformation sympathisierte entschloss sich der Rat der Stadt den lutherischen Städten und Ständen zu folgen. 1529 wurde in Speyer die Protestation unterschrieben.
Ausstattung [1]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kanzel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kanzel, als einer der drei zentralen Orte im evangelischen Gottesdienst ist in rötlich-buntem Stuckmarmor ausgeführt. Es ist wahrscheinlich, dass die erste Kanzel noch am Übergang zwischen Altarraum und Kirchenschiff stand. Mit Anschluss an die Reformation wurde ein festes Gestühl errichtet und die Kanzel rückte in die Nähe der Predigthörer. Bei der Umgestaltung der Kirche im 18. Jahrhundert wurde die Kanzel an der vierten Säule der nördlichen Säulenreihe zwischen den Bänken eingebaut, gegenüber der ehemaligen Empore an der Südseite welche 1934 abgebrochen wurde.
Bis heute wird die Kanzel für Predigt und Verkündigung mitten im Kirchenschiff genutzt.
Der Schalldeckel der Kanzel ist gekrönt mit Lindenzweigen in einer Vase, ebenfalls das grüne Kanzelparament trägt 3 Lindenblätter. Sie sollen die Stadtgemeinde daran erinnern die Verantwortung für ihre Stephanskirche zu übernehmen.
Altar
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Ende des Mittelgangs steht der barocke Altar, ebenfalls wie die Kanzel aus Stuckmarmor. Bei der großen Umgestaltung 1780 wurde er in das Zentrum der Kirche gestellt.
Taufstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mitten im Chorraum steht im gleichen Stil wie Kanzel und Altar der Taufstein mit seinen goldenen Verzierungen. Seit Ende des 18 Jahrhunderts werden Kinder und Erwachsene an dieser Stelle getauft, zur erweiterten Austattung gehören eine silberne Taufschale und Kanne aus dem Jahr 1744.
Buntglasfenster südliches Seitenschiff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Links und rechts des südlichen Ausgangs zum Kirchplatz finden sich 4 Glasfenster aus dem 20. Jahrhundert. Sie stammen aus dem Jahr 1934 als die Empore im südlichen Seitenschiff abgebrochen wurde.
Links außen ist ein Bild der vier apokalyptischen Reiter zu sehen. Das andere Fenster links der Tür beschreibt die Vertreibung der Händler aus dem Tempel. Beide Fenster wurden von Ludwig Siebert gestiftet.
Rechts der Tür finden sich Darstellungen des Sieg David gegen Goliath und der Begegnung Jesu mit der Samariterin am Brunnen. Über beiden Fenstern finden sich die Wappen der jeweiligen Stifter.
Die weiteren Fenster zeigen eine kreisrunde Darstellung der Ankündigung Jesu Geburt an Maria durch den Engel Gabriel und ein viereckiges Bild des Bischofs Benno von Meißen, eine der ältesten Darstellung aus dem 15. Jahrhundert.
Die beiden hinteren Fenster zeigen die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes (v.l.n.r.)
Buntglasfenster im nördlichen Seitenschiff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Glasfenster auf der Nordseite zeigen den Lebensweg Jesu
- Jesus ruht auf dem Schoss seiner Mutter
- Die Verklärung Jesu
- Jesus betet in Gethsemane
- Kreuzigung auf Golgatha
- Grablegung Jesu
- Der auferstandene Jesus
Rechts der Tür zum Hospital ist ein kleines Fenster mit der Abbildung Christopherus mit dem Jesuskind auf dem Arm.
Chorraumfenster
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den Chorraum prägen die drei großen Fenster aus dem Jahr 1965 des Künstlers Adolf Kleemann.
Im Zentrum der Gesamtdarstellung ist der auferstandene Christus im weißen Gewand vor dem dunklen Kreuz zu sehen, im Hintergrund ist die rote Sonne des Ostermorgens bereits zu erkennen. Über der Abbildung Jesu ist in einem kleinen Kreis die Taube als Symbol es Heiligen Geistes zu sehen und darüber in einem großen Kreis die Farben Blau, Gold, Rot und Gelb als Zeichen der Schöpfung Gottes (Wasser, Licht, Feuer und Nahrung). Unter dem Auferstandenen ist der Heilige Stephanus als Namensgeber der Kirche in einer ungewöhnlichen Darstellung zu sehen - tödlich verletzt am Boden liegend. Der Künstler bezieht sich auf seine Erfahrungen aus dem II. Weltkrieg als Soldat und Kriegsgefangener.
Im linken Fenster ist Johannes der Täufer im gelben Gewand mit Bart und rotem Stab in Kreuzform abgebildet. Neben ihm erkennt man den Kaiser, den König, den Herzog und den Fürsten anhand ihrer Insignien deutlich kleiner dargestellt als Zeichen, dass alle weltliche Macht nur geliehene göttliche macht ist. Über Johannes werden fünf Märtyrer in Bänder gewickelt, darüber ist ein Thron zu sehen. Abschluss findet das Fenster durch sieben Flammen in einem Dreieck welche den Thron Gottes beleuchten.
