Berthold Stech
Berthold Stech (* 8. Dezember 1924 in Karlsruhe; † 29. Juni 2022)[1] war ein deutscher Physiker. Er war Professor an der Universität Heidelberg und befasste sich mit Elementarteilchenphysik.
Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Wehrdienst und Gefangenschaft im Zweiten Weltkrieg studierte er ab 1946 Physik, Chemie und Mathematik in Heidelberg mit dem Diplom 1950 und der Promotion 1951 bei Johannes Hans Daniel Jensen. Unter Jensen befasste er sich mit Gammastrahlungsübergängen zwischen Kernzuständen mit hoher Differenz der Drehimpulsquantenzahl. Danach war er Assistent am Institut für Theoretische Physik, 1954 Gastdozent in Trondheim und 1957/58 am Caltech (unter anderem bei Murray Gell-Mann). 1956 habilitierte er und wurde 1957 außerordentlicher und 1960 ordentlicher Professor für Theoretische Physik in Heidelberg. Rufe nach Bonn, Wien und Karlsruhe lehnte er ab. Stech war lange Direktor des Instituts für Theoretische Physik. 1970/71 war er Dekan der Fakultät für Physik und Astronomie, und 1991 wurde er emeritiert.
Er befasste sich mit chiraler Symmetrie, dem Einfluss der Quantenchromodynamik auf die elektroschwache Wechselwirkung, Quarkstruktur von Hadronen und Mesonen-Zerfälle (auch mit schweren Quarks), Neutrinophysik und GUT. 1955 postulierte er mit Jensen eine chirale Symmetrie für die schwache Wechselwirkung (Stech-Jensen-Transformation)[2], die damals unter anderem von Murray Gell-Mann kritisiert wurde[3], dann aber wenige Jahre später Bestandteil der V-A-Theorie der schwachen Wechselwirkung von Richard Feynman und Gell-Mann (sowie Robert Marshak und George Sudarshan) wurde. Stech hatte sogar 1957 die Idee zur V-A-Theorie, wurde aber in einer Unterredung mit Gell-Mann wieder davon abgebracht.[4] Die chirale Symmetrie (als Näherung bei verschwindenden oder im betrachteten Energiebereich vernachlässigbaren Massen) fand auch Anwendung in anderen Bereichen wie der starken Wechselwirkung.
2006 wurde er Ehrendoktor der Universität Hamburg.[5] 1987 wurde er Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Er war 1966 bis 1979 im wissenschaftlichen Rat des Kernforschungszentrums Karlsruhe und in den 1970er und 1980er Jahren im wissenschaftlichen Rat von DESY. Er war Gastprofessor und Gastwissenschaftler in den USA (Stanford), der Türkei, Dänemark, Südafrika, Australien und in China und am CERN und bei DESY (Zusammenarbeit insbesondere mit Argus Kollaboration am Doris Speicherring).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dagmar Drüll (Hrsg.): Heidelberger Gelehrtenlexikon, Springer 2009
- Norbert Straumann: Von der Stech-Jensen-Transformation zur universellen V-A-Wechselwirkung, In: Archive Hist. Exact Sciences, Band 44, 1992, S. 365–386
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berthold Stech in WorldCat
- Elementare Teilchen und Kräfte der Physik, Vortrag in der Reihe „Emeriti erinnern sich“ an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Nachruf an der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Heidelberg, abgerufen am 23. Juli 2022
- ↑ Stech, Jensen, Die Kopplungskonstanten in der Theorie des β-Zerfalls, Z. f. Phys., Band 141, 1955, S. 175–184 Muon-Zerfall und β-Prozesse, Z. f. Phys., Band 141, 1955, S. 403
- ↑ Stech, Dosch, Biographie von Jensen
- ↑ Marshak, Vortrag zum 60. Geburtstag von Sudarshan 1991, zitiert von Straumann, s. Literatur. In ihrem Originalaufsatz bedanken sich Feynman und Gell-Mann für Diskussionen mit Stech.
- ↑ DESY 2006
Personendaten | |
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NAME | Stech, Berthold |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 8. Dezember 1924 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
STERBEDATUM | 29. Juni 2022 |