Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch (Engl. Lightning with Stag in Its Glare) ist eines der letzten großen Environments des deutschen Künstlers Joseph Beuys (1921–1986). Es wurde in einer Auflage von fünf Exemplaren[1] hergestellt.

Die Bestandteile der Werkgruppe waren 1982 auf der Zeitgeist-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen. Joseph Beuys hatte dort im Lichthof eine „Werkstatt“ ausgestellt, ein Environment mit dem Titel Hirschdenkmäler (± Wurst–Lehm–Werkstatt), das Assemblagen in unterschiedlichen Materialien aus den Jahren 1948 bis 1982 zeigte. Beuys hatte schon während der Aufbauarbeiten seiner temporären „Werkstatt“ die Idee, Teile dieser Werkgruppe gießen zu lassen. In den Jahren 1983 bis 1985 wurde in Zusammenarbeit mit der Gießerei Noack, Berlin, dieses Vorhaben realisiert. Alle Teile wurden in Bronze gegossen, nur die Skulptur Hirsch hatte einen Aluminiumguss erhalten.

Eines der vier Exemplare Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch (1958–1985) wurde in der Galerie von Rudolf Zwirner im Sommer 1986 durch Kulturdezernent Hilmar Hoffmann – auf Anregung von Peter Iden – für die Stadt Frankfurt am Main für zweieinhalb Millionen DM erworben.[2] Für die Unterbringung der Arbeit im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main wurden die Baupläne eines Museumsraums im Neubau der Größe des Werks angepasst. Weitere Exemplare befinden sich im Guggenheim-Museum Bilbao , in der Tate Gallery of Modern Art in London (als Leihgabe der Daros Collection) und im Massachusetts Museum of Contemporary Art (Mass MoCA),[3] North Adams (USA). Beuys übertrug den Titel des Raumes mit „Lightning with a glare on the stag“.[4]

Das Werk – der zweite der vier Güsse – wurde 1987 auf der documenta 8 im Mittelsaal des Fridericianums in Kassel gezeigt, die insgesamt unter dem Gedenken an den im Jahr zuvor verstorbenen Künstler stand.[5]

Aufbau, Anordnung und Inhalt der Raum-Installation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch (externer Weblink)

Guggenheim Collection, Bilbao

Die aus 39 Teilen zusammengesetzte Werkgruppe besteht aus:

  • Blitzschlag: der über sechs Meter hohe Guss des auf der Zeitgeist-Ausstellung ausgestellten Lehmbergs (Maße: 6,24 × 2,48 × 0,50 m),
  • Hirsch: altes Bügelbrett, das auf zwei Hälften eines Prügels liegt, die wiederum auf Segmenten eines Eichenholzstamms festgemacht verschraubt waren und als Assemblage in Aluminium gegossen wurden (Maße: 0,48 × 1,04 × 1,72 m),
  • Urtiere: 35 „Lehmlinge“ (Tonerde), die als Objekte um den Hirsch gruppiert sind (unterschiedliche Maße),
  • Ziege: einer Eisenlore auf drei Rädern, auf der ein Bronzeabguss einer Spitzhacke aufgestellt ist und die neben dem Blitzschlag aufgestellt ist (Maße: 0,49 × 0,39 × 0,72 m), und
  • Boothia Felix: Abguss eines mit Wurzeln und Tonscherben durchsetzten Erdreichs auf einem Bildhauer-Modellierfuß, auf dem sich ein kleiner Kompass befindet (Maße: 1,60 × 0,40 × 0,39 m).
  • documenta 8 Katalog. Band 2. Kassel 1987, ISBN 3-925272-13-5.
  • Heiner Bastian: Joseph Beuys. Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch 1958–1985. Benteli, Bern 1989, ISBN 3-7165-0562-5.
  • Mark Rosenthal: Joseph Beuys. Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch. Schriften des Museums für Moderne Kunst, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-88270-452-7.
  • Wenzel Beuys: Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch, 1958–1985 von Joseph Beuys. Edition Staeck, Heidelberg 1987; englische Ausgabe, Heidelberg 1988, kein ISBN.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bastian, S. 68 (Dokumentation): Vier Exemplare waren für den Verkauf bestimmt, eines für das Archiv der Familie.
  2. Rudolf Zwirner: Ich wollte immer Gegenwart, Wienand, Köln, 2019, ISBN 978-3-86832-529-4, S. 204
  3. Joseph Beuys Lightning with Stag in Its Glare. In: massmoca.org. MASS MoCA, abgerufen am 15. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).
  4. Wenzel Beuys: Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch, 1958–1985 von Joseph Beuys. Edition Staeck, Heidelberg 1987, S. 7; Faksimile der Handschrift von Joseph Beuys aus dem Jahre 1986.
  5. hr, 11. Mai 2012: Rückblick dOCUMENTA (13). (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)