Schwarzes Meer

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Schwarzes Meer
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Art Binnenmeer
Ozean Atlantischer Ozean
Lage zwischen Osteuropa, Kleinasien und dem Kaukasus
Zuflüsse Donau, Dnister, Dnepr
Angeschlossene Meere Asowsches Meer, Bosporus/Marmarameer
Städte am Ufer Burgas, Warna, Mangalia, Constanța, Sulina, Odessa, Mykolajiw, Sewastopol, Jalta, Feodossia, Noworossijsk, Sotschi, Sochumi, Batumi, Altınordu, Trabzon, Samsun, Zonguldak, Bartın, Sinop, Giresun, Inebolu
Daten
Fläche 436.400 km²
Volumen 547.000 km³
Maximale Tiefe 2212 m
Mittlere Tiefe 1253 m

Koordinaten: 43° 17′ 0″ N, 34° 1′ 0″ O

Lage des Schwarzen Meeres

Das Schwarze Meer (türkisch Karadeniz) ist ein zwischen Südosteuropa, Osteuropa und Vorderasien gelegenes Binnenmeer, das über den Bosporus und die Dardanellen mit dem östlichen Mittelmeer verbunden ist. Es ist bis 2212 m tief[1] und hat (ohne das Asowsche Meer) eine Fläche von etwa 436.400 km².[2] Der Rauminhalt des Schwarzen Meeres beträgt 547.000 km³. Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt 1253 Meter.

Es gibt zwei Erklärungen zur Herleitung des Namens Schwarzes Meer: Die erste Deutung bezieht sich konkret auf die Beobachtung einer schwarzen Färbung des Wassers, die vor allem im Sediment sichtbar ist. Dies geht auf sulfatreduzierende (sulfidogene) Bakterien zurück, die durch ihre chemische Aktivität Schwefelwasserstoff aus Sulfat bilden. Der Schwefelwasserstoff bildet zusammen mit Eisenionen Eisensulfide, welche schwärzlich gefärbt sind. Analog lässt sich der Name des Roten Meeres vielleicht aus den dort vorkommenden Rotalgen ableiten.

Eine zweite, historische Deutung führt den Namen hingegen auf ein in der Antike übliches System zurück, das die Himmelsrichtungen symbolisch durch Farbwörter bezeichnete, wobei „schwarz“ für den Norden stand, so wie die Bezeichnung des Südens „rot“ war. Sprecher, die dieses System verwendet haben, hätten also südlich des Schwarzen und nördlich des Roten Meeres wohnen müssen, um diesen die entsprechenden Namen zu geben. Dies trifft allerdings nicht auf die Skythen zu, denen der Ausdruck oft zugeschrieben wurde. Da die Bezeichnung *Axšaina („schwarz“) ebenso wie der entsprechende Name des Roten Meeres zuerst während der Zeit der Achaimeniden benutzt wurde, ist es vielmehr naheliegend, stattdessen den Persern die ursprüngliche Namensgebung dieser Meere zuzusprechen.[3]

Im Altgriechischen wurde der persische Ausdruck *Axšaina offenbar zu Πόντος Ἄξε(ι)νος Póntos Áxe(i)nos, „ungastliches Meer“. Später erfolgte dann eine euphemistische Umwandlung von „ungastlich“ zu Πόντος Εὔξεινος Pontos Euxeinos, „Gastliches Meer“. Die Bezeichnung Πόντος Μέλας Póntos Mélas, „Schwarzes Meer“, war den Griechen jedoch ebenfalls bekannt. Wahrscheinlich erhielt die Bezeichnung durch Übersetzungen des griechischen Begriffes Einzug nach Europa. Auch die Türken übernahmen diese Namensgebung (kara „schwarz“, deniz „Meer“). Im Mittelalter waren zudem auch die Bezeichnungen Chasarisches Meer, Russisches Meer[4] und Skythisches Meer[5] üblich.

Vom griechischen Begriff leitet sich auch das Adjektiv pontisch ab, das „zum Schwarzen Meer gehörig“ bedeutet.

