Blaubartkolibri

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Blaubartkolibri

Blaubartkolibri ♂

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Tribus: Lampornithini
Gattung: Sonnensucher (Heliomaster)
Art: Blaubartkolibri
Wissenschaftlicher Name
Heliomaster furcifer
(Shaw, 1812)

Die Blaubartkolibri (Heliomaster furcifer), manchmal auch Rotlatzkolibri genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae), die in den Ländern Bolivien, Paraguay, Brasilien, Argentinien und Uruguay verbreitet ist. Der Bestand wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingeschätzt. Die Art gilt als monotypisch.[1]

Blaubartkolibri ♀

Der Blaubartkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 12,6 bis 13 cm bei einem Gewicht 5 bis 6,5 g. Das Männchen hat einen langen, leicht gebogenen schwarzen Schnabel. Der Oberkopf, der Nacken und der obere Bereich der Oberseite sind smaragdgrün, der Rest der Oberseite schimmert kupfergrün. Die Kehle glitzert violett, die seitlichen Halsfedern sind etwas länger. Die Unterseite schimmert ultramarin. Der gegabelte spitze Schwanz ist auf der Oberseite dunkel grün und auf der Unterseite blaugrün. Im Juli nach der Brut entwickelt das Männchen ein Schlichtkleid mit gräulicher Unterseite, wie es die Weibchen haben. Im Oktober hat es wieder sein Prachtkleid. Das Weibchen ist auf der Oberseite kupfergrün. Die Kehle ist grau, mit dunklen Flecken je älter es wird. Die Unterseite ist grau mit einem weißen Strich im zentralen Bauchbereich. Grünes, Pailletten-artiges Gefieder ziert die Seiten. Der Schwanz ist nur leicht spitz gegabelt und dessen Oberseite bronzegrün. Die zentralen Schwanzfedern gehen nach hinten farblich ins Schwarz über. Die Unterseite des Schwanzes schimmert blaugrün, die äußeren Federn haben weiße Spitzen. Jungtiere ähneln den Weibchen.[2]

Verhalten und Ernährung

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Der Blaubartkolibri bezieht seinen Nektar von blühenden Riemenblumengewächsen, Hülsenfrüchtlern, Ingwergewächsen, Bromeliengewächsen, Liliengewächsen, Glockenblumengewächsen, Eisenkrautgewächsen und Kakteengewächsen. Die Futtersuche findet in den Straten in 2 bis 8 Metern über dem Boden statt. Im Winter wurde der Blaubartkolibri in Minas Gerais vorzugsweise an Pyrostegia venusta und gelegentlich an Ceiba speciosa beobachtet. Im Pantanal flog er in der gleichen Zeit Ceiba pubiflora an. Im Sommer wird er als wichtiger Bestäuber von Dolichandra cynanchoides in der Provinz Chaco und dem Süden Brasiliens betrachtet. Insekten jagt er im Flug, indem er diese verfolgt. Männchen verteidigen nektarreiches Futterterritorial aggressiv.[2]

Lautäußerungen

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Der Gesang des Blaubartkolibris besteht aus einem abnehmenden gepfiffenen tsip-Ton, den er in Intervallen wiederholt.[2]

Die Brutsaison des Blaubartkolibris ist von November bis März. Das kelchartige Nest besteht aus weichen Fasern und ist an der Außenseite mit Flechten verziert. Dieses baut er in 3 bis 6 Metern über dem Boden. Das Gelege besteht aus zwei Eiern, die ca. 0,6 g schwer und ca. 15,5 × 9 mm groß sind. Die Brutdauer beträgt 15 bis 16 Tage; die Bebrütung erfolgt ausschließlich durch das Weibchen. Die Küken sind schwarz mit gräulichem Rückenstreifen. Nach 20 bis 25 Tagen werden die Nestlinge flügge. Die erste Brut erfolgt im zweiten Lebensjahr der Vögel.[2]

Verbreitung und Lebensraum

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Verbreitungsgebiet des Blaubartkolibris

Der Blaubartkolibri bevorzugt Waldränder, Cerrado und Flachlandgrasebenen. Diese befinden sich im zentralen östlichen Bolivien im Departamento Cochabamba und Departamento Tarija, in Paraguay und dem südlichen zentralen und südlichen Brasilien in Mato Grosso, Goiás, Minas Gerais bzw. Rio Grande do Sul und dem Norden Argentiniens südlich bis in die Provinzen Catamarca und Córdoba, sowie im Norden der Provinz Buenos Aires und in Uruguay. Einzelne Berichte von Beobachtungen stammen aus Leticia, dem Osten der Provinz Napo und aus Acre.[2]

