Brenta (Gebirge)

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Brenta

Lage der Brenta innerhalb der Ostalpen
Lage der Brenta innerhalb der Ostalpen

Lage der Brenta innerhalb der Ostalpen

Crozzon di Brenta vom Val Brenta aus gesehen
Crozzon di Brenta vom Val Brenta aus gesehen

Crozzon di Brenta vom Val Brenta aus gesehen

Höchster Gipfel Cima Brenta (3151,7 m s.l.m.)
Lage Trentino, Italien
Teil der Südlichen Kalkalpen
Einteilung nach AVE: 51
SOIUSA: 28.IV
Partizione delle Alpi: 11m
Koordinaten 46° 9′ N, 10° 52′ OKoordinaten: 46° 9′ N, 10° 52′ O
p5

Die Brenta ist eine Gebirgsgruppe der Südlichen Kalkalpen in Italien, östlich der Adamellogruppe, mit den Hauptgipfeln der Cima Brenta 3152 m s.l.m. und der Cima Tosa.[1] Zusammen mit Adamello-Presanella ist die Brenta seit 1967 ein Naturpark und das größte Naturschutzgebiet im Trentino.[2] Die Dolomiten wurden 2009 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen, die Brenta ist als Gebiet Nr. 9 Teil davon.[3] Die Brenta beherbergt eine kleine Gruppe von Braunbären, die 1999 wieder angesiedelt wurden.[4]

Lage und Beschreibung

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Für die Gruppe ist auch der Name Brentner Dolomiten (Dolomiti di Brenta) verbreitet, weil sie vornehmlich in der italienischen Literatur zu den Dolomiten gerechnet werden. Die Brenta liegt im Trentino in Norditalien östlich der Adamellogruppe, westlich des Etschtals und nördlich des Gardasees. Der Gebirgsstock der Brenta erstreckt sich über ungefähr 40 km in Nord-Süd-Richtung und 12 km in Ost-West-Richtung. Begrenzt wird er im Norden durch das Val di Sole, im Süden durch die Valli Giudicarie, im Osten durch das Val di Non, den Molvenosee und die Paganella-Hochebene und im Westen durch das Val Rendena.[5]

Seit dem Abschmelzen der Eiskuppe der ehemals 3173 m s.l.m. hohen Cima Tosa (heute 3136 m s.l.m.) ist der höchste Gipfel die Cima Brenta (3151,7 m s.l.m.).[2] Ein weiterer markanter Felsturm ist der freistehende Campanile Basso (2883 m s.l.m., auch: Guglia di Brenta). Touristisch interessant sind der Talorte Madonna di Campiglio und Molveno mit dem Lago di Molveno (Malfein-See) sowie der Tovelsee, der bekannt wurde, weil er in warmen Sommermonaten bis in die 1960er Jahre durch Algen eine intensive dunkle Rotfärbung annahm.[6]

Die Brenta gehört zusammen mit der Adamellogruppe zum Naturpark Adamello-Brenta, die Brenta zudem zum UNESCO-Welterbe Dolomiten. Die beiden Teile des Naturparks sind sehr unterschiedlich: während die Brenta aus Sedimentgestein besteht, wurde die Adamellogruppe aus Tiefengestein geformt. Unterschiedlich ist auch der Wasserhaushalt: während es im Adamello viele Seen, Bäche und Wasserfälle gibt, ist die Brenta eher trocken, da im Karst der Brenta das Wasser schnell versickert und erst in den Tälern wieder zum Vorschein kommt.[2]

In den hochgelegenen schattigen Karen der Nord-Seite vieler Brenta-Gipfel gab es einige kleinere Gletscher, diese sind in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Laut der letzten vom italienischen glaziologischen Komitee veröffentlichten Erhebung gab es 2015 in der Brenta noch 20 Gletscher. Die Gesamtfläche der Gletscher ist seit 1989 von ursprünglich 3,23 km² um 73 % zurückgegangen. Die Brenta war damit die Gebirgsgruppe im Trentino mit dem größten Gletscherschwund.[7] Weit unterhalb der Kare lassen sich deutliche Moränenwälle ausmachen sowie vom Gletscher glatt geschliffener Fels darüber. Während der letzten Kaltzeit war der Gebirgsstock der Brenta großflächig von Eis bedeckt, nur die höchsten Gipfel ragten aus dem Eis. Spuren davon lassen sich bis weit über 2000 Höhenmeter durch ortsfremde Gesteine nachweisen. Die gewaltigen Gletscher haben in Fließrichtung große, breite Täler geschaffen und einzelne Berge abgeschliffen, ein schönes Beispiel ist die schiffsbugartige Form des Turrion Basso.[8]

