Blindentennis

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Blindentennis ist eine Sportart aus dem Bereich des Blindensports für blinde und sehbehinderte Sportler.

1984 begann der blinde japanische Schüler Miyoshi Takei (1968–2011), der in Kawagoe eine Blindenschule besuchte, eine Form des Tennis für Blinde zu entwickeln.[1][2] 1990 wurde in Japan ein erstes Blindentennis-Turnier ausgerichtet.[3] Takei selbst wurde in 21 Jahren 17-mal japanischer Meister in dieser Disziplin.[4] Er kam 2011 ums Leben, als er auf einem Bahnhof der Yamanote-Linie in Tokio vom Bahnsteig fiel und von einem Zug überfahren wurde.[5]

Ab 2005 verbreitete sich der Sport zunehmend global, und 2014 wurde die International Blind Tennis Association (IBTA) gegründet. Im September 2015 fand in Italien der zweite IBTA-Kongress statt, bei dem ein Exekutiv-Komitee gebildet wurde, das für die Organisation, Koordination und weitere Verbreitung des Sports zuständig ist. Ziel ist auch, dass Blindentennis in das Programm der Paralympischen Spiele aufgenommen wird. 2017 wurde das erste internationale Turnier ausgerichtet. 2019 wurde Blindentennis in mehr als 30 Ländern auf fünf Kontinenten gespielt.[6]

In Deutschland wurde 2016 ein erster Workshop auf Initiative des Sportwissenschaftlers Niklas Höfken, Referent für Inklusion und Parasport im Deutschen Tennis Bund (DTB), angeboten, in Kooperation mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) und mit Unterstützung der Gold-Kraemer-Stiftung. Bei diesem Workshop waren zwei Blindentennisspielerinnen aus England zu Gast, um ihre Erfahrungen weiterzugeben. Er findet seitdem jährlich statt. Seit Anfang 2018 ist Blindentennis offizielle Disziplin im Deutschen Tennis Bund. Im selben Jahr wurden die ersten deutschen Meisterschaften in Löhne ausgetragen. Mittlerweile gibt es eine deutsche Rangliste, über die sich Spieler für internationale Turniere qualifizieren können.[7] Im April 2019 gab es bundesweit acht Standorte für Blindentennis, darunter in Löhne, Hamburg, Rostock, Berlin, Köln und Frankfurt am Main.[7]

Regeln und Material

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Beim Blindentennis können blinde, sehbehinderte und sehende Spieler gegeneinander antreten. Der Platz ist verkürzt, die Markierungen sind haptisch spürbar abgeklebt. Gespielt wird mit verkürzten Schlägern und Softbällen. Im Inneren der Schaumstoffbälle befindet sich wiederum ein ausgehöhlter Golfball, der mit rasselnden Metallstiften gefüllt ist; dieser Ball wurde von Takei in vielen Versuchen entwickelt. Bei blinden Spielern darf der Ball dreimal im eigenen Feld aufspringen, ehe er returniert werden muss, bei hochgradig Sehbehinderten zweimal und bei sehbehinderten und sehenden Spielern muss er wie beim regulären Tennis nach der ersten Bodenberührung wieder über das Netz geschlagen werden.[8] Wichtig ist es für die Spieler, sich vor Beginn der Ballwechsel mit Worten zu verständigen.

Bei Meisterschaften werden die Sportler klassifiziert. Die Spieler der Klasse B1 sind vollblind und spielen mit einer Dunkelbrille. Zwischen den Klassen B2 und B4 gibt es eine Spannbreite zwischen zwei und zehn Prozent Restsehstärke.[8] Alle Spieler werden vor Antritt bei einer Meisterschaft augenärztlich klassifiziert und einer Startklasse zugeteilt.

Urkunden bei Turnieren oder Meisterschaften sind unterlegt mit Schriftzeichen in Braille.[8]

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Blindentennis - Geschichte. In: Deutscher Tennis Bund. Abgerufen am 8. Juni 2019.
  2. Miyoshi Takei – Blind Tennis History. In: matsui-tennis.wixsite.com. 2. Januar 2015, abgerufen am 9. Juni 2019 (japanisch).
  3. Blind Tennis Is Going From Strength to Strength Despite the Death of its Creator. In: vice.com. 10. April 2015, abgerufen am 9. Juni 2019.
  4. In Memoriam: Miyoshi Takei, 1968-2011 - 社会を変えよう - 社会起業家入門. In: socialenterprise.jp. 16. Januar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Juni 2019; abgerufen am 9. Juni 2019.
  5. Blind Tennis Is Going From Strength to Strength Despite the Death of its Creator. Vice (Magazin), 10. April 2015, abgerufen am 1. Februar 2022.
  6. International Blind Tennis Association. In: ibta-takei.com. 11. März 2017, abgerufen am 7. Juni 2019 (englisch).
  7. a b Volker Düster: Blind zum Erfolg: Katharina und Michael wollen Deutsche Meister im Blindentennis werden. In: rheinische-anzeigenblaetter.de. 12. April 2019, abgerufen am 7. Juni 2019.
  8. a b c 1. Offene Norddeutsche Meisterschaften im Blindentennis. In: tnb-tennis.de. 25. Februar 2019, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 8. Juni 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/tnb-tennis.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)