Benutzer:Walwol/Zu Staatsverschuldung

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Staatsverschuldung

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Ausgangspunkt der Überlegungen ist eine Ökonomie in der Krise, deren Produktionspotential nicht ausgelastet ist. Daher finden auch kaum Investitionen der Firmen statt. Die Haushalte wollen aber sparen und kürzen zu diesem Zweck ihre Konsumausgaben. Weil diese Strategie von den meisten Haushalten verfolgt wird, sinken die Einkommen in der Ökonomie wegen des Verzichts auf Ausgaben für Konsum. Am folgenden Beispiel soll nun deutlich werden, wie wichtig Staatsdefizite für die Stabilisierung der Einkommen in der Ökonomie sind. Staatsverschuldung ermöglicht in Krisenzeiten eine die Konjunktur belebende Politik.

Saldenmechanik und Multiplikator

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Wir beginnen die Betrachtung ohne Staatsausgaben und Staatsdefizit und zur Vereinfachung ohne Ausland. Daraus folgt, dass die privaten Haushalte und Firmen im Saldo keinen Einnahmeüberschuss erzielen können:

Summe aller einzelnen Einnahmeüberschüsse = Summe aller einzelnen Ausgabenüberschüsse

Nach den Regeln der Saldenmechanik muss ohne Staatsdefizite (Ausgabenüberschüsse des Staates) in einer Ökonomie (ohne Berücksichtigung des Auslands) das Einkommen der Sektoren private Haushalte und Unternehmen so stark fallen, dass diese im Saldo keine Einnahmeüberschüsse erzielen (also kein Geld sparen) können. Dies sei bei einem Einkommen von A der Fall:

Y = A

Nun soll untersucht werden, wie sich die mit Steuern finanzierten Ausgaben des Staates auf die Ökonomie auswirken. Der Staat soll dabei seine Ausgaben voll durch Steuereinnahmen in der Höhe von T finanzieren und dieses Geld für Investitionen in die Infrastruktur oder für Bildung und Gesundheit verwenden, so dass eine zusätzliche Produktion erfolgt, die aber nicht das verfügbare Realeinkommen des Sektors Privat steigert, aus dem dieser Ersparnisse bilden würde.

Als Gegenbeispiel sei erwähnt, dass eine Besteuerung der niedrigen Einkommen zur Finanzierung von Steuersenkungen bei hohen Einkommen einen negativen Einfluss auf die Ökonomie haben würde, weil damit die Sparfähigkeit stiege und die Einkommen weiter sinken müssten, damit die Ersparnis des Sektors Privat im Saldo Null bleibt. Umgekehrt könnte eine Besteuerung der hohen Einkommen zur Umverteilung an die niedrigen Einkommen die Produktion der Ökonomie ebenso steigern, wie mit Ausgaben für Infrastruktur, Bildung und Gesundheit, weil diese niedrigen Einkommen voraussichtlich nicht sparen, aber die Fähigkeit der Bezieher hoher Einkommen, daraus zu sparen, durch die Besteuerung entsprechend sinkt.

Wenn der Staat sich nur aus Steuereinnahmen in Höhe von T finanziert, erhalten wir ein Einkommen der Ökonomie, das in der Höhe der Staatsausgaben G = T mit dem Multiplikator 1 größer als A ist. Der Staat kann also durch höhere Ausgaben, die er mit höheren Steuern finanziert, das BIP steigern:

Y = A + T

Offensichtlich ist es so, dass die Ökonomie nur wachsen kann, wenn der Sektor Privat aus seinen höheren Einkommen dann auch sparen kann, weil andere Sektoren der Ökonomie sich entsprechend verschulden. Den Ausgabenüberschuss kann auch durch Exportüberschüsse das Ausland liefern, dann hat aber dieser Handelspartner zusätzliche Probleme mit der Konjunktur. Wir führen jetzt nur den Sektor Staat in die Betrachtung ein:

Einnahmeüberschuss des Sektors Privat = Ausgabenüberschuss des Sektors Staat

In Krisenzeiten gilt für das Staatsdefizit ein Multiplikator nach Keynes, der von der Sparquote der privaten Haushalte abhängig ist. Der Staat sollte seine Ausgaben G um den Betrag (G - T) über seine Steuereinnahmen T hinaus durch Kreditaufnahme steigern. Damit ermöglicht er ein Wachstum der Ökonomie, das die Einkommen der privaten Haushalte bei einer Sparquote von 20% um das Fünffache des Staatsdefizits steigen lässt:

Y = A + T + 5(G - T)


Allgemein:

Y = A + T + M x (G - T)

Y: Einkommen der Ökonomie gleich Produktion A: Das Einkommen, bei dem die privaten Haushalte im Saldo überhaupt kein Geld mehr sparen können T: Steuereinnahmen des Staates M: Multiplikator, abhängig von der Sparquote der privaten Haushalte G: Staatsausgaben G - T: Staatsdefizit, Ausgabenüberschuss des Staates; ermöglicht Einnahmeüberschuss des privaten Sektors

In einer Wirtschaftskrise sinkt die Bereitschaft und die Fähigkeit der Privaten und ihrer Firmen zur Kreditaufnahme. Daher müssen nach den Gesetzen der Saldenmechanik die Einkommen in der Ökonomie so stark fallen, dass die Sparfähigkeit entsprechend der Verschuldungsbereitschaft schwindet. Denn der Saldo aller Einnahmeüberschüsse und Ausgabenüberschüsse ist in einer Ökonomie immer Null:

Einnahmeüberschüsse der Privaten (Sparen von Geld) = Ausgabenüberschüsse der Privaten (Käufe auf Kredit) + Staatsdefizit

Ein Staatsdefizit lässt das Einkommen in der Ökonomie nur dann steigen, wenn es nicht durch Steuergeschenke an die Reichen entstanden ist, sondern für Investitionen verbraucht wurde oder die Einkommen der ärmeren und nicht sparenden Bevölkerung erhöht hat (Beschäftigungsprogramme, Sozialausgaben). Steuergeschenke an die Reichen und Subventionen für ihre Firmen würden nur zu einer höheren Sparquote führen und damit das Staatsdefizit konjunkturpolitisch neutralisieren.