Benutzer Diskussion:Scialfa/ FDGB

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der FDGB war Mitglied des Weltgewerkschaftsbunds. 1986 waren die größten Einzelgewerkschaften die IG Metall (1,8 Mio. Mitglieder), die Gewerkschaft Handel, Nahrung und Genuss (1,1 Mio.), die IG Bau-Holz (950.000) und die Gewerkschaft der Mitarbeiter der Staatsorgane und Kommunalwirtschaft (840.000). Organ des FDGB war die Tageszeitung „Tribüne“.

Der Gewerkschaftsapparat war Bestandteil und Instrument des politisch-ideologischen Machtgefüges der SED und wie alle anderen Massenorganisationen der DDR zentralistisch und hierarchisch organisiert. Die kleinste Einheit war das „Kollektiv“, dem die Mitarbeiter, staatlichen Leiter und Parteifunktionäre eines Arbeitsbereichs angehörten. Aus diesem Kollektiv wurden die Vertrauensleute – ideologisch verlässliche Kollegen – als unterste FDGB-Funktionäre nominiert und in offener Abstimmung gewählt.

Organe und Funktionäre

[Quelltext bearbeiten]

Die höheren Funktionäre, Abteilungsgewerkschaftsleiter (AGL) bis zum Leiter der Zentralen Betriebsgewerkschaftsleitung (BGL) in Kombinaten waren in der Regel linientreue Mitglieder der SED, in Einzelfällen auch von Blockparteien und meist hauptamtlich tätig. Vorsitzender des FDGB-Präsidiums war nach dem Tod von Herbert Warnke 1975 bis zur politischen Wende 1989 Harry Tisch, zugleich Mitglied des SED-Politbüros. Stellvertretende Vorsitzende des Bundesvorstandes war von 1976 bis 1989 Prof. Johanna Töpfer, zugleich Mitglied des ZK der SED.
Danach wurde die Berliner FDGB-Bezirkschefin Annelis Kimmel Vorsitzende des Bundespräsidiums.
Am 1. Februar 1990 wurde Helga Mausch (NDPD) als Vorsitzenden des Geschäftsführenden Vorstandes des FDGB gewählt. Sie wurde bereits im Mai 1990 durch die Einsetzung eines Sprecherrates entmachtet.

Oberstes Organ war der FDGB-Kongress, der letzte reguläre war der XI. Kongress im April 1987. Letzter Sitz des Bundesvorstandes war ein in den 1980er Jahren errichteter Neubau an der Jannowitzbrücke in Berlin-Mitte (jetzt als Chinesische Botschaft genutzt).

Der FDGB hatte eine eigene Hochschule, die Gewerkschaftshochschule "Fritz Heckert" in Bernau bei Berlin. Deren Rektor war von 1949 bis zu seinem Tod 1960 Hermann Duncker.

Mitgliedschaft

[Quelltext bearbeiten]

Offiziell war die Mitgliedschaft im FDGB freiwillig, inoffiziell war eine berufliche Karriere als Nichtmitglied aber nur schwer möglich. Die Beitrittsgebühr betrug eine Mark der DDR. Die Mitgliedbeiträge richteten sich nach dem Bruttolohn bzw. Bruttogehalt und wurden anfangs wöchentlich, später monatlich gezahlt. Herangezogen wurden auch Grundstipendien bei Studenten, Renten, Zusatzrenten und Pensionen und Lohnausgleich im Krankheitsfall. Die verschiedenen Beitragsklassen wurden in der jährlich angepassten Beitragsordnung festgelegt. 1986 waren 98% aller Arbeiter und Angestellten im FDGB organisiert und er hatte insgesamt 9,6 Mio. Mitglieder. Der FDGB war damit die größte "gesellschaftliche Organisation" der DDR und hatte nach der SED mit 61 Abgeordneten die zweitstärkste Fraktion im DDR-Parlament Volkskammer. Er war damit nominell einer der größten Gewerkschaftverbände der Welt. FDGB-Mitglieder konnten verschiedene Vergünstigungen, wie Fahrpreisermäßigungen bei der Deutschen Reichsbahn anlässlich von Fahrten zu FDGB-Urlaubszielen u.ä. in Anspruch nehmen. Bis in die 1950er Jahre wurde Sterbegeld gezahlt, dessen Höhe von den gezahlten Beiträgen abhing. Unabhängig von der Dauer einer Mitgliedschaft wurde ein Unfallsterbegeld gezahlt. Zugeordnet war auch eine Kasse der gegenseitige Hilfe. Hier wurden von Fall zu Fall einmalige finanzielle Beihilfen oder zinslose Darlehen gezahlt, wenn Härtefälle auftraten.

