Warthausen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Birkenhard)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Warthausen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Warthausen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 8′ N, 9° 48′ OKoordinaten: 48° 8′ N, 9° 48′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Biberach
Höhe: 590 m ü. NHN
Fläche: 25,74 km2
Einwohner: 5310 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 206 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 88447, 88400
Vorwahl: 07351
Kfz-Kennzeichen: BC
Gemeindeschlüssel: 08 4 26 128
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Alte Biberacher Str. 13
88447 Warthausen
Website: www.warthausen.de
Bürgermeister: Wolfgang Jautz (parteilos)
Lage der Gemeinde Warthausen im Landkreis Biberach
KarteBayernAlb-Donau-KreisLandkreis RavensburgLandkreis ReutlingenLandkreis SigmaringenUlmAchstettenAlleshausenAllmannsweilerAltheim (bei Riedlingen)AttenweilerBad BuchauBad SchussenriedBerkheimBetzenweilerUmmendorf (bei Biberach)Biberach an der RißBurgriedenDettingen an der IllerDürmentingenDürnau (Landkreis Biberach)EberhardzellErlenmoosErolzheimRiedlingenErtingenGutenzell-HürbelHochdorf (Riß)IngoldingenKanzachKirchberg an der IllerKirchdorf an der IllerKirchdorf an der IllerLangenenslingenLaupheimLaupheimMaselheimMietingenMittelbiberachMoosburg (Federsee)OchsenhausenOggelshausenRiedlingenRiedlingenRiedlingenRot an der RotSchemmerhofenSchwendiSeekirchSteinhausen an der RottumTannheim (Württemberg)Tiefenbach (Federsee)Ummendorf (bei Biberach)UnlingenUnlingenUttenweilerWainWarthausen
Karte
Warthausen 1905

Warthausen gehört mit rund 5000 Einwohnern zu den größten Landgemeinden im baden-württembergischen Landkreis Biberach in Deutschland.

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Warthausen liegt vier Kilometer nördlich von Biberach an der Riß und 38 Kilometer südlich von Ulm. Die Gemeinde wird von dem südlichen Donau-Zufluss Riß durchflossen.

Gemeindegliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Warthausen besteht aus dem Hauptort Warthausen mit Oberhöfen und Röhrwangen sowie aus den Teilorten Birkenhard und Höfen mit Barabein, Galmutshöfen, Herrlishöfen, Rappenhof und Rißhöfen.

Nachbargemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Warthausen grenzt im Norden an Schemmerhofen, im Osten an Maselheim und im Süden an Biberach an der Riß.

Die „Schloßhalde Warthausen“ ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Daneben hat die Gemeinde Anteil am Landschaftsschutzgebiet „Katzenhalde, Bestenshalde, Fabrikhalde, Pfannenhalde, Ulmer Steighalde“. Der Windberg südlich von Rohrwangen gehört zum FFH-GebietWälder bei Biberach“.[2]

Warthausen ist eine Siedlung der älteren Ausbauzeit, die aus dem Haufendorf Ober- und dem Straßendorf Unterwarthausen bestand. Eine erste Erwähnung könnte zu Beginn des 12. Jahrhunderts erfolgt sein, wie die Kopie einer Urkunde aus dem 16. Jahrhundert vermuten lässt. Im Hochmittelalter war der Ort Bestandteil des Herzogtums Schwaben und Sitz der freiadligen Herren von Warthausen, die ihre Herrschaft 1167 an den Kaiser Friedrich Barbarossa verkauften. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts belehnten die Staufer das Haus Waldburg mit der Ortsherrschaft. Der Ort entwickelte sich zum Sitz der Herrschaft Warthausen, in dessen Mittelpunkt sich das gleichnamige Schloss befand. 1331 wurde Warthausen ein Bestandteil Vorderösterreichs.

