Bitch
Bitch ist ein Begriff aus dem Englischen, der seit dem 14. Jahrhundert als beleidigender Begriff für Frauen nachweisbar ist.
Anwendung auf Frauen
Der Begriff ist als Schimpfwort bzw. Dysphemismus bereits seit 1400 nachgewiesen.[1][2] Als Tiermetapher verweist er auf die Unkontrollierbarkeit und Aggressivität einer läufigen Hündin (ursprüngliche Bedeutung des englischen Worts). In diesem Sinn wird der Begriff meist pejorativ auf Frauen angewandt, die sich eigensinnig gegen (männliche) Dominanz stellen. Verschränkt ist der Begriff aufgrund des Aspektes der Läufigkeit außerdem mit Assoziationen übersteigerter weiblicher Sexualität, die als bedrohlich und als „triebgesteuert“ erlebt ebenfalls Anlass zur Abwertung bietet. Im Wesentlichen lässt sich die Verwendung zur Abwertung durch Männer „als Ausdruck von Angst vor Machtverlust begreifen, die gleichzeitig mit sexuellen Wunschvorstellungen gekoppelt ist“.[2]
Ins Gespräch kam der Begriff zunehmend durch die Verwendung im Hip-Hop. Teilweise wird „Bitch“ hier von Frauen offensiv als Selbstbezeichnung verwendet, um ihn positiv umzudeuten – wie schon bei Nigger, schwul oder queer geschehen –, etwa in der Riot-grrrl-Bewegung der 1990er Jahre[3] oder von Rapperinnen.[4] Ein bekanntes Beispiel dafür ist Missy Elliott, deren Ausspruch „Eine bitch ist ein selbstbewusstes Mädchen für mich“ als „legendär“ gilt.[5] Auch hier ist der Begriff im Sinne der aufmüpfigen Frau und nicht der Prostituierten gemeint. Auch Lady Bitch Ray legt das Wort in ihrem Lied „Ich bin ’ne Bitch!“ als Kompliment aus.
Durch Hip-Hop-Texte ist der Begriff inzwischen auch in anderen Sprachen zu finden. Laut einer Auswertung von 320 Texten aus den Jahren 2001 bis 2004 wird es in deutschsprachigen Rap-Texten „inflationär gebraucht“. Dabei wird es teils als eine Bezeichnung für Frauen im Allgemeinen oder auch als Schimpfwort für einen Mann benutzt. Insbesondere verwenden es Rapper für andere Rapper, denen man vorwirft, aus kommerziellen Interessen Szene-Werte zu verraten (auch Sell-out genannt). In diesem Fall wird „Bitch“ mit „Prostituierte“ gleichgesetzt.[6]
Die britische Medienaufsichtsbehörde OfCom ordnet das Wort „Bitch“ in ihrem 2021 erschienenen Handbuch zu „beleidigender Sprache“ (offensive language) als milde Form von beleidigender Sprache ein, das oft benutzt wird, um Emotionen zu übermitteln und das reale Leben zu reflektieren. Der Bekanntheitsgrad des Worts ist hoch[7].
Abgeleitete Bedeutungen
Er kann auch – abseits der Anwendung auf Frauen – allgemein für etwas Störendes, Unkontrollierbares verwendet werden, so z. B. in der Redewendung life is a bitch (dt. etwa: „das Leben ist scheiße/fürn Arsch“), ähnlich auch das Verb (to) bitch ‚rummeckern‘.[8] Die in den 1950ern aufgekommene adjektivische Verwendung von bitchin’ hat demgegenüber eine positive Bedeutung wie in a bitchin’ car („ein cooles/tolles Auto“).[9]
Einzelnachweise
- ↑ Karrin Vasby Anderson, Kristina Horn Sheeler: Governing Codes: Gender, Metaphor and Political Identity. New York 2005, S. 27ff.
- ↑ a b Kimiko Leibnitz: Die Bitch als ambivalentes Weiblichkeitskonzept im HipHop, in: Bock, Karin; Meier, Stefan; Süß, Gunter (Hrsg.): HipHop meets Academia. Globale Spuren eines lokalen Kulturphänomens, Bielefeld, 2007, S. 157–169. doi:10.25595/481.
- ↑ gendertrouble_queer_pop Reader zu einem Gender-Studies-Seminar im Wintersemester 2004/2005 an der TU Hamburg-Harburg. S. 21, S. 25.
- ↑ Natalie Philippe: Kunst und Gewalt: Battles im HipHop. Eine diskursanalytische Untersuchung der Sprechakte „boasten“ und „dissen“ in deutschsprachigen Rap-Texten der Jahre 2001 bis 2004. (PDF-Datei; 879 kB) Justus Liebig-Universität Gießen, Mai 2005, S. 17, archiviert vom am 22. Februar 2006; abgerufen am 15. Mai 2017 (Diplomarbeit im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften).
- ↑ Institut für Jugendkulturforschung/Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz: Trend: Weibliche „Role-Models“ im Pop. Wien 2004.
- ↑ Natalie Philippe: Kunst und Gewalt: Battles im HipHop. Eine diskursanalytische Untersuchung der Sprechakte „boasten“ und „dissen“ in deutschsprachigen Rap-Texten der Jahre 2001 bis 2004. (PDF-Datei; 879 kB) Justus Liebig-Universität Gießen, Mai 2005, S. 104, archiviert vom am 22. Februar 2006; abgerufen am 15. Mai 2017 (Diplomarbeit im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften).
- ↑ Ipsos MORI Public Affairs: Public attitudes towards offensive language on TV and Radio: Quick Reference Guide. (pdf) Ipsos MORI research for Ofcom. OfCom, 2021, S. 5, abgerufen am 31. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ bitch. In: Merriam-Webster. Abgerufen am 19. März 2017 (englisch).
- ↑ bitchin'. In: Merriam-Webster. Abgerufen am 19. März 2017 (japanisch).