Benutzerin:Irmgard/Entwürfe/Totalitäre religiöse Gruppe
Totalitäre religiöse Gruppe (bei Sekte einarbeiten)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine totalitäre religiöse Gruppe ist eine Religionsgemeinschaft, deren Mitglieder nicht die Freiheit haben, eigenständig zu denken, Kritik zu üben oder die Gruppe zu verlassen. Sie wird landläufig häufig auch als manipulierende Sekte bezeichnet.
Da Begriffe wie manipulierend andererseits oft zu undifferenzierter Diffamierung missbraucht werden und dabei sehr vielfältige willkürliche Inhalte meinen, ist bei der Überprüfung dieses Vorwurfs die gleiche kritische Vorsicht anzuwenden wie bei der Überprüfung einer Gruppierung selbst.
Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Abgrenzung zu religiösen Gruppen, die im Unterschied zu gesellschaftlich weitgehend akzeptierten Gemeinschaften wirken, wird solchen Gruppen vorgeworfen, dass sie das Denken und Verhalten ihrer Mitglieder durch Bewusstseinskontrolle bis in Einzelheiten kontrollieren, ohne deren vorhergehende Einwilligung und freie Entscheidungsmöglichkeit respektiert zu haben. Unter den unzähligen religiösen Gemeinschaften ist dies sicher eine Minderheit. Solche Gruppen werden als manipulierende religiöse Gemeinschaften oder Sekten bezeichnet bzw. als Gruppen mit vereinnahmender Tendenz. Totalitäre religiöse Gruppen finden sich öfters unter religiösen Sondergruppen und fundamentalistischen Gemeinschaften, aber eine totalitäre Struktur ist in keiner Weise von der Theologie abhängig. Sie kommt auch in Gruppen vor, die sich durch ihre Theologie nicht speziell von anderen unterscheiden und ebenso in nicht-religiösen Weltanschauungsgruppen. Es können christliche, nichtchristliche, oder säkuläre Lehren vertreten sein; es kann sich sowohl um große, gut organisierte Gruppen oder um kleine Kreise handeln.
Erkennungsmöglichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für Nichtfachleute ist das nicht einfach, da die Lehre und Praxis einer totalitären Gruppe oft unvollständig oder geschönt dargestellt wird oder die einfachen Mitglieder sich nicht über die totalitäre Kontrolle bewusst sind. Es gibt jedoch einige Punkte, die man relativ einfach erfragen oder herausfinden kann, z.B im Gespräch mit einem Mitglied, und die zumindest deutliche Hinweise auf eine möglicherweise eingeschränkte Meinungsfreiheit geben:
- Wie steht die Gruppe zu Ehemaligen? Sind zweckfreie freundschaftliche Kontakte mit Ehemaligen möglich? Gibt es tatsächlich solche Kontakte? Kann ein einzelnes Mitglied mit einem Ehemaligen über dessen Austrittsgründe reden?
- Gibt es innerhalb der Gruppe unterschiedliche Meinungen bezüglich der Theologie der Gruppe - z.B. eine liberale und eine konservative Fraktion? Gibt es unterschiedliche Interpretationen der Schriften?
- Wie steht die Gruppe zu Kritik? Ist intern und extern berechtigte Kritik an der gegenwärtigen Lehre oder der Gruppenleitung denkbar? Gibt es tatsächlich solche Kritik? Gibt es solche Kritik, die von der Gruppenleitung als berechtigt angesehen wird?
- Macht die Gruppenleitung Fehler? Entschuldigt sich die Gruppenleitung für Fehler?
Weitere Warnzeichen
- Die Lehre der Gemeinschaft ist angeblich jeder Wissenschaft überlegen
- Kritik oder Ablehnung von Außenstehenden gilt als Beweis dafür, dass die Gemeinschaft recht hat.
