Bergantini
Bergantini war ein angesehenes italienisches Töpfermeister-Geschlecht in Faenza während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Es sind zwei Linien bekannt. Zur bekannteren gehören die Brüder Pietro und Paolo, welche in der Cappella di S. Vitale eine Werkstatt betrieben. Pietros Sohn, Felice, führte seit 1540 das Handwerk als Alleinerbe bis zu seinem Tode am 29. Dezember 1558 weiter.
Zur anderen Linie gehört Paolo Bergantini. Er betrieb eine eigene Werkstatt, welche später von seinem Sohn Bartolino übernommen und bis ins Jahr 1547 weitergeführt wurde.
Die Bergantini arbeiteten eng mit anderen lokalen Keramikmeistern ihrer Zeit zusammen, den Pirotti, den Manara, sowie den Gebrüdern Viani.
Durch ihre Erzeugnisse setzte um etwa 1520–30 eine der Hauptperioden der faenzinischen Majolika-Kunst ein. Sie prägten die Techniken „a berettino“ (hellblauer Glasgrund, darauf die Ornamentik v. a. in Gelbtönen) und „sopra azzurro“ (dunkelblau übermalter Glasgrund mit ausgesparten und weiß erhöhten Ornamenten).
Benedetto + vor 24.01.1503 | Martino | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Pietro + zw. 18.07.1537 u. 14.01.1540 | Paolo + vor 20.09.1541 ⚭ Caterina Gambi ⚭ Giulia di Barili | Bartolomeo + vor 20.10.1497 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Francesca ⚭ Antonio Catena | Felice +29.12.1558 ⚭ Isabetta Beccaio | Chiara ⚭ Giovanni Battista Vanni | Orsolina ⚭ Giovan Battista Molesi | Girolama ⚭ Girolamo Laganini | Paolo * vor 20.10.1497 + vor 09.11.1528 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dionisio + vor 03.12.1554? | Lucia * 19.08.1537 | Giacoma ⚭ Mainardi Sforza | Vincenzo | Bartolino | Barnaba | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das berühmteste und zugleich einzige, zweifelsfrei zuzuordnende Werk, ist die so genannte Coppa Bergantini (Bergantini-Schale). Es ist eine Schale mit Fuss und gebogenem Rand. Der Durchmesser beträgt 27 cm, die Höhe 11,5 cm. Es handelt sich um eine blaue Berettina-Majolika, geschaffen von einem anonymen Meister der Werkstatt Pietro Bergantinis. Das Hauptmotiv ist die Darstellung des heldenhaften Selbstopfers des Marcus Curtius auf dem Forum Romanum (Livio, Ab urbe condita, VII, 6). Der Schalenfuss trägt die Inschrift: FATA.IN.FAENZA.I.LABOTEGA / DE.M°.PIERE.BERGATIO.M.CCCCC / 1529 ADI 17 DT ZUGNO (gemacht in Faenza in der Werkstatt des Meisters Pietro Bergantini 1500. 1529 heute, am 17. Juni). Die Coppa Bergantini ist im Museo Internazionale delle Ceramiche in Faenza ausgestellt.
Zahlreiche weitere Majoliken und Fragmente sind auf Grund stilistischer Merkmale der Werkstatt, bzw. demselben Meister, zugeordnet worden:
- Schale mit Schule von Athen, 1524 (Pinacoteca di Arezzo)
- Bildtafel mit Anbetung der Heiligen drei Könige, 1525 (Kunstgewerbemuseum, Berlin)
- Schale mit der Schlacht zwischen Laphiten und Zentauren, Wappen der Guiccardini-Salviati, 1525 (British Museum, London)
- Bildtafel mit Muttergottes und Heiligen, 1525–30 (British Museum, London)
- Bildtafel mit Anbetung der Heiligen drei Könige, 1527 (Rijks-Museum, Amsterdam)
- Teller mit Urteil des Paris und Grotesken, 1527 (Victoria and Albert Museum, London)
- Bildtafel mit Geisselung Christi, 1529 (Musée d’Art et d’Histoire, Genf)
- Teller mit Puten und Salviati-Wappen (Teil eines Service), um 1531 (British Museum, London)
- Teller mit Urteil des Paris, 1532 (Musée de Cluny, Paris)
- Teller mit Diogenes, Grotesken und Wappen, 1935 (Kunstgewerbemuseum, Berlin)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Giuseppe Liverani, C. Grigioni: L’officina maiolicara cinquecentesca dei Bergantini, Faenza 1939.
- Giuseppe Liverani: Bergantini, in: Dizionario biografico degli italiani, (Istituto della Enciclopedia Italiana), Vol. IX, Roma 1960, S. 83f.
- Carmen Ravanelli Guidotti: Thesaurus di opere della tradizione di Faenza nelle raccolte del Museo Internazinale delle Ceramiche in Faenza, Faenza 1998.
- K. G. Saur (Hg.): Bergantini, in: Allgemeines Künstler-Lexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 9, München, Leipzig 1994, S. 325f.