In den Sprachen früherer und jetziger Anrainer trägt das Schwarze Meer folgende Bezeichnungen: adygeisch Хы ШӀуцӀ, altgriechisch Πόντος Εὔξεινος Pontos Euxeinos (neugriechisch Εύξεινος Πόντος Evxinos Pontos und, bevorzugt, Μαύρη Θάλασσα Mavri Thalassa), lateinisch Pontus Euxinus ‚gastfreundliches Meer‘, bulgarisch Черно море Tscherno more, georgisch შავი ზღვა Schawi sghwa, lasisch/megrelisch Uça zuğa bzw. უჩა ზუღა Utscha sugha, rumänisch Marea Neagră, russisch Чёрное море Tschornoje morje, türkisch Karadeniz, ukrainisch Чорне море Tschorne more.

Einzugsgebiet des Schwarzen Meeres

Das Schwarze Meer liegt auf der westlichen innereurasischen Grenze zwischen Kleinasien/dem Kaukasus und Südosteuropa/Osteuropa. Die Anrainerstaaten sind im Uhrzeigersinn die Ukraine, Russland, Georgien, Türkei, Bulgarien und Rumänien.

Die Türkei hat eine Küstenlinie am Schwarzen Meer von 1700 km Länge, die kürzeste Küstenlinie hat Rumänien mit 256 km. Die Ukraine (mit der Halbinsel Krim) hat mit 1756 km die längste Küste aller Anrainerstaaten.[6]

Über den Bosporus zum Marmarameer besteht eine Verbindung vom Schwarzen Meer zum Mittelmeer und über die Straße von Kertsch eine weitere zum Asowschen Meer. Iwan Budischtschew (vor 1780 – um 1827) erstellte eine erste Seekarte.

Wasserstraßen verbinden das Schwarze Meer über den Don und den Wolga-Don-Kanal zur Wolga, zum Kaspischen Meer, zur Ostsee und zum Weißen Meer sowie über die Donau und den Main-Donau-Kanal zur Nordsee.

Die Küste des Schwarzen Meeres ist vor allem im östlichen und südlichen Bereich nur schwach gegliedert. Typisch für den nordwestlichen Teil ist die Herausbildung von Limanen im Mündungsbereich von Dnepr, Bug, Dnister und einigen kleineren Flüssen.

Inseln und Halbinseln

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İnceburun, der nördlichste Punkt der türkischen Schwarzmeerküste
Der westlichste Punkt mit den Burgasseen

Das Schwarze Meer ist arm an Inseln und Inselgruppen. Einzelne kleine Inseln und Eilande sind unter anderem der türkischen und bulgarischen Küste vorgelagert, andere befinden sich im Mündungsgebiet der größeren Zuflüsse (Donau, Dnjepr). Die zahlenmäßig größte Inselgruppe befindet sich in der Bucht von Burgas.

Die Halbinsel Krim und die ihr gegenüber liegende Taman-Halbinsel trennen das Schwarze Meer vom Asowschen Meer.

Folgende Inseln befinden sich im Schwarzen Meer:

Das Asowsche Meer ist ein Nebenmeer des Schwarzen Meeres, mit dem es durch die Straße von Kertsch verbunden ist.

Die größte Bucht des Schwarzen Meers ist die Bucht von Burgas (Bulgarien). Sie erstreckt sich an der Westküste von Kap Emine (bulgarisch Емине) im Norden bis Kap Maslen Nos (bulgarisch Маслен нос) im Süden. Der westlichste Punkt des Meeres befindet sich ebenfalls in der Bucht von Burgas und liegt sehr nahe der Stadt Burgas.

Geologische Schwankungen

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Physische Karte der Schwarzmeerregion

Das Schwarze Meer bildete sich als ein Relikt des erdgeschichtlichen Randmeeres der Paratethys vor 35 Mio. Jahren, aus dem auch das Kaspische Meer und der Aralsee hervorgingen. Eine bewegte Zeit mit tiefgreifenden Veränderungen folgte, als vor etwa 11,5 Mio. Jahren auf dem Gebiet des Schwarzen Meeres der brackige Pannon-See entstand und etwa vor 7 Mio. Jahren der fast süßwasserhaltige Pontische See.

Bis zum zweiten Kältemaximum der letzten Eiszeit (in Mitteleuropa Weichseleiszeit) vor etwa 20.000 Jahren war das Klima kalt und trocken, und viel Süßwasser war in den Gletschern der nordischen Inlandvereisung gebunden. Der Meeresspiegel lag bedeutend tiefer, zeitweilig war das gesamte Becken trockengefallen.

