Biengen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Biengen
Ehemaliges Gemeindewappen von Biengen
Koordinaten: 47° 56′ N, 7° 41′ OKoordinaten: 47° 56′ 19″ N, 7° 41′ 24″ O
Höhe: 213 m
Fläche: 6,09 km²
Einwohner: 1848 (Sep. 2020)
Bevölkerungsdichte: 303 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1971
Postleitzahl: 79189
Vorwahl: 07633
Biengen mit Schloss und St. Leodegar
Biengen mit Schloss und St. Leodegar

Biengen ist ein Dorf im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald in Baden-Württemberg. Biengen hat knapp 1.800 Einwohner und ist seit 1971 ein Ortsteil der Stadt Bad Krozingen.

Auf dem Wappen ist auf der linken Seite der Bindenschild, ein Ausschnitt der Nationalflagge von Österreich, zu sehen (siehe Vorderösterreich#Historische Bedeutung). Auf der rechten Seite sind drei Hügel, auf denen ein Rebstock steht. Die drei Hügel stehen für den Rebberg, den Kirchberg und den Dottighofer Buck. Der Rebstock steht für den betriebenen Weinbau in Biengen.

Biengen liegt südlich des Tunibergs im Breisgau, etwa 14 Kilometer südwestlich von Freiburg. Das Dorf ist eingebettet zwischen dem im Norden liegenden Kirchberg und dem südöstlichen Rebberg. Der Fluss Neumagen fließt südwestlich an Biengen vorbei und mündet zwischen Biengen und Hausen an der Möhlin in die Möhlin. Der künstlich angelegte Mühlbach, der vom Neumagen abzweigt, fließt durch den westlichen Teil des Dorfes. Zur Gemarkung der Ortschaft Biengen gehört der Weiler Dottighofen.[1]

Die Nachbarorte von Biengen sind (im Uhrzeigersinn, beginnend von Norden): Hausen an der Möhlin, Mengen, Offnadingen, Bad Krozingen, Schlatt und Feldkirch.

Der Ortschaftsrat Biengen besteht aus 10 gewählten Vertretern. Nach der Kommunalwahl vom 9. Juni 2024 ergab sich in Biengen bei einer Wahlbeteiligung von 69,4 % folgende Sitzverteilung:[2]

Partei/Liste Stimmenanteil Sitze
Wählergemeinschaft Biengen 77,06 % 8
Bürgerliste Biengen 22,94 % 2

Ortsvorsteher von Biengen ist Benjamin Borgas, der das Amt seit 2014 innehat.

Herkunft des Ortsnamens

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den ersten Erwähnungen des Klosters Lorsch wird Biengen unter dem Namen Biwingen, Binningen und auch Bihingen genannt. Die Endung -ingen, welche häufig im alemannischen Sprachraum vorkommt, bezeichnet dabei die Zugehörigkeit zu dem Ort, wo „Bibo“ oder „Biho“ gewohnt hat. Über die Jahrhunderte entwickelte sich der Ortsnamen zu heutigen Biengen.[3]

Es gibt zahlreiche römische Siedlungsspuren, darunter ein Gutshof an der Ostseite des Rebbergs, der in den 1930er-Jahren entdeckt wurde. Gräber aus dem 5. und 7. Jahrhundert wurden im Zuge von Schanzarbeiten am östlichen Ortsausgang entdeckt. 1999, beim Bau der Merowingerhalle, wurde das Gräberfeld eingehend untersucht und dabei eine hohe Anzahl von Grabhügeln entdeckt. Als die Bauarbeiten abgeschlossen waren, entstand mit dem Merowingerpark dort ein kleiner archäologischer Park, in dem die Grabhügel auf dem Bodenbelag oder als wiederaufgeschüttete Hügel sichtbar gemacht wurden.[4]

