Überprüft

Birgit Glorius

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Birgit Glorius (* 12. Mai 1970 in Bamberg) ist eine deutsche Sozialgeographin und Migrationsforscherin.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Birgit Glorius promovierte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wo sie von 1998 bis 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin war. In ihrer Dissertation befasste sie sich mit transnationalen Biographien am Beispiel polnischer Einwanderinnen und Einwanderer in Deutschland.[1] Von 2010 bis 2013 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rahmen eines Forschungs- und Transferprojekts für die Stadt Leipzig tätig und entwickelte während dieser Zeit ein Monitoringsystem für Bildungsdaten[2] sowie ein Konzept für stadtteilbezogenes Bildungsmanagement. Anfang 2013 trat sie eine Juniorprofessur für Humangeographie mit Schwerpunkt Ostmitteleuropa an der TU Chemnitz an. Nach erfolgreichem Tenure-Verfahren ist sie seit dem Oktober 2018 Inhaberin der Universitätsprofessur für Humangeographie mit Fokus auf Europäische Migrationsforschung an der TU Chemnitz.[3]

Birgit Glorius forscht zu Migrationsprozessen und ihren Effekten auf Migranten, aber auch auf die Herkunfts- und Ankunftsländer. Weitere Schwerpunkte umfassen die Effekte des demographischen Wandels sowie Fragen einer nachhaltigen Regionalentwicklung. Regionale Forschungsschwerpunkte sind Ostdeutschland, Polen, Bulgarien und die Westbalkanstaaten. Seit 2015 widmet sie sich intensiv der Begleitforschung zur Aufnahme von Geflüchteten und untersucht die Aufnahmefähigkeit von Kommunen mit einem Schwerpunkt auf kleinere Städte und ländliche Regionen.[4]

Birgit Glorius ist Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen Netzwerken, unter anderem IMISCOE, VGDH und dem Netzwerk Fluchtforschung, in dem sie von 2020 bis 2022 auch Vorstandsmitglied war. Im Jahr 2019 wurde sie in den Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge berufen. Im Jahr 2021 übernahm sie den Vorsitz dieses Gremiums.[5] Seit Januar 2023 ist Birgit Glorius Mitglied des Sachverständigenrates für Integration und Migration (SVR) mit Sitz in Berlin.[6] Seit 2023 ist sie Mitherausgeberin der Zeitschrift für Flucht- und Flüchtlingsforschung.

Im Rahmen ihres Forschungsschwerpunktes der kommunalen Aufnahme von Geflüchteten ist Glorius wissenschaftlich politikberatend tätig, u. a. für das sächsische Ministerium für Soziales, für Landkreise und kreisfreie Städte, aber auch für institutionalisierte Akteure der Zivilgesellschaft. Glorius ist eine gefragte Ansprechpartnerin für Medien, um Entwicklungen der Asylpolitik, Fluchtzuwanderung und der Aufnahmefähigkeit von Kommunen zu kommentieren.[7][8][9] Sie kritisiert populistische Positionen im Asyldiskurs und wirbt für einen differenzierten Blick auf die Herausforderungen der Integration vor Ort.[10][11][12]

2018 erhielt Glorius den Forschungspreis[13] der TU Chemnitz für die erfolgreiche Einwerbung von EU-Fördergeldern für das des Horizon2020-Projekt CEASEVAL.[14] 2023 erhielt sie zusammen mit ihrem Team den hochdotierten Kalliope-Preis für praxisorientierte Migrationsforschung von der Stiftung Deutsches Auswandererhaus in Bremerhaven.[15]

