Nierenfleck-Zipfelfalter
Nierenfleck-Zipfelfalter | ||||||||||||
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Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae), Männchen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Thecla betulae | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Der Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae), auch Birken-Zipfelfalter genannt, ist ein Schmetterling (Tagfalter) aus der Familie der Bläulinge (Lycaenidae). Das Artepitheton leitet sich von Betula, der Pflanzengattung der Birken ab.[1] Diese zählen jedoch nicht zu den Nahrungspflanzen der Raupen.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Falter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Falter haben eine Flügelspannweite von 30 bis 40 Millimeter. Ihre Flügel sind oberseits dunkelbraun mit orangen Flecken im Analwinkel, die Weibchen tragen zudem die namensgebenden großen nierenförmigen Flecke auf dem Vorderflügel. Auf der orangebraunen Flügelunterseite befinden sich weiß eingerahmte, säbelzahnförmige, dunkelorangebraune Flecke, die vom Oberrand in Richtung Unterrand zeigen. Eine Submarginalbinde ist nur verwischt und ohne schwarze Punkte gegeben. Der Nierenfleck-Zipfelfalter kann kaum, allenfalls mit anderen Zipfelfaltern verwechselt werden, die Unterschiede sind jedoch eindeutig („Säbelzahnzeichnung“) und lassen einen fotografischen Nachweis zu.
Raupe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Raupen sind hellgrün mit zwei hellen Rücken- und gestrichelten Schrägstreifen.[2]
Flugzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thecla betulae ist univoltin, d. h., er bringt nur eine Generation hervor, die von Ende Juli bis in den Oktober hinein fliegt.
Lebensraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schlehengebüsch, Laubwaldränder, sogar Obstbäume werden mitunter besiedelt.
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wirtspflanzen sind Sträucher aus der Familie der Rosengewächse, vor allem Schlehdorn (Prunus spinosa), Zwetschge (Prunus domestica subsp. domestica) und andere Prunus-Arten. Die Angabe der Birken (Betula) als Wirtspflanzen ist laut Bellmann falsch.
Die auffälligen weißen Eier werden in der Regel einzeln neben den Blütenknospen, neben Blattknospen oder in Zweiggabelungen dünner Zweige der Wirtspflanzen abgelegt. Die Raupen schlüpfen zeitgleich mit dem Erblühen der Fraßpflanzen, kurz vor dem Laubaustrieb und fressen zunächst die Blüten, dabei minieren sie in die noch teilweise geschlossene Knospe hinein. Die älteren Raupen sitzen meist auf der Blattunterseite und sind dort schwer zu entdecken.[2] Wenn sie ihre volle Größe erreicht haben, wandern sie zu Boden und verwandeln sich in der Laubstreu in eine braune Puppe mit dunklen Sprenkeln.
Die Puppe wird nach Tolman und Lewington von der Schwarzen Wegameise (Lasius niger) gepflegt.[3] Die Falter vagabundieren und besuchen mitunter Disteln, Ebert gibt die Falternahrungspflanze als ungeklärt an.[4]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thecla betulae ist paläarktisch verbreitet von Portugal und Irland über das gemäßigte Europa hinweg bis zum Schwarzen Meer. Dann entlang der südlichen Laub- und Nadelwaldzone Sibiriens bis zum Pazifik. Fehlend auf der Krim und den Mittelmeerinseln. In Deutschland weitverbreitet, jedoch im Nordwestdeutschen Tiefland und in Höhenlagen mit dem Ausbleiben der Nahrungspflanzen ausdünnend. Aktuell ist die Art nicht gefährdet. Es gibt aber stellenweise Rückgänge durch Flurbereinigung und Intensivierung der Landwirtschaft durch das Ausbringen von Düngern und Pestiziden.[5]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Arnold Spuler: Die Schmetterlinge Europas. Band 1. E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1908, S. 54.
- ↑ a b W. Düring: Nierenfleck-Zipfelfalter. In: Artenporträts der Tagfalter in Rheinland-Pfalz. BUND RLP, 16. August 2020, abgerufen am 16. August 2020.
- ↑ Tom Tolman, Richard Lewington: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07573-7.
- ↑ Tagfalter. In: Günter Ebert, Erwin Rennwald (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. 1. Auflage. Band 2: Spezieller Teil: Satyridae, Libytheidae, Lycaenidae, Hesperiidae. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1991, ISBN 3-8001-3459-4.
- ↑ Rolf Reinhardt, Alexander Harpke, Steffen Caspari, Matthias Dolek, Elisabeth Kühn, Martin Musche, Robert Trusch, Martin Wiemers, Josef Settele: Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands. Ulmer, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-8186-0557-5, S. 146.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Josef Weidemann: Tagfalter: beobachten, bestimmen. Naturbuch-Verlag, Augsburg 1995, ISBN 3-89440-115-X.
- Heiko Bellmann: Der neue Kosmos-Schmetterlingsführer, Schmetterlinge, Raupen und Futterpflanzen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09330-1.
- Manfred Koch: Wir bestimmen Schmetterlinge. Band 1: Tagfalter. 4., erweiterte Auflage. Neumann, Radebeul/Berlin 1966, DNB 457244224.
- Elizabeth Balmer: Schmetterlinge: Erkennen und Bestimmen. Parragon Books Ltd., Köln 2007, ISBN 978-1-4075-1203-7