Benutzer Diskussion:Ortenburger/Archiv/2011
Reformation und die Ortenburger
Hallo Ortenburger,
ich beschäftige mich derzeit studiumsbedingt mit den Truchsessen von Waldburg und ihren Heiratsstrategien. Da sich eine Tochter, der ansonsten streng katholischen Familie der Waldburger mit dem Grafen Ulrich III. von Ortenburg mit diesem verheiratet, versuche ich herauszufinden ob Ulrich III. Protestant war. Ich hab u.a. die - wenn ich das richtig sehe - hauptsächlich von dir erarbeiteten Wiki-Seiten zu den Ortenburgern und Graf Joachim gelesen, aber auch in der Geschichte des Hauses von Huschberg aus dem 19. Jhdt gestöbert, aber nicht herausfinden können, ob Graf Ulrich III. wie Graf Joachim zum Protestantismus konvertiert ist, oder katholischen Glaubens blieb. Ich gehe zwar aufgrund der Tatsache, dass sein Sohn Georg IV. wieder zum katholischen Glauben zurückkehrte davon aus, dass Ulrich III. auch Protestant wurde, mich würde aber interessieren wann genau (in meinem Fall, vor allem ob es nach oder vor der Hochzeit mit Katharina v. Waldburg 1571 war.) Ich hatte gehofft, dass Du mir vllt. weiterhelfen könntest. Auch für die Wikipedia wird es nicht ganz verloren gehen. Nach Ende meiner Hausarbeit werde ich den Wiki-Artikel zu den Waldburgern gründlich überarbeiten. Besten Dank -- WeißderGeier 15:28, 2. Mär. 2011 (CET)
- Hallo WeißderGeier,
- deine Vermutung ist völlig richtig, Ulrich III. war Protestant, obwohl er vorher 1548 sogar noch Domherr zu Salzburg wurde. Wenn ich mich recht entsinne trat Ulrich mit seiner ersten Gemahlin 1558 oder 1559 zum evangelischen Glauben über. Er war, neben seinem Cousin Joachim, mitunter am meisten in den Konflikt nach der Reformationseinführung in der Ortenburger Grafschaft beteiligt.
- Es freut mich, wenn du meine Wikipedia-Artikel bezüglich der Ortenburger gelesen hast. Gerade aber als kurze Zitierquelle für Ulrich III. würde ich dir zu einem Aufsatz des verstorbenen Prof. Friedrich Hausmanns raten, anstatt des inzwischen veralteten Werkes von Huschberg: Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien. In: Ostbairische Grenzmarken - Passauer Jahrbuch für Geschichte Kunst und Volkskunde. Nr. 36, Passau 1994
- Ist ein Stichpunkthafter Stammbaum aus Urkundenregesten erarbeitet, stets zu jeder Person die wichtigsten Ereignisse. Hab den umfangreichen Aufsatz leider nicht da, sonst hätte ich ihn dir zuschicken können. Die Reihe der Ostbayerischen Grenzmarken sollte aber im Süddeutschen Raum in zahlreichen Bibliotheken vorhanden sein.
- Bezüglich Katharina von Waldburg noch ein Hinweis. Ihr erster Gatte kam aus dem Hause Starhemberg. Es gab einen Zweig dieses oberösterreichischen Geschlechtes, welcher ebenso eine Zeit lang lutherisch war! Gut möglich, dass ihr erster Gemahl bereits evangelisch war. Hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen. Grüße --Ortenburger 鼠 18:32, 2. Mär. 2011 (CET)
Hallo Ortenburger, vielen Dank nochmal für deine Hilfe und die tollen Literaturtipps. In der Tat scheint der STarhemberger auch Lutheraner gewesen zu sein - bereits sein Vater Erasmus I. konvertierte zum Luthertum. Interessant ist, dass Joachim von Ortenburg als Vermittler dieser ersten Hochzeit greifbar ist. Als weitere Ratgeber treten zwei angeheiratete Verheirate Konrad IV. v. Tübingen und Egelolf zu Rappoltsstein auf, beide Lutheraner. Ich bin mir noch unsicher ob ich die Heiratsverabredung von Katharina (auch ihre Schwester Maria heiratete einen Lutheraner) als bewusste Hinwendung des regierenden, aber noch recht jungen Truchsessen, Jakob zum Luthertum deuten soll, oder viel mehr mit dem Einwirken der Berater erklären soll. Ich werd mal sehen. Beste Grüße -- WeißderGeier 18:56, 9. Mär. 2011 (CET)
- Hallo WeißderGeier,
- nun, um die Mitte des 16. Jahrhunderts lässt sich im Adel allgemein eine gewisse Hinwendung zum lutherischen Glauben erkennen. Die Zuwendung der Adeligen zum neuen Glauben brauchte etwas länger als einst in der Bevölkerung. Beispielsweise wurde in den Grafschaften Haag (1558), Hohenwaldeck (1563), Neuburg am Inn (1563) und Ortenburg (1563) die Reformation eingeführt. Ebenso in Österreich verbreitete sich der lutherische Glauben, Beispiele hierfür sind eben die Starhemberger oder die Polheimer. Auch die Herzöge von Württenberg wandten sich der lutherischen Lehre vermehrt zu. Graf Joachim sah vor der Einführung der Reformation in Ortenburg übrigens auch Kaiser Ferdinand als eventuellen Unterstützer des evangelischen Glaubens an. Diese Hinwendungen fanden zur unterschiedlichsten Zeit statt, beispielsweise war der erste lutherische Ortenburger Joachims Vater Christoph, welcher bereits 1538 konvertierte. Allerdings hatten diese Glaubenstendenzen oft persönliche Interessen, sobald es aber (reichs-)politische Konsequenzen hatte, standen diese Interessen im Vordergrund. Erst im Laufe der Jahre nach dem Augsburger Religionsfrieden bildeten sich auf Reichsebene die konfessionellen Gruppierungen heraus.
- Dass Graf Joachim übrigens als Vermittler für diese Ehe auftritt verwundert nicht. Joachim war einerseits einer der führenden Köpfe des lutherischen Glaubens im Süddeutschen Raume, andererseits galt er als einer der gebildetsten und einflussreichsten Personen im süddeutschen Raume. Herzog Albrecht fürchtete daher bei einem religiös-politischen Umsturz in Bayern durch Joachim als Herzog ersetzt zu werden. Dies führte erst zum harten Durchgreifen und Anschluss Albrechts zur Gegenreformation.
- Freut mich aber wenn ich Dir helfen konnte. Grüße --Ortenburger 鼠 20:00, 9. Mär. 2011 (CET)
Da ist noch eine Frage ...
... an dich auf meiner Disk. Grüße --HerrZog 18:50, 18. Nov. 2011 (CET)
- Schon geantwortet. ;c) --Ortenburger 鼠 19:11, 18. Nov. 2011 (CET)