Vor etwa 17.000 Jahren stiegen die Temperaturen an. Das abschmelzende Gletschereis setzte große Mengen von Süßwasser frei, das durch die bereits bestehenden Flusssysteme von Donau, Dnepr und Don in das Becken des Binnenmeeres abfloss. Zu Beginn des Holozäns lag der Meeresspiegel noch deutlich unter dem des Mittelmeeres. Infolge der permanenten holozänen Transgression der Weltmeere stieg der Pegel des Mittelmeeres bis zu dem Punkt, an dem – nach bisheriger Theorie – ein gewaltsamer Durchbruch durch den Bosporus in das Schwarze Meer entstand.[7] Die daraus entstandene Flutwelle wird bisweilen auch als die in der Bibel beschriebene Sintflut interpretiert.[7]

Zeitpunkt und Intensität dieses unbestrittenen Flutungsereignisses sind seit den 1990er Jahren Gegenstand einer wissenschaftlichen Kontroverse. William Ryan und Walter C. Pitman nahmen in einer 1997 publizierten Untersuchung an, dass dieser Einbruch 5500 v. Chr. in kataklystischer Weise stattfand und mit einer Wasserspiegelanhebung von mehr als hundert Metern in kurzer Zeit einherging.[8] Archäologische Funde auf dem Grund des Schwarzen Meeres deuteten zudem auf ein schnelles Verlassen von Siedlungen am zuvor dicht besiedelten Ufergebiet hin.[9][10] Gräben und Auswaschungen am Boden des Schwarzen Meers passten zu einer vom Schweizer Wissenschaftler Mark Siddall erstellten Computer-Simulation einer gewaltigen Überflutung, die von der Presse mehr oder weniger direkt als Sintflut dargestellt wurde.[11][12] Allerdings gab das Computermodell nicht die 150 Tage des biblischen Zeitraums an, sondern wies 33 Jahre für einen Anstieg um hundert Meter aus.[13]

Eine Untersuchung der Schlamm-Ablagerungen im Donaudelta durch Mitarbeiter der Woods Hole Oceanographic Institution spricht dagegen für einen Überlauf bereits etwa 7500 v. Chr.[14] Dass die Verschlammung des Schwarzen Meeres einmal zu dessen Verschwinden führen dürfte, diskutiert der Historiker Polybios ausführlich in seinem Geschichtswerk (Buch IV.39–42). Die Sapropele des Donaudeltas bieten dafür ein ideales Archiv, da sich die Ablagerungen während des Holozäns stetig akkumuliert und ins Meer vorgeschoben haben. Der Eintrag von Salzwasser aus dem Mittelmeer ist vor allem durch die plötzliche Einlagerung von salzwasserbewohnenden Mollusken belegt. Der Meeresspiegel stieg mit dem Flutungsereignis innerhalb von Jahrzehnten lokal um fünf Meter an, also bedeutend weniger als von Ryan und Pitman für ihre Katastrophentheorie zugrunde gelegt.[14] Durch diese 2009 in der geowissenschaftlichen Fachzeitschrift Quaternary Science Reviews publizierte Untersuchung wurde die von William Ryan und Walter Pitman vertretene sintflutartige Dramatik des Überflutungsereignisses entkräftet.[14]

Der Bosporus stellt seitdem die Verbindung zum Marmarameer dar. Er hat eine Breite von 760 bis 3600 Metern und ist an seiner flachsten Stelle lediglich 32 bis 35 Meter tief.

Eigenschaften des Meeres

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Das Wasser hat in der oberen Schicht einen (relativ niedrigen) Salzgehalt von etwa 17 Promille. In den tieferen Schichten des Meeres, unter etwa 150 Metern, ist der Salzgehalt wesentlich höher. Der salinare Zufluss aus dem Mittelmeer (38–39 ‰) beträgt etwa 300 km³ je Jahr und der Oberflächenabfluss von weniger salzigem Wasser aus dem Schwarzen Meer etwa 600 km³ je Jahr.[15][16]