Zu den Aufgaben des FDGB gehörte neben der ideologischen Tätigkeit in den Betrieben auch die Kantinenversorgung und die Vergabe von Ferienplätzen sowie Krankenbesuche, Verleihung von Auszeichnungen und Prämien, Geschenken zu besonderen Jubiläen usw. bis zur Vergabe von Kuren. Der FDGB-eigene Feriendienst unterhielt zahlreiche eigene FDGB-Ferienheime. Der FDGB unterhielt auch Urlauberschiffe wie die "Fritz Heckert", "Völkerfreundschaft" und später die moderne "Arkona" (Ex-Astor). Hauptaufgabe der Gewerkschaft war es, die Planerfüllung zu gewährleisten. Die FDGB-Gewerkschaften waren keine Arbeitnehmervertretung gegenüber der Betriebsleitung, da ein Gegensatz zwischen Betriebsleitung und Belegschaft in der DDR offiziell nicht existierte.

Die Bildung von „freien Gewerkschaften“ auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurde am 10. Juni 1945 durch Befehl Nr. 2 der sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zugelassen. Schon am 2. Juni waren Vertreter der Gewerkschaftsbewegung mit der Bildung einer Einheitsgewerkschaft beauftragt worden. Am 13. Juni konstituierte sich auf Initiative der Gruppe Ulbricht der Vorbereitende Gewerkschaftsausschuss für Groß-Berlin (V.G.f.G.-B), der eine maßgebliche Rolle zunächst beim Aufbau des FDGB Groß-Berlin (der wegen des Viermächtestatus Berlins eine eigenständige Organisation bildete) und dann des FDGB und seiner Bezirksverbände spielte. Der erste FDGB Kongress fand vom 9.-11. Februar 1946 statt.

Nach der Wende

[Quelltext bearbeiten]

Im März 1990 wurde der FDGB für die Volkskammerwahl 1990 registriert, aber von der Wahlkommission nicht zugelassen.

Zum 30. September 1990 – kurz vor der Wiedervereinigung – löste sich der FDGB auf. Die Einzelgewerkschaften des FDGB schlossen sich ihren westdeutschen Pendants im DGB bis 1991 an.

Mitgliederentwicklung

[Quelltext bearbeiten]
Jahr Mitglieder (in Mio.) Männer Frauen Jugendliche bis 25 Jahre
1945 1,6 - - -
1946 3,3 2,3 1,0 0,3
1947 4,0 2,8 1,2 0,5
Nov. 1949 4,61 3,13 1,48 0,7
1950 4,7 3,2 1,5 0,75
1955 5,4 3,3 2,1 1,3
1959 6,1 3,6 2,5 1,4
1963 6,4 3,55 2,85 1,5
1968 6,8 3,7 3,1 1,03
1972 7,34 3,76 3,58 1,1
1977 8,37 4,15 4,22 1,29
1982 9,1 4,4 4,7 1,5
1987 9,5 4,5 5,0 1,4
1988 9,6 4,5 5,1 1,4

Übersicht über die Mitgliedsgewerkschaften

[Quelltext bearbeiten]
Gewerkschaft Zeitraum des Bestehens Vorsitzende Mitgliederzahlen
Industriegewerkschaft Bau-Holz

Zusammenschluß von IG Bau (1946-1950) und IG Holz (1946-1950)
1950 - 31. Oktober 1990 Franz Jahn (1946-1950, IG Bau)
Max Wachtel(1946-1950)
Franz Jahn (1950-1953)
Walter Tille (1953-1958)
Lothar Lindner (1958-1989)
Horst Schulz (1990)
1982: 960000

1989: 935208
Industriegewerkschaft Bergbau-Energie

Vorläufer: IG Bergbau (1946-1963)
IG Energie (1949-1959)
IG Energie-Post-Transport (1959-1963)
1963 - 31. Dezember 1990 IG Bergbau
Paul Lähne (1946-1949)
Max Fritsch (1949-1951)
Karl Honisch (1951-1954)
Werner Lucas (1955-1963)
IG Energie bzw. IG Energie-Post-Transport
Rudolf Jäger (1949-1955)
Gerhard Hauschild (1955-1963)
IG Bergbau-Energie
Werner Lucas (1963-1976)
Erhard Ullrich (1977-1982)
Günter Wolf (1982-1989)
Manfred Martin (1989-1990)
Peter Witte (1990)
1982: 450000

1989: 472038
Industriegewerkschaft Chemie, Glas und Keramik
bis 1972 IG Chemie
1946 - 31. Mai 1990 Max Reitersleben (1946-1950)
Kurt Kühn (1950-1952)
Horst Willim (1953-1958)
Rudolf Höppner (1959-1967)
Werner Oertelt(1967-1980)
Edith Weber (1980-1989)
Hartmut Löschner (1990)
1982: 510000