Publikationen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Birgit Glorius (2007): Transnationale Perspektiven. Migration zwischen Polen und Deutschland im Spiegel transnationaler Theorieansätze. Bielefeld: transcript.
  • Birgit Glorius, & Anke Matuschewski (2009): Rückwanderung im internationalen Kontext: Forschungsansätze und -perspektiven. In: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaften, Bd. 34.2009, 3/4, S. 203–225.https://link.springer.com/article/10.1007/s12523-010-0043-0
  • Birgit Glorius, Isabela Grabowska-Lusinska, & Aimée Kuvik (Hrsg.) (2013): Mobility in Transition: Migration Patterns after EU Enlargement. Amsterdam: Amsterdam University Press.
  • Birgit Glorius (2014): Bildungsbenachteiligung durch Migration? Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem. In: Paul Gans (Hrsg.), Räumliche Auswirkungen der internationalen Migration. Verlag der ARL, Hannover = Forschungsberichte der ARL 3, 178-199.
  • Robert Nadler, Zoltan Kóvacs, Birgit Glorius, & Thilo Lang (Hrsg.) (2016): Return Migration and Regional Development in Europe. Mobility Against the Stream. Basingstoke: Palgrave Macmillan Publishers Ltd.
  • Birgit Glorius (2016): Gekommen um zu bleiben? Der Verbleib internationaler Studierender in Deutschland aus einer Lebenslaufperspektive. In: Raumforschung und Raumordnung, Vol. 74, Issue 4, 361-371, DOI:10.1007/s13147-016-0410-y.
  • Birgit Glorius & Josefina Domínguez-Mujica (Hrsg.) (2017): European Mobility in Times of Crisis - The New Context of European South-North Migration. Bielefeld: transcript.
  • Birgit Glorius (2017): The challenge of diversity through migration: refugee reception in the German federal state of Saxony. In: Hungarian Geographical Bulletin 66/2, 113-128.
  • Birgit Glorius & Anne-Christin Schondelmayer (2018): Perspektiven auf Fluchtmigration in Ost und West – ein regionaler Blick auf kommunale Integrationspraxis. In: Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaften 12/1, 75-92.
  • Birgit Glorius & Jeroen Doomernik (Hrsg.) (2019): Geographies of Asylum in Europe and the Role of European Localities. IMISCOE Research Series, Springer.(PDF/epub).
  • Birgit Glorius & Anne-Christin Schondelmayer (2019): Perspektiven und Handlungslogiken der Integration von Geflüchteten an beruflichen Schulen: Einblicke aus Sachsen/Deutschland. Zeitschrift für Flucht- und Flüchtlingsforschung, 3. jg. 2019, Heft 2, S. 2019–253.
  • Birgit Glorius (2020): Internationale Migration in Ostdeutschland und ihre gesellschaftliche Wahrnehmung seit der Jahrtausendwende. In: Sören Becker & Matthias Naumann (Hrsg.), Regionalentwicklung in Ostdeutschland. Dynamiken, Perspektiven und der Beitrag der Humangeographie. Berlin/Heidelberg: Springer Spektrum, 223-234.
  • Birgit Glorius (2020): Migrationsgeschichte Ostdeutschlands von der Zeit der DDR bis in die 1990er Jahre. In: Sören Becker & Matthias Naumann (Hrsg.), Regionalentwicklung in Ostdeutschland. Dynamiken, Perspektiven und der Beitrag der Humangeographie. Berlin/Heidelberg: Springer Spektrum, 211-222.
  • Birgit Glorius, Miriam Bürer, & Hanne Schneider (2021): Integration of Refugees in Rural Areas and the Role of the Receiving Society: Conceptual Review and Analytical Framework. Erdkunde 75/1, 51-60. Integration of refugees in rural areas and the role of the receiving society: conceptual review and analytical framework — erdkunde (uni-bonn.de)
  • René Kreichauf & Birgit Glorius (2021): Introduction: displacement, asylum and the city – theoretical approaches and empirical findings. Urban Geography 42(1), 869-893. https://doi.org/10.1080/02723638.2021.1978220
  • Birgit Glorius (2022): Neue Heimat ländlicher Raum? Zum Umgang mit Einwanderung und “Fremdheit” in ländlichen Gemeinden Deutschlands. In: Bernd Belina, Andreas Kallert, Michael Mießner, & Matthias Naumann (Hrsg.), Ungleiche ländliche Räume. Widersprüche, Konzepte und Perspektiven. Bielefeld: transcript, 339-355.
  • Birgit Glorius (2022): In the shadow of Karl Marx: The case of Chemnitz and its multiple transitions. In: Waldemar Cudny & Josef Kunc (Hrsg.), Growth and Change in Post-socialist Cities of Central Europe. London: Routledge. https://www.routledge.com/Growth-and-Change-in-Post-socialist-Cities-of-Central-Europe/Cudny-Kunc/p/book/9780367484477
  • Tabea Scharrer, Birgit Glorius, J. Olaf Kleist, & Marcel Berlinghoff (2023): Flucht- und Flüchtlingsforschung, Handbuch für Wissenschaft und Studium. Wiesbaden: Nomos.
  • Birgit Glorius (2023): Flüchtlingsaufnahme in ländlichen Gemeinden: ein Vergleich lokaler Rezeptivität. Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie (ZAA) 71/1, 75-94.
  • Peter Mehl, Johanna Fick, Birgit Glorius, Stefan Kordel, & Hannes Schammann (Hrsg.) (2023): Geflüchtete in ländlichen Regionen Deutschlands (Studien zur Migrations- und Integrationspolitik). Wiesbaden: Springer Fachmedien, 3-22. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-36689-6
  • Friederike Enßle‐Reinhardt, Birgit Glorius, & Hanne Schneider (2024) Understanding arrival contexts of local refugee reception using a ‘phase space’ perspective. Population, Space and Place (Open Access).
  • Birgit Glorius (2024): Das EU-Migrations- und Asylpaket. Bestandsaufnahme eines Reformversuchs. Aus Politik und Zeitgeschichte, Themenheft Flucht und Migration, 1.11.2024, https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/flucht-und-migration-2024/555937/das-eu-migrations-und-asylpaket/

