Kallus (Medizin)

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Kallusbildung nach Bruch der Speiche (Radiusschaftfraktur). Bildausschnitt aus einem Röntgenbild eines Unterarmes
Klassifikation nach ICD-10
L84 Hühneraugen und Horn- (Haut-) Schwielen
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Kallus, auch Callus (Plural Kalli bzw. Calli; von lateinisch callus „verhärtete, dicke Haut, Schwiele“)[1] ist erstens eine allgemeine Bezeichnung für eine Schwiele, insbesondere für eine Hornschwiele. Der Kallus, als Frakturkallus,[2] ist zweitens ein spezieller medizinischer Begriff für neugebildetes Knochengewebe nach einer Fraktur.[3]

Der Kallus – Synonyme sind „Knochenkallus“, „Frakturkallus“, „Bruchkallus“ – wird von den Osteoblasten aufgebaut. Die Neubildung an Knochensubstanz ist unter bestimmten Voraussetzungen nach einigen Wochen mit Hilfe von Röntgenaufnahmen sichtbar.[4] Eine Voraussetzung für die radiologisch sichtbare Kallusbildung ist, dass die Bruchenden nicht hundertprozentig aufeinanderstehen bzw. passen oder Bewegung haben, so dass also ein Spalt überbaut werden muss. Diese Form der Knochenbruchheilung wird Sekundärheilung, auch indirekte Frakturheilung genannt.[5]

In solchen Fällen bauen die Osteoblasten während der Heilungsphase eines Knochenbruches eine radiologisch deutlich sichtbare Verdickung um die Bruchstelle. Die Verdickung wird in einem lange dauernden Prozess (über Monate bis Jahre) von den Osteoklasten meist wieder auf die normale Knochendicke abgebaut. Kommt es zu einer Kallusbildung zwischen nah beieinanderliegenden Knochen wie Elle und Speiche oder Schien- und Wadenbein, kann das überschießendes Knochengewebe auch die bindegewebigen Verbindungen dieser Knochen (Membrana interossea) einschließen und zwischen ihnen eine Synostose verursachen. Man spricht dann von einem Brückenkallus.[6]

Bei einer primären Knochenheilung fehlt eine Kallusbildung. Es kommt zu einer direkten Frakturheilung durch die Havers-Kanäle.[5]

Eine überschießende Kallusbildung (Callus luxurians) kann Hinweis auf eine verzögerte Knochenbruchheilung aufgrund einer unzureichenden Ruhigstellung sein und sich zu einer hypertrophen Pseudarthrose entwickeln.

Der Kallus kann bei Knochenbrüchen in Gelenknähe oder im Gelenk zu einer anschließenden Bewegungseinschränkung und damit auch zu einer (Kontraktur) führen. Selten sind auch Kompressionen von knochennahen Nerven und Gefäßen möglich.

Dass es sich beim Kallus ebenso wie bei Knochen um eine lebende Substanz handelt, wies im 18. Jahrhundert erstmals William Hunter[7] nach.

Wiktionary: Kallus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Karl Ernst Georges: callum. In: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Band 1. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1913, Sp. 936 (Digitalisat. zeno.org). Das Wort ist Maskulinum und gehorcht der o-Deklination, daher der Plural auf -i; gebräuchlicher ist jedoch die Variante callum (Neutrum).
  2. Vgl. S. Annersten: Experimentelle Untersuchungen über die Osteogenese und die Biochemie des Frakturkallus. In: Acta chir. skand. Band 64, 1940, Supplement 60.
  3. Kallus. In: Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1.
  4. Kallus. In: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. 261. Auflage. de Gruyter, Berlin 2007.
  5. a b Frakturheilung. In: Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1.
  6. Brückenkallus. Pschyrembel online. Abgerufen am 5. Dezember 2024.
  7. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. [Gewidmet der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie]. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 290.