Das Rechte Fenster zeigt ebenfalls einen gelben Johannes, hier sind verschiedene namensgleiche Personen vereint - Johannes der Jünger, Johannes der Evangelische, Johannes der Seher der Offenbarung. Daneben kleiner stehen vier Frauen, je eine aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa/Australien/Nordamerika. Über Johannes sind wie auch links fünf Märtyrer abgebildet, darüber in einem gelben Kreis das Lamm Gottes. Gekrönt wird das Fenster durch die sieben Flammen im Dreieck als Zeichen der Feuerzungen zum Pfingstfest.
Alle drei Fenster schließen nach unten mit einem kleinen Kreis, hier sind Schöpfungswerke Gottes - Sonne, Mond, Sterne, Fische und Vögel - zu sehen.
Epitaphien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An den Wänden des Chorraums fallen besonders die beiden Epitaphien von Daniel Heider und seinem Sohn Valentin Heider auf.
An der nördlichen Wand ist das Epitaph Daniel Heiders zu sehen. Oben mit dem Familienwappen geschmückt ist darunter die Grablegung Jesu zu sehen. Darunter kniet die gesamte Familie Heider vor dem auferstandenen Christus. Links im Bild ist Daniel in der Löwengrube und rechts Johannes der Seher der Offenbarung zu sehen. Nach unten abgeschlossen wird das Grabdenkmal mit der Inschrift über Daniel Heiders Verdienste für die Stadt Lindau.
Das Epitaph Valentin Heiders hängt an der Südwand. Entworfen vom Konstanzer Bildhauer Daniel Schenk.Es zeigt die Auferstehung Jesu am Ostermorgen, Christus mit der Siegesfahne in der Hand; müde Soldaten wenden sich von der Szene erschrocken ab. Links und rechts ist das Bild mit umrahmt mit einem Chronos mit Sense in der Hand und einer Frau mit Schlange in der Hand als Darstellung der Prudentia. Wie bei seinem Vater schließt auch hier das Bild nach unten mit den Verdiensten für die Stadt Lindau.
Martin Luther und der Schwan
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Bild im Chorraum zeigt neben Luther einen Schwan. Die rötliche Steintafel gegenüber dem Luther-Bild verweist auf die Reformationsgeschichte und wurde Ende der 20er Jahre des 20.Jahrhunderts angebracht.
Historische Holzbänke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In St. Stephan finden sich sehr unterschiedliche Bänke auf einem Gestühl. Die vorderen 10 Bankreihen zu beiden Seiten haben umklappbare Rückenlehnen, im rückwärtigen Teil einerseits durchgehende Sitzbänke mit Türen auf der anderen Seite Einzelsitze mit Armlehnen. Die Reihen mit Türen waren Sitzplätze für die Frauen und ihre Kinder, die Einzelsitze dienten den Männern. Alle Bänke sind durchnummeriert, im vorderen Teil besitzen einzelne Plätze ebenfalls eine Nummerierung. Die umklappbaren Rückenlehnen ermöglichen den Anwesenden sowohl dem Geschehen am Altar als auch an der Kanzel zu folgen.
Christusfigur aus Holz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im nördlichen Seitenschiff befindet sich seit dem Jahr 2000 ein kostbares gotisches Kruzifix. Es ist aus Lindenholz gefertigt und stammt aus Mittelitalien und wird auf das 14. Jahrhundert datiert. Gestiftet wurde es vom Ehepaar Bodo und Ille von Gamp. Durch fehlendes Haupt- und Barthaar wirkt es sehr modern. Die Balken des Kreuzes wurden wahrscheinlich im Barock entfernt.
Romanische Steinskulptur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese romanische Steinskulptur saß als Eckstein in ca. 7 Metern Höhe an der Außenwand des Chores und stammt aus der ersten Bauphase um 1180. Das in der Kirche zu sehende Stück ist das Original, eine Kopie befindet sich am ursprünglicen Ort an der südlichen Außenwand nahe dem Kirchturm. Der Eckstein zeigt einen Löwen der auf seinen Hinterläufen kauert und das Maul öffnet. Von unten greift ein Mensch, der den Kiefer mit seinen Händen hält.
Orgeln [1]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hauptorgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hauptorgel in St. Stephan steht gegenüber dem Chor auf einer 1860 erweiterten Empore über dem Haupteingang. Zuvor stand das Instrument im Chorraum auf einem kleinen Podest. Das reich verzierte Gehäuse stammt aus dem Jahr 1783 und beheimatet heute ein Werk von 1975 der Firma Steinmayr aus Oettingen. Das 3-manualige Instrument besitzt ca. 3700 Pfeifen bei 48 Registern, im Prospekt ist der Prinzipal 16' des Pedal sowie Pfeifen des Prinzipal 8' des Hauptwerks zu sehen. Die Orgel führt einen Lindenbaum als Stadtwappen im Prospekt. Das Gehäuse zeigt mit seinen schönen Stuckornamenten unterschiedliche Musikinstrumente.
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Chororgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Glocken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kirchturm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stadtwappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Recherche im Archiv des Gemeindeamts der Stadtpfarrkirche St. Stephan in Lindau, Sven Dartsch
Koordinaten: 47° 32′ 50,7″ N, 9° 41′ 16,2″ O
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