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Jörg Riedlbauer (* 17. Januar 1961 in Freudenstadt) ist ein deutscher Komponist, Musikwissenschaftler und Kulturpolitiker.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jörg Riedlbauer wurde 1961 in Freudenstadt im Schwarzwald geboren. Während seiner dortigen Schulzeit betätigte er sich als Dirigent und Komponist, so als 16-Jähriger mit einer Bühnenmusik zu Friedrich Theodor Vischers Goethe-Parodie „Faust – Der Tragödie Dritter Theil“, die auch auf Schallplatte eingespielt wurde. Zur Eröffnung des „Hauses der Musik“ 1980 gründete er das „Freie Kammerorchester Freudenstadt“. Sein erster Klavierlehrer, der – selbst auch Komponist – die ersten Kompositionsversuche des Jugendlichen unterstützte und parallel zum Klavierunterricht Gehörbildung, Musiktheorie, Tonsatz, Harmonie- und Formenlehre unterrichtete.
Nach dem Abitur nahm Riedlbauer 1980 ein Studium der Musikwissenschaft und Germanistik an der Universität Regensburg auf, examinierte 1986 und promovierte 1990 mit einer Dissertation über den Opernkomponisten Tommaso Trajetta. Die Scuola di paleografia e filologia musicale Cremona ermöglichte ihm dafür als Erasmus-Stipendiat weiterführende Studien in italienischen Bibliotheken und Archiven. Parallel zu diesem Studium führte er auf privater Basis seine Studien in Dirigieren und Komposition weiter und legte1982/83 an der University of Colorado Boulder seinen künstlerischen Hochschulabschluss in diesen beiden Fächern ab. In Regensburg, erfuhr er eine wichtige Förderung durch den dortigen Domorganisten Eberhard Kraus, sodass in diesen Jahren seine ersten Orgel- und Chorwerke uraufgeführt wurden. Als Dirigent gelangte er 1985 mit einer vom Bayerischen Fernsehen aufgezeichneten Oper von Georg Philipp Telemann zu erster überregionaler Beachtung.
Von 1990 bis 1992 war Riedlbauer Assistent am Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg und von 1993 bis 2008 Generalsekretär des Bayerischen Musikrates München, wo er auch in den Gremien des Deutschen Musikrates mitwirkte, u.a. als Sprecher der Landesmusikräte im Dirigentenforum oder als stellvertretender Vorsitzender des Rundfunkausschusses. Von 2008 – Januar 2024 war er Kulturdezernent der Stadt Biberach an der Riß.
In zahlreichen Veröffentlichungen beschäftigt sich Riedlbauer mit der italienischen Musikgeschichte des 18. und der deutschen Oper des 19. Jahrhunderts (mit den Schwerpunkten der Opernreform und Richard Wagner) sowie der Musik des 20. Jahrhunderts. Daneben widmet sich der Autor interdisziplinären Untersuchungen besonders auf den Gebieten Musik-Literatur und Musik-Theologie. Hinzu kommen Publikationen zur Musikpädagogik, Musiksoziologie, Musikwirtschaft und Kulturpolitik.
Daneben ist Riedlbauer als Komponist tätig (u.a. 1. Symphonie 1997, „Kantate für eine Stadt“ 1999, Oper „Der Restaurantkritiker isst kein Fleisch“ 2000, Missa lux ex origo 2003. Jüngstes Werk ist die Musik zu Artur Axel Wandtkes Ballett „Mephisto“ (2019/20), das im Oktober 2023 von der Württembergischen Philharmonie Reutlingen uraufgeführt wurde. Riedlbauer war er von 2006-2010 als Präsident der Deutschen Mozart-Gesellschaft tätig.
Seit seiner Verabschiedung als Kulturdezernent der Stadt Biberach lebt Riedlbauer in Reutlingen. Dort ist er Vorstandsmitglied des Tonkünstlerverbands, 2. Vorsitzender des Förderkreises Württembergische Philharmonie Reutlingen. Er arbeitet weiterhin als Komponist und Musikkritiker für den "Reutlinger Generalanzeiger" und den "Orpheus" sowie Herausgeber des Internetblogs "Der Klassikkritiker".
Privates
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Riedlbauer ist mit der Rechtsanwältin Ute Hermann verheiratet.
Musikalische Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bühnenwerke
- Mephisto (Ballettmusik für großes Orchester). Story eines Opportunisten. Ballett von Axel Wandtke. Dauer ca. 50 Minuten.
- Der Restaurantkritiker isst kein Fleisch. Farsa musicale (Singspiel) in 2 Akten. Dauer 150 Minuten. Besetzung: Hotelier - Bass, Cornelia eine Hotelmanagerin - Sopran, Evelyn die Bedienung - Sopran, Sommelier - Bariton, Harald der Küchenchef - Tenor, Müller-Grausam der Restaurantkritiker - Bariton. Orchester
- Wagners “Ring” für Kinder. Dauer 120 Minuten. Besetzung: Sprecher, Sopransolo, Tenorsolo, Baritonsolo, 2 Keyboards, Schlagzeug , ergänzendes Instrumentarium frei wählbar.