Seit 1696 befand sich Warthausen unter der Herrschaft der Grafen von Stadion, die sie als Lehen des Hauses Habsburg besaßen. Besondere Erwähnung verdient der kunstsinnige Graf Anton Heinrich Friedrich von Stadion, der im 18. Jahrhundert den Dichter Christoph Martin Wieland aus Biberach an seinen Hof ins Schloss Warthausen holte, wo dieser eine Stätte mondäner Bildung und persönlicher Anregung fand und dort auch seine einstige Verlobte Sophie von La Roche antraf. Der Ort Warthausen erlangte 1777 das Marktrecht. In der Zeit der Mediatisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelangte Warthausen nach einem kurzen badischen und bayerischen Intermezzo mit der Rheinbundakte 1806 an das Königreich Württemberg und wurde dem Oberamt Biberach zugeordnet. 1826 verkaufte Graf Johann Philipp von Stadion seine Patrimonialgüter an den württembergischen Staat. Dieser veräußerte das Schloss in Warthausen 1829 an den Freiherrn Wilhelm von König-Warthausen. Mit der Errichtung der Südbahn bekam Warthausen Anschluss an das Netz der Württembergischen Eisenbahn. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Warthausen 1938 zum Landkreis Biberach. 1945 wurde Warthausen Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.

Eingemeindungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Januar 1973 wurde Birkenhard nach Warthausen eingemeindet, die Eingemeindung von Höfen erfolgte am 1. Mai 1974.[3]

Seit 1275 hatte Warthausen eine eigene Kirche und Pfarrei. Das Patronat der Kirche besaß von 1465 bis 1875 die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Von etwa 1385 bis zur Aufhebung 1782 befand sich in Warthausen auch ein Kloster der Franziskanerinnen. Auf Grund der langen historischen Zugehörigkeit zu Vorderösterreich blieb Warthausen bis heute überwiegend katholisch geprägt. 1957 wurde die neue Pfarrkirche Sankt Johannes Evangelist errichtet, an der sich noch der alte erhaltene Kirchturm befindet. Die Gläubigen der katholischen Gemeinde in Warthausen gehören zu einer Seelsorgeeinheit im Dekanat Biberach der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Das Heggelinhaus Warthausen ist das katholische Gemeindehaus, welches sich neben der Pfarrkirche St. Johannes befindet. Es trägt den Namen des Pfarrers Ignaz Valentin Heggelin. In Birkenhard befindet sich die alte Kirche St. Josef und gegenüber die neue Rundkirche St. Maria, Mutter der Christenheit.

Als Nachfolger von Franz Wohnhaas, der seit 1987 im Amt war und nicht mehr zur Wahl antrat, wurde Cai-Ullrich Fark 2003 zum Bürgermeister von Warthausen gewählt. Fark war zum Zeitpunkt der Bewerbung Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. Er verließ Die Grünen jedoch im Oktober 2008 und trat im Dezember 2008 der CDU bei. Vorausgegangen waren Meinungsunterschiede über die Zukunft der Hauptschule.[4] Am 17. Oktober 2010 wurde er von Wolfgang Jautz (parteilos) abgelöst. Mit 53,73 Prozent der Stimmen setzte sich Jautz gegen den Amtsinhaber durch, der nur auf 46,02 Prozent der Stimmen kam. Die Wahlbeteiligung lag bei 62,9 Prozent. Am 14. Oktober 2018 wurde Jautz mit 60,7 Prozent der Stimmen gegen zwei Mitbewerber, Christian Koch (26,8 %) und Andreas Reiner (9,9 %), wiedergewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 56,5 Prozent.

Der Gemeinderat in Warthausen besteht aus den 14 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis.[5] Die Wahlbeteiligung lag bei 63,69 Prozent (2019: 62,12 Prozent).

