Benutzerin:Motmel/Barocke Kammermusik am französischen Hof

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Musique de chambre française


David Hennebelle

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Das Buch Les concerts de la regne (Die Konzerte der Königin) (1725-1768) (Symmetrie, 2015) erhielt eine sehr gute französische Besprechung: „Ein schöner Beitrag“ zur historischen Musikwissenschaft und Geistesgeschichte wird Hennebells Buch ... bezeichnet. Königin Maria Leszczyńska (1703-1768), Ehefrau Ludwigs XV., zielte weitgehend darauf ab, den Geschmack der Höflinge zu formen. David Hennebelle reagiert [offenbar] auf den Eindruck von „Langeweile oder Verachtung“, [der diesen musikalischen Werken in der Vergangenheit entgegen gebracht wurde.] der diese Werke prägte. Als versierter Historiker beherrscht und interpretiert er viele Archivdokumente, die sehr unterschiedlich und akribisch gesammelt wurden, um sein Ziel zu untermauern: „für eine Rehabilitierung“ dieses Repertoires. Er verwendet mit Einsicht die in den News of the Court veröffentlichten Berichte; im Nationalarchiv aufbewahrte Dokumente über das Maison du Roi (Belege, Inventare); Musikquellen der Stadtbibliothek Versailles, der Musikabteilung der Nationalbibliothek (notierte Partituren mit Interpretationskriterien) sowie gedruckte Quellen.

Auf halbem Weg zwischen Musikgeschichte, Sozial- und Kulturgeschichte, Institutionsgeschichte, Ereignissen und Politik geht dieses Werk über die reduzierende Vision hinaus und wird die Aufmerksamkeit vieler Leser auf sich ziehen. Es berichtet von 1746 Konzerten (S. 91-308): eine echte wissenschaftliche und redaktionelle Meisterleistung. Das Werkverzeichnis zeugt vom Reichtum des Repertoires; der Volksindex hebt unter anderem den Sänger und Komponisten Pierre de Jélyotte (1713-1797) hervor, Autor – unter anderem – zahlreicher Einträge; über viele bekannte französische Komponisten: Michel-Richard Delalande, Jean-Baptiste Lully, Jean-Joseph Mouret, Jean-Philippe Rameau, Jean-Marie Leclair, Luc Clérambault… und Persönlichkeiten: der Herzog von Vallières, die Könige Ludwig XIV. und Ludwig XV , Dauphin Louis-Ferdinand von Frankreich…

Dieses gut dokumentierte und referenzierte Buch mit beispielhaftem Kritikapparat ist Teil des R.P.C.F.-Programms (Répertoire des Programs de Concerts en France). Gestützt auf sehr solide Dokumente und Quellen sowie eine umfangreiche Bibliographie bezeugt es die Rolle der Konzerte der Königin Marie Leszczynska, die mit einer soliden Tradition verbunden sind, und zeigt, dass diese Institution eine dauerhafte Struktur in Frankreich darstellt. Ein schöner Beitrag zur historischen Musikwissenschaft und Geistesgeschichte.

Königin Marie Leszczyńska (1703–1768)

Maria Leszczyńska, Mesdames, la Dauphine Marie-Josèphe de Saxe, le Dauphin: ce petit groupe peut être considéré comme l’un des plus fervents cercles musicaux du XVIII: siècle français.[1]

„(Die Königin) Maria Leszczyńska (1703–1768), die Königstöchter, die Dauphine Maria Josepha von Sachsen (1731–1767), der Dauphin Louis Ferdinand de Bourbon (1729–1765), Sohn und Thronfolger Ludwigs XV. von Frankreich): diese kleine Gruppe ist womöglich eine der leidenschaftlichsten Musikgruppen des 18. Jahrhunderts gewesen.“

Jean-Marc Nattier: Anne-Henriette von Frankreich 1754 (postmortem), Gambe spielend
Adelaide 1758 mit Noten im italienischen Querformat
Anonym: Anne-Henriette mit Notenbuch einer Grundstimme, vor 1752
Victoire und Sophie mit Noten 1761/62
Victoire mit Harfe 1773
Marie Louise Élisabeth, rechts auf dem Fußboden Laute und Noten. Spanien 1757

