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Philippuskirche (München)

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Philippuskirche
Die Philippuskirche von Westen, 2010

Die Philippuskirche von Westen, 2010

Basisdaten
Konfession evangelisch-lutherisch
Ort München, Deutschland
Prodekanat München-Süd
Landeskirche Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Baugeschichte
Architekt Franz Lichtblau und Ludwig Bauer
Baubeginn 30. Mai 1963
Baubeschreibung
Einweihung 10. Mai 1964
Baustil Moderne
Ausstattungsstil Moderne
Bautyp Saalkirche
Funktion und Titel

Pfarrkirche

Koordinaten 48° 6′ 18″ N, 11° 35′ 1,3″ OKoordinaten: 48° 6′ 18″ N, 11° 35′ 1,3″ O
Vorlage:Infobox Kirchengebäude/Wartung/Widmung oder Patrozinium fehlt

Die Philippuskirche ist ein Kirchengebäude der evangelisch-lutherischen Kirche in München. Die Kirche dient einer ca. 2700 Protestanten (Stand: 2016)[1] zählenden Gemeinde im Dekanat München, Prodekanat München-Süd, Subregion Ost als Pfarrkirche. Der Sprengel der Kirchengemeinde erstreckt sich von der Lincolnstraße im Süden bis zu Grünwalder und Perlacher Straße im Norden, sowie von der Tegernseer Landstraße und Klausener Straße im Westen bis zu den Gleisen der Bahnstrecke München Ost–Deisenhofen im Osten.[2] Namenspatron der Kirche ist der Apostel Philippus.

Das Kirchengebäude ist ein typisches Beispiel für den bedarfsorientierten, funktionalen Bau von Kleinkirchen während der 1960er Jahre. Der Architekt Franz Lichtblau prägte mit seinem Stil stark den evangelisch-lutherischen Kirchenbau im süddeutschen Raum; in und um München gehen u. a. die Immanuelkirche im Stadtteil Denning, die Emmauskirche in Harlaching, die Vaterunserkirche in Oberföhring, die Zachäuskirche in Sauerlach, die Jerusalemkirche in Taufkirchen oder die Cantate-Kirche in Kirchheim auf seine Entwürfe zurück.

Die Kirche liegt an der Ecke Chiemgaustraße / Bodelschwinghstraße direkt am Mittleren Ring im Münchner Stadtbezirk Obergiesing-Fasangarten. Kirche und Pfarrzentrum befinden sich fußläufig zur Bushaltestelle Traunsteiner Straße bzw. zum U-Bahnhof St.-Quirin-Platz.

Schon seit 1959 befand sich auf dem Grundstück Bodelschwinghstaße 16 ein schlichtes Gebäude mit einem Betsaal. Als dieser Raum in den 1950er Jahren der durch Zuzug schnell gewachsenen evangelischen Gemeinde zu klein wurde, beauftrage man das Architekturbüro Franz Lichtblau und Ludwig J. N. Bauer mit dem Neubau einer Kirche, die 500 Personen Platz bieten sollte. Zwei Vorgaben beeinflussten den Entwurf maßgeblich: Zum einen sollte das alte Haus mit in den Baukomplex integriert werden (es dient heute als Pfarrwohnung), zum anderen wurde währen der Planungsphase das Baugrundstück für eine Verbreiterung der Chiemgaustraße deutlich beschnitten. Da die Kirche dadurch nahe an die vielbefahrene Straße rückte, bestimmten mehr und mehr Fragen des Lärmschutzes die Planung. Baubeginn war am 30. Mai 1963 durch die Baufirma Fritz Bender. Am 7. Juli 1963 legte Dekan Theodor Heckel den Grundstein. Am 6. Dezember 1963 wurde das Richtfest gehalten. Einweihung erfolgte am 10. Mai 1964. Die Kirche und ihre Ausstattung entspricht heute weitgehend dem ursprünglichen Bauzustand.

Die Architekten Franz Lichtblau und Ludwig J. N. Bauer verlegten den Haupteingang zur Kirche in einen lärmgeschützten Innenhof, um den sie weitere Gemeinde- und Büroräume gruppierten. Der Zugang zum Hof wird nach Süden hin durch den 32 m hohen schlanken Campanile markiert. In der südöstlichen Ecke des Hofes öffnet sich der Durchgang zum Kirchenraum, den man von der Seite her unter einer weit in den Raum ragenden Empore betritt. Über ihr öffnet sich ein 12 m hoher, 24 m langer und 17 m breiter kubischer Gesamtraum, der von einer flachen Betondecke überspannt wird. Die Decke wird von hohen Unterzügen getragen, die auf beiden Seiten auf raumhohen schlanken Betonpfeilern aufliegen. Zwischen diesem Skelett aus Sichtbeton ist weiß verputztes Mauerwerk eingespannt. Einen Farbkontrast zu den hellen Seitenwänden und der Decke bildet der Boden aus rot gebrannten Ziegeln. Die ursprünglich schräg zum Mittelgang geplanten Bankreihen wurden auf Wunsch des Kirchenvorstands im Bau dann parallel zur Altarwand ausgerichtet.