Cima Molveno, Cima degli Armi, Torre di Brenta und Sfulmini

Die Brenta kann grob in einen nördlichen, zentralen und südlichen Bereich gegliedert werden. Der nördliche Bereich erstreckt sich vom Monte Peller bis zum Passo del Grostè (2422 m s.l.m.). Daran schließt der zentrale Bereich und ab der Bocca di Brenta der abschließende südliche Bereich an.[9] Der Club Alpino Italiano untergliedert diese Bereiche noch in insgesamt 13 Untergruppen, Gebirgszüge und Massive.[10] Die wesentlichen Gipfel der Brenta sind von Norden nach Süden:

Das Gebiet ist mit der typischen Flora der Alpen südlich des Alpenhauptkammes ausgestattet, wie Tannen-/Fichten-, Buchen- und Lärchenwälder. Es gibt weite Almflächen und Wiesen, zudem erstrecken sich Moore, Flussläufe und Seen zwischen der teils wild zerklüfteten Landschaft mit Türmen, Zacken und Gipfeln. Es finden sich auch alle bekannte Alpentiere wie Gämsen, Hirsche, Rehe, Murmeltiere, Dachse und viele mehr. 1999 wurde mit dem Projekt „Life Ursus“ auch wieder Braunbären angesiedelt.[4] Es werden auch Haflinger gezüchtet.[6]

Erschließung und Berghütten

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Crozzon di Brenta, Foto von 1890

Ausgangspunkt für Touren in der Brenta ist meist Madonna di Campiglio, das auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist.[11] Ein Holzhändler hatte im 19. Jhdt. ein altes Hospiz aufgekauft und zum Hotel umgebaut. Nach dem Bau einer neuen Straße avancierte der Ort schnell zu einem Urlaubsgebiet für Adelige und Geschäftsleute, spätestens nachdem die sportbegeisterte Kaiserin Sisi und ihr Gatte Franz Joseph dort Urlaub machten.[12]

Rifugio Alimonta, 2580 m

Die Brenta wird durch folgende Schutzhütten erschlossen:[13]

Einige Bereiche, wie der zentrale Teil der Brenta mit dem Bocchette-Weg, sind im Sommer wegen ihres Bekanntheitsgrades vor allem an Wochenenden und generell im italienischen Ferienmonat August manchmal überlaufen.[14] Verbunden sind damit Probleme wie Müllentsorgung, überfüllte Hütten und kontingentierte Zugänge auf den Zufahrtsstraßen zu den Parkplätzen am Ausgangspunkt der Wanderwege. Auch der Begriff Overtourism wird in bestimmten Bereichen, wie dem Tovelsee, mit der Brenta in Verbindung gebracht.[15] Das Ausüben von Sport- und Freizeitaktivitäten unterliegt im Naturpark Adamello-Brenta zudem gewissen Auflagen.[16]

Das formgebende Gestein im Zentralbereich der Brenta (Dreitausender) ist der äußerst harte Dolomia principale (die südalpine Äquivalente des Hauptdolomits, Trias: KarniumNorium), der in diesem Gebirge in einer Mächtigkeit bis etwa 1000 Metern ansteht. Bei der Alpidischen Gebirgsbildung wurde dieses Sedimentgestein nicht wie beim Kalkstein oder Schiefer aufgewölbt, sondern gebrochen, was dem Gebiet den schroffen Charakter mit seinen senkrechten Türmen und massiven Felswänden verlieh. Der Dolomia Principale weist etwa 40 bis 50 Meter dicke Lagen aus verschiedenem Dolomitgestein auf, die durch unterschiedliche Verwitterung die waagerechten oder leicht schrägen markanten Bänder bilden. Diese Bänder machten durch ihre Begehbarkeit die touristische Erschließung der Brenta im 19. Jahrhundert erst möglich.[17]

