Benutzer:ThePeter/Bewertungskriterien

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Aus Anlass meiner Kandidatur zur Jury zum fünfzehnten Schreibwettbewerb gebe ich nachfolgend eine kleine Übersicht über die Aspekte, die mich bei der Bewertung von enzyklopädischen Artikeln im Allgemeinen und von Wettbewerbsartikeln im Besonderen beschäftigen. Ich gebe bewusst keine Gewichtung der Kriterien an, weil am Ende immer das Gesamtbild entscheidet und dieses sich nicht in mathematische Formeln zwängen lässt.

Ausgangslage des Artikels

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Relevanz des Themas

Es gehört zu den Selbstverständlichkeiten, dass das Thema enzyklopädisch relevant sein muss. Unter den relevanten Themen gibt es grundsätzlich keine Gewichtung im Sinne von je relevanter desto besser. Ein Artikel zu einem abseitigen, aber noch relevanten Thema kann ebenso gewinnen wie ein Artikel zu einem sehr zentralen Lemma.

Schwierigkeitsgrad und Quellenlage

Es gibt schwierige und einfache Themen. Zu manchen Themen finden sich ohne weiteres gut aufgearbeitete Quellen, die man leicht ausschlachten kann. Bei anderen Themen ist die Literaturlage so dünn, dass sichere Aussagen nur schwer zu machen sind. Die Anforderungen an einen exzellenten enzyklopädischen Artikel sind in diesen Fällen verschieden. Bei reichlicher Quellenlage besteht eine der Hauptaufgaben in der Auswahl und richtigen Gewichtung, und auch in der manchmal schweren aber notwendigen Entscheidung, vorhandene Informationen wegzulassen. Bei dünner Quellenlage besteht die Herausforderung darin, dennoch eine zusammenhängende und verständliche Darstellung zustande zu bringen, ohne sich in Spekulationen oder freien Ausschmückungen zu ergehen. Die Chancen für den Artikel sind in beiden Fällen gleich, das Thema muss eben angemessen bearbeitet werden.

Zustand des Artikels vor dem Wettbewerb

Im Schreibwettbewerb teilnehmende Artikel müssen nicht gänzlich neu sein. Dementsprechend werden wir bei der Bewertung natürlich auch einen Blick auf die Ausgangsversion werfen. Es muss für den Teilnehmer aber kein Nachteil sein, wenn auch vor dem Wettbewerb schon ein längerer Artikel bestand. Es ist oft keineswegs einfacher, einen schlechten Artikel zu verbessern, als ihn neu zu schreiben. Wenn allerdings ein bereits bestehender Artikel in Inhalt und/oder Gliederung zu weiten Teilen übernommen wird, dann schmälert das natürlich den Eindruck von der Eigenleistung des Wettbewerbsteilnehmers.

Einleitung

Die Einleitung sollte eine kurze Zusammenfassung des gesamten Artikels in der Weise enthalten, dass sie sich als eigenständiger kurzer Eintrag in einem Taschenlexikon eignen würde, so dass der eilige Leser die wesentlichsten Informationen bereits hier erhält. Die Einleitung sollte aber in der Regel keine eigenständigen Aussagen treffen, die im eigentlichen Artikel nicht aufgegriffen werden.

Themenabdeckung

Das durch das Lemma vorgegebene Thema sollte möglichst so umfassend behandelt werden, dass wesentliche Fragen nicht offen bleiben. Das bedeutet nicht, dass der Autor Wissen entwickeln muss (oder auch nur darf), das es nicht gibt. Wenn zum Beispiel bei einem Lebewesen bislang ungeklärt ist, wie sich das Lebewesen fortpflanzt, dann braucht das auch der Artikelautor nicht zu wissen. Er sollte aber eben diesen Umstand, dass diese Frage ungeklärt ist, im Artikel ansprechen. Dann bleibt diese Frage aus enzyklopädischer Sicht nicht offen.

Themenabgrenzung

Die Darstellung sollte sich auf das Lemma konzentrieren. Exkurse und allgemeine Erläuterungen, die nicht direkt mit dem Lemma zusammenhängen, sollten auf das zu dem Zweck des Lemmaverständnisses unbedingt notwendige Maß beschränkt werden. So kann und sollte eine Politikerbiographie das Wirken des Politikers in die politischen Geschehnisse der Zeit einbetten. Der Artikel darf aber nicht zu einer allgemeinen Geschichtsdarstellung abdriften.

Einbettung in Zusammenhänge

Isoliertes Wissen ohne Bezugspunkte zu anderem Wissen ist meist wenig hilfreich. Ein enzyklopädischer Artikel sollte das Thema im angemessenen Umfang in größere Zusammenhänge einordnen. Zur Darstellung eines Krieges gehört die Vorgeschichte und die Nachwirkungen, zur Darstellung einer Person gehören deren Bezüge zu zeitgenössischen Strömungen und die Rezeption des Wirkens der Person durch die Nachwelt. Auch hier ist aber das Maß wichtig. Der konkrete Zusammenhang zum Lemma muss erhalten bleiben, ein Abdriften in einen essayistischen Exkurs sollte vermieden werden.

