Benutzerin:Augustine14/Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte Baden-Württembergs (baf e.V.)

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Tür des baf in der Rümelinstraße 2, Tübingen

Das Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte Baden-Württembergs (baf) ist ein 1987 gegründeter gemeinnütziger Verein mit Sitz in Tübingen, der durch die Archivierung historischer Quellen sowie durch Bildungangebote feministische Geschichte in Baden-Württemberg sichert und vermittelt. Es ist das älteste und war lange das einzige feministische Archiv in Baden-Württemberg.

Als Anfang der 80er-Jahre sozialwissenschaftliche Studentinnen der Universität Tübingen die mangelnde Quellenlage bezüglich frauengeschichtlicher Ereignisse und feministischer Entwicklungen in Baden-Württemberg entdeckten, aktivierten sie Mitstreiterinnen, um in Anlehnung an den von Alice Schwarzer in Köln gegründeten FrauenMediaTurm die autonome Frauenbewegung in Baden-Württemberg zu dokumentieren.[1] 1987 wurde der Verein "Bildungszentrum und Archiv für Frauen in Baden-Württemberg" gegründet, der als erstes Archivgut die Unterlagen des mittlerweile aufgelösten Tübinger Frauenzentrums erhielt. Der Bestand wuchs stetig und liefert nach wie vor Quellen für wissenschaftliche Analysen. Zeitgleich entwickelte das baf vielfältige Bildungskonzepte[2], um die dokumentierten Inhalte ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.[3]

Das selbstverwaltete Archiv kämpft seit der Gründung um finanzielle Förderung. Der Zuschuss der Stadt deckt die Hälfte der Mietkosten; weder Land noch Bund beteiligen sich an einer institutionellen Förderung, so dass der Verein vor allem vom Engagement der Aktivistinnen getragen wird.[4]

Kulturelle und Bildungs-Angebote

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Von Anfang an verstand sich das baf als Ort des Austauschs, der Vernetzung und Bildung. Die Angebote wurden niederschwellig und bewusst nichtakademisch konzipiert; die erste Vortragsreihe hieß "Geschichte ist machbar, Frau Nachbar!" und kann programmatisch für das Gesamtprogramm verstanden werden.

Zur Sicherung von Frauenperspektiven zur Zeit des Nationalsozialismus konzipierte und organisierte das BAF in den 90er-Jahren sechs Erzählcafés, in denen Frauen ihre Eindrücke und Erfahrungen der damaligen Zeit zum Ausdruck brachten. Die Berichte wurden auf Kassetten gesichert und in dem Buch "Endlich habe ich einen Platz für meine Erinnerungen gefunden. Kollektives Erinnern von Frauen in Erzählcafés zum Nationalsozialismus", hg. von Beate Dörr, Gerrit Kaschuba, Susanne Maurer, ausgewertet. Das Projekt ebnete bundesweit der Methode der Erzählcafés den Weg.

Baf entwickelte zudem die ersten Frauenstadt-Rundgänge in Tübingen[5][6], die seitdem kontinuierlich angeboten werden.[7]

Immer wieder organisiert baf generationsübergreifende Frauen-Begegnungen wie z.B. unter dem Slogan "Wilde Hilde meets flotte Lotte" oder "RadioGenerations - Frauengeschichten im Radio".[8]

Frauenspezifische Themen werden zudem in Filmreihen oder Exkursionen vermittelt und sind fester Teil des Tübinger Kulturlebens.[9]

  • Suse Müller-Diefenbach, Stadtmuseum Tübingen, 1993
  • Rosmarie Dyckerhoff – Das plastische Werk, Stadtmuseum Tübingen, 1996
  • Geschichte des Internationalen Frauentags am 8. März, 1996
  • 100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen
  • In Bewegung: 30 Jahre Neue Frauenbewegung in Tübingen", 1999
  • Valeska Biese, Kunstausstellung, Tübingen 1999
  • Hin und weg – Tübingen in aller Welt, Stadtmuseum Tübingen, 2007
  • Queer durch Tübingen, Geschichten vom Leben, Lieben und Kämpfen, Tübingen 2021
Lila Latzhose und "Graue Literatur" - Bestände des baf in der Rümelinstraße
  • Graue Literatur der autonomen Frauenbewegung (Flugblätter, Tagesordnungen, Thesenpapiere, Programmatiken,...) von § 218-Gruppen, Frauenhaus-Initiativen, eines Lesben-Chors, Sportvereinen von Mädchen und Frauen u.a.
  • Nachlass des aufgelösten Tübinger Frauenzentrums (u.a. Rundbrief "Kladde" von ehemaligen Luftwaffenhelferinnen)
  • Akten des Landesfrauenrats Baden-Württemberg e.V.
  • Frauenpolitisches Presse-Archiv
  • Plakatsammlung (über 800 Exemplare)
  • 300 (auch außereuropäische) Frauenzeitschriften (u.a. "Krampfader", "Spinatwachtel") seit der Weimarer Republik
  • Audiosammlung (Mitschnitte von Erzählcafés auf Kassetten)
  • Sammlung von selbst konzipierten Frauenstadtrundgängen
  • In Eigenverlag herausgegebene feministische Bücher
  • Biografien, Krimis, Romane mit thematischem Bezug