Die Altarwand ist von einem dreiteiligen Beton-Relief-Fenster durchbrochen mit farbigen Gläsern nach Entwürfen des Kunstmaler Hubert Distler, mit dem Franz Lichtblau bei vielen Bauprojekten zusammenarbeitete. Ausgeführt wurden die Fenster von der Mayer’schen Hofkunstanstalt München. In Anlehnung an den Bibelvers „... daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer nie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind...“(Phil 2,10 EU) symbolisiert ein liegenden Rechteck den Bereich von Tod und Grab (Predella). Fünf Durchbrüche darüber bilden eine Kreuzform, über der ein Dreieck zu sehen ist, das die Dreifaltigkeit und damit den Bereich des Himmels versinnbildlicht. Diese Fenster erfüllen vor allem eine schmückende Funktion und tragen kaum zur Lichtführung im Innenraum bei. Sein Licht erhält der Raum vielmehr durch direkt unter der Decke angebrachte Fensterbänder, die wie die vier kleinen Südfenster unter der Empore den Straßenlärm abschirmen.

Bildhauer Rolf Nida-Rümelin:Betonfries an der Sichtbetonwand zur Chiemgaustraße (Apostelgeschichte 8: Geschichte vom Kämmerers Philippus), Figur des Apostels Philippus Namenspatron und Vorlage für das Gemeindelogo und Slogan "... er aber zog seine Straße fröhlich". Gestaltung des Altarraums. Rundkanzel, BlockAltar und Taufstein (aus dem Kern der Kanzel) aus WAchenzeller Dolomit aus dme Altmühltal.

Kunstschmiedearbeiten: Altarkreuz, Taufkerzenhalter, Lesepult, Gittertor am Turmeingang: Manfred Bergmeister

Orgelempore an der Südwand der Philippuskirche, München
Orgelempore an der Südwand der Philippuskirche, München

Mitte April 1964 Einbau der Kleinorgel der Firma J. Zwiner.

Die Orgel wurde 1978 von WRK-Orgelbau erbaut und besitzt 12 Register, aufgeteilt auf zwei Manuale und ein Pedal. Die Disposition lautet:[3]

I Hauptwerk C-g3
Rohrflöte 8′
Oktave 4′
Schwiegel 2′
Mixtur IV 113
II Schwellwerk C-g3
Gedackt 8′
Koppelflöte 4′
Prinzipal 2'
Quinte 113
Krummhorn 8′
Tremulant
Pedal C-f1
Subbass 16′
Offenbass 8′
Gedacktpommer 4′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P,
  • Bemerkungen: Schleiflade, mechanische Spiel- und Registertraktur

Ursprünglich waren fünf Glocken vorgesehen. Aus Gründen der Statik durfte der Campanile allerdings nur vier Glocken aufnehmen. In Abstimmung auf die Nachbargeläute erhielten sie die Stimmung fis - gis - h - cis. Gegossen wurden sie am 8. Februar 1964 in der Glockengießerei Karl Czudnochowsky in Erding. Am 23. April 1964 wurden die Glocken auf den Turm gebracht. Sie tragen die Namen der vier Evangelisten.

Mathäus Glocke "Tut Buße" (Math 3,2) zum Vaterunser und zu Gebetszeiten

Markusglocke "WEr da glaubet und getauft wird, der wird selig werden" (Mark 16,16) zu den Taufgottesdiensten

Lukasglocke "Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird." (Luk. 22,19) u Beichte und Abendmahl

Johannesglocke "Kommt und sieh!" (Joh 1,46) zu Kinder- und Nebengottestdiensten.

  • 1960–1976 Fritz Arndt
  • 1968–1984 Richard Grimm
  • 1964–1973 Elisabeth Rudolph (Pfarrvikarin)
  • 1974–1987 Vera Gronenberg (bis 1977 als Pfarrvikarin)
  • 1985–1993 Gerhard Detzer
  • 1987–1998 Martin Seitz
  • 1994–1997 Karl-Heinz Berger
  • 1998–2008 Christiane Ballhorn
  • 1999–2003 und 2008 Dr. Ulrich Schneider
  • 2005–2008 Pia Werner (Vertretung der ersten Pfarrstelle)
  • 2008–2015 Susanne Trimborn gemeinsam mit Michael Trimborn
  • 2015–2016 Michael Trimborn
  • 2016 bis heute Klaus Pfaller
  • 2016 bis heute Rainer Fuchs (Diakon)
Commons: Philippuskirche, München-Obergiesing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Thomas Kronewiter: Willkommen im „seelsorgerlichen Rasthof“. In: Süddeutsche Zeitung. Süddeutsche Zeitung GmbH, 30. September 2016, abgerufen am 19. April 2021.
  2. Karte des Gemeindegebiets der Philippuskirche München. Abgerufen am 19. April 2021.
  3. München/Obergiesing, Philippuskirche – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 26. Januar 2021.


