Bildkommunikation

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Bildkommunikation ist eine Möglichkeit der Kommunikation, das heißt, des „Austauschs“ oder der „Übertragung“ von Informationen.

Nach Thomas Schierl, Leiter des Instituts für Sportpublizistik der Deutschen Sporthochschule Köln lassen sich Bilder schneller rezipieren als andere Kommunikationsmittel. Es dauere nur einen Bruchteil einer Sekunde, um den Inhalt und die Aussage eines Bildes zu erfassen. Dies habe zur Folge, dass Bilder fast automatisch und ohne größere „gedankliche Anstrengung“ aufgenommen würden. Denn im Gegensatz zu beispielsweise sprachlichen Mitteilungen würden Bilder als eine Einheit verstanden und könnten gedanklich einfacher analysiert und verarbeitet werden. Bilder würden vom Gehirn also besonders effizient verarbeitet.

Der Soziologe Hartmut Rosa unterstützt die Ansicht Schierls, indem er argumentiert, dass der Bedarf an medial vermittelten Inhalten von Menschen in einer immer schneller werdenden Gesellschaft mitwachse, wodurch Bilder mit knappen Bildunterschriften langen Textblöcken überlegen seien.[1][2] Der Vorzug von Bildern gegenüber Text kann psychologisch auch dadurch erklärt werden, dass Bilder einen hohen subjektiven Wahrheitsgehalt besitzen, sie also oftmals als eine Art "Abbild" der Realität rezipiert werden.[2] Dies birgt hohe Risiken aufgrund von Bildmanipulation und postfaktischer Kommunikation.

Digitalisierung

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Durch die zunehmende Digitalisierung, die zu einer Aufhebung der Abgrenzung zwischen Medienproduzent und -rezipient führt, lässt sich eine wachsende Anzahl an publizierten digitalen Bildern feststellen, da die Hürden für die Veröffentlichung von Bildmaterial minimiert wurden.[2] Auch anhand der Nutzerzahlen lässt sich feststellen, dass im Social-Media-Bereich die Beliebtheit von bildbasierten Netzwerken wie Instagram und Snapchat die von textbasierten Netzwerken wie Facebook und Twitter überstiegen hat.[3] Der Digitalisierungsprozess hat demnach eine katalysierende Wirkung auf den Wirkungsgrad von Bildkommunikation.[2]

Psychologische Forschungsschwerpunkte

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Im Bereich der Gesundheitsvorsorge kommen Bilder gezielt zum Einsatz, um gesunde Verhaltensweisen der Rezipienten zu fördern. Dabei richtete sich das Interesse der bisherigen psychologischen Forschung vor allem auf die Umstände, unter denen der Einsatz von Bildmaterial effektiv ist.[2] Beispielsweise konnten Noar et al. (2016) in ihrer Meta-Analyse nachweisen, dass Warnhinweise mit abschreckenden Fotos auf Zigarettenpackungen effektiver sind als rein textbasierte Warnhinweise ohne Fotos.[4]

Ein weiterer psychologischer Forschungsbereich der Bildkommunikation liegt in der Untersuchung der Folgen von unrealistischen Körperidealen, die in Massenmedien wie TV-Sendungen, Zeitschriften aber auch auf Instagram und in anderen bildbasierte Medien suggeriert werden.[2] 'Durch die überdurchschnittlich häufige Darstellung von sehr dünnen Personen in den Medien entsteht bei Rezipienten ein erhöhtes Risiko, ein negatives Körperbild und Essstörungen zu entwickeln.[5][6] Daher haben sich Programme zur Steigerung der Medienkompetenz als wirksam bei der Prävention von Essstörungen erwiesen.[7]

Großer wissenschaftlicher Aufmerksamkeit kommt des Weiteren der Untersuchung des Lernens mit Bildmaterial zu. Zahlreiche Forschungsarbeiten konnten einen sogenannten picture superiority effect nachweisen, also einen Vorteil von Lernmaterialien auf der Basis von Bildern und Grafiken im Vergleich zu rein textbasierten Lernmaterialien im Hinblick auf den erzielten Lernerfolg.[8][9]

Einzelnachweise

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  1. Hartmut Rosa: Beschleunigung: Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Suhrkamp, Frankfurt 2005, ISBN 3-518-73805-4.
  2. a b c d e f Jan-Philipp Stein, Sana Sehic, Markus Appel: Machtvolle Bilder und Bildmanipulationen. In: Markus Appel (Hrsg.): Die Psychologie des Postfaktischen: Über Fake News, „Lügenpresse“, Clickbait & Co. Springer, Berlin, Heidelberg 2020, ISBN 978-3-662-58695-2, S. 177–187, doi:10.1007/978-3-662-58695-2_16.
  3. Monica Anderson, Jingjing Jiang: Teens, Social Media & Technology 2018. Pew Research Center, 31. März 2018, abgerufen am 2. April 2020.
  4. Seth M. Noar, Marissa G. Hall, Diane B. Francis, Kurt M. Ribisl, Jessica K. Pepper: Pictorial cigarette pack warnings: a meta-analysis of experimental studies. In: Tobacco Control. Band 25, Nr. 3, 1. Mai 2016, ISSN 0964-4563, S. 341–354, doi:10.1136/tobaccocontrol-2014-051978, PMID 25948713, PMC 4636492 (freier Volltext) – (bmj.com [abgerufen am 2. April 2020]).
  5. Shelly Grabe, L. Monique Ward, Janet Shibley Hyde: The role of the media in body image concerns among women: A meta-analysis of experimental and correlational studies. In: Psychological Bulletin. Band 134, Nr. 3, 2008, ISSN 1939-1455, S. 460–476, doi:10.1037/0033-2909.134.3.460.
  6. Grace Holland, Marika Tiggemann: A systematic review of the impact of the use of social networking sites on body image and disordered eating outcomes. In: Body Image. Band 17, 1. Juni 2016, ISSN 1740-1445, S. 100–110, doi:10.1016/j.bodyim.2016.02.008 (sciencedirect.com [abgerufen am 2. April 2020]).
  7. Long Khanh-Dao Le, Jan J Barendregt, Phillipa Hay, Cathrine Mihalopoulos: Prevention of eating disorders: A systematic review and meta-analysis. In: Clinical Psychology Review. Band 53, 1. April 2017, ISSN 0272-7358, S. 46–58, doi:10.1016/j.cpr.2017.02.001 (sciencedirect.com [abgerufen am 2. April 2020]).
  8. Allan Paivio, Kalman Csapo: Picture superiority in free recall: Imagery or dual coding? In: Cognitive Psychology. Band 5, Nr. 2, 1. September 1973, ISSN 0010-0285, S. 176–206, doi:10.1016/0010-0285(73)90032-7.
  9. Roger N. Shepard: Recognition memory for words, sentences, and pictures. In: Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior. Band 6, Nr. 1, 1. Februar 1967, ISSN 0022-5371, S. 156–163, doi:10.1016/S0022-5371(67)80067-7.