Benutzer:WolfgangRieger/Erstes Haus

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Horoskopdiagramm auf einem der Papyri aus Oxyrhinchus aus dem 1. Jahrhundert, links der horoskopos[1]
Schemazeichnung des obigen Horoskopdiagramms.[1]

Das Erste Haus (im Deutschen manchmal auch Erster Ort genannt[2]) ist in der westlichen Astrologie der erste von 12 Abschnitten des Tierkreises im Horoskop, entsprechend dessen Aufteilung nach einem der verschiedenen Häusersysteme.[3]

Bezeichnungen und Begriff

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Der lateinische Name ist Horoscopos („Stundenschauer“), im Griechischen neben horoskopos (ὡροσκόπος) wird das Erste Haus auch Anatole (Ἀνατολή „(über den Horizont) aufsteigend“[4]) genannt.[5] Weitere Bezeichnungen für das Erste Haus bzw. dessen Spitze sind griechisch oiax (οίαξ „(Steuer)Ruder“), anaphora (ἀναφορά „Aufsteigen“) und anatellon (ἀνατέλλων „Aufgang“)[6], lateinisch ortus („Aufgang“)[7], hora („Stunde”) und horonomos (ὡρονόμος, „Stundenmerker” oder „Stundenweiser”).[8][9]

Eigenschaften und Zuordnungen

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Die Häuserspitze, der Anfang des Hauses, ist der Aszendent, einer der vier Kardinalpunkte (griechisch kentra, κέντρᾰ, „Kompasspunkte“), weshalb das Erste Haus zu den 4 kardinalen Häusern zählt. Es ist das Eckhaus oder Eckfeld im I. Quadranten. Für einen Beobachter auf der Nordhalbkugel befinden sich Gestirne im Ersten Haus unter dem Horizont, also in der Nachthälfte des Horoskops, kurz vor (etwa 2 Stunden) vor Aufgang.

Das dem Ersten Haus zugeordnete Tierkreiszeichen ist der Widder. Dieser Zuordnung entsprechend ist Herrscher des Hauses der Mars und die Sonne ist im Ersten Haus erhöht und der Merkur ist im Ersten Haus in Freude, Rhetorios zufolge, da das Erste Haus für das Leben und den Atem steht und der Atem wiederum mit Rede und Sprechen verbunden sei, die dem Merkur zugeordnet sind.[10][11]

Das überlieferte lateinische Motto des Ersten Hause ist Vita („Leben“).[12]

Das Erste Haus und insbesondere der Aszendent sind traditionell von zentraler Bedeutung im Horoskop, was sich auch daran ablesen lässt, dass der lateinische Name Horoscopos namengebend für das Horoskop als Ganzes wurde.[13][14] Das Zeichen des Aszendenten (auch aufsteigendes Zeichen genannt) und die Planeten im Ersten Haus galten früher als wichtiger als das Geburtszeichen, also das Tierkreiszeichen, in dem sich die Sonne zum Zeitpunkt der Horoskopstellung befindet.

Das Motto Vita drückt aus, dass das Erste Haus dem Wesen und der Person als Ganzes entspricht. Firmicus Maternus sagt über Erstes Haus und Aszendenten:

„Der 1. Ort [das Erste Haus] der Genitur [des Horoskops] beginnt mit dem Horoskop [dem Aszendenten] und erstreckt sich über die nächstfolgenden 30 Grade. Er ist der erste Kardinalort und gewissermaßen die zusammengedrängte Substanz der ganzen Genitur. Leben und Geist des Menschen werden hier verbunden. Aus ihm erkennt man den Grundzug der Nativität.“[15]

Vettius Valens zufolge sind Planeten im Ersten Haus fast immer wohltätig, auch die Übeltäter Saturn und Mars wirken nicht unbedingt schädlich. Nur in einzelnen Aspekten, insbesondere mit Mond im Ersten Haus, wirken sie schädlich. So bewirkt beispielsweise Mars in Opposition zum Mond im Ersten Haus ohne sonstige wohltätige Aspekte, dass das betreffende Kind ausgesetzt werden wird, mit wohltätigen Aspekten jedoch wird es gefunden und aufgezogen. Steht einer der Luminare genau beim Aszendenten, so sei das glückverheißend. Wenn insbesondere der Mond am Aszendenten und Jupiter im 1. Haus steht, so bewirke das Könige.[16][17]

Auch nach Rhetorius bewirkt die Sonne im 1. Haus unter bestimmten Bedingungen ganz besonders erfolgreiche Karrieren, nämlich dann, wenn sie im eigenen Trigon steht und nicht von einem der Übeltäter schlecht aspektiert wird (Aktinobolie).[10] Steht aber Sonne zusammen mit Saturn im 1. Haus, so erzeuge das „Könige und Führer“. Ungefähr gleichlautend, aber etwas komplizierter in den Bedingungen, steht das auch so bei Firmicus Maternus.[18][19]

