Benutzer:Zieglhar/Laborantenhaus
Als Laborantenhaus wurde überwiegend ein Arbeiterwohnhaus für mehrere Familien bezeichnet, das von einem Arbeitgeber für die eigenen Beschäftigten errichtet wurde, d.h. es handelte sich um ein Haus mit Werkswohnungen. Bei größeren Textilbetrieben (Spinnereien und Webereien) mit einer Mehrzahl von Laborantenhäusern entstanden Arbeitersiedlungen. Heute ist der Begriff praktisch nur noch im Zusammenhang mit historischen Bauten in Gebrauch.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Laborantenhaus für Arbeiterwohnhäuser findet sich insbesondere im südwestdeutschen Raum. Im Christophstal bei Freudenstadt gab es vielfältigen Bergbau (Eisen, Schwerspat, Silber, Kupfer). Für die Beschäftigten wurden dort schon im 18. Jahrhundert Laborantenhäuser erstellt.[1] Bei der Saline Bad Friedrichshall wurden um 1820 auch Laborantenhäuser gebaut.[2] Der Begriff findet sich auch vielfach in den württembergischen Oberamtsbeschreibungen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als Bezeichnung für Arbeiterwohnhäuser diverser Gewerbe.[3] Im badischen Wiesental gab es eine stark ausgeprägte Textilindustrie, deren Betriebe in großem Umfang Arbeiterwohnhäuser errichteten, die heute teilweise als denkmalgeschützte Bauten restauriert werden.[4]
Ein davon deutlich abweichender Inhalt des Begriffs Laborantenhaus findet sich in Thüringen und Schlesien. Im Riesengebirge wurden Naturheilkundige, die aus Kräutern Essenzen und Branntwein herstellten, als Laboranten bezeichnet.[5] Im Schwarzatal wurden die Häuser Naturheilkundiger und Giftmischer als Laborantenhäuser bezeichnet.[6]
Input
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]im Gegensatz zum Labor kein Arbeitsplatz, sondern ein Wohnhaus für Laboranten, wobei der Begriff Laborant früher vielschichtiger und regional verschieden verwendet wurde, aber überwiegend die Arbeiter insgesamt und nicht nur solche von technisch-chemisch-medizinischen Produzenten meinte.
wurde in Deutschland regional sehr unterschiedlich verwendet und ist heute praktisch nur noch im Zusammenhang mit historischen Bauten in Gebrauch.
Im Südwesten wurden Arbeiterwohnhäuser der Bergbaubetriebe und der aufkommenden Industrie so bezeichnet. Laboranten wurden hier nicht nur die Arbeiter technisch-chemisch-medizinischer Produzenten, sondern Industriearbeiter genannt. So haben beispielsweise im Wiesental viele Textilfabriken (Spinnereien, Webereien) Laborantenhäuser für ihre Arbeiter errichtet, die heute teilweise als denkmalgeschützte Bauten restauriert werden.
Im Wiesental auch Kosthaus genannt. ??? „Die neue Arbeitswelt, unter anderem mit Frauenerwerbsarbeit, bedingte zunehmend auswärtige Verpflegung. Während Kosthäuser für Arbeiter einer bestimmten Fabrik eingerichtet waren, standen die Speisewirtschaften der Zeit nach 1850 jedermann offen.“ HLS Gasthäuser
wurden im alemannischen Sprachraum die Arbeiterwohnhäuser der Textilindustrie bezeichnet.
Input
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Haustyp: Allemannisches Laborantenhaus [1]
- Thüringen Giftmischer
- Heilbronn Arbeiterwohnhaus
- Volkertshausen Bodensee Arbeiterwohnhaus
- Bertram Jenisch: Eisenerzabbau und -Verhüttung bei Blumberg in fürstenbergischer Zeit. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg – Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege, Bd. 21 Nr. 4 (1992) pdf
- Laborant = Arbeiter
- Laborant
- wiktionary
- Altes Haus wird wieder jung. In: Markgräfler Tagblatt vom 25. September 2020
- Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau (Bearbeiter): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Der Landkreis Lörrach. Band I. A. Allgemeiner Teil. B. Gemeindebeschreibungen Aitern bis Inzlingen. C. Quellen und Literatur. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lörrach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-1353-1, S. 366. „…Wohnhäuser, im Volksmund auch Laborantenhäuser genannt,…“
- Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel: Bahnmaier's Buchdruckerei (C. Schultze), 1859.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 31, Sp. 1403
- „LABORANT, m.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, abgerufen am 01.08.2021
LABORANT, m. chemischer arbeiter, medicamentarius: laborant, der arbeiter, ausarbeiter, oder welcher einem arbeitet, als da die medici zu haben pflegen. Nehring manuale (1694) 544; wollte, gott hätte mich zum gärtner oder laboranten gemacht (sagt ein mönch). Göthe 8, 13; jetzt heiszt laborant der gehilfe in gröszern apotheken, welcher die chemischen präparate im groszen darstellt. im Riesengebirge heiszen aberanten mit abstoszung des anlautenden l jene leute, die aus bergkräutern essenzen und brantweine bereiten. Weinhold schles. wb. 50a.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schlagwort: Laborantenhaus auf www.rottenplaces.de; abgerufen am 31. Juli 2021
- Martina David-Wenk: Zustupf fürs Laborantenhaus. In: Badische Zeitung vom 26. September 2020
- Die Laborantenhäuser auf www.christophstal-freudenstadt.de
- Sanierung statt Abriss: Denkmalstiftung fördert Erhalt des ehemaligen Laborantenhauses der Textilfabrik in Steinen aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale
- Altes Haus wird wieder jung. In: Markgräfler Tagblatt 25. September 2020
Einzelnahweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ private Homepage Christophstal bei Freudenstadt; abgerufen am 11. März 2022
- ↑ Siehe Nachricht von der Saline zu Friedrichshall bey Heilbronn. In: J.D.G. Memminger (Hrsg.): Württembergisches Jahrbuch, 3. und 4. Jg., Stuttgart 1821, S. 316 Google Digitalisat
- ↑ Siehe Wikisource
- ↑ Robert Bergmann: In Steinen steht das Denkmal des Monats März. In: Badische Zeitung vom 1. März 2022
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Band 12, Spalte 9. Ein Beleg dafür, dass deren Wohnhäuser Laborantenhäuser genannt wurden, konnte nicht gefunden werden.
- ↑ Siehe Karl Emil Franzos: Deutsche Fahrten: 1. Reihe. Aus Anhalt und Thüringen. V. Im Schwarzathal, Berlin 1903, S. 248–338; hier S. 316–318 Internet Archive