Benutzer:Zimmi/Tensor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Tensor ist ein geometrisches Objekt, dass in der Mathematik, der Physik und den Ingenieurwissenschaften benutzt wird um die Begriffe des Skalars und des Vektors zu verallgemeinern. Durch die großen Unterschiede in der üblichen Darstellung von Tensoren in Mathematik und Physik kann der Eindruck entstehen, dass es sich um unterschiedliche Konzepte handelt. Darüber hinaus wird der Begriff Tensor in der Physik auch etwas nachlässig für Tensorfelder verwendet. Dieser Artikel beschäftigt sich mit Tensoren aus Sicht der Mathematik, die physikalische Sichtweise ist im Artikel Tensor in der Physik zu finden.

Geschichte und Wortherkunft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort Tensor (lat. tendo: ich spanne) wurde in den 1840er Jahren von William Rowan Hamilton in die Mathematik eingeführt; er bezeichnete damit den Absolutbetrag seiner Quarternionen, also noch keinen Tensor im modernen Sinn. James Clerk Maxwell scheint den Spannungstensor, den er aus der Elastizitätstheorie in die Elektrodynamik übertrug, selbst noch nicht so genannt zu haben. In seiner modernen Bedeutung, als Verallgemeinerung von Skalar und Vektor, wird das Wort Tensor erstmals von Woldemar Voigt in seinem Buch Die fundamentalen physikalischen Eigenschaften der Krystalle in elementarer Darstellung (Leipzig, 1898) eingeführt. Unter dem Titel absolute Differentialgeometrie entwickelten Gregorio Ricci-Curbastro und dessen Schüler Tullio Levi-Civita um 1890 die Tensorrechnung auf riemannschen Mannigfaltigkeiten; einem größeren Fachpublikum machten sie ihre Ergebnisse 1900 mit dem Buch Calcolo differenziale assoluto zugänglich, das bald in andere Sprachen übersetzt wurde, und aus dem sich Einstein die mathematischen Grundlagen aneignete, die er zur Formulierung der allgemeinen Relativitätstheorie benötigte. Einstein selbst prägte 1916 den Begriff Tensoranalysis und trug mit seiner Theorie maßgeblich dazu bei, den Tensorkalkül bekannt zu machen; er führte überdies die einsteinsche Summenkonvention ein, nach der über doppelt auftretende Indizes unter Weglassung der Summenzeichen summiert wird.

Sei ein endlichdimensionaler Vektorraum über dem Körper und natürliche Zahlen. Ein Tensor vom Typ (oder auch ein -Tensor) ist eine multilineare Abbildung

( Kopien von und Kopien von ). Dabei bezeichnet den zu dualen Vektorraum. Die Menge aller Tensoren vom Typ wird mit bezeichnet. Sie bildet mit den üblichen Definitionen von Addition und skalarer Multiplikation für -wertige Funktionen einen Vektorraum. Schließlich setzt man .

Die Summe bezeichnet man als Stufe oder Rang des Tensors.

  • Per definitionem stimmt mit überein, Sakalare sind also -Tensoren.
  • ist der Dualraum von , Linearformen sind also -Tensoren.
  • ist der Dualraum von also natürlich isomorph zum Vektorraum selbst. Vektoren sind also -Tensoren.
  • Ist ein reeller Vektorraum, so ist jedes Skalarprodukt eine bilineare Abbildung, also ein -Tensor.
  • Die Determinante ist ein Tensor über dem Vektorraum wenn man die Spaltenvektoren zu einer -Matrix zusammensetzt.
  • Sei eine lineare Abbildung. Dann ist

eine multilineare Abbildung, also ein -Tensor. Die Abbildung ist ein Isomorphismus von , dem Raum der linearen Abbildungen von nach , nach . Man kann also die Elemente von mit den -Tensoren identifizieren. Analog kann man lineare Abbildungen von nach mit Tensoren aus identifizieren. Diese Identifikationen werden insbesondere in der Physik häufig verwendet, ohne dass gesondert darauf hingewiesen wird.

Auf Grund der universellen Eigenschaft des Tensorproduktes existiert zu jedem -Tensor

eine eindeutig bestimmte Abbildung von nach . Man überzeugt sich leicht, dass die so definierte Abbildung von nach surjektiv und damit ein Isomorphismus ist. Man kann also den Raum mit ( Kopien von und Kopien von ) identifizieren. Man kann Tensoren also als multilineare Abbildungen, als Elemente spezieller Tensorprodukte oder als Abbildungen von Tensorräumen in andere Tensorräume auffassen und so in Abhängigkeit vom Kontext die Vorteile der unterschiedlichen Darstellungen nutzen. Die Betrachtungsweisen sind jedoch nur dann äquivalent, wenn der zu Grunde liegende Vektorraum endlichdimensional ist.