- Die Welt treibt auf einen Abgrund zu, und nur diese Gemeinschaft kann sie retten (oder nur Mitglieder dieser Gemeinschaft werden gerettet)
- Die Zeit drängt, es ist wichtig, der Gruppe sofort beizutreten
- Das Weltbild der Gruppe ist erstaunlich einfach und erklärt alle Probleme
- Informationen über Theologie und Praxis der Gruppe sind sehr allgemein, Fragen nach Einzelheiten werden ausweichend beantwortet
Gegenüber der Öffentlichkeit werden die Lehre und die Ziele der Gruppe sowie die Anforderungen an Mitglieder (Kosten, Zeitaufwand) deutlich anders dargestellt als gegenüber langjährigen Mitgliedern. Oft gibt es Informationen, die nur einem inneren Kreis zugänglich sind. Ein wesentliches Kriterium dabei ist, dass beim Beitritt zu einer solchen Gruppe keine informierte Zustimmung eines mündigen Konsumenten vorgesehen ist, sondern dass die Gruppe für das potentielle Mitglied entscheidet.
Totalitäre Kontrolle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt dabei vier wesentliche Komponenten:
- Verhaltenskontrolle: Die Lebensordnung wird streng und bis in Einzelheiten geregelt (Kleidung, Essen, Umgang, einzuhaltende Riten), dazu werden die Mitglieder zeitlich so beansprucht, dass kaum freie Zeit bleibt.
- Gedankenkontrolle: den Mitgliedern werden Gedankenstopp-Techniken beigebracht, um Fragen oder Zweifel sofort zu unterdrücken. Kritik wird als unethisch oder sündhafte Auflehnung dargestellt.
- Gefühlskontrolle: die Mitglieder werden mit Schuld- und Angstgefühlen unter Kontrolle gehalten, von denen sie angeblich nur die Gruppe befreien kann.
- Informationskontrolle: der Zugang zu unabhängiger Information, Bildung und Kultur wird eingeschränkt oder verboten. Kontakt mit Ehemaligen ist verboten.
Mit diesen Mitteln wird die selbständige, kritische Reflexion der eigenen Haltung und der einseitigen Information der Gruppe weitgehend verhindert.
Werbung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die meisten Gruppen, ob in Staat, Wirtschaft oder Religion, versuchen ihre soziale Umgebung zu beeinflussen, z.B. durch Werbung, Unterricht, oder Information. Das ist absolut legitim, wenn es offen stattfindet, wird jedoch fraglich, wenn die Beeinflussung geschieht, ohne dass die Beeinflussten sich dessen gewahr werden oder wenn falsche Informationen verbreitet werden (Beispiel unlautere Werbung mit unwahren Angaben oder Drohungen).
Manipulierende Gruppen wenden darüber hinaus bei ihere Mitgliedergewinnung psychologische Methoden an, über die sich die potentiellen Mitglieder nicht im Klaren sind, oder sie wenden sich besonders an Menschen mit eingeschränktem Urteilsvermögen (z.B. in Krisensituationen).
Methoden der Manipulation
Die freie Entscheidung der Mitglieder wird eingeschränkt durch Methoden wie
- Verstärkte Beeinflussbarkeit hervorrufen durch hypnotische Zustände, Entzug von Schlaf oder Essen, extrem repetitive Aktivitäten oder Reizentzug
- Zeit, Umgang und Aktivitäten der Person kontrollieren, soziale Kontakte einschränken
- Unerwünschte Information verhindern. Gespräche innerhalb der Gruppe unterliegen bestimmten Regeln, Information von außen wird eingeschränkt, potentielle Quellen von unerwünschter Information verteufelt.
- Die Person dazu bringen, sich selbst und ihre Vergangenheit vor ihrer Gruppenmitgliedschaft negativ zu sehen und ihr Leben unter Führung der Gruppe neu zu interpretieren
- Der Person im Verhältnis zur Gruppe ein Gefühl der Abhängigkeit und Machtlosigkeit geben
- Starke negative Emotionen hervorrufen durch Erniedrigung, Schuldgefühle, Angst, soziale Isolation
Charakteristika von totalitären religiösen Gruppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Charakteristiken müssen nicht in jedem Fall alle zutreffen, aber je mehr davon zutreffen, desto wahrscheinlicher handelt es sich um eine totalitäre Gruppe:
- Die Gruppe hat eine streng hierarchische Struktur mit absolutistischer Führung durch eine einzelne Person oder kleine Gruppe.
