British Watercolours

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die British Watercolours (deutsch: britische Aquarellmalerei) umfasst eine wichtige epochenübergreifende Maltechnik, die vom Klassizismus, Romantik über den Realismus bis zum Vor-Impressionismus ihre Blütezeit hatte. Sie dauerte etwa von 1750 bis 1900.[1]

Aquarellfarbe besteht aus pulverisierten, in Wasser löslichen Pigmenten. Sie hebt sich von dem kräftigen Impasto und der Lasierung der Ölmalerei wesentlich ab. Das auf die Bildoberfläche auftreffende Licht dringt auf den weißen Malgrund in das Papier durch. Es wird auf demselben Wege zurückgeworfen. Die Farbe wird dadurch aufgehellt. In der Malerei spricht man daher von einer gewissen Leichtigkeit, von ihrem frischen, natürlichen Charakter – diese Wirkung ist schon seit dem 16. Jahrhundert bekannt.[2] Genau diese sich hieraus entwickelnde Atmosphäre ist ihr Wesensmerkmal – am bekanntesten aus dieser Periode sind die Gemälde von Joseph Mallord William Turner.[3] Hinzu kam der Vorteil, dass im Gegensatz zur Öltechnik mit ihren Trocknungsphasen und der abschließenden Oberflächenkonservierung nach dem letzten Pinselstrich das Bild fertig war.

Anwendung und Verbreitung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl im Mittelalter schon in ganz Europa für die Illustrationen von Büchern bekannt, geriet diese Technik fasst in Vergessenheit. Die Wasserfarben wurden dann nachweislich erstmals von Albrecht Dürer und Rembrandt van Rijn für die Erstellung von Skizzen ihrer späteren Gemälde angewandt. Im frühen siebzehnten Jahrhundert wurde diese Technik von britischen Malern für Landschaftsbilder genutzt.[4] Auch kopierten britische Wasserfarbenmaler Ölgemälde – am bekanntesten ist der deutsche Maler Philip Hackert (1737–1807). Zu den Reisenden jener Zeit zählten auch Richard Payne, Charles Gore und Thomas Hearne, John Robert Conzen und Pauls Sandby. Sie standen für eine Verfeinerung der Maltechnik, wohingegen J.M.W. Turner zum Visionisten aufstieg. Auf dem Kontinent kam dieser Technik nicht dieselbe Bedeutung zu, zumal man dort mehr zur Öltechnik neigte.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wuchs die Zahl der Wasserfarbenmaler. Sie organisierten sich in gemeinsamen Ausstellungen. Allerdings sind viele Gemälde wegen der schlecht angemischten Pigmente verloren gegangen. Die Bilder in der Wasserfarbentechnik wurden nun zusehends größer und bekamen den gleichen Stellenwert wie Ölgemälde.

Nach Waterloo und dem Ende der Kontinentalsperre entdeckten reiselustige britische Maler die Schönheit und Faszination europäischer Landschaften von Calais bis zum Mittelmeer und schufen Abbilder davon. Hier spricht man auch von einem „Britischen Charakter“ in der Art der Darstellung. Diese Maler werden auch als die neue Generation bezeichnet. Hierzu zählen Namen wie Joseph Mallord William Turner,[5] Samuel Prout,[6] William James Müller,[7] und John Augustus Atkinson.[8]

Ihre Art der Darstellung fing die Geschwindigkeit und die Dynamik des Geschehens und die Naturgewalten von Wolken und Wind sowie die Kraft des Wassers ein. Auch wurden der Mensch und seine Arbeit thematisiert.[Anm. 1][9][10] Nun ging man in der Darstellung dazu über, die Konturen zu verwischen und die Farbgebung dem Charakter anzupassen.[11][12][13] Im Gegensatz hierzu wurden von einigen Malern die chromatographischen Effekte verfeinert und damit eine Wirkung erzielt, die der Ölmalerei sehr nahe kommt.

Die Wasserfarbentechnik wurde zusehends für Landkartenkolorierung, Karikaturen und Figurendarstellung herangezogen. Um 1850 trat Fotografie in den Vordergrund.[Anm. 2] Durch Wanderausstellungen und Museen versuchte man diese Kunst an das breite Publikum heranzuführen. Die Britische Watercolour Society besteht weiterhin fort, sie pflegt ihre über 260 Jahre anhaltende Tradition.

Bonington und sein Wirken in Frankreich

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der in Frankreich am bekanntesten seiner Art war Richard Parkes Bonington. Er hatte seine zweite Lebenshälfte in Frankreich zugebracht und war bis zum Mittelmeer nach Venedig gereist. 1824 gewann er neben seinem Landsmann und Öl- und Wasserfarbenmaler John Constable[14] die Goldmedaille beim Salon im Louvre.[Anm. 3] Dies hatte weitreichende Auswirkung. Zunächst wurde sein schon nahezu impressionistischer Malstil sehr beachtet. Beide Maler waren wegen ihrer Freilichtmalerei berühmt. Die französischen Maler Paul Huet und Eugène Delacroix hatten ihn schon 1816 kennengelernt.[15] Der letzte Anstoß sollte dann wiederum von der Ölmalerei eines John Constable ausgehen. Diese beiden Impulse alleine genügten, die Schule von Barbizon[Anm. 4] entstehen zu lassen, welche dann der Wegbereiter für den Impressionismus sein sollte.[Anm. 5] Auch in England sollte Bonington viele Nachahmer seiner leichten und luftigen Art der Darstellung finden.