In den randlichen, flächenmäßig jedoch überwiegenden Bereichen der Brenta taucht der Dolomia principale unter jüngere Sedimente ab: es folgen in Wechsellagerung Kalkstein, Mergel und Dolomit des Rhaetiums (oberste Trias), weiters weiße und rote Kalksteine des Jura und der Kreide, stellenweise bis ins tiefere Paläogen (vormals Alttertiär). Es handelt sich im Detail um die Gipfelgruppen (im Uhrzeigersinn)

  • nördlich und östlich des Passo della Gaiarda (Cima Santa Maria, Turrion Basso),
  • südöstlich des Passo del Clamer (Cima dei Lasteri, Piz Galin, Croz dell’Altissimo),
  • nordöstlich und südöstlich der Forcolotta di Noghera (Monte Daino, Cima Ghez),
  • südwestlich der Bocca d’Agola (Cima d’Agola, Cima di Vallon),
  • nordwestlich der Bocca dei Camosci (Cima di Val Stretta, Cima Fracinglo) und
  • westlich und nördlich des Passo del Grostè (Monte Spinale, Pietra Grande, Cima Sassara, Sasso Rosso, Monte Peller).[18][19][20]
Francis Fox Tuckett, nach ihm sind in der Brenta die Tucketthütte, der Übergang Bocca di Tuckett und der Tuckettgletscher benannt

Besteigungsgeschichte

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Im Vergleich zu anderen Berggruppen der Alpen war die Brenta lange Zeit ein weißer Flecken für die Alpinisten. Es war John Ball, der 1864 als erster die Brenta alpinistisch erforschte. Die erste Gipfelbesteigung unternahm der aus dem Primör stammende Naturforscher und Alpinist Giuseppe Loss, der am 20. Juli 1865 vom Val d’Ambiez aufsteigend mit weiteren sechs Seilgefährten die Cima Tosa bestieg. Balls Beschreibungen über die Brenta lockten in den 1870er Jahren vor allem englische Alpinisten, wie Douglas William Freshfield und Francis Fox Tuckett an. Letzterer bestieg 1872 zusammen mit den Bergführern Christian Lauener und Santo Siorpaes die Cima Brenta. 1877 gelang der Seilschaft des Alpine Club Gaskell, Maurice Holzmann mit dem Führer Arturo Lacedelli mit der Besteigung der Cima del Vallon (2968 m), die dritte Erstbesteigung in der Gruppe.[21]

In den 1880er Jahren war es dann der aus der Schweiz stammende Wahlrömer Alberto De Falkner, dem teilweise in Begleitung des Malers Edward Theodore Compton eine Reihe von Erstbesteigungen in der Gruppe gelangen.[22] Unter anderem bestieg er 1882 die nach ihm benannte Cima Falkner.[21] Abenteuerlich gestaltete sich die Erstbesteigung des dritthöchsten Gipfels der Gruppe, des Crozzon di Brenta. Nachdem 1882 innerhalb weniger Tage die zwei Seilschaften Oskar Baumann und Matteo Nicolussi und De Falkner, Compton und der Führer Antonio Dallagiacoma den ersten, aber niedrigeren Gipfel des Crozzon erreichten, gelang die Erstbesteigung 1884 erst im zweiten Anlauf dem Leipziger Professor Karl Schulz in Begleitung des Bergführers Matteo Nicolussi.[23]

Den Innsbrucker Studenten Otto Ampferer und Karl Berger gelang die Erstbesteigung des Campanile Basso. In dieser Zeit tauchen mit Rose Friedmann und Vineta Mayer zwei Alpinistinnen in der Brenta auf.[24] Vineta Mayer war die erste Frau, die am 11. August 1903 den Campanile Basso bestieg.[25]

Nachdem die meisten Gipfel bestiegen waren, kamen die großen Wände in den Fokus der Kletterer. So legten Rudolf Fehrmann und Gefährten 1908 eine kühne Tour in die in die Guglia die Brenta.[26] Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren es dann vor allem deutschsprachige Alpinisten, die in der Brenta Bergsteigergeschichte schrieben, wie der damalige Kletterstar Paul Preuß. Dieser beging die Ostwand der Guglia di Brenta, eine der schwierigsten Routen dieser Zeit im Alleingang.[27]