1989: 531301
Industriegewerkschaft Druck und Papier

Vorläufer: Industriegewerkschaft Graphisches Gewerbe und Papierverarbeitung
1950 - 30. November 1990 Otto Krautz (1946-1949)
Willi Grapentin (1949-1951)
Heinz Meier (1951-1961)
Heinz Oehler (1961-1966)
Heinz Deckert (1966-1985)
Werner Peplowski (1985-1990)
1982: 160000


1989: 152408
Industriegewerkschaft Metall

zwischenzeitlich ausgegliedert: IG Metallurgie (1951-1958)
1946 - 31. Dezember 1990 Paul Peschke (1946-1949)
Fritz Phillip (1949-1950)
Emil Otto(1950-1952)
Hans Schmidt (1952-1953)
Rolf Berger (1953-1957)
Herbert Dönitz (1957-1960)
Horst Heintze (1960 kommis.)
Rolf Berger (1960-1961)
Reinhard Sommer (1961-1988)
Gerhard Nennstiel (1988-1989)
Hartwig Bugiel (1989-1990)

IG Metallurgie
Herbert Dönitz (1951-1953)
Alwin Günther (1953-1958)
1982: 1770000


1989: 1819356
Industriegewerkschaft Textil-Bekleidung-Leder

Vorläufer: IG Bekleidung (1946-1949)
IG Leder (1946-1949)
IG Textil (1946-1949)
1950 - 30. November 1990 Kurt Schenk (1946-1949, IG Bekleidung)
August Blume (1946-1949, IG Leder)
Ludwig Küchel (1946-1949, IG Textil)
Wilhelm Groß (1950-1952)
Anna Posselt (1953-1975)
Charlotte Bombal (1975-1986)
Annelie Unger (1986-1989)
Hans-Jürgen Nestmann (1990)
1982: 610000


1989: 601747
Industriegewerkschaft Eisenbahn
1963 in der IG Transport und Nachrichtenwesen aufgegangen
1946 - 1963 Theodor Kotzur (1946-1949)
Roman Chwalek (1949-1951)
Otto Seeger (1951-1955)
Kurt Lucas (1954-1955)
Karl Fritsche (1955-1959)
Karl Iffländer (1959-1963)
k. A.
Industriegewerkschaft Transport
voon 1946-1949 IG Handel und Transport

1958 zunächst in der IG Energie-Post-Transport aufgegangen
1946 - 1958 Johannes Seiffert (1946-1947)
August Hascke (1947)
Walter Grunwald (1947-1950)
Kurt Lucas (1950)
Herbert Littke (1950-1958)
k. A.
Gewerkschaft Gesundheitswesen 1949 - 1958


1961 - 30. November 1990
Hugo Gräf (1949-1951)
Gertrud Grothe (1951-1954)
Eva Gatzek (1954-1955)
Robert Ganse (1955-1958)
Robert Großmann (1961-1968)
Elfriede Gerboth (1969-1989)
Richard Klatt (1990)
1982: 550000


1989: 648144
Industriegewerkschaft Energie-Post-Transport
Vorläufer: IG Post- und Fernmeldewesen (1946-1958)
1963 in der IG Transport- und Nachrichtenwesen aufgegangen
1958 - 1963 Herbert Littke (1958-1959)
Gerhard Hauschild (1959-1963)
k. A.
Industriegewerkschaft Post- und Fernmeldewesen
1958 in der IG Energie-Post-Transport aufgegangen
1946 - 1958 Paul Koch (1946-1947)
Karl Siebert (1947-1950)
Leo Wanzke (1950-1952)
Friedrich Macher (1952-1954)
Karl Richardt (1954-1955)
Rudolph Springer (1955-1958)
k. A.
Industriegewerkschaft Transport- und Nachrichtenwesen
Zusammenschluß aus IG Eisenbahn und Teilen der IG Energie-Post-Transport
1963 - 15. Dezember 1989 Karl Iffländer (1963-1977)
Karl Kalauch (1977-1989)
1982: 760000


1989: 799480
Industriegewerkschaft Wismut
1950 Ausgliederung aus der IG Bergbau
1950 - 31. Oktober 1990 Richard Leppi (1950-1951)
Werner Lucas (1952-1955)
Heinz Schönfeld (1955-1966)
Herbert Strienitz (1966-1985)
Gotthard Stark (1985-1990)
Dieter May (1990)
1989: 65081
Gewerkschaft Kunst
(Von 1949-1951 Gewerkschaft Bühne-Film-Musik-Artistik)
1949 - 23. März 1990 Kurt Pfannschmidt(1950-1953)
Heinrich Allmeroth (1953-1959)
Konrad Wolf (1959-1966)
Hans-Peter Minetti (1966-1974)
Herbert Bischoff (1975-1989)
Walfriede Schmitt (1989-1990)
1982: 70000