- Bühnenmusik zu Wilhelm Tell für die Schule. Dauer 15 Minuten. Besetzung: Sopransolo, Flöte, Schlagzeug.
- Bühnenmusik zu Friedrich Theodor Vischer, Faust. Der Tragödie dritter Theil. Dauer 30 Minuten. Besetzung: Kinderchor, 4 Flöten, Gitarre, Violine, Kontrabass, Klavier, E-Orgel, Schlagzeug.
Werke für Chor und Orchester
- Messe für Chor, Chorsolisten, Orgel, Blechbläserquintett und Schlagzeug, op. 42.
- Kantate für eine Stadt („Freudenstadt-Kantate“) nach Gedichten von Wolfgang Altendorf für Soli, Chor, Orgel und großes Orchester, op. 37.
- Pfingstkantate für Soli (Sopran, Bariton), Chor, Orgel und Orchester, op. 20.
- Das Hohelied für Soli (Sopran, Alt, Tenor Bass), Chor, Kinderchor und großes Orchester.
Orchesterwerke
- 1. Symphonie, op. 44
- „Schneetraum“. Symphonische Dichtung zu Thomas Manns „Zauberberg“ für großes Orchester, op. 41
- Suite aus der Oper „Der Restaurantkritiker isst kein Fleisch“ für großes Orchester
- Sinfonia naturale
- Prometheus: Symphonische Dichtung nach Johann Wolfgang von Goethe, op. 35
- 2 Orchesterbilder nach Schäffenacker, op. 34
- Concertino für Gitarre und Streichorchester, op. 33
- „Entwicklung“ für großes Orchester und Vokalgruppe ad lib., op. 28
Orchesterbearbeitungen
- Suite gothique c-Moll für großes Orchester nach Léon Boëllmann, op. 16
- Suite C-Dur nach Telemann, op. 13
- Concerto grosso über die “Orgelsonate für Geübte” von Justin Heinrich Knecht
Kammermusik
- Sonate VI, für Viola da gamba solo „On a ground“
- Suite für Viola und Cembalo, op. 29
- Rhapsodie für Viola und Fagott (oder Saxophon), op. 28
- alternative Fassung für Viola und Cello, op. 28a
- Der Swabacher Platz. Besetzung: 3 beliebige Instrumente , Schlagzeug. Auch für den Gebrauch in Schulen und Kindergärten („Orff-Schulwerk“) geeignet.
- Fürstlich Thurn- und Taxissche Festmusik für 4 Blechbläser und Pauken, op. 23
- Sonate IV, für Orgel und Schlagzeug, op. 19 „Hommages 1983“
- Sonate III, für Viola und Orgel, op. 18
- Sonate II, für 2 Bratschen, op. 14
- alternative Fassung für Viola und Cello, op. 14a
Klavier- und Orgelwerke
- Nocturne aus dem Ballett „Mephisto. Story eines Opportunisten“, op. 51/I
- Kleine Valentinade, op. 30
- Mediae vitae in morte sumus, op. 25
- Passacaglia sopra il B-A-C-H
- Introduktion und Allegro, op. 21
- Choralpartita „O Vater, dem kein Vater gleicht“, op. 8
- Sonate I, für Klavier, op. 4
- 3 kleine Stücke, op. 2
- Durch Tau gehen für Sprechstimme und Orgel
Lieder
- 2 Jahreszeiten nach Georg Trakl für Mezzosopran, Klavier, und Zuspielung, op. 50
- Gesänge nach den Chinesischen, (Hohe Stimme, Klarinette, Klavier) op. 43
- „Frau. Schatten.“ Epitaph in Form einer Gesangsszene zum 50. Gedenktag von Richard Strauss für Sopransolo, Klavier
- 4 kleine Lieder für eine Altstimme und Klavier, op. 31
- 5 Lieder nach Jacqueline Völker für Sopran, Bariton und Klavier, op. 24
- 7 Gesänge nach Ina Seidel für Alt und Klavier, op. 17
- „Pastorale“. 3 Gesänge für Sopran und großes Orchester, op. 11
- „Song for peace“ für Bariton, 2 Gitarren, Klavier, Schlagzeug, op. 3
- Vater unser für Knabensopran, Klavier, Schlagzeug op. 1
Auszeichnungen und Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jahr 2010: Ehrennadel der Hochschule Biberach
Schriften und Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gibt es bei Wagner das "Musikalisch-Schöne?" - Musikästhetische Untersuchungen zum Hanslick-Wagner-Verhältnis, Orpheus 10 (1985), 748 - 752
- Wagners "Leitmotive" im "Ring des Nibelungen" und ihre operndramaturgische Tradition, Österreichische Musikzeitschrift 41 (1986), 629 - 634
- Nachtstück von schwärzester Farbe - Richard Wagners Opernfragment "Die Hochzeit", Frankfurter Allgemeine Zeitung 14. Februar 1990
- Mozarts "Lucio Silla" und Tommaso Trajettas Reformideen, Mozart-Jahrbuch (1991), 601 - 605