Nach dem Ersten Weltkrieg kamen vermehrt italienische Bergsteiger in die Brenta: Vittorio Emanuele Fabbro, Renzo Videsott, Ettore Castiglioni und Giovanni Strobele gelangen schöne Touren.[28] Letzterer war auch Ideengeber für den berühmten Bocchette-Klettersteig im zentralen Bereich der Gruppe.[29] Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Erschließung der großen Wände, in die viele und lange, ausgesetzte Touren gelegt wurden. Hier sind vor allem Bruno Detassis, Cesare Maestri, Walter Bonatti, Heinz Steinkötter, Sergio Martini oder Ermanno Salvaterra tätig geworden.[30]

Mit dem Aufkommen der Akku-Bohrmaschine Anfang der 1980er Jahre konnten auch Touren durch glatte Wände eröffnet werden, die früher nicht absicherbar waren. Dies führte zu einer ganzen Reihe von neuen Kletterwegen. Anfang der 2000 Jahre kamen gut abgesicherte Klettergärten mit eher kurzen Routen und Bouldergebiete dazu.[31]

Erschließung mit Schutzhütten und Nationalitätenfrage

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In den 1880er Jahren wurde mit dem Rifugio Tosa der wenige Jahre zuvor gegründeten Società degli Alpinisti Tridentini (SAT) auch die erste Schutzhütte in der Brenta eröffnet. In der Folge entbrannte mit dem DÖAV ein Wettlauf im Hüttenbau in der Gruppe, die mit den zwischen 1904 und 1906 errichteten Rifugio Quintino Sella der SAT und der nur wenige Schritte entfernt errichteten Tuckettpasshütte der Sektion Berlin des DÖAV ihren ersten Höhepunkt fand.[32] Der Wettstreit zwischen DÖAV und SAT wurde aber vor allem auf dem Hintergrund der Nationalitätenfrage des italienischsprachigen Teils der Grafschaft Tirol oder je nach Sichtweise des Trentino ausgetragen. Gerade die Brenta rückte dabei in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung zwischen Pangermanisten und Irredentisten.[33] So stellte die Umbenennung der Cima Brenta in Kaiser-Franz-Joseph-Spitze zwischen 1893 und 1894 nach Ansicht der irredentistisch ausgerichteten SAT den Versuch dar, auch in der Toponomastik Fakten zu schaffen.[34] Die Umbenennung war nach dem DÖAV dagegen eine direkte Antwort auf die nach dem Garibaldisten Alberto De Falkner benannte Cima Falkner, mit der die italienische Natur des Trentino unterstrichen werden sollte.[35]

Die Brenta ist ein wild zerklüfteter Gebirgsstock, der für viele alpine Sportarten ideal ist. Viele Gebiete sind recht einsam und weit weg der Zivilisation und ermöglichen daher ein besonderes Naturerlebnis.[2] Besonders beliebt sind die diversen Spielarten des Kletterns und Wanderns.

Das Gebiet bietet eine große Anzahl von Wanderwegen, von moderat bis sehr schwierig. Die zahlreichen Hütten können als Stützpunkte dienen. Beliebt sind daher Wanderwege, die von Hütte zu Hütte führen und Rundwege sind, die über mehrere Hänge und Berge führen. Auch Mehrtagestouren durch die zerklüftete Landschaft sind möglich, benötigen aber einiges an Kondition und Ausdauer. Es gibt eine Tour, die den gesamten Gebirgsstock durchquert, von Hütte zu Hütte führt und mindestens 3 Tage benötigt. Ein besonderes Highlight ist die Besteigung der Cima Tosa, diese Wanderung benötigt mindestens 12 Stunden, rund 2000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg und 12 km Strecke – bei einer Übernachtung auf einer Hütte. Der Anmarsch zur Hütte ist da nicht mitgerechnet.[36]

Beliebt sind auch Wanderwege durch das Val d’Algone, ein 15 km langes, wildes Tal mit einer großen Vielfalt an Fauna und Flora. Hier finden sich auch etliche Almen, darunter die Malga Movlina.[13]

Sentiero delle Bocchette Centrale, im Hintergrund die Guglia di Brenta

Charakteristisch sind die Felsbänder, auf denen mehrere Klettersteige, z. B. der Bocchette-Weg (ital. Via Ferrata delle Bocchette) (Teilstücke Sentiero Benini, Sentiero Bocchette Alte, Sentiero Bocchette Centrali), entlangführen.