Old Watercolour Society

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1804 erfolgte die Gründung der Watercolour Society. Von Kunsthistorikern wird sie gerne als „Englische Wasserfarbenschule“ bezeichnet. Das mag der Versuch einer begrifflichen Zusammenfassung sein, trifft es aber nicht im Kern. So bekannte Namen wie Blake, Constable, Conzen und Turner, fester Bestandteil des damaligen Geschehens, erstellten ihre Gemälde außerhalb der Einflusssphäre der Watercolour Society. Für viele junge Künstler war die Wasserfarbentechnik neu und ihr Potential war auch groß und wurde eben von dieser Gesellschaft angezogen.

Liste ausgewählter britischer Wasserfarbenmaler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dabei handelt es sich nicht nur um solche, die sich der Wasserfarbenmalerei bedient hatten, sondern es sind auch solche Künstler mitaufgenommen worden, die in der Tafelmalerei nach der Ölfarbentechnik gearbeitet hatten:

Literatur (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • British Watercolours in the Victoria and Albert Museum. An Illustrated Summary Catalogue of the National Collection. Sotheby Parke Bernet, 1980.
  • Lesslie Parries, Ian Fleming-Williams und Conal Shields: Constable – Paintings, Watercolours & Paintings, The Tate Gallery, 1976.
  • John Baskett und Snelgrove Dudley: English Drawings and Watercolours 1550–1850 in the Collection of Mr. and Mrs. Paul Mellon. Ausstellungskatalog. Einführung von Graham Reynolds. Pierpont Morgan Library, New York 1972.
  • Jane Bayard: Works of Splendor and Imagination: The Exhibition Watercolor, 1770–1870. Ausstellungskatalog. Yale Center for British Art, New Haven 1981.
  • John Lewis Roget: A History of the „Old Water-Colour“ Society. 2 vols. Longmans, Green, London 1891. Reprint (2 vols. in 1). Clopton, Woodbridge, Antique Collectors’ Club, Suffolk 1971.
  • Andrew Wilton: British Watercolours, 1750 to 1850. Phaidon, Oxford 1977.
  • Yale Center for British Art. Selected Paintings, Drawings & Books. Foreword by Paul Mellon. Yale Center for British Art, New Haven 1977.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Victoria and Albert Museum: British Watercolours 1750–1900. Abgerufen am 11. April 2015.
  2. Willox, Scott: British Watercolours – Drawings of the 18th and the 19th Centuries from the Yale Center for British Art. Orbis, London 1985.
  3. Andrew Wilton, Anne Lyles: The Great Age of British Watercolours, 1750 to 1870. The Royal Academy of Arts London / Prestel Verlag, München 1993.
  4. Phillips Koninck: Landscape with a River an Distant Hills. British Museum, London.
  5. Shipping Scene, etwa 1810
  6. The Beach of Hastings, etwa 1815/1820
  7. Gebirgswasserfall, etwa 1841/1842
  8. Fishermen Putting out to Sea
  9. Harvest Field, Peter de Wint
  10. Pile Drivers, Rouen um 1821/1822, erstellt in Wasserfarbentechnik und als Zeichnung auf Velinpapier, Richard Parkes Bonington
  11. Clipper in a High Sea, erstellt 1827, Ricard Parker Bonington.
  12. A Windy Day: Boats in a Gale, George Chambers, nach 1827.
  13. Study of clouds from Hampstead, John Constable, erstellt 1830.
  14. John Constable gehörte eher zu den Ölmalern und das Aquarell war eher Hilfsmittel.
  15. Hans-Peter Bühler: Die Schule von Barbizon. Verlag F. Bruckmann, München 1979.
  1. Zu dem Bild Pile Drivers, Rouen gibt es eine Grafik auf blauen Büttenpapier Velinpapier. Wahrscheinlich wurde zunächst mit Hilfe von einer Skizze das Thema festgehalten und dann die Arbeit in Wasserfarbentechnik umgesetzt.
  2. Im Jahre 1826 war durch Joseph Nicéphore Nièpce das Helio-Verfahren entwickelt worden. etwa zehn Jahre bestanden die Techniken im Wesentlichen. Damit bekam die Malerei die Konkurrenz der freien Objektwahl und der Vervielfältigung.
  3. John Constable nimmt in der Geschichte der Malerei eine Schlüsselfunktion ein. Die Wasserfarbenmalerei war von ihm vornehmlich eher für Studienzwecke genutzt worden. Zu seinen Lebzeiten wurden auch nur wenigen Bilder in Wasserfarbentechnik ausgestellt.
  4. Die Schule von Barbizon ist eine Fehlbeschreibung und Fehlinterpretation. Es trifft eher der Ausdruck Künstlerkolonie von Barbizon zu. Denn es hat weder eine Schule noch eine Akademie gleichen Namens existiert. Allerdings zogen die Meister mit ihren Schülern ins Freie und erteilten ihren dort Ratschlag und Hilfestellung. Der Begriff „The Barbizon School of Painters“ wurde von dem englischen Schriftsteller und Journalisten David Croal Thompson geprägt; anfangs nannte man diese Bewegung „Schule von 1830“. Das Leben spielte sich zwischen der „Auberge Ganne“ in Barbizon, der „Auberge de Cheval Blanc“ und dem Gasthaus „Lion Noir“ in Chailly-en-Bière sowie der „Auberge de la Mère Anthony“ in Marlotte und der Natur ab.
  5. Hier wird zwischen dem französischen, niederländischen und deutschen Impressionismus unterschieden.