Benutzer:Zelter90/Weißblech
Produktgeschichte von Rheinland-Pfalz:
Das Weißblech
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weißblech wird durch Walzen von Stahlplatten im Kaltwalzverfahren hergestellt und vorwiegend zur Produktion von Verpackungsmaterial verwendet.
Herstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weißblech wird aus verschiedenen warmgewalzten Stahlbändern hergestellt. Nach dem Beizen wird das auch sogenannte Warmband in mehreren Stufen kalt gewalzt, bis das Endprodukt eine Dicke von 0,1 bis 1,2 mm erreicht hat. Nach dem Entfetten und dem rekristallisierenden Glühen und dem Nachwalzen wird das Weißblech mit einem Elektrolytverfahren je nach Anforderung verzinnt oder verchromt. Nach dem Aufrollen und Verpacken kann das Weißblech schließlich an weiterverarbeitende Betriebe ausgeliefert werden.
Geschichte/Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund der Verwendung von Weißblech ist die Geschichte der Weißblechherstellung eng mit der der Konservendose verknüpft. Vor allem die Herstellungsverfahren des Weißbleches haben sich im Verlauf der Jahrhundert weiterentwickelt. Das Herstellungs- und Verzinnungsverfahren änderte sich im Laufe der Jahrhunderte vom Warmwalz- zum Kaltwalzverfahren und von der Feuerverzinnung zum elektrolytischen Verzinnungsverfahren.
Im 17./18. Jahrhundert wurde das Blech noch von sogenannten Blechmachern in kleineren Platten hergestellt, in Roggenkleie gebeizt und durch das Eintauchen in flüssiges Zinn verzinnt.
Im 18./19. Jahrhundert wurde Weißblech industriell in größeren Mengen zunächst nur in England hergestellt, da hier der technische Fortschritt im Zuge der industriellen Revolution gegenüber Deutschland enorm groß war. Hier wurde bereits 1745 der Fettkessel eingeführt und ab 1806 bereits mit verdünnter Salzsäure gebeizt. . Mit den Entwicklungen von Nicolas Appert, der sich 1810 die Konservierung von Nahrungsmitteln Hitzesterilisation patentieren ließ und dem Verfahren der Engländer Peter Durant und Augustus de Heine zum Lagern von Nahrungsmitteln in leichten Dosen, war die Nachfrage nach dem Werkstoff Weißblech enorm gestiegen. Seit 1816 war das Kaltwalzverfahren zur Herstellung eingeführt worden und durch das Glühen in Glühöfen seit 1829 die Formbarkeit des Weißbleches gegeben. Im Zuge der stetigen technischen Entwicklung wurde die Dicke des Bleches vom 18.Jahrhundert bis heute stetig reduziert.
Weißblech in Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Verarbeitung von Stahl zu Weißblech spielt für Deutschland und das heutige Rheinland-Pfalz zwar heute insgesamt gesehen eine nur kleine Rolle, war noch im 19.Jahrhundert besonders in den rheinischen Gebieten jedoch ein großer Wirtschaftsfaktor.
18. und 19.Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im frühen 18. Jahrhundert, den Anfängen der industriellen Revolution, war die Stahlproduktion noch nicht in dem Ausmaß auf das Ruhrgebiet zentriert, wie es später der Fall sein sollte. So gab es in den am Rhein gelegenen Gebieten, vor allem dem Bereich des Neuwieder Beckens einige Stahlverarbeitungsbetriebe wie etwa die Eisenhütte Bendorf Sayn oder den Rasselstein, der 1784 vom Unternehmer Carl Wilhelm Remy dem Fürst Alexander Graf zu Wied abkaufte. Mit dem Lauf der industriellen Revolution in Deutschland und dem schnellen technischen Fortschritt kam es so dazu, dass bereits 1769 die ersten deutschen Stahlbleche in Rasselstein gewalzt wurden. 1824 gelang es der Familie Remy, in ihrem Werk Rasselstein das erste Puddelstahlwerk in Betrieb zunehmen. Den technischen Entwicklungen der Produktionsstätte ist es auch zu verdanken, dass 1835 die erste deutsche Eisenbahnstrecke Fürth-Nürnberg befahren werden konnte. Die Schienen hierfür kamen ebenfalls aus Rasselstein.
In der Mitte des 19. Jahrhundert begann der Engländer John Player mit der Errichtung des Hüttenwerkes Albion mit der Produktion von Weißblech, nach seiner Geschäftsaufgabe 1856 stieg die Family Remy mit dem rasselsteiner Werk in die Weißblechproduktion ein. Neben dem Werk Rasselstein stellten noch weitere Betriebe in Deutschland wie etwa die Dillinger Hütte Weißblech her. In den 1860er Jahren kam es in Deutschland zur Gründung eines „Weißblech-Verkaufs-Comptoirs“, in dem durch Zusammenschluss zu einem Kartell der innerdeutsche Wettbewerb vermieden und eine bessere Stellung gegenüber Großbritannien erreicht werden sollte.
20. Jahrhundert – Verlagerung nach Rheinland-Pfalz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Braunkohleabbau im Ruhrgebiet kam es auch in den anderen am Rhein gelegenen Gebieten um die Region Koblenz zu einem Strukturwandel, bei dem sich der größte Teil der Stahlproduktion in das heutige Bundesland Nordrhein-Westfalen verschob. Im 20. Jahrhundert wurde Weißblech noch an verschiedenen Standorten in Deutschland wie etwa in Wissen und Andernach im heutigen Rheinland-Pfalz hergestellt, wo es 1934 durch die Entwicklung eines elektrolytischen Verzinnungsverfahrens von Weißblech zu einer Revolution im Herstellungsverfahren kam.
Wirtschaftsfaktor für Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem 2. Weltkrieg sind die einzigen Weißblechhersteller in Deutschland nur noch in Rheinland-Pfalz ansässig. Mit einem Jahresumsatz von 7.292 Mio. Euro im Jahr 2010 gehört die Metallindustrie zur dritt größten Industriebranche in Rheinland-Pfalz am Umsatz bemessen. Als einer der größten Arbeitgeber in der Umgebung von Koblenz zeigt sich, dass die Produktion von Weißblech durchThyssenKrupp Rasselstein ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für diese Region darstellt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus Peters: 200 Jahre Rasselstein, ein Beitrag zur Geschichte feiner Bleche. Stahl- und Walzwerke Rasselstein/Andernach A. G., 1960
- Die Eisen- und Stahlindustrie im Wieder Becken. Entwicklungsgeschichtlicher Überblick am Beispiel der Concordia Hütte, der Sayner Hütte und des Rasselsteins. Verein Deutscher Eisenhüttenleute, 1987
- Ein Stück deutscher Industriegeschichte. 225 Jahre Rasselstein. Vom Grafen zu Wied über die Remys führte die Entwicklung zu einer starken „Aktionärsfamilie“ Heute „Perle“ des Thyssen-Konzerns. In: stadtmagazin - Leben in Neuwied. Jahrgang 12, 1985, Nr. 9, S. 10-15.