Bescherung
Die Bescherung (auch Weihnachtsbescherung oder landschaftlich veraltend Einbescherung) ist ein christlicher weihnachtlicher Brauch, bei dem Weihnachtsgeschenke ausgetauscht werden.
Brauchtum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Vorläufer der Weihnachtsbescherung war die Gabenverteilung am 6. Dezember, dem Nikolaustag. Nach der Reformation wurde in evangelischen Regionen der Beschertermin auf Heiligabend verlegt, da die evangelische Kirche keine Heiligenverehrung kennt und deren Namenstage nicht feiert. Ursprünglich wurde nur den Kindern beschert, erst in jüngerer Zeit wurde der Brauch auf Erwachsene ausgedehnt.
Die Bescherung ist die Zeremonie, bei der vor allem Kinder am Heiligabend ihre Geschenke bekommen, die meistens unter dem Weihnachtsbaum liegen. Früher geschah dies um Mitternacht in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember, nach der Christmette. Weil jüngere Kinder nicht unbedingt bis Mitternacht aufbleiben, wurde die Bescherung in Deutschland auf den Nachmittag bzw. frühen Abend vorgezogen. In einigen Regionen wird die Bescherung „Christkindchen“ genannt. In Nord-, Ost- und Mitteldeutschland bringt meist der Weihnachtsmann die Geschenke, während es in West- und Süddeutschland sowie Österreich[1] und der Schweiz meist das Christkind ist. Diese Unterscheidung lässt sich manchmal auch auf die Konfessionen ausweiten.[2]
In den USA und in Großbritannien ist es nach wie vor üblich, dass der Weihnachtsmann, der hier Santa Claus bzw. Father Christmas heißt, um Mitternacht die Geschenke durch den Kamin bringt und die Kinder sie am Morgen des ersten Weihnachtstages, also am 25. Dezember, öffnen dürfen. Auch im deutschsprachigen Raum haben einige Familien diesen Brauch aus England übernommen.
Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der nur im Deutschen gebräuchliche Begriff Bescherung ist abzuleiten von mittelhochdeutsch beschern = verhängen, zuteilen. Er findet auch Verwendung in dem ironischen Ausdruck So eine (schöne) Bescherung! bei unangenehmen Überraschungen und findet unter anderem in Buch- und Filmtiteln Anwendung (Schöne Bescherung, Eine schöne Bescherung, Baby Boom – Eine schöne Bescherung, Die gräßliche Bescherung in der Via Merulana usw.). Bis ins 19. Jahrhundert hinein gehörte das Bescheren zu den Grundrechten der Knechte und Dienstboten (Naturallöhnung zu Weihnachten).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Früher war mehr Bescherung – Hinterhältige Weihnachtsgeschichten, ausgewählt von Daniel Kampa, Diogenes Verlag AG, Zürich 2008, ISBN 978-3-257-23775-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Bescherung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Markus Bechtold: Martin Luthers Christkind verdrängte den Nikolaus. In: evangelisch.de. 5. Dezember 2018 .
- Tobias Glenz: Die Geschichte vom Christkind. In: katholisch.de. 23. Dezember 2018 .
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bei 91 % der Österreicher bringt symbolisch gesehen das Christkind die Geschenke (7 % der Weihnachtsmann, 2 % keine Angabe). market-Umfrage: Telefonische CATI-Interviews, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren, n=418, Erhebungszeitraum 11. bis 12. Dezember 2012. Referiert bei: Conrad Seidl: Umfrage: Dalai Lama gibt mehr religiöse Richtung als der Papst. In: derStandard.at. 23. Dezember 2012, abgerufen am 6. Dezember 2019.
- ↑ Weihnachtsmann versus Christkind: Wer bringt denn nun die Geschenke? In: scinexx. 17. Dezember 2010, abgerufen am 5. Dezember 2019.