Bonhomme Richard (Schiff, 1998)

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Die Bonhomme Richard auf See
Die Bonhomme Richard auf See
Übersicht
Bauwerft

Ingalls Shipbuilding

Bestellung 11. Dezember 1992
Kiellegung 18. April 1995
Stapellauf 14. März 1997
1. Dienstzeit Flagge
Indienststellung 15. August 1998
Außerdienststellung 15. April 2021
Verbleib 2021 Abwrackwerften in Brownsville
Technische Daten
Verdrängung

40.650 Tonnen

Länge

257,2 Meter

Breite

33,5 Meter

Tiefgang

8,2 Meter

Besatzung

104 Offiziere, 1004 Unteroffiziere/Mann­schaften, bis zu 1894 Marine­infanteristen

Antrieb

2 Propeller, über 2 Getriebeturbinen angetrieben; 2 ölbefeuerte Dampf­kessel; 70.000 Wellen-PS

Geschwindigkeit

20+ Knoten

Bewaffnung

2 Starter RAM, 2 Starter Sea Sparrow, diverse Rohrwaffen

Luftfahrzeuge

6 McDonnell Douglas AV-8 oder 6 Lockheed Martin F-35, 4 Bell AH-1, 12 Bell-Boeing V-22, 4 Sikorsky CH-53, 3–4 UH-1Y Venom

Die USS Bonhomme Richard (LHD-6) war ein amphibisches Angriffsschiff der Wasp-Klasse für amphibische Kriegsführung der United States Navy. Sie fuhr seit ihrer Indienststellung 1998 regelmäßig im Rahmen einer amerikanischen Expeditionary Strike Group, einer Schnelleingreiftruppe für Landungsoperationen von See aus. Im Jahr 2020 wurde das Schiff bei einem Brand schwer beschädigt und im folgenden Jahr ausgemustert. Einige der noch nutzbaren Komponenten sollen zur möglichen Verwendung in anderen Schiffen ausgebaut und gelagert, der nicht mehr nutzbare Rumpf abgewrackt werden.

Der Schiffsname hat eine lange Tradition in der US Navy, seit 1779 der französische König Ludwig XVI. im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg den mit ihm verbündeten Vereinigten Staaten einen 1765 erbauten Ostindienfahrer mit dem Namen Duc de Duras zur Verfügung stellte. Ihr Kommandant John Paul Jones, einer der ersten Kommandanten der US Navy, benannte das Schiff dann in Bonhomme Richard um. Namensgeber war eine Jahrbuchreihe des damaligen US-Botschafters in Frankreich Benjamin Franklin, Poor Richard’s Almanack, das in Frankreich unter dem Titel Les Maximes du Bonhomme Richard erschien. Das nun außer Dienst gestellte Schiff war der vierte Träger dieses Namens.

Anstelle der in der Infobox gelisteten Standardausrüstung an Luftfahrzeugen gab es dem jeweiligen Auftrag angepasste Abweichungen. Bei Angriffsoperationen wurden statt 12 Bell-Boeing V-22 deren 22 mitgeführt. Bei reinen Seeüberwachungsoperationen waren statt sechs Lockheed Martin F-35 oder McDonnell Douglas AV-8 20 Flugzeuge und sechs Sikorsky SH-60 Seahawk an Bord.

US-Marines bereiten sich an Bord der Bonhomme Richard auf einen Einsatz zur Bergung der Fähre Sewol vor

Bau und Heimathafen

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Die Bonhomme Richard wurde von Ingalls Shipbuilding der Northrop Grumman Ship Systems in Pascagoula, Mississippi, gebaut. Die Kiellegung war am 18. April 1995 und der Stapellauf fand am 14. März 1997 statt. Die Bonhomme Richard wurde im August 1998 in Dienst gestellt. Ihr Heimathafen war San Diego in Kalifornien.

Im Sommer 2010 nahm die Bonhomme Richard an der multinationalen Übung RIMPAC teil. Ende des Jahres durchlief das Schiff eine Überholung bei National Steel and Shipbuilding Company in San Diego, die bis in den April 2011 andauerte. Im August 2011 nahm sie an der Seafair in Seattle teil.