Über das Zugverhalten des Blaubartkolibris ist wenig bekannt. Zumindest verstreut scheint es Wanderbewegungen zu geben. Die Berichte aus den Gebieten im extremen Südosten Kolumbiens, dem Osten Ecuadors und dem extremen Westen Brasiliens könnten auf Zugverhalten zurückzuführen zu sein. Auch die Vorkommen im extremen Norden des Verbreitungsgebiets könnten auf Zugverhalten von nichtbrütenden Exemplaren hinweisen.[2]

Etymologie und Forschungsgeschichte

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Die Erstbeschreibung des Blaubartkolibris erfolgte 1812 durch George Shaw unter dem wissenschaftlichen Namen Trochilus Furcifer. Das Typusexemplar bezog sich auf Félix de Azaras Bec-fleurs à queue ciseaux und stammte aus Paraguay.[3][4] Es war 1850 Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte, der die neue Gattung Heliomaster einführte.[5][A 1] Dieses griechische Wortgebilde setzt sich aus den Wörtern ἥλιος hḗlios für „Sonne“ und μαστήρ mastḗr für „Suchender, Kundschafter“ zusammen.[6] Der Artname furcifer ist ein lateinisches Wortgebilde aus furca von „Gabel mit zwei Zacken“ und ferre, -fera für „tragen, -tragend“.[7] Alfred Laubmann bestätigte aufgrund gesammelten Exemplaren der „1. Gran-Chaco-Expedition“ ein erweitertes Vereitungsgebiet für Paraguay.[8]

  • Félix de Azara, Charles Athanase Walckenaer, Georges Cuvier, Charles Nicolas Sigisbert Sonnini de Manoncourt: Voyages dans l’Amérique Méridionale, par Don Félix de Azara. Depuis 1781 jusqu’en 1801; contenant la description géographique, politique et civile du Paraguay et de la rivière de la Plata; l’histoire de la découverte et de la conquête de ces contrées; des détails nombreux sur leur histoire naturelle, et sur les peuples sauvages qui les habitent. Publiés d’après les manuscrits de l’auteur, avec une notice sur sa vie et ses écrits par C.A. Walckenaer; enrichis de notes par G. Cuvier. Suivis de L’histoire naturelle des oiseaux du Paraguay et de la Plata, par le même auteur, traduite d’après l’original espagnol, et augmentée d’un grand nombre de notes par M. Sonnini; accompagnés d’un atlas de vingt-cinq planches. Band 4. Dentu, Paris 1809 (biodiversitylibrary.org).
  • Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Conspectus generum avium. Band 1. E. J. Brill, Leiden 1850 (biodiversitylibrary.org).
  • Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 2. Strecker und Schröder, Stuttgart 1940, S. 16 (google.de).
  • Karl-Ludwig Schuchmann, Peter Boesman, Guy Maxwell Kirwan: Blue-tufted Starthroat (Heliomaster furcifer). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 4. März 2020 (englisch, hbw.com).
  • George Shaw: General Zoology, or systematic natural history. With plates from the first authorities and most select specimens, engraved principally by Mrs. Griffith. Band 8, Nr. 1. Thomas Davison, London 1812 (biodiversitylibrary.org).
Commons: Blaubartkolibri (Heliomaster furcifer) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. IOC World Bird List Hummingbirds
  2. a b c d e f Karl-Ludwig Schuchmann u. a.
  3. George Shaw, S. 280–281
  4. Félix de Azara, S. 93–94
  5. Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte (1850), S. 274.
  6. Heliomaster The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
  7. furcifer The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
  8. Alfred Laubmann (1940), S. 16
  1. Bonaparte ordnete der Gattung folgende Arten zu: Blaubartkolibri (Heliomaster furcifer (Shaw, 1812)) (Syn: Ornismya Angelae), Rosenkehlkolibri (Heliomaster longirostris (Audebert & Vieillot, 1801)), Violettkehlkolibri (Heliomaster squamosus (Temminck, 1823)) (Syn: Trochilus mesoleucus), Rubinkolibri (Clytolaema rubricauda (Boddaert, 1783)) (Syn: Trochilus rubineus) und Braunbauch-Brillantkolibri (Heliodoxa rubinoides (Bourcier & Mulsant, 1846)).