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Fractional Orbital Bombardment System (kurz FOBS) ist englische Bezeichnung eines ehemaligen sowjetischen Flugkörpersystems mit partieller Umlaufbahn (russisch Система частично-орбитального бомбометания), das mit Hilfe einer modifizierten schubstarken Interkontinentalrakete einen nuklearen Sprengkopf in einer nur teilweise genutzenen niedrigen Erdumlaufbahn zum Einsatz bringen sollte. Der Sprengkopf musste dazu mindestens knapp die erste kosmische Geschwindigkeit von rund 8 km·s-1 (28.000 km·h-1) erreichen bzw. mit einer nur etwas geringeren Geschwindigkeit einen partiellen Umlauf realisieren können, wofür man einen antriebsstarken Träger benötigt (siehe Weltraumwaffe).
Mit derartigen Flugbahnen konnte potentiell jeder Punkt der Erde erreicht werden. Der Weltraumvertrag vom 10. Oktober 1967[FOBS 1] verbot in Artikel IV[1] jedoch Entwicklung, Produktion und Stationierung von nuklearen Kampfmitteln im Orbit. Daher wurden bei Entwicklung und Erprobung nur unvollständige Umlaufbahnen als Flugstrecke vorgesehen. Damit wurde formal der Weltraumvertrag von diesen Nuklearraketen nicht verletzt, eine Sichtweise, der sich sowohl die USA durch ihren Verteidgungsminister Robert McNamara[2] als auch die UdSSR bedienten. Die Stationierung erfolgte letztlich in verbunkerten Startanlagen wie bei normalen ICBMs
FOBS wurde während des Kalten Krieges ab 1965 von der Sowjetunion mit der Rakete R-36-O aus Michail Jangels OKB-586 erprobt. Dabei wurden Sprengkopfattrappen von Baikonur aus Richtung Südpol gestartet. Sie wurden kurz vor Abschluss des ersten Orbits abgebremst und schlugen auf einem Testgelände in Snamensk bei Astrachan auf.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Erprobungen wurden am 25. August 1969 die ersten FOBS-Raketen in Dienst gestellt. Insgesamt wurden in Baikonur 18 Startsilos für die R-36-O (je ein Sprengkopf mit einer Sprengkraft von 1 bis 3 MT) errichtet.
Im Gegensatz zu herkömmlichen ballistischen Trägersystemen, bei denen die Sprengköpfe nach dem Brennschluß einer von vornherein suborbitalen Wurfparabel folgen, wobei die Flugbahn einen hohen Scheitelpunkt (Apogäum) aufweist, erscheint ein FOBS-Sprengkopf auf einer niedrigen Umlaufbahn (LEO) erst in einer vergleichsweise kurzen Entfernung zum Ziel über dessen Horizont. Dabei kann er potentiell aus allen Richtungen anfliegen und die Zeitspanne zwischen Detektieren und Einschlag des Sprengkopfs im Zielgebiet beträgt nur wenige Minuten, sodass die Vorwarnzeit sehr gering ist. Diese Flugparameter bieten kaum Abwehrmöglichkeiten und lassen praktisch keine Zeit, Schutzmassnahmen im Zielgebiet rechtzeitig zu realisieren. Daneben sind derartige Flugkörper auf orbitalen bzw. orbitalnahen Bahnen bis auf ihre mglw. ungewöhnliche Bahnneigung praktisch nicht von normalen Satelliten in LEOs zu unterscheiden, wenn ihr Aufstieg nahe der bekannten Raumfahrtstartplätze erfolgte. Diese Unwägbarkeiten führten später zum Verbot von FOBS-Waffensystemen durch den SALT-II-Vertrag, da sie die Stabilität des Gleichgewichts des Schreckens empfindlich störten. Ab 1982 wurden alle Startanlagen außer Dienst gestellt. Die Träger wurden für Satellitenstarts verwendet. Die letzte R-36-O wurde im Februar 1983 entfernt, später wurden alle 18 Silos und die dazugehörige Ausrüstung vernichtet.
Für präzise Angriffe, etwa auf Silos von ICBMs war FOBS nicht geeignet, da die Bahnparameter, Ausrichtung und Stärke des Bremsimpulses sowie der relativ flache Wiedereintritt mit einem längeren Durchgang durch die Atmosphäre eine deutlich schlechtere Zielgenauigkeit gegenüber den ballistischen Raketen aufwiesen.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]FOBS
- ↑ mit der Hinterlegung der Ratifizierungsunterlagen durch die Atommächte USA, Sowjetunion und England trat der Vertrag an diesem Tag in Kraft
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Outer Space Treaty. United Nations Office for Outer Space Affairs, 21. Juli 2021 (englisch).
- ↑ Michael Listner: FOBS, MOBS, and the reality of the Article IV nuclear weapons prohibition. In: The Space Review. 17. Oktober 2022 (englisch).