Bertha Neumann
Bertha Neumann geb. Kunreuther (geboren am 22. Februar 1893 in Frankfurt am Main; gestorben am 28. Oktober 1944 im Konzentrationslager Auschwitz) war eine deutsche Staatswissenschaftlerin. Sie wurde im Zuge des Holocaust gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl Neumann und ihrem jüngsten Sohn Klaus im KZ Auschwitz ermordet.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bertha Kunreuther wurde als Tochter von Samuel Kunreuther (1856–1917) und von Haetchen Kunreuther, geb. Lehmann (1860–1935). Sie hatte sieben oder acht Geschwister, von denen sechs namentlich bekannt sind: Johanna (1885–?), die Adolf Gerson heiratete und mit ihm einen Sohn hatte, Rosa (1887–1963), die Albert Einstein (1880–1962) heiratete und mit ihm einen Sohn hatte, Karl (1888–1915), der mit seiner Frau Gertrud (1890–?) drei Kinder hatte, Hugo (1891–1961), der mit seiner Frau Susei Kahn (1892–1989) zwei Söhne hatte, sowie die früh verstorbenen Geschwister Max (1890–1892) und Hedwig (1897–1900). Bertha Kunreuther war eine der ersten Frauen Deutschlands, die einen akademischen Abschluss in Staatswissenschaften erreichen konnte.[1] Sie übersiedelte nach Österreich und heiratete den angesehenen Liesinger Arzt Karl Neumann, mit dem sie drei Kinder hatte: Anna Rosa (auch Annerose, geboren 1924), Peter Franz (geboren 1927) und Klaus Neumann (geboren am 26. Jänner 1932). Es gelang dem Ehepaar in den Jahren 1938 und 1939, die beiden älteren Kinder mit Kindertransporten nach England in Sicherheit zu bringen. Der Ehemann musste auf Grund des Rassenwahns des NS-Regimes seine Praxis schließen und die Familie ihren Heimatort verlassen. Als letzter Wohnort in Wien ist das Haus Grosse Stadtgutgasse 24/10 in der Wiener Leopoldstadt bekannt. Bertha und Karl Neumann sowie der jüngste Sohn Klaus wurden am 24. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert.
Am 28. Oktober 1944 wurde das Ehepaar und deren 12-jähriger Sohn Klaus im KZ Auschwitz in der Gaskammer ermordet.
Gedenken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Gasse, ein Erinnerungsstein und ein Park in Wien-Liesing tragen den Namen Neumann:
- Am 15. Februar 1949 wurde die frühere Badhausgasse durch Beschluss des Gemeinderatsausschusses für Kultur in Dr. Neumann-Gasse umbenannt.[2]
- Vor dem letzten Wohnsitz der Familie Neumann in der Dirmhirngasse 25 in Wien-Liesing wurde am 13. Juni 2013 von der Initiative Steine der Erinnerung in Liesing ein Erinnerungsstein verlegt, die drei Namen findet sich auch in der Liste Liesinger Opfer des Nationalsozialismus 1938 – 1945.[3]
- Am 29. Juni 2017 wurde, in der Liesinger Bezirksvertretung, beschlossen, eine Grünfläche in der Rudolf-Waisenhorn-Gasse Höhe Rechte Wasserzeile in "Bertha-Neumann-Park" zu benennen.[4][5][6]
Namensgleichheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es besteht Namensgleichheit mit der Erzählerin Bertha Neumann (1836–1907) und einem weiteren NS-Opfer, Bertha Neumann (1910–1942), ebenfalls im Auschwitz ums Leben gekommen. Weiters verzeichnet die Datenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes in der Rubrik Opfer der Shoa sieben weitere Frauen des Namens Berta Neumann, die allesamt vom NS-Regime von Wien aus deportiert und in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet wurden.[7]
Publikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tuberkulosefürsorge und Wohlfahrtspflege : eine statistische Untersuchung, Frankfurt/Main 1919, publiziert in der Schriftenreihe des Frankfurter Wohlfahrtsamtes (4), Frankfurt am Main: Reitz & Köhler 2007[8]
Quellen und Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien: Verlag Kremayr & Scheriau 1992–2004
- Karl Neumann im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Wiener Stadt- und Landesarchiv: Landesgericht für Zivilrechtssachen, A 26 – Todeserklärungen: 48T 2369/48 und 48T 2371/48, beide vom 11. März 1949
- Wiener Stadt- und Landesarchiv: Bezirksgericht Innere Stadt: Verlassenschaft: 3 A 206/49 und 3 A 207/49
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lt. DÖW, Opferdatenbank, abgerufen am 31. Juli 2015. Dort auch ein Porträt der Wissenschaftlerin. In der Liesinger Opferliste wird zusätzlich zu Staatswissenschaftlerin in Klammer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin angegeben.
- ↑ Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, Hintergrundinformation frühere Bezeichnung(en). Wien Pichler-Verlag, 9. Auflage 2014
- ↑ Liesinger Opfer des Nationalsozialismus 1938 – 1945 ( vom 24. September 2015 im Internet Archive), abgerufen am 31. Juli 2015
- ↑ Bericht aus der Liesinger Bezirksvertretungssitzung vom 29. Juni 2017. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. Dezember 2017; abgerufen am 10. Dezember 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ mandl_mcapelli: Liesing - Sitzung der Bezirksvertretung Liesing am 29. Juni 2017. Archiviert vom am 10. Dezember 2017; abgerufen am 10. Dezember 2017.
- ↑ Was haben Dr. BERTHA NEUMANN, Dr. MARGARETE OTTILLINGER & Dr. HELENE LIESER gemeinsam? Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 13. Mai 2021; abgerufen am 29. Dezember 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ DÖW: Suchfunktion, abgerufen am 31. Juli 2015
- ↑ Universitätsbibliothek der Goethe-Universität Frankfurt, abgerufen am 31. Juli 2015
Personendaten | |
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NAME | Neumann, Bertha |
ALTERNATIVNAMEN | Kunreuther, Bertha (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Sozialwissenschaftlerin und Opfer des Holocaust |
GEBURTSDATUM | 22. Februar 1893 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 28. Oktober 1944 |
STERBEORT | Konzentrationslager Auschwitz |