Breitblättriges Wollgras
Breitblättriges Wollgras | ||||||||||||
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Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifolium) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Eriophorum latifolium | ||||||||||||
Hoppe |
Das Breitblättrige Wollgras (Eriophorum latifolium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wollgräser (Eriophorum) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie ist in Eurasien verbreitet.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Breitblättrige Wollgras ist eine überwinternd grüne, ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 120 Zentimetern erreicht. Sie wächst rasenartig und übersteht den Winter mit ihrem Rhizom, das kurze unterirdische Ausläufer ausbildet. Es besitzt einen dreikantigen, stumpfen, aber glatten Stängel, der am Grund häufig auch rund ist. Die Laubblätter sind flach bis schwach gekielt, etwa 2 bis 8 (bis 9) Millimeter breit und häufig zweimal gefaltet. Die Blattscheiden sind nicht aufgeblasen und häufig etwas spitzer als beim sehr ähnlichen Schmalblättrigen Wollgras. Besonders die oberste Blattscheide ist dem Stängel eng anliegend.[1]
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht April bis Juni. Der Blütenstand enthält vier bis zwölf nahezu sitzende bis zu 6 Zentimeter lang gestielte Ährchen, deren Ährchenstiele rau sind und dicht mit rückwärts ausgerichteten Borsten besetzt sind. Die Ährchen sind zur Blütezeit 6 bis 10 Millimeter lang, 3 bis 5 Millimeter breit und etwa 15- bis 30-blütig.[1] Die Spelzen sind länglich eiförmig bis lanzettlich, lang zugespitzt, 5 bis 7 Millimeter lang und 1,5 bis 2 Millimeter breit, graubraun mit schwarzem Mittelstreifen und schmalem hyalinem Rand.[1] Hinter jeder Spelze befinden sich drei Staubblätter und ein Griffel mit drei Narben, die jedoch von Borsten umgeben sind, die sich nach der Anthese auf 3 bis 4 Zentimeter verlängern. Die langen Blütenhüllfäden der Früchte bilden den bezeichnenden weißen Wollschopf der Wollgräser (Eriophorum). Die Früchte sind stumpf dreikantig, 3 Millimeter lang und 1,3 Millimeter breit, rotbraun mit fein erhaben punktierter Oberfläche.[1]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 58, seltener 72.[2]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Breitblättrige Wollgras ist ein Hemikryptophyt und Helophyt. Die im zeitigen Frühjahr blühenden Blütenstände (Infloreszenzen) sind vorweiblich (proterogyn). Die Bestäubung erfolgt durch den Wind (Anemophilie). Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch den Wind (Anemochorie).
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Breitblättrige Wollgras ist in Europa bis zum Kaukasus, in der Mongolei und im nördlichen Korea verbreitet.[3] In Europa kommt es in fast allen Ländern vor und fehlt nur in Portugal, Island, Belarus, Nordmazedonien und im europäischen Teil der Türkei.[4] In Deutschland ist es nur zerstreut verbreitet, hier ist es sogar auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten von 1996 als gefährdet bewertet. Seine Bestände gehen immer stärker zurück. In der Schweiz gilt die Art als ungefährdet.[5]
Das Breitblättrige Wollgras ist meist in Nieder- und Quellmooren zu finden. Selten taucht es auch auf sehr nassen kalkreichen Wiesen auf. Das Breitblättrige Wollgras ist eine der Charakterpflanzen der basenreichen Niedermoore und Sumpfwiesen. Es ist eine Charakterart des Verbands Caricion davallianae.[2] In den Allgäuer Alpen steigt es in Vorarlberg nahe der Widdersteinhütte bis zu 2015 Metern Meereshöhe auf.[6] Bei Giufplan am Ofenpass erreicht es 2350 Meter, auf der Alp Composana ob Zinal im Kanton Wallis 2600 Meter.[1]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[5]
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Breitblättrige Wollgras wurde 1800 von David Heinrich Hoppe als Eriophorum latifolium in Botanisches Taschenbuch S. 108 erstbeschrieben. Bei Carl von Linné war die Art in Species Plantarum 1753 als Eriophorum polystachion mit anderen Arten vermengt.[4][1]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Früher wurde das Breitblättrige Wollgras in Notzeiten als Baumwollersatz oder zur Kissenbefüllung benutzt.[1] Als Futtergras für Nutztiere ist es jedoch unbrauchbar.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsen. 11. Auflage. Kosmos, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07613-X.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h Wolfram Schultze-Motel: Familie Cyperaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1, S. 43, 49–50. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 158.
- ↑ Eriophorum latifolium. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 29. Oktober 2016.
- ↑ a b P.Jiménez-Mejías & M.Luceño (2011+): Cyperaceae. Datenblatt Eriophorum latifolium In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ a b Eriophorum latifolium Hoppe In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 11. September 2023.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 220.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eriophorum latifolium Hoppe, Breitblättriges Wollgras. auf FloraWeb.de
- Breitblättriges Wollgras. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)