  • Auguste Bouché-Leclercq: L'astrologie grecque. Leroux, Paris 1899, S. 257ff.
  • Chris Brennan: Hellenistic Astrology : The Study of Fate and Fortune. Amor Fati Publications, 2017, ISBN 978-0-9985889-0-2, S. 321ff.
  • Dorian Gieseler Greenbaum, Micah T. Ross: The Role of Egypt in the Development of the Horoscope. In: Ladislav Bareš, Filip Coppens, Květa Smoláriková (Hrsg.): Egypt in Transition. Social and Religious Development of Egypt in the First Millennium BCE. Proceedings of an International Conference. Prague, September 1–4, 2009, ed. by , Prag 2010, S. 146–182.
  • Wilhelm Gundel, Hans Georg Gundel: Astrologumena : Die astrologische Literatur in der Antike und ihre Geschichte. Sudhoffs Archiv / Beihefte Bd. 6. Steiner, Wiesbaden 1966.
  • Stephan Heilen: "Hadriani genitura" : Die astrologischen Fragmente des Antigonos von Nikaia : Edition, Übersetzung und Kommentar. De Gruyter, 2015, ISBN 978-3-11-028873-5
  • Otto Neugebauer, Henry Bartlett Van Hoesen: Greek Horoscopes. American Philosophical Society, 1987, ISBN 0-87169-048-9, S. 7f und passim.

Einzelnachweise

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  1. a b Oxyrhynchus Papyrus P. Oxy. 235, Horoskop datiert zwischen 15 und 22 n.Chr. Schemazeichnung: Otto Neugebauer, Henry Bartlett Van Hoesen: Greek Horoscopes. American Philosophical Society, 1987, S. 18.
  2. In wissenschaftlichen Texten werden, um eine Verwechslung mit den „Häusern“ der Planeten zu vermeiden, statt „Haus“ meist das griechische topos bzw. das lateinische locus verwendet. Beides steht für „Ort“.
  3. Ein modernes Horoskop bezieht sich auf ein konkretes Häusersystem. Bei älteren Horoskopen aus der frühen Neuzeit und erst recht solchen aus der Antike kann ein zugrundeliegendes „Häusersystem“ nur indirekt durch die Stellung der Planeten in den Häusern bzw. die Zuordnung der Häuser zu Tierkreiszeichen erschlossen werden.
  4. Stichwort „Ἀνατολή“ in: Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon. Revised and augmented throughout by Sir Henry Stuart Jones. With the assistance of Roderick McKenzie (LSJ). Clarendon Press, Oxford 1940 (online).
  5. Firmicus Maternus: Mathesis 2,15.
  6. Thrasyllos in CCAG 8,3, S. 100, Z. 31.
  7. Firmicus Maternus: Mathesis 2,15,1.
  8. Hephaistion von Theben: Apotelesmatika 2,2,11; 3,26,1; 3,30,1.
  9. Chris Brennan: Hellenistic Astrology : The Study of Fate and Fortune. 2017, S. 323.
  10. a b Rhetorios: Compendium astrologicum 57. Vgl. CCAG VIII 4, 1921, S. 131,17–132,6 (Text); James Herschel Holden: Rhetorius the Egyptian. Tempe, AZ 2009, ISBN 978-0-86690-590-9, S. 48.
  11. Dorian Gieseler Greenbaum: The Daimon in Hellenistic Astrology : Origins and Influence. Brill, 2015, ISBN 978-90-04-30620-2, S. 151.
  12. Ein spätestens seit dem Mittelalter bekannter Merkvers für die Häuser lautet: „Vita lucrum fratres genitor nati valetudo / Uxor mors pietas regnum benefactaque carcer.“ Siehe Wilhelm Gundel, Hans Georg Gundel: Astrologumena. Wiesbaden 1966, S. 346.
  13. Marcus Manilius: Astronomica 3,190.
  14. Wilhelm Gundel, Hans Georg Gundel: Astrologumena. Wiesbaden 1966, S. 345.
  15. Firmicus Maternus: Mathesis 2,19. Übersetzung: Firmicus Maternus: Die acht Bücher des Wissens - Mathéseos libri VIII. Übersetzt von Hagall Thorsonn. Chiron, 2008, ISBN 978-3-89997-171-2, S. 67f.
  16. Vettius Valens: Anthologiae 2,4,6–8.
  17. Stephan Heilen: "Hadriani genitura" : Die astrologischen Fragmente des Antigonos von Nikaia. De Gruyter, 2015, S. 700.
  18. Firmicus Maternus: Mathesis 3,5,1–2.
  19. Stephan Heilen: "Hadriani genitura" : Die astrologischen Fragmente des Antigonos von Nikaia. De Gruyter, 2015, S. 1200.