Blechhammer (Eibenstock)
Blechhammer Stadt Eibenstock
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Koordinaten: | 50° 27′ N, 12° 34′ O | |
Höhe: | 725 m | |
Postleitzahl: | 08309 | |
Vorwahl: | 037752 | |
Lage von Blechhammer in Sachsen |
Blechhammer ist eine zum Ortsteil Carlsfeld der Stadt Eibenstock im sächsischen Erzgebirgskreis gehörige Siedlung an der Wilzsch.
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Namensgebend dürfte der frühere Blechhammer gewesen sein, der die Wasserkraft der Wilzsch für den Antrieb nutzte.[1]
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blechhammer liegt im Westerzgebirge in einer Höhe von etwa 725 m ü. NN[2] an der Einmündung der Kleinen Wilzsch in die Wilzsch. Durch die Siedlung führt die Staatsstraße 276[3] von Wilzschhaus nach Carlsfeld. Die Siedlung liegt nach der Naturraumkarte von Sachsen in der Mikrogeochore „Carlsfelder Wilzsch-Tal“ und ist Teil der Mesogeochore „Eibenstocker Bergrücken“.[4] Wilzschabwärts liegt die frühere Siedlung Wilzschmühle.
Klima
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Talgebiet der Wilzsch gehört mit einer Jahresmitteltemperatur von 5,1 °C bis 6,1 °C (flussab) zu den kältesten Gebieten des oberen Westerzgebirges.[5] Es zählt hinsichtlich der Luftbewegung zu den austauscharmen Tallagen mit dadurch verursachter besonderer Frostgefährdung.[6] Im Bereich der Wilzsch gibt es „windgeschützte, aber frostanfällige Tallagen aufgrund von Strahlungsdefiziten“, zahlreichen Nebeltagen sowie „Sonn- und Schatthängen“.[7]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Bereich des vom Riedertberg (775 m ü. NN) geprägten Waldgebietes zwischen Eibenstock, Zwickauer Mulde und der Wilzsch wurde schon um 1500 ertragreicher Zinnbergbau betrieben. Nicht weit von der Mündung der Kleinen Wilzsch lag ein Pochwerk, das zur Aufbereitung des in den beiden Zinnbergwerken „Vordere und Hintere Schmochau“ geförderten Erzes diente.[8] 1805 wird in einem Bericht über die Blechhämmer im Erzgebirge ein Blechhammer als „der Carlsfelder, bey dem Flecken Carlsfeld“ erwähnt. Ob es sich dabei um den in Carlsfeld oder um einen in Blechhammer handelt, ist unklar.[1] In Blatt 211 der Sächsischen Meilenblätter von 1791 findet sich für Blechhammer die Eintragung „Blech- und Eisen-Hammer“.[9] Blechhammer existiert als Siedlung seit Anfang des 19. Jahrhunderts. In einer Landkarte von etwa 1900 wird die Siedlung mit „Blech- und Eisenhammer“ bezeichnet.[10] In unmittelbarer Umgebung gab es einen Stabhammer und als Sägewerk die Brettmühle. Die Wasserkraft der Wilzsch wurde auch für eine Holzschleiferei genutzt.[11] Sie war als Holzstofffabrik ein Zweigbetrieb der kurz vor 1900 in Schönheiderhammer im Tal der Zwickauer Mulde gegründeten Papierfabrik und Holzschleiferei Gustav Bretschneider GmbH. Nach dem Konkurs der Mutterfirma im Jahr 1933 erwarb sie ein Grünstädteler Unternehmen.[12] Bis wann die Holzschleiferei bestand, ist unbekannt. Einen großen Zuwachs an Bedeutung erlebte Blechhammer mit dem Bau der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld, die hier einen eigenen Haltepunkt erhielt und am 22. Juni 1897 zwischen Wilzschhaus und Carlsfeld eröffnet wurde. Um 1900 blühte dadurch in Blechhammer auch der Tourismus auf, was zur Einrichtung eines heute nicht mehr existierenden Straßengasthauses führte. Ein Wasserfall wurde als Sehenswürdigkeit vermarktet.