Der Ort wurde anlässlich einer Schenkung an das Kloster Lorsch erstmals im Jahr 770 als Biwingen urkundlich im Lorscher Codex erwähnt.[5] Neben weiteren Schenkungen, die bis 793 n. Chr. datieren, wird bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 853 Dottighofen erwähnt. In diesen Urkunden wird zudem erstmals Weinbau im Gebiet um Bad Krozingen erwähnt, wie er seit langer Zeit an Schloss- und Rebberg betrieben wird.[6] Neben Lorsch war auch das Kloster Murbach in Biengen begütert, von dem die im 13. Jahrhundert erwähnten Herren von Biengen abhängig gewesen sein dürften.[7]

Die Ortschaft entwickelte sich ursprünglich entlang der heutigen Dottighofer-, Bach-, Ried-, Schloss- und Hauptstraße. Letztere war die Verbindungsstraße zwischen Bad Krozingen und Breisach.[8] Sneweli Bernlap, Herr zu Bollschweil war 1331 Ortsherr. Ihm folgen die Herren von Blumeneck sowie die Herren von Neuenfels, bevor die Ortsherrschaft 1484 mit Ludwig von Pfirt[9] an die Herren von Pfirt überging.[7] Vermutlich um 1500 ersetzte das Biengener Schloss einen älteren Vorgängerbau.[6]

1592 gelangte die Ortsherrschaft an das Haus Sickingen-Hohenburg. 1651 heiratete Johann Reinhard von Pfirt (* 1620; † um 1674) Maria Franziska von Sickingen-Hohenburg (1626–1693) und erwarb damit zugleich wieder die Ortsherrschaft über Biengen.[10][11] Schwere Zerstörungen führten zum Wiederauf- und Ausbau des Schlosses bis 1790.[6]

Biengen war seit dem Spätmittelalter 14. Jahrhundert Teil des vorderösterreichischen Breisgau gewesen, mit dem es 1805 durch den Frieden von Preßburg an das Kurfürstentum Baden gelangte, welches im folgenden Jahr zum Großherzogtum Baden erhoben wurde. 1812 endete die Ortsherrschaft der Herren von Pfirt zu Carspach, für die Biengen zusammen mit Krozingen das Zentrum ihres rechtsrheinischen Besitzes gewesen war.[12] Das Erbe der Herren von Pfirt traten die Familien von Wangen, von Neveu und von Cornberg an.[6]

Nachdem der Neumagen immer wieder über die Ufer trat, wurde der Bach von 1882 bis 1886 eingedeicht. Zudem wurden zwei gusseiserne Brücken gebaut. Ab 1905 wurde die Wasserversorgung in Biengen aufgebaut, die Stromversorgung folgte kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges.[13]

Zur Zeit des Nationalsozialismus in Biengen lassen sich nur wenige Quellen finden. Auf Antrag der im Gemeinderat sitzenden NSDAP wurde Adolf Hitler im Jahr 1933 zum Ehrenbürger ernannt.[14] Der Hitlerjurgend wurde ab 1936 ein Raum im Rathaus zur Verfügung gestellt. Im Mai 1939 reiste Hitler von Breisach nach Efringen-Kirchen. Er fuhr in einem Auto mit offenen Verdeck mit, zahlreiche Menschen säumten die Straßen. Unter anderem fuhr Hitler auch durch Biengen.[15] Ab dem Frühjahr 1945 wurde die Ortschaft mehrmals durch französische Truppen beschossen. Einzelne Wohnhäuser wurden getroffen, im April 1945 wurde die Kirche teilweise zerstört, nach dem Krieg wurde sie wieder aufgebaut.[16] Die Brücken nach Hausen, Mengen und Schlatt wurden von der deutschen Wehrmacht gesprengt. Am Sonntag, den 22. April 1945, marschierten gegen 14 Uhr die ersten französischen Truppen in Biengen ein.[17]

Die 1960er Jahre brachten eine Erweiterung der Rebflächen auf dem Rebberg sowie den Bau eines Gewerbegebiets, das später über eine Umgehungsstraße an die A5 angeschlossen wurde. Zudem wurde ein großes Neubaugebiet im Bereich des Lehmbodens und der Breite erschlossen.[6] 1975 wurde bei Dottighofen ein neuer Fußballplatz für den Sportverein gebaut.[18] 2009 folgte mit dem Neubaugebiet Hippenäcker die Erweiterung des Dorfes.[19]

Am 1. Dezember 1971 wurde die Gemeinde Biengen im Zuge der Verwaltungsreform nach Bad Krozingen eingemeindet. Damit verließ Biengen den Landkreis Freiburg und gelangte zunächst zum Landkreis Müllheim. Dieser wurde wiederum zum 1. Januar 1973 aufgelöst, sodass Bad Krozingen mitsamt Biengen zum neugebildeten Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald kam.