Partei/Gruppierung Stimmen Sitze Ergebnis 2019
Freie Wählervereinigung 64,47 % 9 40,7 %, 6 Sitze
CDU 35,53 % 5 37,3 %, 5 Sitze
Ökologisches Bürger-Bündnis (ÖBB) 0 % 0 22,0 %, 3 Sitze
Wappen der Gemeinde Warthausen
Wappen der Gemeinde Warthausen
Blasonierung: „Unter goldenem (gelbem) Schildhaupt, darin eine gestürzte schwarze Wolfsangel, in Schwarz zwei schräg gekreuzte goldene (gelbe) Lilienstäbe mit bewurzelten Stielen.“[6]
Wappenbegründung: Im Dienstsiegel der Gemeinde war 1956 eine von einem Pfahlgerüst getragene, mittels einer Leiter besteigbare Warte (Warthaus) als redende Wappenfigur abgebildet. Diese Figur war vom Wappen der Schad von Mittelbiberach, früheren Inhabern der Herrschaft Warthausen, abgeleitet. Bei der Gestaltung des vom Innenministerium am 2. Dezember 1960 zusammen mit der Flagge verliehenen Wappens wurden stattdessen die Lilienstäbe aus dem Wappen der Herren von Warthausen mit einer in vertauschten Farben ins Schildhaupt gesetzten Wolfsangel aus dem Wappen der Grafen von Stadion verbunden. Die letzteren besaßen die Herrschaft von 1696 bis 1826.

Wappen der ehemals eigenständigen Gemeinden

Städtepartnerschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Öchsle-Bahn
Das Öchsle bei Herrlishöfen

Warthausen liegt an der württembergischen Südbahn UlmFriedrichshafen. Seit 2001 halten hier wieder Regionalzüge, seit Dezember 2022 zweimal pro Stunde als Regio-S-Bahn Donau-Iller nach Ulm, Laupheim und Biberach. Der ehemalige Bahnhof diente als Knopfmuseum. Zwischen Ulm und Bad Schussenried gilt der Tarif des Donau-Iller-Nahverkehrsverbundes.

Anschluss an das Autobahndreieck Neu-Ulm besteht über die vierspurige Bundesstraße 30.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schloss Warthausen
Knopfmuseum im Bahnhof

In Warthausen beginnt der Öchsle-Radweg nach Ochsenhausen, der streckenweise parallel zur Trasse der Öchsle-Bahn verläuft.

  • Das Knopfmuseum im ehemaligen Bahnhofsgebäude wurde im Frühjahr 1999 eröffnet. Im März 2018 wurde die Ausstellung geschlossen.[7] (Bericht im Regio-TV, 17. Januar 2018)
  • Das „Öchsle“, eine Schmalspur-Museumseisenbahn, fährt von Mai bis Oktober an den Wochenenden, außerdem gibt es Sonderfahrten auf der Strecke Warthausen-Ochsenhausen.

Das Schloss Warthausen (16. Jahrhundert) war seit 1696 im Besitz der Grafen von Stadion. 1829 erwarb es Wilhelm von Koenig-Warthausen. Das Schloss wurde von zahlreichen Persönlichkeiten der Geschichte bewohnt, unter anderem von Graf Anton Heinrich Friedrich von Stadion, Christoph Martin Wieland, Johann Heinrich Tischbein der Ältere, Sophie von La Roche, Friedrich Karl von Koenig-Warthausen. Seit 1985 sind Schloss und Gut im Besitz von Franz Freiherr von Ulm zu Erbach.

Die Brauerei Warthausen (Gründung: 1632; Schließung: 1970) war als Bierlieferant für bis zu 400 Gaststätten in ganz Süddeutschland bekannt und beliebtes Ausflugsziel. Heute ist im Brauereigebäude ein Pflegeheim untergebracht.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personen, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Julius Steiner (* 1924 in Stuttgart; † 1997 in Friedberg, Bayern) nutzte das Bestechungsgeld, das er für seine Enthaltung 1972 beim Misstrauensvotum gegen Willy Brandt erhalten hatte, um sein Einfamilienhaus in Warthausen-Oberhöfen zu finanzieren (vgl. auch Steiner-Wienand-Affäre).

  • Warthausen. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Biberach (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 13). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1837, S. 177–183 (Volltext [Wikisource]).
Commons: Warthausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Daten- und Kartendienst der LUBW
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 525 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 544 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  4. Schwäbische Zeitung vom 16. Dezember 2008, S. 3 sowie Fark verlässt die Grünen (Memento vom 15. September 2012 im Webarchiv archive.today) (online, abgerufen am 16. Dezember 2008)
  5. Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums Stuttgart
  6. Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 8. Oktober 2023
  7. Knopf-Museum schließt Ende März