Sauerstoffgehalt

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Das salzarme Oberflächenwasser des Schwarzen Meeres liegt wie ein Deckel auf dem dichteren, salzhaltigeren Tiefenwasser. Es herrscht somit eine stabile Schichtung mit nur unbedeutendem vertikalen Austausch. Da somit kein Sauerstoff in die Tiefe gelangt, sind weite Bereiche des Tiefwassers des Schwarzen Meeres anoxisch, also frei von ungebundenem Sauerstoff. Das Schwarze Meer ist sogar das größte anoxische Meeresbecken der Erde. Das hat zur Folge, dass in den tieferen Bereichen des Meeres keine Organismen existieren können, die einen auf Sauerstoffatmung basierenden Stoffwechsel betreiben. Stattdessen werden andere Stoffe wie Sulfat als finales Oxidationsmittel verwendet, wodurch Schwefelwasserstoff entsteht. Der Schwefelwasserstoff bildet zusammen mit zweiwertigen Eisenionen Eisensulfide (im Wesentlichen FeS, sowie FeS2 als Pyrit oder Markasit). Konsequenz aus der Sauerstoffarmut ist, dass organische Abfälle (abgestorbene Pflanzen, Tiere usw.) nicht – wie an der Luft oder im sauerstoffreichen Wasser – vollständig zu Kohlenstoffdioxid und Wasser oxidiert werden. Es erfolgt vielmehr ein unvollständiger Abbau und am Boden sammeln sich die Überreste. Manche Geologen und Meereschemiker nehmen an, dass die Vorgänge im Schwarzen Meer denjenigen gleichen, die in vergangenen Erdzeitaltern bei der Entstehung von Erdöl bzw. Ölschiefer abliefen. Sie sprechen von euxinischen Verhältnissen. Mit anderen Worten: Aus den Fäulnisüberresten am Boden des Schwarzen Meeres könnte einmal Erdöl bzw. Ölschiefer entstehen.

Methan und Methanhydrate

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Im anoxischen Bereich des Schwarzen Meeres entstehen zudem große Mengen Methan durch den anaeroben Abbau organischen Materials. Zusätzlich emittieren auch unterseeische Schlammvulkane Methan. Das Schwarze Meer ist zugleich das Gewässer mit der höchsten Konzentration von Methanhydraten. In bestimmten Küstenabschnitten im Osten des Schwarzen Meeres dringt so viel Methan nach oben, dass es an der Luft zeitweise zu brennen beginnt.[17]

Unterwasserwelt

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Umweltverschmutzung und Meeresschutz

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Der größte Anteil an Umweltverschmutzung verursachenden Substanzen gelangt über die Donau und ihr Einzugsgebiet in das Schwarze Meer: Unter anderem transportiert sie hochgerechnet wohl rund 4,2 Tonnen Plastikmüll täglich in das Schwarze Meer.[18]

Für den Meeresschutz und die Befischung des Schwarzen Meeres wurde 1996 das ACCOBAMS („Agreement on the Conservation of Cetaceans of the Black Sea, Mediterranean Sea and Contiguous Atlantic Area“) unterzeichnet. Es regelt den Schutz der Delphine und Wale (Cetacea). Besonders bedroht sind hier die Großen Tümmler.

1992 wurde in Bukarest das Übereinkommen über den Schutz des Schwarzen Meeres vor Verschmutzung verabschiedet.

Wirtschaftsraum

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Antike Handelsbeziehungen

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Griechische Kolonien am Schwarzen Meer

Im Verlauf der Griechischen Kolonisation entstanden an der Küste des Schwarzen Meeres mehrere Kolonien, sogenannte Poleis, die untereinander und mit den anderen Völkern in Küstennähe sowie mit der übrigen antiken Welt im Mittelmeer Handel trieben. Für die Handelsbeziehungen zwischen Griechen und einheimischen Thrakern, aber auch möglicherweise innerhalb der Poleis selbst existierten seit dem späten 6. Jahrhundert vor Chr. als Form des allgemeinen Äquivalents im Handelsaustausch gegossene bronzene Pfeilspitzen, die laut Manfred Oppermann und Iwan Karajotow ihrem Charakter nach als Kleinbarren zu interpretieren sind.