Bevölkerungsentwicklung[20][21][22][23]
Jahr 1525 1754 1789 1809 1852 1871 1900 1925 1939 1950 1959 1965 1970 1983 2010 2019 2020
Einwohner 275 600 605 734 827 718 601 636 606 657 731 809 886 1200 1574 1810 1848

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schloss mit St. Leodegar
Kirche St. Leodegar
Grabhügel bei der Merowingerhalle

In Biengen steht die Kirche St. Leodegar.[24] Sie wurde 1730 in ihrer heutigen Gestalt errichtet, Teile des Turmes stammen von einem Vorgängerbau. 1986–1987 Umgestaltung durch den Breisacher Künstler Helmut Lutz. Im Jahr 2010 wurde das Kirchendach nach Sturmschäden neu gedeckt. Am Friedhof in Dottighofen befindet sich die Sankt-Jergen-Kapelle, die in der Regel nur bei Bestattungen genutzt wird. Nachdem die kaiserlich österreichische Regierung 1785 Friedhöfe im Ortsinneren verboten hatte, wurden die Bestattungen nur noch in Dottighofen durchgeführt. Jedoch gab es einige Persönlichkeiten, die danach dennoch direkt an der Biengener Pfarrkirche St. Leodegar bestattet wurden. Hierzu gehörten Felix Anton Freiherr von Pfirdt (1713–1793) und Freiherr Friedrich von Wangen (1767–1851) sowie Pfarrer Roman Schmidt (1799–1835).[16]

Der Merowingerpark rings um die Merowingerhalle zeigt alemannische Steinkistengräber auf dem Biengener Gräberfeld, während seit 2005 im Rathaus das Dorfmuseum untergebracht ist und von der Geschichte des Ortes berichten.

Der alemannische Brauch des Scheibenschlagens wird in Biengen aufrechterhalten. Jährlich wird am ersten Fastensamstag das Schiibefier auf dem Rebberg entzündet. Die Scheiben werden dann mit dem traditionellen Ausruf „Schibi, Schibo, wem soll die Schiebe go?“ vom Rebberg hinuntergeschlagen.

Im Gegensatz zu anderen Krozinger Ortsteilen gab es in Biengen seit langer Zeit einige Industriegebiete, die in den 1960er-Jahren in das neu angelegte Gewerbegebiet zogen. Es besitzt über die Umgehungsstraße einen Autobahnanschluss.[6]

In Biengen ist beispielsweise die Großbäckerei Heitzmann ansässig, die über 90 Filialen in ganz Südbaden betreibt.[25]

In Biengen gibt es mehrere Vereine:

  • Der Sportverein Biengen e. V. wurde im Jahr 1948 gegründet. Seine aktive Fußballmannschaft spielt derzeit in der Bezirksliga. Der Verein verfügt über mehrere Jugendmannschaften, zum Teil in Spielgemeinschaften mit dem SC Mengen und der DJK Schlatt.[26]
  • Der Freizeitsportclub Biengen e. V. ist ein Sportverein mit mehreren Abteilungen wie Tischtennis oder einen Lauftreff.
  • Die Biengener Stai'bruch Hexe e. V. sind eine 2007 gegründete Hexen-Narrenzunft.
  • Der Dorfverein Biengen e. V. widmet sich der Brauchtumspflege und betreibt das Dorfmuseum im Rathaus.[27]

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Louis Spahr († 1959), Verleihungsjahr: 1955
  • August Laub († 1981), Verleihungsjahr: 1968
  • Linus Wick († 1986), Verleihungsjahr: 1969

