Benutzer:Türkenlouis
Eine recht interessante Gestalt des ausgehenden Barockzeitalters war Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden - genannt der Türkenlouis.
Zwar regierte der Kriegsheld nur einen Kleinstaat, doch stand er in Dienst und Bündnis beziehungsweise in Krieg und Fehde mit den mächtigsten Herrschern der damaligen Welt, mit Leopold I. von Österreich und Ludwig XIV. von Frankreich. Ein recht mutiger Mann also, der es wegen seiner taktischen und strategischen Begabungen verstand, manchen Sieg auch unter ungünstigen Voraussetzungen zu erringen, was ihm den volkstümlichen Titel Türkenlouis und durchaus den Respekt seiner türkischen Gegner einbrachte.
Ludwig XIV - der Sonnenkönig - dem er seinen ersten Vornamen verdankt, war sein Taufpate. Dies hinderte selbigen aber nicht, den Pfälzischen Erbfolgekrieg anzuzetteln und Türkenlouis' schönen kleinen Staat zu verwüsten. Also musste der Türkenlouis statt gegen die fernen Türken gegen seinen nahen Patenonkel kämpfen. Tatsächlich gelang es ihm, das weitere Vordringen der Franzosen zu verhindern und sie aus Süddeutschland hinauszudrängen.
In seinen späteren Jahren verstrickte er sich zunehmend in Auseinandersetzungen mit dem österreichischen Kaiser, den er zwingen wollte, ihn zum Neunten deutschen Kurfürsten zu ernennen. Doch Kaiser Leopold I. zog ihm den Welfen Ernst August von Hannover vor.
Aus Revanche trat Ludwig Wilhelm 1693 dem Fürstenbündnis für die “deutsche Freiheit und Wohlfahrt des Reichs“ bei. Der vor Wut schäumende Kaiser ließ ihm daraufhin eine überaus deutliche Verwarnung zukommen, die Ludwig Wilhelm mit der Bemerkung quittierte, man wolle aus den Fürsten wohl “Güllebauern und Sklaven“ machen. Zudem ironisierte er: “Auch ist mir solches gar nichts Neues, indeme mein Seliger Vetter Printz Hermann sowohl alß ich, des Kayserlichen Ministerii undanckbahrkeiten und Unbilligkeiten gegen Unserer persohnen und unser Hauß schon längstens gewöhnet.“
1699 brachen die Streitigkeiten erneut auf und nahmen dramatische Ausmaße an. Wieder einmal hatte Leopold I. den Türkenlouis im Stich gelassen und ihm die Kurfürstenwürde vorenthalten. Bitter resümierte Ludwig Wilhelm, außerordentlich erbost über die Illoyalität seines kaiserlichen Dienstherrn, in einem Brief vom 29. August 1699 “dass alle Churfürsten dass reichs unter Ihro kay. May. Glorwürdigsten Regierung gewachsen, Ihre Häußer vergrößert, und sich bereichert. Ich hingegen Mein Hauß in Ihro Kay. May. Diensten ruinirt und destruirt, auch Landt und Leute abbrennen lassen“.
Er bat um Entlassung aus allen Ämtern und kündigte an, fortan nur noch in seinem “kleinen fürstenthunb“ Baden leben zu wollen. Selbst als ihm der kaiserliche Hof mit harten Sanktionen, mit Konfiskation seiner böhmischen Besitzungen und gar mit Verhaftung drohte, ließ sich Ludwig Wilhelm nicht einschüchtern und meinte, das sei “recht lächerlich“. Er traute sich gar, Leopold I. unverhohlen zu drohen, indem er im sich anbahnenden Konflikt zwischen Habsburg und Frankreich um die spanische Erbfolge laut über seine Neutralität und die des schwäbischen Reichskreises nachdachte.
Ähnlichkeiten mit manchen Interna bei Wikipedia? Durchaus. Natürlich. Aber sicher doch.
Deswegen erlaube ich mir, den Namen dieses tapferen, wenn leider auch verbitterten Helden, für meine Mitarbeit bei Wikipedia auszuleihen.