Häufig werden Klettersteige mit Felswandern kombiniert, besonders beliebt für solche Kombinationen sind:

Der Klettersteig Bocchette Basse, offiziell „Via Ferrata S.O.S.A.T.“ (von der Tuckett-Hütte zur Brentei-Hütte und über die Alimonta-Hütte zur Bocca degli Armi): dieser ist der niedrigste und einfachste Klettersteig der Gegend. Er umrundet die Cima Brenta. Dieser Weg hat lange Gehpassagen auf einem Wanderweg, wechselt sich aber mit versichertem Gelände und in der Schlüsselstelle mit einer Leiter ab. Die Gehzeit wird mit rund 5,5 Stunden angegeben, es sind rund 850 Höhenmeter zu überwinden.[11]

Ein anderer beliebter Weg ist eine Wanderung zum Rifugio Silvio Agostini, die im Mittelteil den Sentiero del Cegeals Klettersteig einschließt. Diese Weg ist schon etwas schwieriger, benötigt rund 4,5 Stunden Gehzeit und überwindet 870 Höhenmeter.[11]

Andere beliebte Klettersteige sind:

  • Sentiero Alfredo Benini (vom Grostè-Pass zur Bocca di Tuckett)
  • Sentiero delle Bocchette Alte (von der Bocca di Tuckett zur Bocca degli Armi)
  • Sentiero delle Bocchette Centrale (von der Bocca degli Armi zur Bocca di Brenta)
  • Sentiero Orsi (von der Tuckett-Hütte zur Pedrotti-/Tosa-Hütte)
  • Sentiero Ettore Castiglioni (von der Agostini-Hütte zur XII-Apostel-Hütte)

Die Brenta ist ein bekanntes Klettergebiet, es gibt mehr als 400 Sportklettertouren in elf Klettergärten. Diese bieten meist eher kurze Routen in allen Schwierigkeitsgraden. Da die Felsen nach allen Himmelsrichtungen ausgerichtet sind, gibt es schattige Felsen für heiße Sommertage ebenso wie sonnige Felsen für eher kühle Tage.[31]

Alpines Klettern

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Es gibt eine Vielzahl von klassischen und modernen Klettertouren in der Brenta. Diese sind meist hochalpin, ausgesetzt und verlangen ein hohes Maß an klettertechnischem Können insbesondere auch bei der Absicherung. Moderne Routen sind dagegen teilweise gut gesichert.

Blick von der Bocca degli Armi nach Südosten

Die großen Klassiker aus der Frühzeit des extremen Felskletterns sind:

  • Der „Normalweg“ auf die Cima Tosa ist die einfachste Klettertour (UIAA 2/3-, 600 m) und führt durch die Südflanke, erstbegangen von Giuseppe Loss und Gefährten, 1865.[37]
  • Der „Normalweg“ auf den Crozzon di Brenta, erstbegangen von Karl Schulz und Matteo Nicolussi, 1884.[38]
  • die „Südwestverschneidung“ und die „Südwestwand“ (UIAA 6-, 300 m) an der Guglia di Brenta, erstbegangen von Rudolf Fehrmann und Oliver Perry-Smith am 27. August 1908 (Südwestverschneidung), bzw. von C. F. Meade und P. Blanc am 19. August 1909 (Südwestwand). Südwestverschneidung und Südwestwand werden meist zu einer Tour verbunden, da die eine auf die andere aufbaut. Die Guglia di Brenta ist eine schlanke Felssäule, direkt neben der Nordwestwand der Cima Brenta Alta.[26]
  • die „Ostwand“ der Guglia di Brenta (UIAA 5, 120 m), erstbegangen vom damaligen Kletterstar Paul Preuß am 28. Juli 1911. Preuß beging die Tour allein, ohne Seil, in nur 2 Stunden. Diese Leistung gilt als eine der kühnsten Erstbegehungen des Kletterns.[27] Tita Piaz nannte Preuß „Herr des Abgrunds“, Angelo Dibona sagte über die Route „Obwohl sie kurz ist, ist sie eine der eindrucksvollsten Routen der Dolomiten“.[39]