Dieses Pfeilgeld war keineswegs nur auf den Westpontos beschränkt, sondern auch im Bereich von Olbia und Sinope weiter östlich in Gebrauch gewesen. Wie Funde beweisen, war Histria ein wichtiges Herstellungszentrum dieser Barren, doch ist es nicht ausgeschlossen, dass damals selbst Orgame eine eigene Produktion besaß, da sich ebenfalls in der Umgebung eine beachtliche Konzentration abzeichnet, was auf Handelsaustausch mit der dortigen getischen Bevölkerung hindeutet. Im Süden hatte Apollonia derartige prämonetäre Pfeile erzeugt. Möglicherweise war sogar Antheia ein solcher Herstellungsort sowie im Bereich des Westpontos auch Odessos und Tomis.

Genueser und Venetianischer Handel

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Kolonien und Stützpunkte Genuas
Handelswege Venedigs und Genuas

Im Gebiet des Schwarzen Meeres kann von regelrechten Kolonien, die weitgehend von Venedig dominiert wurden, erst im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts die Rede sein. Beim Zugang dorthin spielte Getreide, vor allem Weizen, mit dem Venedig und Genua zeitweise ganz Oberitalien versorgten, eine zentrale Rolle. Nach der Aufteilung des Byzantinischen Reiches im Vierten Kreuzzug 1204 waren wichtige Hafenstädte zunächst an den Rivalen Venedig gefallen, mittels eines Bündnisses mit dem um Restauration bemühten Kaiserreich Nikaia setzte sich dann jedoch wieder Genua durch. Nach dem Abkommen von Nymphaion 1261 setzten sich die Genuesen vor allem auf der Halbinsel Krim und am Asowschen Meer fest. Doch gründeten sie auf der Grundlage des Abkommens Niederlassungen rund um das Schwarze Meer, so unter anderem in Trapezunt, Amastri, Simisso, Vicina im Donaudelta, Kilia, Caffa, Cetatea Albă, Tana an der Donmündung.[19]

Die bedeutendste und erste genueser Kolonie im Schwarzmeerraum, Pera bei Konstantinopel, nahm eine Sonderstellung ein und blieb bis zum Fall Konstantinopels 1453 ein wichtiger und konstanter Stützpunkt des genueser Handels. Für den übrigen Schwarzmeerraum wurde Caffa auf der Krim zur Hauptkolonie. Von dort kam wohl im Zuge der Kämpfe mit den Mongolen der Goldenen Horde 1348 der Schwarze Tod, die Pest, nach Europa.

Heutige Beziehungen

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Ausschließliche Wirtschaftszonen der Schwarzmeeranrainerstaaten

Die sechs Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres – (vom Süden an im Uhrzeigersinn:) Türkei, Bulgarien, Rumänien, die Ukraine, Russland und Georgien – haben sich 1992 mit Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Griechenland, Serbien und der Republik Moldau zu einer Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation zusammengeschlossen. Sie soll die wirtschaftliche Entwicklung der Region fördern. So sollen ein neuer Autobahnring und ein Stromverbund alle Schwarzmeeranrainer verbinden. Zwölf Mitgliedsstaaten beschlossen das Jahrhundertprojekt 2007 auf der Jubiläumskonferenz der Schwarzmeer-Kooperation.[20] Für Russland unterzeichnete der russische Präsident Medwedew die Absichtserklärung zum Bau der Ring-Autobahn im Dezember 2010.[21]

Schifffahrt

Russische Kriegsschiffe auf der Krim (2005)

Anfang der 1840er Jahre vereinbarten die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) und der Österreichische Lloyd eine wöchentliche Verbindung von den Donauhäfen an das Schwarze Meer. Von dort aus betrieb der Österreichische Lloyd Linien in den Mittelmeerraum und von dort aus ab Eröffnung des Suezkanals auch bis in den Nahen Osten und nach Asien. Wöchentliche Verbindungen von Istanbul nach Brăila, Odessa, Mykolajiw sowie Batumi wurden angeboten. Vor dem Ersten Weltkrieg bot die in St. Petersburg und Odessa ansässige Russische Handels- und Dampfschiffahrts-Gesellschaft (ROPiT) Passagierfahrten an. Für die Saison 1907 belegt sind z. B. wöchentliche Dienste auf den Seerouten Konstantinopel-Smyrna-Piräus-Alexandria, Konstantinopel-Odessa – alle vierzehn Tage wurden zusätzlich die bulgarischen Häfen Burgas und Varna angelaufen – und Konstantinopel-Sewastopol.[22] Bis 1914 betrieb die ROPiT dann eine direkte Linie von Odessa über Konstantinopel bis Alexandria sowie eine Rundlinie und eine Makedonische Linie dorthin. Auch reine Schwarzmeerkurse (Bulgarisch-Anatolische und Anatolische Linie) wurden angeboten.[23]