Im April 2014 unterstützte die Bonhomme Richard bei den Rettungs- und Sicherungsmaßnahmen nach dem Untergang des südkoreanischen Fährschiffes Sewol in der Nähe der Insel Jindo[1].

Bei gemeinsamen Manövern mit der Royal Australian Navy stürzte am 5. August 2017 eine von der Bonhomme Richard gestartete MV-22 Osprey des U.S. Marine Corps in die Shoalwater Bay vor der Ostküste Australiens. 23 Menschen konnten gerettet werden, die Leichen der drei Todesopfer wurden Wochen später geborgen.[2][3]

Mutmaßliche Brandstiftung im Juli 2020

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Die brennende USS Bonhomme Richard am Abend des 12. Juli 2020
Löscheinsatz am 13. Juli 2020

Am 12. Juli 2020 geriet die USS Bonhomme Richard in der Naval Base San Diego nach einer Explosion auf einem unteren Frachtdeck in Brand. Die Untersuchungskommission kam im Oktober 2021 zu dem Ergebnis, dass es erhebliche Mängel beim Brandschutz gegeben habe. Dies führte zu dem Ergebnis, dass wegen Ausbildungs-, Kommunikations-, Wartungs- und Organisationsmängeln keiner von den verbliebenen Seeleuten wusste, wie das Löschschaumsystem in Betrieb zu nehmen war und der ausgebrochene Brand daher nicht eingegrenzt werden konnte.[4] Während der Wartung waren nur 160 Personen an Bord. Es wurden bis zum 16. Juli 1500 Löschflüge mit Hubschraubern durchgeführt und dabei Tausende Liter Wasser aus der Luft abgeworfen. Bei der Explosion und der Brandbekämpfung wurden 38 Militärangehörige und 23 Zivilisten leicht verletzt.[5][6] Am 16. Juli gab die US-Marine bekannt, dass das Feuer nach fünf Tagen gelöscht sei.[7]

Nach dem Brandunglück im Juli 2020 entschied die Navy, das Schiff außer Dienst zu stellen.[8] Die Reparaturen hätten voraussichtlich 3,2 Milliarden Dollar gekostet, sieben Jahre gedauert, und dabei hätten 60 % der Schiffsstrukturen ersetzt werden müssen.[9] Auch der Umbau in ein Versorgungs- oder Hospitalschiff hätte mit einer Milliarde Dollar zu viel gekostet.[10] Als kurzfristige Lösung kann die Navy ein älteres Schiff der Tarawa-Klasse, etwa die Nassau oder die Peleliu, reaktivieren. Im Vergleich dazu kostete der Neubau der moderneren America-Klasse 10,1 Milliarden Dollar für die ersten drei Schiffe.[11] Problematisch für die Navy und das Marine Corps ist, dass die Bonhomme Richard eines der wenigen Schiffe war, welches für den baldigen Einsatz der F-35B-Kampfflugzeuge ausgerüstet wurde.

Am 23. Februar 2021 begann in San Diego die Demontage der Insel, um das Schiff auf den Schleppvorgang zu den Abwrackwerften in Brownsville vorzubereiten.[12] Am 15. April 2021 wurde die Bonhomme Richard offiziell außer Dienst gestellt. Der Schleppzug verließ San Diego am 15. April 2021 Richtung Abwrackwerft in Brownsville.[13][14] Am 5. Mai 2021 traf der Schleppzug vor der Küste von Panama ein und passierte am 12. Mai den Panamakanal, ehe er am 31. Mai in Brownsville eintraf.[15] Das Schiff war für 3,66 Millionen US-Dollar von International Shipbreaking LTD in Brownsville zwecks Verschrottung erworben worden.[16]

