Bratananium

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Bratananium ist der Name einer römischen Straßenstation zwischen Salzburg und Augsburg. Auf der Tabula Peutingeriana, der Kopie einer alten römischen Reisekarte, ist auf der Fernstraße von Juvavum (Salzburg) nach Augusta Vindelicum (Augsburg) eine Straßenstation mit der Bezeichnung „Bratananio“ eingetragen. Wissenschaftlicher Arbeiten lokalisierten die Station bei Gauting a. d. Würm. Maßgeblich dafür war das archäologisch erschlossene Teilstück einer römischen Straße durch den Hofoldinger Forst. Mittlerweile wird die Lokalisierung bei Gauting aber angezweifelt.[1][2]

Die ebenfalls bekannte Verlängerung der Trasse führt über Gauting zur Amper bei Schöngeising und weiter nach Augsburg. Diese Straße wird deshalb als die in der Quelle genannte Verbindung von Salzburg nach Augsburg gesehen. Die Lokalisierung der Stationsorte orientierte sich an den vorhandenen Plätzen mit römischen Siedlungsfunden, einige unstimmige Distanzen zwischen den Stationen werden als Kopierfehler gedeutet. In jüngster Zeit erhielt die Strecke den Namen „Via Julia“.

Der Archäologe Paul Reinecke (1872–1958), vermutete um 1920 in Pretzen die Station Bratananium. Er verwarf seine ersten Überlegungen aber und nahm nun die große römische Siedlung von Gauting an der archäologisch gesicherten Straße durch den Hofoldinger Forst an. Historiker Hans Bauer spricht sich für eine Lokalisierung bei Pretzen aus.[2]

  • Paul Reinecke: Zum römischen Gauting. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 18/19, 1951/1952, S. 195 ff.
  • Paul Reinecke: Zur Geschichte von Bratananium. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 22, 1957, S. 96 ff.
  • Michael Müller-Karpe: Ein römisches Gebäude in Gauting (Oberbayern). In: Germania 30, 2, 1952, S. 268 ff.
  • Norbert Walke, Irmingard Walke, Günter Ulbert: Reliefsigillata von Gauting. In: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission des DAI, 46/47, 1965/1966, S. 89 ff.
  • Ingeborg Schöchlin: Zur Topographie des römischen Gauting. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 33, 1968, S. 123 ff.
  • Günter Ulbert: Das römische Gauting. In: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission des DAI, 46‒47, 1968, S. 79 ff.
  • Robert Ganslmeier, Stephan Brackmann, Ingrid Jütting: Ausgrabungen im römischen Vicus von Gauting. In: Das Archäologische Jahr in Bayern, 1996 (1996), S. 125–127.
  • Michael Egger: Ikonographisches zur römischen Standarte von Gauting. Neue Aspekte und Perspektiven. In: Dedicatio. Hermann Dannheimer zum 70. Geburtstag (= Kataloge der prähistorischen Staatssammlung 5), 1999, S. 98–115.
  • Stefan Mühlemeier: Grabungen im Zentrum des römischen Gauting. Landkreis Starnberg, Oberbayern. In: Das Archäologische Jahr in Bayern, 1999 (1999), S. 68–70.
  • Stefan Mühlemeier: Das römische Gauting - Von der Straßenstation zum Handelsort. In: Ludwig Wamser, Bernd Steidl (Hrsg.): Neue Forschungen zur römischen Besiedlung zwischen Oberrhein und Enns. Kolloquium Rosenheim 14.–16. Juni 2000 (= Schriftenreihe der Archäologischen Staatssammlung 3), München 2002, S. 61‒66.
  • Hansjörg Hägele: Ein römischer Augensalbenstempel aus Gauting. In: Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 43/44, 2002/2003, S. 201–207.
  • Stefan Mühlemeier, Kay Ehling: Relikte eines römischen Feinschmieds in Gauting In: Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 43/44, 2002/2003, S. 191–200.
  • Valeria Selke: Die römischen Fibeln aus Bratananium/Gauting. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 80, 2015, S. 87–154.
  • Ulrike Ehmig: Die Amphorenfunde aus dem römischen Gauting, Landkreis Starnberg. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 80, 2015, S. 155–168.
  • Hans-Peter Volpert: Anschluss gefunden – Untersuchungen am römischen Tonkruglager in Bratananium-Gauting. In: Das Archäologische Jahr in Bayern, 2016 (2017), S. 82–84.
  • Sylvia Fünfschilling: Glasgefäße und Glasobjekte aus dem römischen Gauting, Landkreis Starnberg. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 81, 2016, S. 53–146.
  • Renate Miglbauer: Die römischen Reibschüsseln aus Bratananium/Gauting. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 82, 2017, S. 139–170.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Routenskizzen von Hans Bauer, abgerufen am 18. Oktober 2016 (Memento vom 19. März 2016 im Internet Archive)
  2. a b Hans Bauer: Die römischen Fernstrassen zwischen Iller und Salzach nach dem Itinerarium Antonini und der Tabula Peutingeriana. Neue Forschungsergebnisse zu den Routenführungen. München 2007.