Die großen Klassiker aus der Nachkriegszeit sind:

  • die „Via della Concordia“ (UIAA 6, 350 m) in der Ostwand der Cima d’Ambiez, erstbegangen von A. Oggioni, J. Aiazzi, A. Aste und A. Miorandi, 1955. Zu deutsch heißt der Titel „Weg der Eintracht“, weil am 30. Juni und 1. Juli 1955 zwei Seilschaften beim Versuch der Erstbesteigung zusammengearbeitet haben, anstatt (wie damals eher üblich) zu konkurrieren. Die vier benötigten 17 reine Kletterstunden und ein Biwak für die Erstbesteigung. Die Route folgt der Vertikale der Verschneidung durch die große Wand dieses Turmes.[40]
Crozzon di Brenta mit der Brentei Hütte
  • der „Nordostpfeiler“, auch „Franzosenpfeiler“ genannt (UIAA 6, 800 m), am Crozzon di Brenta, erstbegangen von J. Frehel und D. Leprince-Ringuet, 1965. Der Crozzon di Brenta gehört zur Cima Tosa und ist ein Koloss von 800 m Höhe. Einige Jahre nach der Erstbegehung hat sich der Name Franzosenpfeiler eingebürgert, da die Erstbegeher Franzosen waren. Talort ist Madonna di Campiglio, meist wird jedoch von der Brenteihütte gestartet, da die Tour sehr lang ist – eine der längsten in der Brenta. Der Abstieg erfolgt über den Grat zur Cima Tosa und von dort über den Normalweg hinunter.[41][42]
  • die „Nordostverschneidung“ (UIAA 6-, 450 m) an der Brenta Alta, erstbegangen von A. Oggioni und J. Aiazzi am 25. und 26. Juli 1953. Die Erstbegeher benötigten 18 Stunden und ein Biwak, erst die fünfte Begehung war an einen Tag möglich.[43]

Unter den modernen Routen ist die „Via Zanetti“ (UIAA 5, 425 m) durch die Ostwand der Le Laste, die erst 2021 von den Brüdern Zanetti erstbegangen wurde, sehr beliebt. Die Beliebtheit rührt auch daher, dass die Tour im Tal liegt und leicht zugänglich ist.[44] Eine neue schwere Tour ist auch die „Via Zordano“ (UIAA 7+, 520 m) an der Corna Rossa, 1. Turm.[45] Der Abstieg aus den modernen Routen erfolgt meist durch Abseilen.[46]

Mountainbike-Touren

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Das Gebiet bietet zahlreiche Touren für Mountainbiker in allen Schwierigkeitsgraden, von solchen mit eher moderaten Schwierigkeiten auf guten Wegen bis zu sehr schwierigen auf schlechten Pfaden.[47] Beliebt ist auch eine Umrundung der Brenta, dabei sind 171 km und rund 7000 Höhenmeter zu bewältigen.[48] Durch die Schönheit der Landschaft wird bei vielen Alpenüberquerungen mit dem Rad, die am Gardasee enden, auch die Brenta tangiert oder durchquert.[49]

An der Westseite der Brenta befindet sich das Skigebiet Campiglio Dolomiti di Brenta Val di Sole Val Rendena mit 150 km Pisten, es ist das größte Skigebiet im Trentino.[5]

Sonstige touristische Attraktionen

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In der Pian della Nana, einer auf 2000 m liegenden Hochebene, südlich des Monte Peller, gibt es 4 Lehrpfade, die die Pflanzen- und Tierwelt detailreich erklären.[50] Die Hochebene dient im Sommer als natürliche Bühne für Veranstaltungen des Musikfestivals „I suoni delle Dolomiti“.[51]

Die Zwölf-Apostel-Kapelle zum Gedenken der Bergopfer wurde 1952 geweiht.

