Eduard Richter

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Eduard Richter
Salzburg, Mönchsberg, Richterhöhe, Denkmal Eduard Richter (1907)[Anm. 1]

Eduard Richter (* 3. Oktober 1847 in Mannersdorf am Leithagebirge, Niederösterreich; † 6. Februar 1905 in Graz, Steiermark) war ein österreichischer Geograf, Historiker, Gletscherforscher und Alpinist.

Richter wuchs in Wiener Neustadt auf, der Heimat seiner Mutter und dem Wohnort der Großeltern mütterlicherseits, nachdem sein Vater, ein Justitiar und kaiserlicher Verwalter, 1848 verstorben war.

1866 begann er ein Studium der Germanistik an der Universität Wien. 1867 wird er von der Mutter vom Militärdienst freigekauft, beendet das Germanistikstudium und beginnt ein Geschichts- und Geologiestudium.[1] Theodor von Sickel (1826–1908) erwirkte 1869 die Aufnahme in das k.k. Institut für österreichische Geschichtsforschung, dem Richter als ordentliches Mitglied bis 1871 angehörte. 1870 legte er die Lehramtsprüfung in Geographie und Geschichte für die Mittelschule ab. 1870/71 bereitete er sich auf die Institutsprüfung vor, für die eine Art Dissertation (Institutsarbeit) über ein frei gewähltes Thema einzureichen war. Richter machte, ganz unbeeinflusst durch Sickel, die österreichischen Besitzungen des Bistums Freising zum Gegenstand einer historisch-geographischen Untersuchung, die den Beifall der prüfenden Betreuer fand. Albert Jäger (1801–1891), der Begründer des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, ermunterte den Probanden, sich für österreichische Geschichte zu habilitieren. Da die Aussichten für dieses Fach damals nicht günstig schienen und Sickel, dessen Hilfe entscheidend gewesen wäre, sich in der Sache kühl und ablehnend verhielt, fasste Richter das Habilitationsverfahren nicht weiter ins Auge und unterließ es auch, sich um das Doktorat zu bewerben. Er wandte sich der bescheideneren, jedoch sicheren Laufbahn eines Gymnasiallehrers zu und war auf Vermittlung von Friedrich Simony (1813–1896), bei dem er bereits Geologie studierte, ab 1871 (bis 1886) Gymnasialprofessor in Salzburg.[2] Eduard Richter war Mitglied der Wiener Burschenschaft Silesia.[3]

Von 1883 bis 1885 hatte Richter den Vorsitz des Alpenvereins Sektion Salzburg inne und war Präsident des Zentralausschusses des DÖAV. Nachdem Richter im Juli 1885 den 1871 versäumten Doktor (der Philosophischen Fakultät) nachgeholt hatte, wurde er am 6. Februar 1886 zum ordentlichen Professor für Geografie an der Universität Graz ernannt [4] – und in einem großen Feierakt am 17. April 1886 aus Salzburg verabschiedet.[5] Im Jahr 1886 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

1898/99 war Eduard Richter Rektor der Universität Graz, von 1898 bis 1900 Präsident der internationalen Gletscherkommission, und 1902 wurde er wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Richter widmete sich vor allem der Geomorphologie des Hochgebirges und der Seenkunde, wirkte in der Glaziologie (Gletscherforschung). Unter anderem berechnete er die Größe von 1012 Gletschern der Ostalpen und schuf eine Art Gletscherlexikon. Hierbei gab er Impulse zur Gründung des Gletschermessdienstes im Alpenverein.[6] Er leitete die Vorarbeiten für den „Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer“, mit dessen Herausgabe er von der Akademie der Wissenschaften betraut worden war.[7] Der erste Band, Salzburg, Oberösterreich, Steiermark, erschien ein Jahr nach seinem Tod.[8]

Eduard Richter heiratete 1872 Juli von Frey, die einzige Tochter aus der Ehe Carl von Freys mit seiner Gemahlin Anna Gugg und Besitzer des Freyschlössls. Juli von Frey verstarb allerdings bereits 1873 bei der Geburt ihrer Tochter. 1877 ehelichte er Luise Seefeldner († 1913), aus dieser Ehe gingen drei Töchter hervor, u. a. seine Tochter Bertha (1881–1970)[9], diese ehelichte in den 1920er Jahren in Bozen den Historiker Leo Santifaller und legte eine Reihe namenkundlicher Studien vor allem zum ladinischen Dolomitenraum vor.[10]

Werke (Auswahl)

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II. Schlieferspitze. In: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1872, (Band III), S. 281–286,
III. Ordnung des Führerwesens in Prägraten. In: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1872, (Band III), S. 286–291,
IV. Umbalthal und Dreiherrenspitze. In: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1872, (Band III), S. 292–299,
V. Versuch auf die Daberspitze und Besteigung der Röthspitze (Welitz). In: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1872, (Band III), S. 299–307,
VI. Besteigung des Hochgall. In: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1872, (Band III), S. 307–316.

Auszeichnungen, Ehrungen

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Einzelnachweise

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  1. Wissenschaftskalender: Portrait des Tages – "Eduard Richter" (6. Februar)
  2. Lukas: Eduard Richter, S. 126 f.
  3. Günther Berka: 100 Jahre Deutsche Burschenschaft in Österreich. 1859–1959. Graz 1959, S, 56.
  4. Lukas: Eduard Richter, S. 131.
  5. Die Richter-Feier in Salzburg. In: Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1886, (Band XII), S. 100 ff. (Online bei ALO).
  6. Bergauf_2_2016. In: alpenverein.at. S. 6-7, abgerufen am 13. Dezember 2016.
  7. OBV.
  8. OBV.
  9. Deutsche Biographie: Namenseintrag zu Bertha Richter
  10. Hannes Obermair: Leo Santifaller (1890–1974). Von Archiven, Domkapiteln und Biografien. In: Karel Hruza (Hrsg.): Österreichische Historiker 1900–1945. Lebensläufe und Karrieren in Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei in wissenschaftsgeschichtlichen Porträts. Wien: Böhlau 2008, S. 597–617, Bezug S. 603f.
  11. a b Widmann: Dr. Eduard Richter, S. 17.
  12. Widmann: Dr. Eduard Richter, S. 18.
  1. Enthüllt am 15. September 1907. – Georg Kollm (Hrsg.): Verhandlungen des sechzehnten Deutschen Geographentages zu Nürnberg vom 21. bis 26. Mai 1907. Verhandlungen des Deutschen Geographentages, Band 16. Reimer, Berlin 1907, OBV, S. 22.