Schwerpunktsetzung

Die meisten Themen haben viele Facetten. Die Darstellung im Artikel sollte einer nachvollziehbaren Schwerpunktsetzung folgen. Die Schwerpunkte sollten sich an der jeweiligen enzyklopädischen Relevanz orientieren. In einer Biographie sollten zum Beispiel Schwerpunkte auf den Tätigkeiten gelegt werden, welche die enzyklopädische Relevanz der Person begründen, während Nebensächlichkeiten wie Familienleben allenfalls kurz behandelt werden sollten.

Flüssigkeit der Darstellung und roter Faden

Die Orientierung am Lemma sollte sich auch im Textfluss wiederspiegeln. Der Leser sollte beim Lesen des Textes immer wissen, wo er gerade ist und wie der konkrete Abschnitt mit dem Lemma zusammenhängt. Generell ist eine strukturierte Darstellung im Fließtext ermüdenden aufzählungsartigen Darstellungen vorzuziehen.

Korrektheit und Widerspruchsfreiheit

Nicht zuletzt sollte der Artikel natürlich auch inhaltlich korrekt sein. Die Korrektheit sollte durch angemessene Angabe der Quellen nachvollziehbar gemacht werden.

Sprache und Darstellung

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Neutraler Standpunkt

Auch wenn ich oben geschrieben habe, die Kriterien auf dieser Seite nicht fest zu gewichten, so will ich doch diesen Punkt als besonders wichtig herausstellen. Grundvoraussetzung für eine gelungene enzyklopädische Darstellung ist die unbedingte Einhaltung des neutralen Standpunktes. Weil die Tragweite dieses Grundsatzes oft nicht verstanden wird, hier noch einmal ein Beispiel. Wer einen Artikel über Adolf Hitler schreibt und dort mitteilt, Hitler sei ein böser Mensch und Kriegsverbrecher gewesen, der hat den neutralen Standpunkt verfehlt, obwohl im Prinzip alle zustimmend nicken würden. Der neutrale Standpunkt verlangt, dass das Wirken Hitlers dargestellt wird. Wertungen darf der Leser selbst treffen. Das gilt übrigens auch für Personen, die von irgendwelchen Gerichten als Kriegsverbrecher verurteilt worden sind. Es ist richtig und neutral zu sagen: XY wurde vom Gericht YZ als Kriegsverbrecher verurteilt. Falsch ist es zu sagen: XY war ein Kriegsverbrecher.<ref>Urteil Gericht YZ</ref>

Ausdruck und enzyklopädischer Stil

Ein guter Artikel sollte auch sprachlich niveauvoll sein. Bandwurmsätze, stakkatoartige Aufzählungen, Wiederholungen usw. sind zu vermeiden. Andererseits soll der Artikel kein Essay und kein Unterhaltungswerk sein. Die Sprache soll eine gesunde Distanz zum Thema ausdrücken. Literarische Ambitionen und allzu blumige Ausführungen helfen hier meist nicht weiter. Wörtliche Zitate sind oft hilfreich, aber nicht als Selbstzweck.

Verständlichkeit

Der Artikel sollte, so gut es geht, den Omatest bestehen. Auch hier gilt, dass größere Exkurse unterbleiben sollten und es dem Leser durchaus zugemutet werden kann, sich auch über verlinkte Artikel weiter zu informieren. Aber eine gewisse Kontextschaffung kann auch von einem komplizierten Fachartikel erwartet werden.

Rechtschreibung und Zeichensetzung

Ein guter Artikel ist auch sprachlich korrekt. Ein paar Tippfehler unterlaufen jedem und sind unvermeidlich, aber massiv auftretende Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler stören den Lesefluss und verschlechtern die Bewertung des Artikels.

Gliederung

Die Gliederung sollte dem Inhalt angemessen sein. Dabei sollten einzelne Abschnitte weder nur aus ein paar Zeilen bestehen noch eine seitenlange Textwüste enthalten. Sehr lange Abschnitte lassen sich meist auch sinnvoll untergliedern. Die Abschnitte sollten mit aussagekräftigen Überschriften versehen sein.

Quellenangaben und Einzelnachweise

Selbstverständlich ist, dass der Artikel im Ganzen mit Quellen belegt sein muss. In welchem Umfang der Autor von Einzelnachweisen Gebrauch macht, ist zu einem großen Teil in sein Ermessen gestellt. Allerdings sollten zumindest potenziell kontroverse oder sonst kritische Angaben auf jeden Fall mit einem Einzelnachweis belegt werden. Andersherum ist auch exzessive Befußnotung zu vermeiden. Es muss nicht jeder Satz einzeln belegt werden.

Illustration

Es ist ein Vorteil, wenn der Artikel angemessen mit Bildern illustriert ist. Auch bei Bildern hat aber der enzyklopädische Zweck im Vordergrund zu stehen. Bilder sollen nicht in den Artikel eingefügt werden, weil sie schön sind. Statt dessen müssen sie einen konkreten Bezug zum Lemma bzw. zum Artikeltext haben. Auch bei der Bebilderung gilt, dass mehr nicht immer besser ist. Das Fehlen von Bildern wird jedenfalls dann nicht negativ bewertet, wenn das Thema eine Bebilderung nicht nahelegt, oder wenn freie Bilder nicht verfügbar sind (so z.B. regelmäßig der Fall bei Artikeln betreffend die Geschichte des 20. Jahrhunderts). Soweit Bilder verwendet werden, sollten sie auch mit sinnvollen Beschriftungen versehen werden.

Verlinkung

Zu guter Letzt sollte der Artikel angemessen, aber nicht übertrieben verlinkt werden.