  • Karl Schulz: Die Brenta Gruppe. In: Deutscher und Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Die Erschliessung der Ostalpen: III. Band Die Centralalpen östlich vom Brenner und die südlichen Kalkalpen. Bearbeitet von Eduard Richter. Verlag des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Berlin 1894, S. 296–349 (Digitalisat).
  • Gino Buscaini, Ettore Castiglioni: Dolomiti di Brenta. Guida dei Monti d’Italia. Club Alpino Italiano/Touring Club Italiano, Mailand 1977.
  • Helmut Pietsch: Brentagruppe, Gebietsführer für Wanderer und Bergsteiger. Bergverlag Rudolf Rother, München, 1. Auflage 1987. ISBN 3-7633-3302-9.
  • Luca Visentini; Brenta Gruppe. Wanderungen und Normalwege auf die wichtigsten Gipfel. Bozen, Athesia, 1989. ISBN 88-7014-518-2.
  • Società degli Alpinisti Tridentini – Sezione del CAI – Commissione Sentieri:… per sentieri e luoghi. Sui monti del Trentino. 5 Presanella, Adamello, Dolomiti di Brenta. Euroedit, Trient 2017, ISBN 978-88-941381-3-9.
  • Verschiedene Karten im Maßstab 1:25.000, wie zum Beispiel die Alpenvereinskarte des Deutschen Alpenvereins, Blatt 51, Brentagruppe. Karten im Maßstab 1:50.000 sind hier aufgrund der Kleinräumigkeit des Gebiets nicht zu empfehlen.
Commons: Brenta (Gruppe) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Brenta. In: brockhaus.de. Brockhaus Enzyklopädie, abgerufen am 2. März 2024.
  2. a b c d Franziska Haack: Wilde Nachbarn: die alpinen Brenta-Dolomiten. In: Bergsteiger. Band 07/2023. Bruckmann Verlag GmbH, München 2024, S. 20 ff.
  3. Dolomiten UNESCO Welterbe – Offizielle Webseite des Dolomiten UNESCO Welterbes. In: dolomitiunesco.info. Abgerufen am 24. März 2024.
  4. a b Life Ursus. In: pnab.it. Parco naturale Adamello-Brenta, abgerufen am 3. April 2024 (italienisch).
  5. a b Die Brenta-Dolomiten: was und wo sie sind. Abgerufen am 2. März 2024.
  6. a b Südtirol und die Dolomiten (= KUNTH ADAC Reisebildband). 1. Auflage. Kunth-Verl, München 2015, ISBN 978-3-95504-086-4, S. 143.
  7. Claudio Smiraglia, Guglielmina Diolaiuti (Hrsg.): Il Nuovo Catasto dei Ghiacciai Italiani / The New Italian Glacier Inventory: Revision 2016. EvK2CNR, Bergamo 2015, ISBN 978-88-940908-0-2, S. 187, 190 (PDF).
  8. Horst Wels: Großer Führer durch die Brenta-Gruppe (= Dolomiten-Kletterführer). 3. Auflage. Rother, München 1975, ISBN 3-7633-2306-6, S. 17.
  9. Società degli Alpinisti Tridentini – Sezione del CAI – Commissione Sentieri: … per sentieri e luoghi. Sui monti del Trentino. 5 Presanella, Adamello, Dolomiti di Brenta. S. 24–25.
  10. Gino Buscaini, Ettore Castiglioni: Dolomiti di Brenta. Guida dei Monti d’Italia. S. 9–13.
  11. a b c Franziska Haack: Wilde Nachbarn: die alpinen Brenta-Dolomiten. In: Bergsteiger. Band 07/2023. Bruckmann Verlag GmbH, München 2024, S. 28.
  12. Südtirol und die Dolomiten (= KUNTH ADAC Reisebildband). 1. Auflage. Kunth-Verl, München 2015, ISBN 978-3-95504-086-4, S. 144.
  13. a b Bergtouren in den Brenta-Dolomiten. In: outdooractive.com. Abgerufen am 2. März 2024.
  14. Gino Buscaini, Ettore Castiglioni: Dolomiti di Brenta. Guida dei Monti d’Italia. S. 24.
  15. “Overtourism in montagna: quali soluzioni?”: tavola rotonda dei Giovani per l’Unesco. In: ufficiostampa.provincia.tn.it. Autonome Provinz Trient, 13. März 2021, abgerufen am 5. April 2024 (italienisch).
  16. Tipps und Regeln. In: pnab.it. Parco Naturale Adamello-Brenta, abgerufen am 5. April 2024.
