Breviarium extravagantium

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Breviarium extravagantium (auch Compilatio I) ist eine Kanones-Sammlung, die von Bernhard von Pavia 1187 oder kurz danach angelegt worden ist.

Quellen, Inhalt und Struktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Breviarium enthält ungefähr 900 Kanones, von denen über 500 den Dekretalen Alexanders III. entnommen sind. Weitere von Bernhard verwendete Rechtsquellen sind Dekretalen anderer Päpste, Beschlüsse von Konzilien und das römische Recht. Im Vergleich zu anderen Dekretalensammlungen enthält die Sammlung viel römisches Recht und viel vorgratianisches (d. h. vor dem Decretum Gratiani in Sammlungen aufgenommenes) Kirchenrecht. Das Breviarium ist in fünf Bücher eingeteilt, die jeweils unterschiedlichen Rechtsmaterien gewidmet sind: kirchliches Verfassungsrecht, römisch-kanonischer Prozess, das Recht des Klerus (Weihe, Kirchenbesitz, Benefizien), Eherecht und Strafrecht. Als Merkhilfe für die Gliederung sind seit dem Mittelalter die Stichworte iudex – iudicium – clerus – connubium – crimen üblich. Die Sammlung wurde von der zeitgenössischen Rechtswissenschaft stark benutzt und daher auch glossiert. Das Breviarium diente als Modell für jüngere Dekretalensammlungen, die insbesondere die Gliederung in fünf Bücher übernahmen. Zusammen mit vier weiteren Sammlungen gehört es zu den Quinque compilationes antiquae und wird als älteste derselben auch Compilatio prima (Compilatio I) genannt.

  • Breviarium extravagantium. In: Emil Friedberg (Hrsg.): Quinque compilationes antiquae, nec non Collectio canonum Lipsiensis. Ad librorum manu scriptorum fidem recognovit et adnotatione critica. Tauchnitz, Leipzig 1882, S. 1–65 (archive.org [abgerufen am 27. Juni 2022]).
  • In: Robert Somerville, Bruce Clark Brasington: Prefaces to Canon Law Books in Latin Christianity: Selected Translations, 500–1317. 2. Auflage. Catholic University of America Press, Washington 2020, S. 197. [Bernhards Vorwort]