Bog

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Bog oder Bok ist in der kroatischen Sprache ein umgangssprachlicher, insbesondere unter guten Bekannten, Freunden oder Duz-Freunden gebräuchlicher Gruß, der sowohl zur Begrüßung wie auch zum Abschied verwendet wird. Das Grußwort wird als isolierte Interjektion (Bog!), mit Reduplikation (Bog, Bog!) oder auch mit einem Zusatz (Bog, gdje si ti bzw. ste Vi, wörtl. „Hallo, wo bist du?“ bzw. „… sind Sie?“) gebraucht. Mit der lexikalischen Bedeutung bog „Gott“ erscheint es in religiös geprägten Grußformeln syntaktisch integriert (z. B. Bog te pozdravi „Gott grüße euch!“, im Abschiedsgruß Idi sa bogom bzw. kontrahiert z bogom[Anm 1] „Gehe mit Gott!“, oder Pomoz bog! „Helfe Gott!“ mit der möglichen, aber heute von gebildeten oder bürgerlichen Sprechern nicht mehr als Gruß gebrauchten[1] Erwiderung Bog (ti) daj! „Gebe es (dir) Gott!“).[2]

Die Kurzform Bog gilt als Verkürzung solcher längerer religiöser Grußformeln und ist in dieser Verkürzung in der Literatur mindestens seit dem 19. Jahrhundert dokumentiert.[3][4] Der Gruß ist damit zurückzuführen auf das kroatische (bzw. in den meisten slawischen Sprachen übliche) Wort bog für „Gott“, altslaw. богъ, das sich herleitet von indogermanisch bhaґgas „Freigiebiger, Herr“.[5] Vergleichbare Grußformen unter Einbeziehung eines Wortes für „Gott“ finden sich in vielen Ländern mit traditionell christlicher Prägung, z. B. deutsch Grüß Gott, slowenisch Bog daj oder serbisch Pomaže Bog. Noch verbreiteter ist der Bezug auf Gott in Abschiedsformeln. Zbogom ist als Abschiedsgruß auch in Slowenien und Serbien bekannt und entspricht dem deutschen Tschüs, französisch Adieu, italienisch Addio, spanisch Adiós, Vaya con dios, portugiesisch Adeus, rumänisch Adio und irisch Dia duit.

Verbreitet besonders in Zagreb ist neben der Kurzform des Grußes Bog auch dessen Variante Bok (mit kurzem statt langem Vokal und mit stimmlosem statt stimmhaftem Auslaut), die in ihrer genauen zeitlichen und regionalen Entstehung bisher sprachwissenschaftlich nicht untersucht zu sein scheint, aber lautlich den Gegebenheiten der kajkavischen Dialekte entspricht, in denen allgemein die Tendenz zur Auslautverhärtung besteht[6][7] und speziell in der von diesen Dialekten geprägten Stadtmundart von Zagreb die Vokalquantitäten ihre bedeutungsunterscheidende Funktion weitgehend eingebüßt haben.[8][9]

Stilwert und ethnisch-konfessionelle Markierung

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Von Sprechern anderer ethnischer und konfessioneller Gruppen im ehemaligen Jugoslawien wird Bog bzw. Bok nicht als ein neutraler, sondern als ein typisch kroatischer und katholischer Gruß empfunden, der von ihnen je nach Kontext auch als Betonung kroatischer Machtansprüche und einer reaktionären Gesinnung bewertet werden kann.[10][11] Von ihnen wird deshalb das als neutraler empfundene Zdravo bevorzugt, das von Kroaten wiederum als betont serbisch und kommunistisch betrachtet wird und von ihnen seit dem Untergang des jugoslawischen Staates weithin durch Bog oder Bok ersetzt wurde.[10][11][12]

Unter kroatischen Sprechern wiederum gilt speziell die Variante Bok als die kolloquialere[12] oder ländlichere[10], von der jüngeren Generation bevorzugte (vergleichbar „Hi!“, „Hallo!“), von der älteren Generation zuweilen abgelehnte Grußform,[13] Bog (mit langem Vokal) hingegen als die vergleichsweise förmlichere oder konservativere (vergleichbar Grüß Gott!), gleichwohl ebenfalls vorwiegend unter Bekannten und Freunden gebräuchliche Form.