- Der oder die Führer der Gruppen sind gegenüber niemandem rechenschaftspflichtig.
- Die Führer der Gruppe beanspruchen für sich, eine besondere Sendung zu haben.
- Die Gruppe hat ausgeprägte Feindbilder.
- Die Führer der Gruppe konzentrieren die Verehrung auf die eigene Person.
- Die Gruppe übt eine totalitäre Kontrolle über ihre Mitglieder aus. Das Verhalten im Alltag und Denken wird vorgeschrieben.
- Die Gruppe hat eine doppelte Moral (unterschiedliches Verhalten innerhalb der Gruppe und gegenüber Außenstehenden).
- Die Gruppe stellt sich als neu und exklusiv dar oder als einzig richtige Version einer größeren Religion.
- Die Lehre der Gruppe ist ganz oder teilweise nicht öffentlich zugänglich sondern nur Mitgliedern oder nur einem inneren oder fortgeschrittenen Kreis.
- Die Lehre wird neuen Mitgliedern nur nach und nach beigebracht.
- Die Selbstdarstellung der Gruppe weist oft große Unterschiede zur Darstellung neutraler Stellen auf.
Kategorisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Gruppe, die auch mit Ehemaligen freundschaftliche Kontakte pflegt, in der es unterschiedliche Meinungen über die Lehre gibt, die Kritik an Lehre und an Leitung akzeptiert, und deren Gruppenleitung offen dazu steht, dass sie nicht perfekt ist, ist sicher nicht totalitär. Wenn Kontakte mit Ehemaligen eingeschränkt sind, wenn nur eine Meinung vorhanden oder Kritik nicht vorgesehen ist, ist die Meinungsfreiheit in der Gruppe sehr wahrscheinlich eingeschränkt, ob sich die Mitglieder dessen bewusst sind oder nicht.
Es gibt keine Religionsgemeinschaft, die sich selbst als totalitär bezeichnet (so wenig wie das eine politisch oder psychologisch ausgerichtete Gruppe tut). Es ist auch zu beachten, dass sowohl absolute Unverbindlichkeit als auch totale Kontrolle die Extreme einer Linie mit unzähligen Zwischenstufen sind. Allerdings gibt es eindeutig Gruppen, denen öfter als anderen vorgeworfen wird, totalitäre Strukturen zu haben. Dazu gehören z.B. die folgenden Gruppen (mit Links, die für den Vorwurf sprechen, für eine Gesamtdarstellung der Gruppe, siehe die spezifischen Artikel):
- Beurteilung des Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen, 1996: Beurteilung von Scientology
- Strafgericht Basel, 1987: Verurteilung wegen Wucher, Geschädigter eingeschränkt zurechnungsfähig
- Urteil des Schweizer Bundesgerichts 2. April 2003 mit Bewertungen von Scientology
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Cammans, Heide-Marie: Sekten. Die neuen Heilsbringer? Ein Handbuch. 1998 ISBN 3-491-72385-X
- Singer, Margaret Thaler, Sekten: Wie Menschen ihre Freiheit verlieren und wiedergewinnen können, 1997, ISBN 3-89670-015
- Ausführliche Rezension: http://www.religio.de/publik/allg/singer.html
- Stamm, Hugo, Sekten, Im Bann von Sucht und Macht; Ausstiegshilfen für Betroffene und Angehörige, 1995, ISBN 3-268-0017-X
- Hassan, Steven Ausbruch aus dem Bann der Sekten, 1993 ISBN: 3499193914
siehe auch: Neue Religiöse Bewegung; Sekte
Weblinks
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- Checkliste für unbekannte Gruppen Dieser Link wurde geändert! Wolfgang Uhr 20:04, 14. Jan. 2007 (CET)
- Kontrollfragen: Wie er kenne ich einen potentiellen Sektenwerber Deiser Link wurde ebenfalls geändert Wolfgang Uhr
--- Der Wolfgang Uhr ist immer noch der Meinung dass beide Links tote Links sind Wolfgang Uhr 17:41, 29. Nov. 2007 (CET)
20:05, 14. Jan. 2007 (CET)