Französische Hofmusique des Barock

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Schon unter der Regierung des Sonnenkönigs Ludwig XIV. wirkten Frauen bei der Hofmusik mit.[2] Diese Musikerinnen verschwanden aber aus dem Kanon der Musikgeschichte. Unter dem Nachfolger Ludwig XV. wurden die Concerts de la reine ein musikalischer Anziehungspunkt, weit über 1000 Konzerte zwischen 1725 und 1768 wurden aktenkundig.[3] International anziehend, z. B. für die Mozart-Familie, abr auch intern musizierte eine hauptsächlich weibliche bande, bei denen die Königin selbst mitmachte. Die Leiterin dieses Ensemble war die Cembalistin Marguerite-Antoinette Couperin, wie aus einem Lobgedicht im Mercure de france zu entnehmen ist.

Es gab die concerts intimes und die concerts ordinaires an verschiedenen Orten, z. B. dem Salon de la Paix des Schlosses Versailles, der an den Wänden mit vergoldeten Instrumenten-Reliefs ausgeschmückt ist.

Die königliche bande

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Der Chronist schreibt vom engsten Kreis der königlichen Familie Ludwig XV., der sich 1725 mit der polnischen Prinzessin Maria Leszczyńska vermählt hatte. Die Musikerinnen neben ihr sind die Königstöchter und der Thronfolger Louis Ferdinand mit seiner Frau. Die Zeit ihrer musikalischen Blüte begann, als Mesdames, die Königstöchter, und der Dauphin in ein dazu fähiges Alter kamen. Durch dessen Frau, der genannten Dauphin Marie-Josèphe de Saxe, einer Schülerin Wilhelm Friedemann Bachs, dem ältesten Sohn Johann Sebastian Bachs, kamen nach der Hochzeit 1747 Stilelemente vom Dresdener Hof nach Versailles (u. a. Joh. A. Hasse). Die Serie der innerhalb von 10 Jahren geborenen 10 Kinder der französischen Königin begann mit den Zwillingen im Jahr 1727. Anne-Henriette wurde Gamben-Schülerin von Jean-Baptiste-Antoine Forqueray – ihre Zwillingsschwester schied aus der Gruppe aus, als sie mit 12 Jahren nach Spanien verheiratet wurde (1739). Ihre Schwestern blieben unverheiratet.

Schon 1742 berichtete Le Mercure de France von besonderen Konzerten am Hof der Königin, die von der Cembalistin des Hofes Marguerite-Antoinette Couperin geleitet wurden, sie gehörte seit ~1715 zur französischen Hofmusik, wo sie ab 1736 den Titel einer königlichen Titularcembalistin trug. Vielleicht handelt es sich mit der Verleihung dieses Titels um den Beginn dieser Kammerkonzerte bei Hof durch die königliche Familie. Die Zeitspanne der königlichen Band dürfte mindestens über zwei Jahrzehnte gedauert haben, auch wenn schon 1752 die Bassistin Anne-Henriette starb. Dass große musikalische Interesse der Damen drückt sich in Gemälden aus, die Instrumente und Noten thematisieren. Von den 10 Geschwistern starben zwei in jungen Jahren, die übrigen sind:

Einzelnachweise

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  1. Philippe Beaussant (avec la collaboration de Patricia Bouchenon-Déchin): Les Plaisirs de Versailles 1996. S. 154–163 (Le concerts de la reine), S. 163.
  2. nach Beaussant S. 302: Les deux filles de Michel-Richard Delalande, la cousine de François I. Couperin Marguerite-Louise Couperin. Warum von Beaussant Élisabeth Jacquet de La Guerre nicht erwähnt ist, verwundert.
  3. S. David Hennebelle (Lit.).
  4. S. Beaussant, S.
  5. (Briefe 1962 (Nr.) 76, S. 120).
  6. (S. 126).