Einzelnachweise

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  1. Vladimir Anić: Rječnik hrvatskoga jezika. 2., dopunj. izd., Novi Liber, Zagreb 1994 (ISBN 953-6045-00-1), s.v. Bog
  2. http://www.alles-kroatisch.de/kroatische-grammatik/heisst-es-bok-oder-bog.html
  3. Friedrich Salomo Kraus, Sitte und Brauch der Südslaven, Hölder, Wien, 1885, Nachdruck Olms, Hildesheim [u. a.] 2003 (= Volkskundliche Quellen, 5), ISBN 3-487-13135-8, S. 502: „Man grüsst im Vorbeigehen mit pomoz Bog (helfe [Dir] Gott), oder sagt hvaljen Isus (gelobt sei Jesus), beim Abschied s bogom (mit Gott), in Dalmatien einfach Bog (Gott).“
  4. Kurt Stegmann von Pritzwald, Der Sinn einiger Grußformen im Licht kulturhistorischer Parallelen, in: Wörter und Sachen 10 (1927), S. 23–44, 39: „Dem Adieu entspricht das russische als vulgär empfundene stupai s Bogom 'geh mit Gott', und in Südslavien ist ein aus dieser längeren Formel abgeschliffenes s Bogom ‚mit Gott‘ der allgemeine Abschiedsgruß, den der Dalmatiner noch weiter kürzt und einfach Bog ‚Gott‘ sagt.“
  5. Макс Фасмер: Этимологический словарь русского языка. Том 1 (А-Д), 2. издание, „Прогресс“, Москва 1986, S. 181 f.
  6. Fonološki opisi srpskohrvatskih-hrvatskosrpskih, slovenačkih i makedonskih govora obuhvaćenih opšteslovenskim lingvističkim atlasom. Sarajevo 1981 (Posebna izdanja / Akademija Nauka i Umjetnosti Bosne i Hercegovine, Odeljenje Društvenih Nauka, 9 = 55), S. 295–358.
  7. Barbara Kunzmann-Mueller, Kroatisch und Serbisch, in: Thorsten Roelcke (ed.), Variationstypologie: Ein sprachtypologisches Handbuch der europäischen Sprachen, de Gruyter, Berlin [u. a.] 2003, ISBN 3-11-016083-8, S. 704–730, 713.
  8. Thomas F. Magner, A Zagreb Kajkavian Dialect, Pennsylvania State University Press, University Park 1966 (= The Pennsylvania State University Studies, 18), S. 23 ff.
  9. Rajka Smiljanic, Lexical, Pragmatic, and Positional Effects of Prosody in Two Dialects of Croatian and Serbian, New York [u. a.]: Routledge, 2004, ISBN 0-415-97117-9, S. 21.
  10. a b c Dinka Corkalo [u. a.]: Neigbors again? Intercommunity relations after ethnic cleansing, in: Eric Stover/Harvey Weinstein (Hrsg.), My neighbor, my enemy: justice and community in the aftermath of mass atrocity, Cambridge University Press, New York [u. a.] 2004, ISBN 0-521-83495-3, S. 143–161, hier S. 154: „In the years leading up to the war, the traditional greating Zdravo gradually became associated with the Serbian ethnic community exclusively, while the Croats replaced it with Bog or Bok, which was a very common greeting before the war in other parts of Croatia. Thus, a greeting assumed a form of ethnic legitimation, an ethnic marker of urban space. […] in the Bosniak (Eastern) part of Mostar, the salutation Bok is perceived by old inhabitants as an Ustasha greeting, while in the Croatian part of the city it is considered a greeting introduced by peasants from the countryside.
  11. a b Tone Bringa, Being Muslim the Bosnian Way: Identity and Community in a Central Bosnian Village, Princeton University Press, Princeton (NJ) 1995, ISBN 0-691-03453-2, S. 56 f.
  12. a b Celia Hawkesworth/Ivana Jović: Colloquial Croatian: The Complete Course for Beginners, Routledge, London 2006, ISBN 0-415-34893-5, S. 9: „The previously common informal greeting zdravo for either 'hello' or 'goodbye' is becoming less used in Croatia because of its associations with communism and also because it can be felt to be too Serbian. In Zagreb in particular you will now mainly hear bog (a contraction of zbogom '(go) with God'), or its more colloquial version bok.“
  13. Jasna Čapo Žmegač: Strangers either way: the lives of Croatian refugees in their new home, Berghahn Books, New York [u. a.] 2007, ISBN 978-1-8454-5317-6, S. 112: „You don’t even say Bog, but Bok [pronouncing the word with the short ‘o’]. What sort of greeting is that, said that grandmother, the real Croatian greeting is ‘May the Lord and the Virgin be praised,’ or ‘May the Lord be praised,’ not Bok [short]. That really irritates me, my goodness, how that Bok irritates me!“ Die Sprecherin, eine alteingesessene Einwohnerin von Gradina bei Virovitica, artikuliert hiermit in erster Linie ihre Ablehnung kroatischer Migranten aus Syrmien, bringt dabei aber zugleich eine generationsbedingte Ablehnung der kolloquialen, für ihr Empfinden nicht hinreichend religiösen und darum „unkroatischen“ Weise des Grüßens zum Ausdruck.
  1. Wort- und bedeutungsgleich mit slowenisch z bogom oder zusammen geschrieben zbogom, so beispielsweise im Filmtitel kroatisch Zbogom, Lenjine! und slowenisch Zbogom, Lenin! (Good Bye, Lenin!).