Benutzer:WolfgangRieger/Die Memoiren einer russischen Tänzerin
Die Memoiren einer russischen Tänzerin (Originaltitel Mémoires d’une danseuse russe) ist ein französischer sadomasochistischer Roman, der 1893 unter dem Autorennamen E. D. erschienen ist. Eine überarbeitete und abgemilderte Fassung erschien 1905 unter dem Titel La Flagellation en Russie – Mémoires d’une danseuse russe. Sarane Alexandrian in ihrem Artikel in der Encyclopedia of Erotic Literature ist offenbar nur diese spätere Fassung bekannt, weshalb sie die Autorschaft von E. D. bezweifelt.[1]
In Deutschland wurden einige der Ausgaben des Romans von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert.[2] In Frankreich wurde der Roman 1914 indiziert und in das Enfer aufgenommen, die ausgesonderten Bestände der Bibliothèque nationale de France.[3]
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Roman erschien in drei Teile:
- Teil 1: Die Kindheit in der Leibeigenschaft eines Bojaren (Mon enfance chez un boyard)
- Teil 2: Lehrjahre in einem Moskauer Mode-Atelier (Chez la modiste à Moscou)
- Teil 3: In der Kaiserlichen Ballettschule (À l’académie impériale de danse)
Diese Bandaufteilung wurde auch in den deutschen Ausgaben teilweise beibehalten. Die Originalausgabe enthält am Ende des 2. Bandes noch einen Abschnitt Récit d’une orpheline („Geschichte einer Waise“), in dem es um Misshandlungen und den sexuellen Missbrauch armer Waisenmädchen geht, und am Ende des 3. Bandes eine Novelle Impressions de la boïarine / Yvan („Erinnerungen einer Bojarin / Iwan“), in dem ich eine Bojarin zusammen mit ihren Kammerzofen von dem Diener Iwan züchtigen lässt und sich ihm (meist anal) hingibt. Diese beiden Teile fehlen in den meisten deutschen Übersetzungen.
Die Ausgabe von 1905 ist einerseits abgemildert, andererseits ergänzt durch ein Vorwort sowie vier einleitende Abschnitte über die Leibeigenschaft unter Zar Nikolaus I. (Le servage en russie sous Nicolas 1er), die durch den Gebrauch der Rute bewirkte Verwandlung (Convertis par les verges), über die Flagellation in Russland (La Flagellation en Russie) und die das Leben der Verbannten auf der Insel Sachalin (Dans l’ile de Sakhaline), natürlich mit besonders ausführlicher Behandlung der dort praktizierten Körperstrafen. Die Abschnitte Geschichte einer Waise und Erinnerungen einer Bojarin / Iwan aus der Erstausgabe fehlen hier.
Neben einem rasenden Hang zur Flagellation entwickelt der Verfasser eine besondere Neigung zum Natesfetischismus und Analkoitus. Die Heldin, die Tänzerin Mariska, verdankt die großartige Entwicklung ihres Nates der an ihr bei jeder Gelegenheit seit frühester Kindheit ausgeübten Flagellation. Als sie noch bei der Bojarenfamilie ist, wird sie natürlich von alt und jung bei jedem kleinsten Vergehen auf das grausamste gezüchtigt und zur Fellatio mißbraucht. Nicht besser geht es ihr, als sie zu einer Modistin kommt, die ihre Lehrmädchen zur Befriedigung der flagellantischen Lüste hoher Herrschaften zur Verfügung stellt. Mariska wird Augen- und Ohrenzeugin, wie ihre Kolleginnen mißhandelt und sexuell mißbraucht werden, und selbst ins Zuchthaus zur Abstrafung geschickt, als sie sich, wenn auch unvollkommen, mit einem kleinen Groom abgibt. Nachdem sie mehreren Liebhabern zur Verfügung gestanden, wird sie als Tanzelevin verhandelt. Die Ausbildung Mariskas zum Ballett erfolgt natürlich unter Anwendung fürchterlichster Strafmittel, die nur von Orgien mit Gardeoffizieren, Großfürsten usw. abgelöst werden. Schließlich wird sie von einem Ballett-Unternehmer gekauft, dem sie wieder ein Gardeoffizier, einer ihrer alten Liebhaber, abkauft, um ihr die Freiheit zu schenken. Sie wird nun Tanzlehrerin und selbst enragierte Flagellantin, die jede Schülerin nach Herzenslust sogar mit Einwilligung von deren Elfern abstraft.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erstausgabe: Mémoires d’une danseuse russe. 3 Bände. Sous les galeries du Palais Royal, Paris 1893 (d.i. Brancart, Amsterdam). Weitere Ausgaben:
- Mémoires d’une danseuse russe. 2 Bände. Sous les galeries du Palais Royal, Paris 1904.
- La Flagellation en Russie – Mémoires d’une danseuse russe. 3 Bände. Librairie des Bibliophiles parisiens, Paris 1905.
- Englisch: Memoirs of a Russian Ballet Girl. 3 Bände. London 1903.
- Deutsche Ausgaben:
- Memoiren einer russischen Tänzerin. 3 Bände. 1898.
- Die Memoiren einer russischen Tänzerin. Redigiert und neu herausgegeben von Bernhard Larsen nach einem Privatdruck. 3 Bände. Bibliophilen-Gesellschaft „Libertas“, Wien 1909.
- Die Memoiren einer russischen Tänzerin : Großer erotscher Roman aus dem Französischen. Vollständige und einzig illustrierte deutsche Ausgabe. 3 Bde. in 1. Privatdruck, Leipzig 1905 (d.i. 1921).
- Die Memoiren einer russischen Tänzerin. Reihe Das Geheimkabinett Band 4. Herausgegeben von Martin Isenbiel (d.i. Richard Fiedler). 1906.
- … wenn scharf der Rohrstock klatscht … : Memoiren einer russischen Tänzerin. Mit Verfasserangabe Édouard Demarchin. Herausgegeben und kommentiert von Johanna Fürstauer. Exakt-Verlag, Konstanz 1970.
- Die Sadisten – Die Memoiren einer russischen Tänzerin, Teil II. Obelisk, Stockholm o. J.[4]
- Memoiren einer Tänzerin. Zero Press, Darmstadt o. J.[5]
- Die Memoiren einer russischen Tänzerin. epubli, Berlin 2018, ISBN 978-3-7467-6727-7 (E-Book: ISBN 978-3-7485-2912-5).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gustav Gugitz: E. D. In: Bilderlexikon der Erotik. Band 2: Literatur und Kunst. Herausgegeben vom Institut für Sexualforschung in Wien. Verlag für Kulturforschung, Wien/Leipzig 1929, S. 324f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Sarane Alexandrian: E. D. In: Gaëtan Brulotte (Hrsg.), John Phillips: Encyclopedia of Erotic Literature. Routledge, New York (NY) u. a. 2006, ISBN 1-57958-441-1, S. 398.
- ↑ Siehe die aufgeführten deutschen Ausgaben.
- ↑ Pascal Pia: Les Livres de l'Enfer : Bibliographie critique des ouvrages érotiques dans leurs différentes éditions du XVIe siècle à nos jours : Tome II : M à Z. Coulet & Faure, 1978, ISBN 2-902687-01-X, S. 838–840.
- ↑ Indiziert E 801(V) Nr. 34 vom 19.2.1969 und I Nr. 8 vom 14.1.1971.
- ↑ Indiziert G Nr. 238 vom 20.12.1973.
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