Oft ist es nützlich Tensoren unterschiedlicher Stufe in einem gemeinsamen Vektorraum einzubetten. Man erhält dann die Tensoralgebra.

Komponentendarstellung eines Tensors

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei die Dimension des Vektroraumes . Durch die Wahl einer Basis kann man jedem Vektor aus eineindeutig ein -Tupel von Elementen aus zuordnen. Analog kann jedem Tensor der Stufe ein -Tupel von Elmenten aus zugeordnet werden. Der Tensor ist jedoch keinesfalls mit seiner Darstellung in Komponenten, die von der konkreten Wahl der Basis abhängt, gleichzusetzen. Vielmehr liegt der Vorteil von Tensoren darin, dass sie - analog zu Vektoren - basisunabhängige geometrische Objekte sind. Man beachte auch, dass die Komponentendarstellung nicht alle Informationen über einen Tensor enthält. Stellt man beispielsweise Tensoren der Stufe zwei durch Matrizen dar, so kann man nicht mehr zwischen -, - und -Tensoren unterscheiden.

Sei , eine Basis von und die dazu duale Basis. Dann sind die Komponenten des Tensors definiert als

.

Bei Kenntnis der Komponenten bezüglich einer bestimmten Basis ist auf Grund der Multilinearität bereits eindeutig bestimmt. Interpretieren wir alternativ als Element des Tensorproduktes , so bilden

eine Basis für diesen Raum bezüglich der die Darstellung

hat.

Allgemeine Aussagen über Tensoren lassen sich meist elegant in einer der koordinatenfreien Darstellungen zeigen. Für konkrete Rechnungen mit Tensoren wie sie in der Physik häufig vorkommen, ist das Arbeiten in Koordinaten jedoch unerläßlich. Um die Notation zu vereinfachen verwendet man die einsteinsche Summenkonvention.

Operationen auf Tensoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nebend Addition und skalarer Multiplikation gibt es noch die folgenden Operationen:

Mit dem Tensorprodukt kann man einen -Tensor mit einem -Tensor zu einem -Tensor verknüpfen. Interpretiert man die Tensoren als multilineare Abbildungen, so gilt

.

In Komponenten erhält man

.

Aus einem -Tensor mit und mindestens eins kann durch Tensorverjüngung ein -Tensor gebildet werden. Um die Notation einfach zu halten soll hier über den ersten oberen beziehungsweise unteren Index verjüngt werden. Dabei wird aus

der Tensor

.

Durch lineares Fortsetzen kann so die Verjüngung für alle Tensoren definiert werden. In der Interpretation als multilineare Abbildungen erhält man für die Verjüngung eines Tensors

wobei eine Basis von und die dazu duale Basis ist. Obwohl eine Basis in der Formel auftaucht ist das Ergebnis von der konreten Wahl dieser Basis unabhängig. In Komponenten gilt mit einsteinscher Summenkonvention

.

Verjüngungen bezüglich anderer Indexpaare werden analog definiert. Man bezeichnet die Verjüngung auch als Kontraktion oder Spurbildung (für -Tensoren ist die Verjüngung gleich der Spur der Komponentenmatrix).

Hauptartikel: Rücktransport

Sei ein weiterer Vektorraum und eine lineare Abbildung. Ein rein kovarianter Tensor über kann dann mittels zurücktransportiert werden indem man setzt

.
Hauptartikel: Pushforward

Sei ein weiterer Vektorraum und eine lineare Abbildung. Dann können rein kontravariante Tensoren über dem Vektorraum mittels der Beziehung

nach transportiert werden.

Man beachte dass für allgemeine Abbildungen der Transport stets nur in eine Richtung möglich ist. Kontravariante Tensoren können in Pfeilrichtung, kovariante gegen die Pfeilrichtung transportiert werden. Insbesondere ist es nicht möglich gemischte Tensoren zu transportieren. Ist hingegen ein Isomorphismus, so existiert eine kanonische Abbildung von - die Umkehrabbildung - und es können auch gemischte Tensoren transportiert werden.


  • Theodor Bröcker: Lineare Algebra und Analytische Geometrie. Birkhäuser, Basel 2004, ISBN 3-7643-2178-4, Kap. VII: Tensorrechnung.
  • R. Abraham, J.E. Marsden, T. Ratiu: Manifolds, Tensor Analysis, and Applications. Second Edition, Springer-Verlag, Berlin, ISBN 3-540-96790-7.
  • Theodore Frankel: The Geometry of Physics -- An Introduction. Cambridge University Press 1997, Cambridge, ISBN 0-521-38334-X
  • Lichnerowicz Einführung in die Tensoranalysis, BI Hochschultaschenbuch 1966

[[Kategorie:Algebra] [[Kategorie:Differentialgeometrie]