Während für Handelsschiffe eine freie Passage über das Mittelmeer möglich ist, ist für Kriegsschiffe die Zufahrt in das Schwarze Meer sowie der Aufenthalt von Schiffen, die nicht zu Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres gehören, über den Vertrag von Montreux reglementiert.

Pipelines

Die Erdgas-Pipeline Blauer Strom verläuft im östlichen Teil des Schwarzen Meeres von der russischen Küste am Meeresboden bis zur türkischen Küste. Pläne und Arbeiten an der South Stream, die Russland mit Bulgarien unter dem Meer verbinden sollte, wurden im Dezember 2014 nicht weitergeführt.[24]

Stadt Land
Batumi Georgien
Burgas Bulgarien
Cherson Ukraine
Constanța Rumänien
Giresun Türkei
Piwdenne Ukraine
Kertsch Autonome Republik Krim
Mangalia Rumänien
Mykolajiw Ukraine
Noworossijsk Russland
Odessa Ukraine
Stadt Land
Ordu Türkei
Poti Georgien
Skadowsk Ukraine
Samsun Türkei
Sinop Türkei
Sewastopol Ukraine
Sochumi Georgien
Sotschi Russland
Sulina Rumänien
Trabzon Türkei
Warna Bulgarien
Zonguldak Türkei