Über 6000 Titel können in der Rümelinstraße 2, 72070 Tübingen ausgeliehen werden. Der größte Teil der Titel ist im Online-Katalog META digital erfasst.

Baf e.V. ist wie die meisten bundesweiten Frauenarchive und -bibliotheken im i.d.a.-Dachverband organisiert. Da baf u.a. Frauengeschichte(n) auf der Straße an historischen Orten vermittelt, wirkte der Verein 1990 an der Gründung des Netzwerks Frauengeschichte vor Ort Miss Marples Schwestern mit und kooperiert nach wie vor mit dem bundesweiten Zusammenschluss. Außerdem entstand aus den Aktivitäten des Vereins das Netzwerk "Frauen & Geschichte" sowie das "Genderforschungsinstitut tifs".

Seit 2021 stellt baf eine bundesweit einmalige Online-Bewegungskarte zur Verfügung, auf der frauenpolitische Initiativen in Baden-Württemberg sichtbar sind, deren Material im Archiv gesammelt wird. Die "Landkarte der Frauenbewegung" kann nach Orten, Sachgruppen und Zeiträumen gefiltert werden und visualisiert räumliche, inhaltliche und zeitliche Bezüge.[10] Auf ihr sind 431 Frauen- und Lesbeninitiativen bzw. -organisationen recherchierbar.[11]

  • Das Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte erhielt 2012 den Beginen-Preis der Tübinger Beginen-Stiftung.[12]
  • Beate Dörr erhielt 2019 für ihre langjährige ehrenamliche Arbeit beim baf die Hölderlin-Plakette der Stadt Tübingen.[13]

Einzelnachweise

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  1. Beate Dörr: "Geschichte ist machbar, Frau Nachbar!". Das Frauenarchiv BAF e.v. Tübingen. In: Momente. Auf Spurensuche. Band 1/2011, S. 24 f.
  2. Luisa Boos: BAF wenn ja - wo? Besuch bei BAF in Tübingen. Geschichte von Frauen braucht Orte. Hrsg.: Landesfrauenrat Baden-Württemberg. Rundbrief, Nr. 2, 2016, S. 44.
  3. Cornelia Hermanns: Forschungsfeld Frauenbewegung. Das Tübinger Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte. In: Tübinger Blätter. 2014, S. 94–97.
  4. Mehr als graue Literatur in Ecken und Nischen. In: Reutlinger Generalanzeiger. 26. Februar 2013.
  5. Ulla Steuernagel: Freundliche Übernahme erbeten. In: Schwäbisches Tagblatt. 10. September 2010.
  6. Birgit Jaschke: Starke Frauen in der Unistadt. In: Reutlinger Generalanzeiger. 30. April 2018.
  7. Hannah Möller: Noch viel Forschung nötig. Kennen Sie Tübingen? Vier Frauen vom "Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte" stellen bei der Stadtführung Tübinger Lesben vor. In: Schwäbisches Tagblatt. 11. September 2019.
  8. Dorothee Hermann: Kämpferisch mit Hut. Das Frauenarchiv BAF lud jüngere und ältere Frauen zum Austausch. Hrsg.: Schwäbisches Tagblatt. 1. August 2016.
  9. Leonie Hemminger: Frauenpower allein reicht nicht aus. Hrsg.: Stuttgarter Zeitung. Stuttgart 15. Juni 2011.
  10. Angelika Brieschke: Unkompliziert sichtbar. Hrsg.: tagblatt-anzeiger. Tübingen 19. Januar 2022.
  11. Dorothea Besch, Andrea Hund, Ilona Scheidle: Die "baf-Bewegungskarte" macht Frauen*LesbenInitiativen und einrichtungen seit der Neuen Frauenbewegung topographisch sichtbar. In: feministische Studien. 4. Juni 2022, abgerufen am 13. Juli 2024.
  12. Dorothee Hermann: Die früheste Feministin. Das Tübinger Frauenarchiv BAF erhielt den diesjährigen Beginen-Preis. In: Schwäbisches Tagblatt. 10. Juli 2012.
  13. t Tübingen. Die Stadtverwaltung informiert (Hrsg.): Drei Tübingerinnen geehrt. 1. Februar 2019, S. 3.