1989: 82557
Gewerkschaft Handel, Nahrung und Genuß 1958 - 25. Juni 1990 Charlotte Welm (1958-1984)
Hannelore Schulz (1984-1990)
Dieter Behn (1990)
1982: 1070000

1989: 1153780
Gewerkschaft Land, Nahrungsgüter und Forst
Vorläufer: Industriegewerkschaft Land- und Forstwirtschaft (1946-1950)
Gewerkschaft Land und Forst (1950-1968)
1968 - 22. September 1990 Willi Hübner (1946-1947)
Willi Wolf (1947-1948)
Willi Beuster (1948-1949)
Anton Jaddasch (1949-1950)
Florian Schenk (1950-1953)
Karl Svihalek (1953-1961)
Fritz Müller (1962-1984)
Horst Zimmermann (1984-1989)
Marianne Sandig (1989-1990)
1982: 640000

1989: 654815
Gewerkschaft Mitarbeiter der Staatsorgane und der Kommunalwirtschaft
ab 15. März 1990 Gewerkschaft Öffentliche Dienste

Vorläufer: Industriegewerkschaft Öffentliche Betriebe und Verwaltungen (1946-1949)
Gewerkschaft Verwaltungen-Banken-Versicherungen (1950-1958)
Gewerkschaft Staatliche Verwaltung-Gesundheitswesen-Finanzen (1958-1961)
Gewerkschaft Staatliche Verwaltungen (1961-1963)
1963 - 2.Oktober 1990 Willi Albrecht (1951-1960)
Arndt Helfer (1962-1963)
Heinz Bartsch (1966-1976)
Helmut Thiele (1976-1980)
Rolf Hößelbarth (1980-1989)
Joachim Wegrad (1989-1990)
1982: 610000

1989: 865505
Gewerkschaft Unterricht und Erziehung

Vorläufer: Gewerkschaft Lehrer und Erziehung (1946-1950)
1950 - 31. Oktober 1990 Richard Schallock (1946-1949)
Karl Ellrich (1949-1953)
Alfred Wilke (1955-1962)
Paul Ruhig (1964-1985)
Helga Labs (1985-1989)
Friedhelm Busse (1990)
1982: 510000

1989: 574913
Gewerkschaft Wissenschaft 17. Mai 1953 - 31. Oktober 1990 Günther Rienäcker (1953-1959)
Alfred Wende (1959-1963)
Günther Ehmke (1963-1968)
Gerhard Junghänel (1968-1972)
Horst Sander (1972-1982)
Rolf Rinke (1982-1989)
Günter Eiselt 1990
1982: 160000

1989: 184222
Gewerkschaft der Zvilbeschäftigten der NVA 1973 - 1. November 1990 Horst Glaeser (1973-1981)
Helmut Klabunde (1981-1990)
Bernd Nickel (1990)
1989: 72504
Land Vorsitzende
Brandenburg Franz Moericke (1945-1948)
Rudi Jahn (1948-1949)
Erich Bombach (1949-1952)
Mecklenburg Hans Pollok (1945)
Kurt Herholz (1945-1946)
Herbert Warnke (1946)
Friedrich Hell (1946-1947)
Emil Otto (1947-1950)
Willi Kuhn (1950-1951)
Rudi Speckin (1951-1952)
Sachsen Paul Gruner (1946-1947)
Rudolf Eckert (1947-1948)
Kurt Kühn (1948-1950)
Artur Baumann (1950-1952)
Sachsen-Anhalt Georg Otten (1945-1947)
Rudolph Maisel (1947-1950)
Herbert Ketscher (1950-1952)
Thüringen Willy Albrecht (1945-1948)
Paul Woytkowski (1948-1952)


  • Industriegewerkschaft Bau-Holz
  • Industriegewerkschaft Bergbau-Energie
  • Industriegewerkschaft Chemie, Glas und Keramik
  • Industriegewerkschaft Druck und Papier
  • Gewerkschaft Gesundheitswesen
  • Gewerkschaft Handel, Nahrung und Genuss
  • Gewerkschaft Kunst
  • Gewerkschaft Land, Nahrungsgüter und Forst
  • Industriegewerkschaft Metall
  • Gewerkschaft der Mitarbeiter der Staatsorgane und der Kommunalwirtschaft
  • Industriegewerkschaft Textil-Bekleidung-Leder
  • Industriegewerkschaft Transport und Nachrichtenwesen
  • Gewerkschaft Unterricht und Erziehung
  • Industriegewerkschaft Wismut
  • Gewerkschaft Wissenschaft
  • Gewerkschaft der Zivilbeschäftigten der NVA