Bade- und Kurorte

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  • Neal Ascherson: Schwarzes Meer. Berlin Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-8270-0201-X.
  • Charles King: The Black Sea, a history. Oxford University Press, New York 2004, ISBN 0-19-924161-9.
  • Walter H. Edetsberger: Ein Goldfisch im Schwarzen Meer – Eine Bootsreise von Sulina in die Ägäis. BoD, Norderstedt, ISBN 3-8334-2745-0.
  • Christian Reder, Erich Klein (Hg.): Graue Donau, Schwarzes Meer. Wien Sulina Odessa Jalta Istanbul. (Recherchen, Gespräche, Essays), Edition Transfer. Springer, Wien / New York 2008, ISBN 978-3-211-75482-5.
  • Rüdiger Schmitt: Considerations on the Name of the Black Sea. In: Hellas und der griechische Osten. Festschrift Peter Robert Franke. Saarbrücken 1996, S. 219–224.
  • Petko Dimitrov, Dimitar Dimitrov: The Black Sea, the Flood and the Ancient Myths. Warna, 2004 (online).
  • Manfred Oppermann: Thraker, Griechen und Römer. An der Westküste des Schwarzen Meeres (Zaberns Bildbände zur Archäologie). Philip von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3739-7.
  • Manfred Oppermann: Das frühe Christentum an der Westküste des schwarzen Meeres und im anschließenden Binnenland (= Schriften des Zentrums für Archäologie und Kulturgeschichte des Schwarzmeerraumes. Band 19). Beier & Beran, Langenweißbach 2010, ISBN 978-3-941171-30-5.
  • Sven Conrad (Hrsg.): Pontos Euxeinos. Beiträge zur Archäologie und Geschichte des Antiken Schwarzmeer- und Balkanraumes. Manfred Oppermann zum 65. Geburtstag von Kollegen, Freunden und Schülern (= Schriften des Zentrums für Archäologie und Kulturgeschichte des Schwarzmeerraumes. Band 10). Beier & Beran, Langenweißbach 2010, ISBN 978-3-937517-44-5.
  • Euxeinos. Governance and Culture in the Black Sea Region, Schweizerische Onlinezeitschrift
Commons: Schwarzes Meer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. The Black Sea: facts and figures (Memento vom 11. November 2012 im Internet Archive)
  2. Black Sea Geography auf www.ceoe.udel.edu, abgerufen am 13. Juni 2016.
  3. Vgl. Rüdiger Schmitt: Considerations on the Name of the Black Sea. In: Wolfgang Leschhorn u. a. (Hrsg.): Hellas und der griechische Osten. Saarbrücken 1996, S. 219–224.
  4. Vgl. Lev Vladimir Cerepnin: Die Rus' vom 10. bis ins 14. Jahrhundert. In: Handbuch der Europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Bd. 2. Stuttgart 1980, S. 682–702 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). So zum Beispiel in Georg Waitz (Ed.): Ekkehardi chronicon universale. In: Georg Heinrich Pertz (Hrsg.): Chronica et annales aevi Salici. (MGH SS 6.) Hannover 1844, S. 33–231 (Online: S. 216, abgerufen am 4. August 2013).
  5. So zum Beispiel bei Adolf Hofmeister (Ed.): Ottonis Episcopi Frisingensis Chronica sive historia de duabus civitatibus. (MGH SS rer. Germ. 45.) Hannover/Leipzig 21912 (Online: S. 311, abgerufen am 4. August 2013).
  6. Hristo Stanchev, Margarita Stancheva, Atanas Palazov, A. Apostolov: Determination of the Black Sea coastline length/area using GIS methods and LandSat 7 Satellite Images. In: Geo-Eco-Marina 17/2011. 2011 (researchgate.net [abgerufen am 18. September 2019]).
  7. a b Rolf H. Latusseck: Erdgeschichte: Die große Flut kam 6300 vor Christus. In: DIE WELT. 21. November 2007 (welt.de [abgerufen am 3. Mai 2021]).
  8. W.B.F. Ryan, Pitman III, W.C., et al. 1997. An abrupt drowning of the Black Sea shelf. Marine Geology Bd. 138, S. 119–126 (deutsche Übersetzung: William Ryan und Walter Pitman: Sintflut. Ein Rätsel wird entschlüsselt, Lübbe, 1999, ISBN 3-7857-0878-5)
  9. Zusammenfassung in Ian Morris: Wer regiert die Welt? – Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden. ISBN 978-3-593-38406-1, S. 88.
  10. Nach Haarmann (2003) wird der Überlauf um 6700 v. Chr. datiert: Harald Haarmann, Geschichte der Sintflut. Auf den Spuren der frühen Zivilisation. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49465-X.
  11. „Der Wassersturz am Bosporus“, www.sueddeutsche.de, 2. Januar 2006.
  12. Axel Tillemans: „Neues zur Sintflut“, bild der wissenschaft, März 2005, zuletzt abgerufen am 27. Mai 2019.
  13. Der katastrophale Dammbruch -Wassereinbruch ins Schwarze Meer löst steinzeitliche Sintflut aus. sciencexx, 3. April 2009;.
  14. a b c Liviu Giosan, Florin Filip, Stefan Constatinescu: Was the Black Sea catastrophically flooded in the early Holocene? In: Quaternary Science Reviews, Band 28, Heft 1–2, 2009, S. 1–6, doi:10.1016/j.quascirev.2008.10.012.
  15. Oguz et al., 2000; Ozsoy und Unluata, 1997
  16. Dieter Thierbach: Was die Welt bewegt: Wie hoch ist der Salzgehalt im Mittelmeer? In: rp-online.de. 26. November 2007, abgerufen am 28. Februar 2015.
  17. http://www.g-o.de/dossier-detail-280-11.html
  18. badische-zeitung.de: Mehr Plastik als Jungfische. Badische Zeitung (dpa), 7. März 2014, abgerufen am 22. März 2014.
  19. Manfred Pittioni: Genua Die versteckte Weltmacht, S. 48–49
  20. Neuer Schub für Ring-Autobahn um das Schwarze Meer
  21. Moskau segnet Bau der Schwarzmeer-Ringautobahn ab. Bei: www.punkto.ro, 28. Dezember 2010, abgerufen am 8. Januar 2011
  22. Meyers Reisebücher. Das Mittelmeer. Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1907, Vorbemerkungen: „Dampferverbindungen im Mittelmeer 1907“, S. VIII
  23. Baedekers Konstantinopel und Kleinasien, Verlag Karl Baedeker, Leipzig 1914, Vorbemerkungen: „Dampfer-Übersicht“, S. LXIX f.
  24. Konflikt mit der EU: Russland gibt Pipeline-Projekt South Stream auf. Spiegel Online, 2. Dezember 2014, abgerufen am 5. Dezember 2014.