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Birgit Glorius: Transnationale Perspektiven. Migration zwischen Polen und Deutschland im Spiegel transnationaler Theorieansätze. transcript, Bielefeld 2007 (transcript-open.de).
  2. Kommunales Bildungsmonitoring. Abgerufen am 17. November 2024.
  3. TU Chemnitz: Neue Berufung an die Universität. Abgerufen am 17. November 2024.
  4. Prof. Dr. Birgit Glorius. Abgerufen am 17. November 2024.
  5. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Wissenschaftlicher Beirat. Abgerufen am 17. November 2024.
  6. Sachverständigenrat für Integration und Migration: Ratsmitglieder. Abgerufen am 17. November 2024.
  7. MDR: Fakt ist! Aus Dresden. Abgerufen am 17. November 2024.
  8. Hessischer Rundfunk: Was haben wir geschafft? Abgerufen am 17. November 2024.
  9. Frankfurter Rundschau: Zuwanderung - das Thema der Rechten? Abgerufen am 17. November 2024.
  10. Frankfurter Rundschau: EU-Migrationspolitik: „Die Abschottung kann nicht gelingen“. Abgerufen am 17. November 2024.
  11. Leipziger Volkszeitung: Fluchtforscherin im Interview: „Migration kann man nicht an- und abdrehen wie einen Wasserhahn“. Abgerufen am 17. November 2024.
  12. TU Chemnitz: „Migrations- und Integrationspolitik sollte sich stärker auf das Ermöglichen konzentrieren“. Abgerufen am 17. November 2024.
  13. TU Chemnitz: TU Chemnitz vergab erstmals Preise für herausragende Leistungen in Lehre, Forschung und Transfer. Abgerufen am 17. November 2024.
  14. TU Chemnitz: Horizon-Projekt CEASEVAL untersucht die Leistungsfähigkeit des Europäischen Asylsystems. Abgerufen am 17. November 2024.
  15. TU Chemnitz: Hochdotierter Kalliope-Preis 2023 für die Konzeptentwicklung von Stadtrundgängen zur Migrationsgeschichte. Abgerufen am 17. November 2024.