- Tommaso Trajetta - ein Wegbereiter Mozarts, Bericht über den internationalen Mozart-Kongreß Wien 1991 (Wien 1992), 859 - 863
- Die Opern von Tommaso Trajetta (Diss. Regensburg 1990), Hildesheim - Zürich - New York 1994
- Musicologia humana: Studies in honor of Warren and Ursula Kirkendale, hg. v. Jörg Riedlbauer (Mitherausgeber: Siegfried Gmeinwieser und David Hiley), Florenz 1994
- Trajettas "Sofonisba" in Mannheim, Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle (Frankfurt 1994), 81 - 87
- Beethovens "Frühlingssonate" F-Dur, op. 24, Beethoven: Interpretationen seiner Werke I (Laaber 1994), 197 - 201
- Aspekte musikalischer Rhetorik bei Gustav Mahler, Der jüdische Beitrag zur Musikgeschichte Böhmens und Mährens (Regensburg 1994), 85 - 91
- Richard Wagner und König Ludwig II. von Bayern: Das Politikum einer Künstlerfreundschaft, Musik in Bayern 51 (1995), 47 - 77
- Welchem Rhythmus folgt der Tod? Zur Diskussion eines rhythmischen Todes-Topos', Die Musikforschung 49/III (1996), 234 - 252
- Elementarpädagogik als Krisenmanagement?, Musik & Bildung XVIII/3 (1996), 55 - 56
- Zur stilistischen Wechselwirkung zwischen Niccolò Jommelli und Tommaso Trajetta, Musik in Baden-Württemberg 3 (1996), 205 - 212
- Wiederentdeckung des Mythos: 20 Jahre Wagner-Rezeption seit Patrice Chéreau, Vierteljahreshefte der Friedrich-Naumann-Stiftung für Politik und Kultur 38/II (1996), 118 - 127
- Genzmer, Harald, The New Grove Dictionary of Music and Musicians (London 2001)
- Ruth Zechlins Vokalschaffen, Komponisten in Bayern. Dokumente musikalischen Schaffens im 20. Jahrhundert 41 (Tutzing 2001), 101 - 106
- Facetten einer ambivalenten Persönlichkeit: Zu Brigitte Hamanns Biografie „Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth“, Festspielnachrichten 5 (Bayreuth 2002), 18 – 20
- „Tannhäuser“ an Elbe, Seine und Donau – neue Erkenntnisse zu den Fassungen der Oper, Festspielnachrichten 2 (Bayreuth 2003), 9 – 13
- Des Holländers Flüge von und nach Paris. Zu den sechs Fassungen der „Romantischen Oper“ und ihrer Edition im Rahmen der Richard-Wagner-Gesamtausgabe, Festspielnachrichten 5 (Bayreuth 2004), 5 – 6
- Von der Romantik zum Realismus: Zu den Klavierwerken Richard Wagners, Festspielnachrichten 5 (Bayreuth 2004), 34 – 35
- Historische und ästhetische Grundlagen der Wiener Opernreform im 18. Jahrhundert, Mayr-Studien 5 (München-Salzburg 2005), 209 - 215
- Trajetta, Tommaso, Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil 16 (Kassel u. a. 2006), 994 - 1001
- Die „Bildungsoffensive durch Neuorientierung des Musikunterrichts der Konrad-Adenauer-Stiftung“ in der kritischen Reflexion durch Hermann J. Kaiser, Bildungsoffensive Musikunterricht, hg. v. Jörg-Dieter Gauger und Hermann Wilske (Freiburg u. a. 2007), 143 – 153
- Parzival und Parsifal: Utopie in roter und schwarzer Rüstung, Festspielnachrichten 3 (Bayreuth 2010), 4 - 9
- Tommaso Trajetta, "Il Siroè", hg. v. Jörg Riedlbauer, Denkmäler der Tonkunst in Bayern (Wiesbaden 2018)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]https://www.youtube.com/watch?v=EYtqIGRPBnA
https://klassikkritik.wordpress.com/
Tonträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schallplatte Faust III Bühnenmusik: PALLAS T-100
- CD Sinfonia naturale: RADIO OPERA OCT 12,1998
- CD Prometheus: BR Musikproduktion RK 10078
- CD Freudenstadtkantate: CSP Musikproduktion 1999
- CD Symphonische Fresken: MVB 2010
Personendaten | |
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NAME | Dingsda, Frédéric von |
ALTERNATIVNAMEN | Dingsda, Frédéric Karl Freiherr von (vollständiger Name); Primel, Primus von (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Tiefsee-Astronom |
GEBURTSDATUM | 1. April 1000 |
GEBURTSORT | Musterhausen |
STERBEDATUM | 24. Dezember 1100 |
STERBEORT | Musterheim |