Benutzerin:Diversithon/Käthe Beutler
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Käthe Beutler (geboren 11. Oktober 1896, Berlin, gestorben 7. Februar 1999, La Jolla, Kalifornien)[1] war eine im Nationalsozialismus aus Berlin vertriebene jüdische Kinderärztin.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Käthe Italiener war das dritte Kind und die einzige Tochter des Kaufmanns Ludwig Italiener und seiner Frau Anna, geb. Rothstein. Käthes Brüder waren Karl und Ernst, geboren in den Jahren 1889 und 1894. Ernst, der Jura studierte, fiel 1916 im ersten Weltkrieg; Karl, Statistiker und Unternehmensberater, wurde 1942 im KZ Mauthausen ermordet. 1926 wurde Käthes Sohn Friedrich Joseph (Frederick) geboren, 1928 Sohn Ernst (Ernest), und 1932 Tochter Ruth. Ernest Beutler wurde ein berühmter amerikanischer Hämatologe und dessen Sohn, Käthes Enkel, Bruce Beutler erhielt 2011 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.[2] Frederick Beutler studierte am Massachusetts Institute of Technology und promovierte am California Institute of Technology bevor er eine Professur an der University of Michigan übernahm von der er 1990 emeritiert wurde. Ruth promovierte im Fach Psychologie an der Rutgers Unversität und arbeitete als klinische Psychologin.
Käthe absolvierte Ihr Studium in der Mindestzeit, legte ihr Physikum im März 1920 ab, und verbrachte ein Auswärtssemester in München. 1923 promovierte sie mit der Arbeit „Geschichtliches zum Tonusbegriff vom Altertum bis Virchow” zum Dr. med. bei Friedrich Kraus (1858-1936), dem Direktor der Zweiten Medizinischen Klinik der Charité[3]. Ihre Prüfer im Rigorosum waren der Pädiater Adalbert Czerny, der Anatom Rudolf Fick, und der Chirurg August Bier. Käthe erhielt ihre Approbation am 23. Mai 1924 und entschied sich für eine Weiterbildung in Pädiatrie. 1925 heiratete Käthe Italiener den Internisten und Radiologen Dr. med. Alfred Beutler.[4] Im gleichen Jahr, 1925, eröffnete Alfred seine Praxis für Innere Medizin und Radiologie am Reichskanzlerplatz 4, wo die Familie ebenfalls wohnte. Käthe eröffnete ihre pädiatrische Praxis am 1. Juni 1927 im gleichen Gebäude. Sie erhielt die Kassenarztzulassung am 3. Februar 1933. Ironischerweise gehörte ein Sohn von Magda Quandt (Harald Quandt), der späteren Magda Goebbels, zu den Patienten ihrer Praxis.[5] Käthe verlor ihre Kassenzulassung am 1. Juli 1933, während Alfred seine Zulassung behielt aufgrund einer Sonderregelung für Weltkriegsteilnehmer. Alfred hatte 4 Jahre lang im ersten Weltrkrieg gedient. Es war Käthe, die unter anderem aufgrund der Einsicht, dass ihre Kinder in NS-Deutschland keine Ausbildungschancen hatten, auf die Emigration drängte. Sie selbst erinnerte sich später, dass „als eine Mutter, die immer mit ihren Kindern zu mir gekommen war, eines Tages sagte: 'Sie dürfen meine Kinder nicht mehr untersuchen, weil Sie eine jüdische Ärztin sind', mir plötzlich klar war, dass es Zeit war zu gehen“. Im Dezember 1935 emigrierte die Familie nach Milwaukee, Wisconsin. 1937 eröffnete Käthe Beutler eine Kinderarztpraxis in Shorewood Milwaukee, die sie bis 1962 führte. 1962 zog sie zu ihren Kindern und Enkelkindern nach Kalifornien, wo sie 1999 starb. Käthe Italiener-Beutler lebte ein volles Jahrhundert lang, in dem sie vor allem in der Weimarer Republik alle Möglichkeiten im Leben einer Frau erfahren konnte und deren Teilverlust sie für lange Zeit hinnehmen musste. Trotz allem blieb sie ihren Prioritäten treu: dem Zusammenhalt der Familie und der wissenschaftlichen Wahrheit.
Forschungsschwerpunkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Käthe arbeitete unter anderem am Grossen-Friedrich Waisenhaus in Berlin-Rummelsburg, dessen Krankenabteilung von Erich Müller (1868-1952) geführt wurde. Müllers Behandlungskonzept der kongenitalen Syphilis mit Salvarsan war über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Hier forschte Käthe an der klinischen Verbesserung dieser Therapie und publizierte 1924 ihre Arbeit „Unsere Erfolge mit hohen Neosalvarsandosen bei Behandlung der angeborenen Syphilis” in der renommierten Zeitschrift Klinische Wochenschrift.
Auszeichnungen und Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch wenn Käthe Beutler nach ihrer Flucht selbst niemals wieder zu wissenschaftlicher Forschung zurückgekehrt war, so hatte sie doch ihre Wertschätzung wissenschaftlicher Exzellenz nie aufgegeben. Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung wird in Anerkennung der herausragenden Leistungen von Käthe Beutler ein neues Forschungsgebäude nach ihr benennen. Am 17.10.18 wurde der Grundstein für das Käthe-Beutler-Haus gelegt. Käthe Beutler hat im Rahmen des Projektes zur Geschichte der Kinderheilkunde im Nationalsozialismus in einem Interview mit Prof. Dr. Gerhard Gaedicke im Alter von fast 100 Jahren zu der Rekonstruktion der Biographien von mehr als 20 ihrer verfolgten paediatrischen Kollegen beigetragen.[6]
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Käthe Italiener: Geschichtliches zum Tonusbegriff vom Altertum bis Virchow. Bibliothek Humboldt-Universität Berlin 1924.
- Käthe Italiener: Unsere Erfolge mit hohen Neosalvarsandosen bei Behandlung der angeborenen Syphilis. In: Klinische Wochenschrift. Band 3, Nr. 14. Berlin 1924, S. 577–579.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Käthe Beutler bei stolpersteine-berlin.de.
- ↑ Frederick Beutler bei stolpersteine-berlin.de.
- ↑ Käthe Italiener: Geschichtliches zum Tonusbegriff vom Altertum bis Virchow. Hrsg.: Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin, Med. Fak. 908. 1923.
- ↑ Alfred Beutler bei stolpersteine-berlin.de.
- ↑ S. Hildebrandt, T. Kammertöns, C. Lechner, P. Schmitt, R. R. Schumann: Dr. Käthe Beutler, 1896-1999: A German Born Jewish Physician and Her Family Between Science, Politics and Prejudice. Hrsg.: Medizinhistorisches Journal, 2019, im Druck.
- ↑ Eduard Seidler: Kinderärzte 1933-1945: entrechtet- geflohen- ermordet. Erweiterte Neuauflage. Karger, Basel 2007, S. 137.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rebecca Schwoch (Hrsg.): Berliner Jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Hentrich & Hentrich, Berlin, Leipzig 2009.