Die US Navy gab am 29. Juli 2021 bekannt, dass sie ein Verfahren vor einem Militärgericht wegen Brandstiftung gegen ein damaliges Besatzungsmitglied eingeleitet hat. Der namentlich nicht genannte Soldat war bereits zu Beginn der Ermittlungen in den Fokus des Naval Criminal Investigative Service (NCIS) geraten,[17] wurde aber Ende September 2022 in allen Anklagepunkten freigesprochen.[18]

Ein Bericht der US Navy, der 2021 unter dem Freedom of Information Act veröffentlicht wurde, führt zahlreiche schwere Defizite im Brandschutz wie mangelhafte Führung, Ausbildung und Ausrüstung auf, die wesentlich zum Verlust des Schiffes beigetragen hätten.[19]

Commons: USS Bonhomme Richard (LHD-6) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Bonhomme Richard on Call for Korean Ferry Rescue Efforts. United States Navy, Commander, U.S. Naval Forces Korea Public Affairs, 16. April 2014. Abgerufen am 26. April 2014.
  2. US military helicopter crashes off Queensland; three feared dead. The Daily Telegraph, 5. August 2017, abgerufen am 6. August 2017.
  3. 31st MEU Holds Sunset Memorial Service for Three Marines Killed in Osprey Crash. usni.org, 11. August 2017, abgerufen am 9. Dezember 2018.
  4. Jan-Erik Hegemann: Niemand an Bord konnte die Löschanlage bedienen. 21. Oktober 2021, abgerufen am 21. Oktober 2021 (deutsch).
  5. USNavyCNO: 17 sailors and 4 civilians injured after explosion on San Diego naval ship. Abgerufen am 13. Juli 2020 (englisch).
  6. Gerhard Hegmann: Flugzeugträger brennt trotz 1500 Löschflügen – und es gibt ein neues Problem. In: Die Welt auf msn.de. 16. Juli 2020, abgerufen am 17. Juli 2020.
  7. Navy officials say all known fires aboard USS Bonhomme Richard are out. In: ABC 10News San Diego. Abgerufen am 17. Juli 2020 (englisch).
  8. https://www.military.com/daily-news/2020/11/30/navy-will-decommission-fire-damaged-bonhomme-richard.html
  9. Nancy A. Youssef: Navy Will Decommission Ship Damaged in Five-Day Blaze. In: Wall Street Journal. 30. November 2020, abgerufen am 1. Dezember 2020.
  10. Megan Eckstein: UPDATED: Navy Will Scrap USS Bonhomme Richard. In: USNI News. U.S. Naval Institute, 30. November 2020, abgerufen am 1. Dezember 2020 (englisch).
  11. DEFENSE ACQUISITIONS - Assessments of Selected Weapon Programs. United States Government Accountability Office, 9. April 2020, abgerufen am 1. Dezember 2020 (englisch).
  12. https://news.usni.org/2021/02/26/salvage-company-begins-removing-island-on-uss-bonhomme-richard-ahead-of-towing-dismantling
  13. Former USS Bonhomme Richard Towed from San Diego Ahead of Scrapping. 15. April 2021, abgerufen am 29. Oktober 2021 (englisch).
  14. Bonhomme Richard towed out of San Diego, bound for a Texas scrapyard. 15. April 2021, abgerufen am 29. Oktober 2021 (englisch).
  15. Bonhomme Richard Hull Completes Final Voyage to Texas Shipbreaker. 2. Juni 2021, abgerufen am 29. Oktober 2021 (englisch).
  16. Bonhomme Richard Wreck Reaches Panama; Texas Shipbreaker Buys Hull for $3.66M. 6. Mai 2021, abgerufen am 8. Juni 2022 (englisch).
  17. Sailor Charged with Starting the Fire Aboard the Bonhomme Richard. The Maritime Executive, 29. Juli 2021, abgerufen am 30. Juli 2021 (englisch).
  18. Dave Philipps: Sailor Acquitted of Setting Fire That Destroyed $1.2 Billion Navy Ship. In: The New York Times. 30. September 2022, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 3. Oktober 2022]).
  19. Fire, Fire, Fire: How Navy Failures Destroyed the Bonhomme Richard, Michael W. Carr, gcaptain.com, October 26, 2021