Benutzerin:Pocahontas3003/Winterkurs
Ein Winterkurs - oder auch „Langer Kurs“ oder „Grundkurs“ – ist ein mehrwöchiges bis mehrmonatiges außerschulisches Bildungsangebot für junge Erwachsene, dass in Deutschland von speziellen Erwachsenenbildungseinrichtungen, den so genannten Heimvolkshochschulen, durchgeführt wird. Meist wird er von den jungen Erwachsenen im Anschluss an ihre reguläre Schullaufbahn besucht.
Geschichte: Die Winterkurse haben in Deutschland eine lange Tradition. Die Entstehung dieses Bildungskonzeptes geht weit zurück ins 19. Jh. zu dem Dänen N. F. S. Grundtvig, einem Pädagogen, der eine Alternative zu der „Schule zum Tode“ - wie er den trockenen Schulalltag nannte - schaffen wollte. Der geschichtliche Ursprung der deutschen Heimvolkshochschulen, die zunächst ausschließlich solch mehrmonatige Kurse durchführten, ist also in engem Zusammenhang mit der dänischen Folkehøjskole zu sehen. Beide Institutionen entwickelten sich etwa zeitgleich Ende des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts in der Region um Schleswig. Damalige Zielgruppe war vor allem die männliche Bauernjugend, die einerseits allgemein und politisch gebildet und andererseits in ihren landwirtschaftlichen geschult werden sollte. Daraus ergibt sich auch die Bezeichnung „Winterkurs“: Die jungen Bauern waren unentbehrliche Hilfskräfte auf dem elterlichen Hof. Nur in den Wintermonaten gab es Freiräume, die für solch ein Bildungsangebot genutzt werden konnten. Nach einigen Jahren entwickelten sich dann aber auch Sommerkurse für die weibliche Bauernjugend. Bei Ihnen lag der Schwerpunkt neben der allgemeinen und politischen Bildung eher auf der Ausbildung hauswirtschaftlichen Fähigkeiten. Nach und nach stellten viele Heimvolkshochschulen die langen Kurse zu Gunsten kürzerer erwachsenbildnerischer Kurse ein. Außerdem wurden ca. ab den 1960er Jahren die jungen Männer und Frauen zusammen in einem Kurs unterrichtet, wobei der Winter weiterhin die bevorzugte Jahreszeit blieb.
Winterkurs in anderen Ländern: Die alternative Schulidee Grundtvigs breitete sich weltweit, besonders aber in Skandinavien aus. In Dänemark, Norwegen und Schweden sind die Folkehøjskole bzw. Folkehøgskole bzw. Folkehögskola etablierter Teil des staatlichen Bildungssystems. Auch in Finnland, Grönland und auf auf den Færør-Inseln werden vereinzelt Winterkurse angeboten. Natürlich unterscheiden sich die Angebote der einzelnen Länder. Das mehrmonatige zusammen Leben und Lernen junger Erwachsener, meist im Anschluss an die reguläre Schullaufbahn, ist aber verbindendes Element.
Winterkurse in Deutschland heute:
Noch einige deutsche Erwachsenenbildungseinrichtungen bieten solch lange (Winter-)Kurse an. Sie variieren in ihrer Dauer und Ausrichtung. Das Grundelement „gemeinsam leben und lernen“ ist erhalten geblieben, genau wie das Verständnis ihres Bildungsauftrages: „Der Alltag der ländlichen Heimvolkshochschule ist ein ständig neues Bemühen, Lernfähigkeit zu wecken, Orientierungsmöglichkeiten zur eigenen Urteilsbildung aufzuweisen, die Selbstständigkeit anzuregen und einen Weg zu zeigen, auf dem das Wissen zum Gewissen zu werden vermag in der komplizierten Welt von heute für eine freiheitliche Lebensordnung.“ (Faber, W. 1991, S. 5). Der längste und von seiner Zielgruppe her nicht mehr auf Jungbauern und –bäuerinnen ausgerichtet ist der Winterkurs „moving times“ der Heimvolkshochschule Hermannsburg (die älteste noch bestehende evangelische Heimvolkshochschule). Der von November bis März dauernde Ganztageskurs wird als ein Projekt zur Persönlichkeitsentwicklung und Lebensorientierung bezeichnet. Die bis zu 20 Teilnehmer aus dem In- und Ausland sind zwischen 18 und 25 Jahre alt und leben und lernen zusammen in den Räumen der Heimvolkshochschule Hermannsburg. Sie sollen befähigt werden, ihr eigenes Leben und ihr gesellschaftliches Umfeld positiv zu verändern. Persönliche Kompetenzen sollen erweitert werden. Inhaltliche Schwerpunkte sind dabei unter anderem Berufsorientierung und Berufsplanung, Politik und Soziales, Psychologie und Kommunikation, Sinnsuche und Spiritualität sowie Kultur und Abenteuer. Zusammengefasst sind die drei wichtigsten Ziele des Winterkurses „Orientierung“, „Erlebnis“ und „Kompetenzen“.