Braunschweiger Bogen
Der sogenannte Braunschweiger Bogen, der sich unter der Bezeichnung „A. I. K. 22“ in der Sammlung des Städtischen Museums in Braunschweig befand, war ein aus Holz gefertigter, zusammengesetzter Bogen, der vermutlich aus Osteuropa stammte.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bogen wurde vermutlich im 18. oder 19. Jahrhundert hergestellt. Neben der Bezeichnung „A. I. K. 22“ befand sich die Angabe „Baschkiren“, die mit einem Fragezeichen versehen war. Der Bogen hatte im bespannten Zustand eine Länge von 1,33 m. Das Exemplar war bereits im Jahr 1899 stark durch Wurmfraß beschädigt. Um den weiteren Verfall zu stoppen, wurde er mit Petroleum behandelt. Hergestellt war er aus Eschenholz. In der Mitte war er zusammengespleißt und hatte eingedübelte Grate. Der Rücken des Bogens war mit Sehnenschichten verstärkt, die ebenso wie der ganze Griff früher mit Birkenrinde überzogen waren. Die Innenseite war hingegen nicht, wie bei anderen Bogen der Baschkiren üblich, mit einer Hornschicht versehen. Auch waren an den Graten keine Knochenlager für die Schnur vorhanden. Dabei ähnelte er in Aufbau, Größe und Form einem Baschkirenbogen aus der Berliner Sammlung (Nr. II 1173), der eine Länge von 1,25 m hatte. Unklar blieb, ob es sich bei der Waffe tatsächlich um einen Bogen der Baschkiren handelte. In seinem Vortrag gab Felix von Luschan an, dass der Berliner und der Braunschweiger Bogen eine enge Verwandtschaft in der Form, Größe, der Anordnung der Grate und Ohren sowie der Technik und der Anordnungen zur Aufnahme der Schnur aufwiesen, die sonst bei nordischen Bogen in der Form nicht vorkommen. Den einzigen Unterschied sah er in der fehlenden Hornschicht.[1] Im Museum für Völkerkunde in Leipzig gab es ein weiteres Exemplar, das im März 1874 zusammen mit einem ledernen Köcher als Schenkung von Nikolas Kerzeill, dem damaligen Direktor der ethnographischen Abteilung des Daschkafschen Museums in Moskau, in den Besitz des Museums kam.[2] Dieser glich dem Braunschweiger Bogen in der Art, dass er ebenfalls keine Hornschicht aufwies. Laut Provenienz war dieser Bogen beim Durchzug eines Trupps Baschkiren im Jahr 1813 oder 1814 in Lübeck zurückgeblieben.[3] Auch der Dichter Johann Wolfgang von Goethe soll einen Baschkirenbogen besessen haben.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hr. v. Luschan spricht über zusammengesetzte und verstärkte Bogen. In: Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (Hrsg.): Zeitschrift für Ethnologie. 31. Jahrgang. Verlag von A. Asher & Co., Berlin 1899, S. 221–239, hier S. 234–236 (Textarchiv – Internet Archive – Abbildung, S. 234 Nr. 4 und 4a).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zwei Bögen der Baschkiren Schautafel aus der Ethnographischen Sammlung des Instituts für Kultur- und Sozialanthropologie services.phaidra.univie.ac.at
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hr. v. Luschan spricht über zusammengesetzte und verstärkte Bogen. In: Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (Hrsg.): Zeitschrift für Ethnologie. 31. Jahrgang. Verlag von A. Asher & Co., Berlin 1899, S. 221–239, hier S. 234–236 (Textarchiv – Internet Archive – Abbildung, S. 234 Nr. 4 und 4a).
- ↑ Museum für Völkerkunde (Hrsg.): Bericht. Grimme und Trömel, Leipzig 1874, S. 13–14 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Hr. M. Bartels legt Namens des Hrn. v. Luschan einen zusammengesetzten Bogen der Baschkiren vor, der von Hrn. Dr. Karutz aus dem ethnographischen Museum in Lübeck eingesendet ist. In: Berliner Gesellschaft für Anthropologie (Hrsg.): Zeitschrift für Ethnologie. Reimer, Berlin 1870, S. 365–367 (Textarchiv – Internet Archive).