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Mechanische Weberei am Fichtelbach

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Die Fichtelbach-Weberei wurde 1932/37 in den Dierig-Konzern eingegliedert. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Werk wieder aufgebaut und mit der Mechanischen Weberei am Mühlbach, der Mechanischen Spinnerei am Senkelbach sowie der Baumwollspinnerei am Stadtbach und der Wertach-Spinnerei zu einer Spinnweberei mit 3200 Beschäftigten zusammengefasst.

1937 wurde die Weberei in den Dierig-Konzern eingegliedert und rationalisiert. Die Anlagen südlich der Fichtelbachstraße wurden abgebrochen, hier entstanden noch Ende der 1930er Jahre Arbeiterwohnblocks. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg baute man das Werk wieder auf und produzierte noch bis in die 1990er Jahre hinein. Der Kamin wurde 1998 gesprengt, 1999 große Teile der Anlage abgebrochen.

Der aus Gundelfingen stammende Garnhändler Johann Leopold Paulin erhielt 1846 die Konzession zum Betrieb einer Weberei.[1][2] Schon 1850 produzierten in der "Paulinschen Weberei" etwa 70 Angestellte an über 60 Handwebstühlen und zwei Schlichtmaschinen, einer Spul-, einer Zettel- und einer Zwirnmaschine monatlich um die 1000 Stück Tuch, vor halbwollenes Musselin.[3][4]

Am 28. Juni 1852 wurde das Unternehmen mit 150.000 Gulden Startkapital in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und in "Mechanische Weberei am Fichtelbach" umbenannt. Man verlegte die Weberei in die Räume der ehemaligen städtischen Fähndrich-Sägemühle und stellte für ca. 170 Angestellte 220 mechanische und 30 Handwebstühle auf. Die aus England und dem Elsass stammenden Maschinen wurden anfangs mit Wasserkraft, ab 1854 teils mit Dampfkraft angetrieben. 1857 wurde das Kapital auf 225.000 Gulden erhöht, man schaffte die Handwebstühle ab und stellte 164 englische Webstühle auf. Die Anzahl der mechanischen Webstühle stieg stetig weiter bis auf 660 mechanische Webstühle im Jahr 1872, die Zahl der Arbeiter schwankte zwischen 280 und 320 Personen.[5] 1911 erweiterte man die bestehenden Räume durch ein weiteres Webereigebäude mit Vorwerken, Magazin, Verwaltungsgebäude und neoklassizistischem Maschinenhaus, entworfen vom Architekten Philipp Jakob Manz. 1932 erwarb die Christian Dierig AG Aktien der Mechanischen Weberei am Fichtelbach im Wert von 295.000 Reichsmark, 1937 wurde das Vermögen auf die Chr. Dierig A.G. übertragen.

  1. Prof. Dr. Mark Häberlein, Dr. Michaela Schmölz-Häberlein: Mechanische Feinweberei am Fichtelbach. In: Stadtlexikon Augsburg. Wißner-Verlag, abgerufen am 5. September 2024.
  2. Peter Fassl: Von der freien Reichsstadt zur bayerischen Industriestadt. Augsburg 1750/1850 – ein Überblick. In: Rainer A. Müller unter Mitarbeit von Michael Henker (Hrsg.): Aufbruch ins Industrie-Zeitalter. Band 2: Aufsätze zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bayerns 1750 – 1850. Oldenbourg, München 1985, ISBN 978-3-486-52721-6, S. 96.
  3. Ferd. Aug. Oldenburg: Die Fabriken von Augsburg und Blicke auf die europäische Industrie und Gewerbe-Ausstellungen. Verlag der Matth. Riegerschen Buchhandlung, Augsburg 1850, S. 21.
  4. F. J. Kollmann. Mit historischen Notizen versehen und redigirt von Ferd. Aug. Oldenburg: Die Wasserwerke von Augsburg. Verlag der Matth. Riegerschen Buchhandlung, Augsburg 1850, S. 54.
  5. Josef Grassmann: Die Entwickelung der Augsburger Industrie im neunzehnten Jahrhundert: eine gewerbe-geschichtliche Studie. Verlagsbuchhandlung von Gebrüder Reichel, Augsburg 1894, S. 27, 52, 65.