Bouveret-Syndrom
Das Bouveret-Syndrom beschreibt die Symptome einer seltenen Komplikation eines Gallensteinleidens, bei der ein großer Gallenstein über eine entzündlich entstandene Verbindung (Fistel) der Gallenblase in den Zwölffingerdarm wandert und den Magenausgang verlegt. Es handelt sich somit um eine spezielle Form des Gallensteinileus.
Erstbeschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Krankheitsbild ist nach dem französischen Arzt Léon Bouveret benannt,[1] der 1896 den klassischen Fall mit einer Perforation der Gallenblase in den Bulbus duodeni mit Verlegung des Magenausgangs beschrieb.[2]
Klinik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Patienten (meist Frauen über 70 Jahre) kommen mit plötzlich auftretenden abdominellen Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen. Die Symptome können von Fieber begleitet sein. Seltener tritt ein Ikterus auf. Das Beschwerdebild ist oft nicht typisch für ein Gallensteinleiden, welches in vielen Fällen auch noch nicht bekannt war. Oftmals spielen Begleiterkrankungen eine für die Diagnosefindung erschwerende Rolle. Insgesamt ist das Krankheitsbild für den Patienten akut bedrohlich und kann sogar tödlich enden.[3]
Diagnostik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hinweise auf die Ursache der Beschwerden geben verschiedene bildgebenden Verfahren. Oft gelangt mit Bildung der Fistel Luft in die Gallenwege, was in der Sonographie wie in der Computertomographie und gelegentlich auch schon in der Röntgenübersichtsaufnahme erkennbar ist. Bei einer solchen Aerobilie zusammen mit den Zeichen eines Dünndarmileus und dem Nachweis eines Gallensteins außerhalb der Gallenblase spricht man von der für einen Gallensteinileus typischen Rigler-Trias. Allerdings liegt beim Bouveret-Syndrom der Verschluss unmittelbar am Magenausgang so hoch, dass Zeichen des Dünndarmileus fehlen können. Die Laborwerte sprechen für eine Entzündung und eventuell Elektrolytstörungen.
Therapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da es sich bei den Patienten oft um ältere Menschen mit Begleiterkrankungen handelt, ist ein möglichst schonender Therapieansatz zu bevorzugen. Wenn es die klinische Situation zulässt, ist daher ein Versuch der Zertrümmerung und Entfernung des Steins mit Hilfe der Endoskopie angezeigt. In vielen Fällen, vor allem wenn die Diagnose noch nicht ganz sicher ist, wird jedoch eine Operation notwendig. Dabei steht als Ziel die Entfernung des Steins mit einer Wiederherstellung der Durchgängigkeit im Vordergrund, da ein größerer Eingriff mit Entfernung der Gallenblase und Verschluss der Fistel das Risiko des Eingriffs erhöhen würde.[4]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Endoskopiebilder eines Bouveret-Syndroms. In: Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen, 2004; 2 (1), S. 44
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Übersichtsartikel in Radiographics
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mirizzi-Syndrom, eine weitere seltene Komplikation eines Gallensteinleidens
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Léon Bouveret bei whonamedit.com
- ↑ L. Bouveret: Sténose de pylore adhèrent à la vesicule calceuse. In: Rev Med (Paris). 1896; 16, S. 1–16.
- ↑ M. Gajendran, T. Muniraj, A. Gelrud: A challenging case of gastric outlet obstruction (Bouveret’s syndrome): a case report. In: Journal of medical case reports. Band 5, 2011, S. 497, ISSN 1752-1947. doi:10.1186/1752-1947-5-497. PMID 21970809. PMC 3204302 (freier Volltext).
- ↑ R. Gencosmanoglu, R. Inceoglu, C. Baysal, S. Akansel, N. Tozun: Bouveret’s syndrome complicated by a distal gallstone ileus. In: World journal of gastroenterology: WJG. Band 9, Nummer 12, Dezember 2003, S. 2873–2875, ISSN 1007-9327. PMID 14669357.