Östlich des Ortes steht im Bereich des früheren Haltepunkts der Eisenbahn am Abzweig des Kleinen Wilzschweges einer der Meilensteine, die zwischen 1859 und 1866 in Sachsen aufgestellt wurden. Dieser Stein wurde nach 1990 restauriert.
Blechhammer gehörte zur Gemeinde Carlsfeld und wurde mit dieser 1997 in die Stadt Eibenstock eingemeindet.
Galerie
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Unterer Teil von Blechhammer
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Früheres Gasthaus an der Straße nach Carlsfeld
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Tourismuswerbung um 1900 mit dem Wasserfall
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Restaurierter Postmeilenstein am oberen Ortseingang
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Wegweiser für Wandernde
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Das enge Wilzsch-Tal ist bis an die Siedlung bewaldet
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Standort des ehemaligen Haltepunkts Blechhammer (rechts, 2017)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Blech- und Eisenhämmer“ (= Blechhammer) in Blatt 220 des Berliner Exemplars der Meilenblätter von Sachsen aus dem Jahr 1792 von Friedrich Ludwig Aster (Link zum Kartenblatt in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
- Blechhammer in der Äquidistantenkrate 145 – Section Eibenstock – aus dem Jahr 1875
- Blechhammer in der Äquidistantenkarte 145 -Section Eibenstock- aus dem Jahr 1897
- Blechhammer in der topographischen Karte 145 –Eibenstock– von 1904
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Erwähnung des Blechhammers bei Gottfried Christian Bohn: Waarenlager oder Wörterbuch der Produkten- und Waarenkunde. des wohlerfahrenen Kaufmanns zweyte Abtheilung. Neu ausgearbeitet von Gerhard Philipp Heinrich Norrmann, Hofrath und Profesor in Rostock, 1. Band A-L, bey Carl Ernst Bohn, Hamburg 1805, S. 190 Digitalisat
- ↑ Topographische Karte 5541-NW-Wilzschhaus des Landesvermessungsamts Sachsen, 1. Auflage, Dresden 1996
- ↑ Topographische Karte 5541-NW-Wilzschhaus des Staatsbetriebs Geobasisinformation und Vermessung des Landes Sachsen, 2. Auflage, Dresden 2012
- ↑ Naturraumkartendienst des Landschaftsforschungszentrum e.V. Dresden (Hinweise)
- ↑ Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Bereich Landschaftsökologie, Flächennaturschutz, Fachbeitrag zum Landschaftsprogramm – Naturraum und Landnutzung – Steckbrief „Oberes Westerzgebirge“, o. J., S. 4 umwelt.sachsen.de ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF)
- ↑ Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Bereich Landschaftsökologie, Flächennaturschutz, Fachbeitrag zum Landschaftsprogramm – Naturraum und Landnutzung – Steckbrief „Oberes Westerzgebirge“, o. J., S. 5 umwelt.sachsen.de ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF)
- ↑ Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Bereich Landschaftsökologie, Flächennaturschutz, Fachbeitrag zum Landschaftsprogramm – Naturraum und Landnutzung – Steckbrief „Oberes Westerzgebirge“, o. J., S. 6 umwelt.sachsen.de ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF)
- ↑ Bildkarte der Bergwerke Vordere und Hintere Schmochau um 1520, in den musealen Räumen des Bergarchivs im Schloss Freudenstein in Freiberg.
- ↑ Blatt 211 der Sächsischen Meilenblätter – Freiberger Exemplar -, Grundaufnahme im Jahr 1791, Nachträge bis zum Jahr 1876 Link zum Kartenblatt in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
- ↑ Touristenkarte der Umgegend von Zwickau, Maßstab 1:125.000, 6. Auflage, Wittig und Schobloch Verlagsbuchhandlung Dresden-Wachwitz, o. J. (ca. 1900)
- ↑ Siegfried Sieber: Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt. Werte unserer Heimat. Band 20. 3. Auflage. Berlin 1974. S. 152
- ↑ Gerhard Ebisch: Alte Produktionsstätten der Holzschleif-, Pappen- und Papierindustrie in den Tälern der Zwickauer Mulde, des Schwarzwasser und der Mittweida und ihren Nebenflüssen, Verlag Bücherecke, Schwarzenberg 2001, S. 90