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. 1250 Jahre Biengen: Unsere Geschichte. Abgerufen am 17. Februar 2021.
  2. Ortschaftsrat Biengen – SD.NET RIM 4. Abgerufen am 13. Juni 2024.
  3. Alfons Kind: Bad Krozingen-Biengen: Chronik eines Dorfes. Hrsg.: Gemeinde Bad Krozingen, Dr. W. Fuchs. Biengen 1983.
  4. Freilandmuseum Merowingerpark (Memento vom 17. August 2016 im Internet Archive), bad-krozingen.de, abgerufen am 27. Februar 2014
  5. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 2701, 16. April 770 – Reg. 478. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 209, abgerufen am 28. April 2018.
  6. a b c d e f Ortsteil Biengen (Memento vom 9. September 2016 im Internet Archive), bad-krozingen.de, abgerufen am 27. Februar 2014
  7. a b Biengen %5BAltgemeinde-Teilort%5D, leo-bw.de, abgerufen am 27. Februar 2014
  8. Landesarchiv BW: Karte von Biengen im Jahr 1879. Abgerufen am 17. Februar 2021.
  9. Christian von Stramberg, Anton Joseph Weidenbach: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius. Band 10, Teil 2, Rudolf Friedrich Hergt, Koblenz 1861, S. 336. Volltext in der Google-Buchsuche
  10. Armin Roether: L 4 Nr. 1 Freiherren von Pfirt. freiburg.de, 31. August 1992, abgerufen am 15. Dezember 2013, S. 1
  11. Rüdiger Hitz, Hillard von Thiesen: Familie, Arbeit und Alltag in Hinterzarten 1600 bis 1900, Stadler, Konstanz 1998, ISBN 3-7977-0396-1, S. 39.
  12. Armin Roether: L 4 Nr. 1 Freiherren von Pfirt. freiburg.de, 31. August 1992, abgerufen am 15. Dezember 2013, S. 22
  13. Alfons Kind: Bad Krozingen-Biengen: Chronik eines Dorfes. Hrsg.: Gemeinde Bad Krozingen. Biengen 1983.
  14. Gemeindearchiv Biengen: Findbuch der Gemeinde Biengen, Signatur 480. Hrsg.: Gemeinde Biengen. Biengen.
  15. Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland (103.1984) (Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da) – Freiburger historische Bestände – digital – Universitätsbibliothek Freiburg. Abgerufen am 18. April 2023.
  16. a b Gottfried Blansche: Bad Krozingen: Letzte Ruhestätte für Schlossbewohner, Badische Zeitung, 31. Oktober 2012, abgerufen am 27. Februar 2014
  17. Gottfried Blansche: Das Kriegsende 1945 in Biengen. (PDF) Badische Zeitung, abgerufen am 18. April 2023.
  18. Geschichte des Sportverein Biengen. Abgerufen am 18. April 2023 (deutsch).
  19. Badische Zeitung: "Hippenäcker" kann jetzt bebaut werden – Bad Krozingen – Badische Zeitung. Abgerufen am 17. Februar 2021.
  20. Alfons Kind: Bad Krozingen-Biengen : Chronik eines Dorfes. Gemeinde, 1983, OCLC 312803815.
  21. Stadt Bad Krozingen: Zahlen und Fakten. Abgerufen am 7. März 2021.
  22. Statistische Ämter des Bundes und der Länger: Bevölkerung der Gemeinden Baden-Württembergs am 30. Juni. (Online [abgerufen am 7. März 2021]).
  23. LeoGraph Bevölkerungsentwicklung: Biengen. Abgerufen am 18. April 2023.
  24. St. Leodegar Biengen. Website der Kirchengemeinde Bad Krozingen. Abgerufen am 17. April 2017.
  25. Bäckerei Heitzmann GmbH & Co. KG: Fachgeschäfte. In: www.baeckerei-heitzmann.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juli 2016; abgerufen am 22. Juli 2016.
  26. Sportverein Biengen e. V.: Webseite. Abgerufen am 21. August 2018 (deutsch).
  27. Dorfverein Biengen: Über uns. Abgerufen am 7. März 2021 (deutsch).
Commons: Biengen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien