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Das Freiwillige Motorboot-Korps (FMK), ab Dezember 1916 Kaiserliches Motorbootkorps (KMK), war ein während des Ersten Weltkrieges im Deutschen Kaiserreich bestehender paramilitärischer Verband, in dem zivile Motorboote und Besatzungen im Rahmen der deutschen und österreichisch-ungarischen Kriegsführung eingesetzt wurden.

Geschichte und Tätigkeiten

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Das FMK wurde 1914 wenige Wochen nach Kriegsbeginn[1] auf Betreiben von Richard Aschenborn begründet. Aschenborn war pensionierter Admiral (z.D.) der Kaiserlichen Marine und seit seiner Gründung 1907 Präsident des Motor-Yacht-Clubs von Deutschland (MYCvD) (seit 1913 Kaiserlicher Motor-Yacht-Club). Das FMK sollte die im privaten Motorbootsport vorhandenen Boote den Streitkräften zur Verfügung stellen, in denen die Motorisierung am Anfang des 20. Jahrhunderts nur langsam voranschritt. Bereits in den Jahren zuvor hatte Aschenborn in dieser Funktion mehrmals eine Zusammenarbeit zwischen MYCvD und den deutschen Streitkräften angeregt, war damit aber nicht weit gekommen.[2] Der Zweck des FMK war offiziell die Unterstützung der Streitkräfte, wobei von Anfang an eher Anschluss an das (preußische) Heer als an die Marine bestand.[3]

Die Boote wurden vor Übernahme durch das FMK technisch geprüft und dann meist per Eisenbahn an die Front gebracht. Die wichtigsten Einsatzgebiete waren Belgien unter deutscher Besatzung, die Donau („Kaiserliche Deutsche Motorbootflottille auf der Donau“, untergliedert in vier Flottillen) und die Flüsse und Küstengewässer an der Ostfront („Ostflottille“), vor allem die Weichsel und die Memel. Teilweise unterstanden die FMK-Boote im Osten den k.u.k. Streitkräften. Auf dem Bodensee existierte eine separate Flottille mit Grenzschutz- und Übungsaufgaben, die Österreichisch-Deutsche Bodenseeflottille.[4]

Die Boote übernahmen hauptsächlich Transport- und Wachaufgaben. So wurden Truppen über Flüsse übergesetzt, Frachtkähne geschleppt und Kurieraufträge ausgeführt. Auf den Flussläufen wurde patrouilliert und der zivile Bootsverkehr überwacht bzw. unterbunden. Teilweise war das FMK auch damit beautragt, die Wasserfahrzeuge der einheimischen Bevölkerung zu beschlagnahmen oder zu zerstören, wenn die deutschen Besatzungstruppen dies anordneteten. Eine wiederkehrende Aufgabe im Flusskrieg war die Räumung von Minensperren, dabei kam es auch zu Verlusten unter den FMK-Mitgliedern. Die Boote des FMK wurden auch direkt in Gefechte verwickelt und leisteten dabei teilweise Feuerunterstützung für die Landtruppen, gerieten unter Artilleriefeuer oder wurden von Kampfflugzeugen angegriffen.[5]

Das Kriegsende war 1918 auch Ende für FMK bzw. KMK.[6]

Mitglieder, Struktur und Status

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Das FMK war als privatrechtlicher Verein organisiert. Mitglieder und andere Zivilisten konnten sich selbst oder ihre Motorboote freiwillig zur Verfügung stellen. Daneben unterhielt der Verein einige wenige selbstfinanzierte, teilweise auf eigenen Auftrag gebaute Boote und eine kleine Verwaltung aus festangestellten Mitarbeitern.[7] Über die Zahl der Mitglieder insgesamt, der in den Fronteinsatz gegangenen Mitglieder und Verluste oder zur Anzahl der Boote im FMK gibt es keine Angaben, es ist aber mindestens eine niedrige dreistellige Zahl von Booten mit ihren Besatzungen im Kriegseinsatz nachweisbar.[8]

Die innere Struktur des Vereins war militärisch organisiert. An der Spitze des Vereins stand ein „Befehlshaber“, dem mehrere „Dienststellen“ unterstanden. Die zentrale Dienststelle war in Charlottenburg bei Berlin mit einem Stützpunkt am Wannsee, auf dem regelmäßig Übungen abgehalten wurden. Die Freiwilligen wurden für ihren Dienst besoldet und in Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften unterteilt. Darüber wurden jedoch privatrechtliche Dienstverträge abgeschlossen. Nachdem zunächst an die Klubkleidung von Yachtclubs erinnernde Dienstkleidung getragen wurde (allerdings mit militärischen Dienstgradabzeichen), wurde am 30. August 1915 durch AKO eine feldgraue Uniform nach Vorbild des Heeres vorgeschrieben.[9]

Privatpersonen konnten ihre Boote dem FMK für den Einsatz zur Verfügung stellen. Das Heer übernahm die Versorgung mit Betriebsstoffen und zahlte im Fall von Beschädigung oder Verlust im Einsatz eine Entschädigung an den Eigentümer.[10]

Die FMK-Mitglieder waren im Einsatz bewaffnet, auch auf den Booten konnten Maschinengewehre oder leichte Geschütze installiert werden, die dann jedoch teilweise von eingebooteten Soldaten bedient wurden.[11] Es galt außerdem die militärische Disziplinarordnung. Der Dienst im FMK galt jedoch nicht als Wehrdienst. Das Korps wurde als Teil des Heeresgefolges betrachtet und durch die militärischen Befehlshaber vor Ort im Rahmen der Gesamtkriegsführung und Besatzung eingesetzt. Erst im September 1918 wurde das KMK dem Chef des Feldkraftfahrwesens im Heer institutionell unterstellt.[12] Die auf der Donau eingesetzten FMK-Mitglieder hatten Zugang zum östereichisch-ungarischen Offizierskasino.[13]

  • Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297.

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 258. Die entsprechende AKO ist auf den 30. September 1914 datiert.
  2. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 256f.
  3. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 260.
  4. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 275, 280.
  5. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 271f., 274, 278.
  6. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 283.
  7. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 260, 269.
  8. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 267ff.
  9. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 260f.
  10. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 261f.
  11. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 291, Anm. 120.
  12. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 261f.
  13. Vgl. Christian Ostersehlte, Motorboote im militärischen Einsatz. Versuch einer kritischen Betrachtung des Freiwilligen Motorboot-Korps (FMK), in: Deutsches Schiffahrtsarchiv 24 (2001), S. 253–297, hier S. 278.