  17. Raimund von Klebelsberg: Geologie von Tirol. In: Monografien Geowissenschaften Gemischt, 0124:1–872 (1935).
  18. John Wiebols: Geologie der Brentagruppe. In: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, Band 88 (1938), S. 261–350, mit Geologischer Karte 1:25.000 am Ende (PDF 8,8 MB)
  19. Agenzia per la Protezione dell’Ambiente e per i servizi tecnici, Provincia Autonoma di Trento – Servizio Geologico (Hrsg.): Carta Geologica d’Italia: Tione di Trento. Foglio 059. Maßstab 1:50.000 (Digitalisat).
  20. Agenzia per la Protezione dell’Ambiente e per i servizi tecnici, Provincia Autonoma di Trento – Servizio Geologico (Hrsg.): Carta Geologica d’Italia: Malè. Foglio 042. Maßstab 1:50.000 (Digitalisat).
  21. a b Silvio Saglio: Storia alpinistica. In: Gino Buscaini, Ettore Castiglioni: Dolomiti di Brenta. Guida dei Monti d’Italia. Club Alpino Italiano/Touring Club Italiano, Mailand 1977, S. 32.
  22. Albero De Falkner. In: angeloelli.it. Abgerufen am 4. April 2024 (italienisch).
  23. Crozzon di Brenta – 3135 m. In: angeloelli.it. Abgerufen am 4. April 2024 (italienisch).
  24. Gruppo di Brenta. In: angeloelli.it. Abgerufen am 4. April 2024 (italienisch).
  25. Christine Kanzler: Mayer Vineta | Alpinistin. In: biografia.sabiado.at. biografiA | biografische Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen, abgerufen am 4. April 2024.
  26. a b Walter Pause, Jürgen Winkler: Im extremen Fels: 100 Kletterführen in den Alpen. 2., neubearb. Auflage. BLV-Verlagsgesellschaft, München Bern Wien 1977, ISBN 3-405-11742-9, S. 128.
  27. a b Horst Wels: Großer Führer durch die Brenta-Gruppe (= Dolomiten-Kletterführer). 3. Auflage. Rother, München 1975, ISBN 3-7633-2306-6, S. 110.
  28. Silvio Saglio: Storia alpinistica. S. 34.
  29. Giovanni Strobele – (1895–1976). In: angeloelli.it. Abgerufen am 4. April 2024 (italienisch).
  30. Silvia Metzeltin: Storia alpinistica. In: Gino Buscaini, Ettore Castiglioni: Dolomiti di Brenta. Guida dei Monti d’Italia. Club Alpino Italiano/Touring Club Italiano, Mailand 1977, S. 34–35.
  31. a b Klettern in der Brenta | BERGSTEIGER Magazin. Abgerufen am 2. März 2024.
  32. Michael Wedekind: La politicizzazione della montagna: borghesia, alpinismo e nazionalismo tra Otto e Novecento. In: Claudio Ambrosi, Michael Wedekind (Hrsg.): L’invenzione di un cosmo borghese: valori sociali e simboli culturali dell’alpinismo nei secoli XIX e XX. Museo Storico in Trento, Trient 2000, S. 48–49 (PDF).
  33. Quirino Bezzi: La vita sociale. In: Romano Cirolini, Ezio Mosna (Hrsg.): La S.A.T. cento anni 1872–1972. Manfrini, Trient 1973, S. 48.
  34. Un’escursione nel passato – L’Irredentismo: la storia. In: sat.tn.it. Società degli Alpinisti Tridentini, 4. Juli 2022, abgerufen am 5. April 2024 (italienisch).
  35. Michael Wedekind: La politicizzazione della montagna: borghesia, alpinismo e nazionalismo tra Otto e Novecento. Fußnote 34 S. 28–29.
  36. Bergsteiger (Hrsg.): Touren & Regionen: die Brenta. Band 07/2023. Bruckmann Verlag GmbH, München, S. 50 ff.
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  41. Horst Wels: Großer Führer durch die Brenta-Gruppe (= Dolomiten-Kletterführer). 3. Auflage. Rother, München 1975, ISBN 3-7633-2306-6, S. 42.
  42. Walter Pause, Jürgen Winkler: Im extremen Fels: 100 Kletterführen in den Alpen. 2., neubearb. Auflage. BLV-Verlagsgesellschaft, München Bern Wien 1977, ISBN 3-405-11742-9, S. 126.
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